Die Luft war bei den Wartburgstädtern raus

Die Luft war raus! Der ThSV Eisenach hatte nach einer Serie von zehn Spielen ohne Niederlage (dabei neun Siegen), mit einem 33:25-Erfolg zu Wochenmitte über den TV Korschenbroich, die für den Sprung in die neue eingleisige 2. Handballbundesliga erforderlichen Pluszähler erobert.

Am vorletzten Spieltag der Saison, am Ende einer englischen Woche, gastierten die Wartburgstädter beim Tabellenführer TV Hüttenberg. Die Mittelhessen feierten in der mit 1600 Zuschauern (darunter Rainer Dotzauer, viele Jahre «Mr. Handball» beim benachbarten Bundesligisten HSG Wetzlar) restlos ausverkauften Hüttenberger Sporthalle einen 36:22 (19:7)-Kantersieg über die Thüringer.

Jan Gorr, der Trainer des TV Hüttenberg, sprach im Überschwang von einer «sensationellen Leistung» und «einem auch in der Höhe völlig verdientem Sieg». Seine Schützlinge wucherten mit den sie im gesamten Saisonverlauf auszeichnenden Qualitäten, die sie an die Tabellenspitze und möglicherweise – die Entscheidung fällt am letzten Spieltag im Fernduell mit dem Bergischen HC – auf direktem Weg in die 1. Handballbundesliga führen.

«Wir haben Eisenach den Zahn schnell gezogen, da wir von Beginn gezeigt haben, dass heute kein Weg an uns vorbeiführt», betonte Jan Gorr. Der TV Hüttenberg traf an diesem Tag allerdings nicht auf den ThSV Eisenach der vergangenen Tage und Wochen. «Die Spannkraft war weg nach den vielen Wochen höchster Konzentration und dem Erreichen unseres Zieles am Mittwoch» unterstrich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Seine Mannschaft wirkte müde, sicherlich auch aufgrund der Feierlichkeiten zu Wochenmitte.

«Wir agierten viel zu passiv. Ich hätte mir schon mehr Gegenwehr gewünscht», erklärte der Isländer. Mehr Gegenwehr hätten sich auch die über 100 mitgereisten ThSV-Anhänger gewünscht, die ihre Mannschaft trotz des frühzeitigen klaren Rückstandes bis zu letzten Sekunde anfeuerten und nach dem Abpfiff mit reichlich Beifall verabschiedeten. «Ich war über 60 Minuten von unseren Fans begeistert. Deren Leidenschaft fehlte an diesem Tag in unseren Reihen auf dem Parkett. Da fehlte der nötige Biss. Auch daraus gilt es Lehren zu ziehen. Der TV Hüttenberg dokumentierte, weshalb er völlig verdient an der Tabellenspitze steht», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. Eigentlich zeigte auf Eisenacher Seite nur Eryk Kaluzinski den richtigen Biss. Auf das Konto des Rückraumspielers ging die Hälfte aller Eisenacher Treffer! Die beiden Schlussleute Radek Musil und Stanislaw Gorobtschuk wurden von ihren Vorderleuten nahezu völlig im Stich gelassen, sahen sich mehrfach frei vor ihnen auftauchenden Hessen gegenüber.

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Die Eisenacher Spieler entschuldigten sich nach dem Duschen bei den Fans für ihre schwache Vorstellung. «Letztlich eine hohe, aber nahezu völlig schmerzfreie Niederlage», so der Tenor in der blau-weißen Fangemeinde. Am kommenden Samstag, 21.05.2011 wollen Mannschaft und Fans im Heimspiel gegen den HC Erlangen (Anwurf 18.00 Uhr) den Abschluss einer erfolgreichen Saison feiern, mit dem 14. Heimsieg im 16. Heimspiel.

Die Eisenacher gingen zwar in Führung (0:1 Daniel Luther, 2.), doch ganz rasch übernahmen die Hausherren das Kommando, mit kompakter Abwehrarbeit sowie Power und Spielwitz im Vorwärtsgang. Die Großzahl der Hüttenberger Angriffszüge ging über die rechte Seite, von Florian Bilek abgeschlossen, wie beim Treffer zum 5:1 (8.). Kurz zuvor brachte Alexander Koke einen Siebenmeter nicht an Hüttenbergs Torhüter Matthias Ritschel vorbei. Fast jeder Wurf der Hessen saß. Eine Eisenacher Auszeit nach dem 8:3 (11.) und einige personelle Wechsel (Schiffner kam für Wöhler, Gorobtschuk für Musil) verpuffte ohne Wirkung. Zu bieder die Eisenacher, um den Spitzenreiter in Bedrängnis zu bringen. Hüttenbergs Schlussmann tauchte bei einem Girts-Lilienfelds-Ball ab und umgehend wurde der nächste Angriff zum 11:4 (16.) initiiert. Zwei nicht den Empfänger findende Zuspiele des eingewechselten Alexander Koke sind Ausgangspunkt für Tempogegenstöße der Hausherren zum 13:4 (19.). Eisenachs zaghafte Angriffsbemühungen zerschellen an der Hüttenberger Abwehrwand. Marc Langenbach traf zur erstmaligen 10-Tore-Führung 16:6 (25.) und die Eisenacher schienen die Halbzeitsirene herbeizusehnen. Mit Kontern aus dem Handball-Lehrbuch trafen die Hausherren zur 19:7-Halbzeitführung. Fünf Feldtore, dazu drei ausgelassene Strafwürfe (Koke, Heinemann 2) binnen dreißig Minuten auf Seiten des ThSV Eisenach, sprechen eine deutliche Sprache.

Auch nach der Pause stellte der Spitzenreiter die Kräfteverhältnisse klar. Nachdem Andreas Lex per Heber das 23:9 markiert hatte, gelang Eryk Kaluzinski nach 35 Minuten endlich der zehnte Treffer für die Gäste. Der TV Hüttenberg kombinierte nach Herzenslust, traf selbst in Unterzahl zum 28:13 (45.). Da konnte der ThSV Eisenach froh sein, dass Rückraumspieler Eryk Kaluzinski alte Shooter-Qualitäten auspackte. Gegen seine scharf und platziert abgezogenen Bälle war die Hüttenberger Defensive machtlos. Die Hausherren, schon in Feierlaune, brachten sämtliche Wechselspieler zum Einsatz und spulten locker ihr Pensum herunter.

Bei Livemusik und Biergarten feierte der TV Hüttenberg – nach der Verabschiedung von drei Spielern und zwei Mitstreitern aus der Geschäftsstelle – das letzte Heimspiel der Saison. Am nächsten Wochenende könnte dann die ganz große Feier bei den Mittelhessen folgen.

Statistik
TV Hüttenberg: Ritschel, Redwitz (ab 52.) – Andreas Lex (3), Laudt (2), Jezewski (2), Weber (3), Stefan Lex (6), Scholz (1), Schneider (4), Langenbach (1), Billek (7/2), Pausch (3), Stock (1), Faulenbach (2).
ThSV Eisenach: Eisenach: Musil, Gorobtschuk (14. bis 30.) – Trautvetter (1), Sklenak (2), Wöhler (1), Koke, Luther (2), Bitterlich, Kaluzinski (11/2), Adams, Schiffner (1), Langhans, Heinemann (4/2), Lilienfelds.
Siebenmeter: TV Hüttenberg: 3/2 – ThSV Eisenach 7/4
Zeitstrafen: TV Hüttenberg 5 x 2 Min. – ThSV Eisenach 4 x 2 Min.

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