Die Mutter aller Handballderbys in Mitteldeutschland steigt im Erzgebirge

Der ThSV Eisenach gastiert am Samstag beim EHV Aue/ Wartburgstädtern fehlt weiter eine komplette Rückraumreihe/ Aue weiter ohne Eric Meinhardt

Das Erzgebirge, die Region Aue, stecken im Derbyfieber. Im Fuß- und Handballderbyfieber. Die Fans des großen und kleinen runden Leders sind elektrisiert. Auch die auf Seiten der jeweiligen Gäste. In der 2. Fußballbundesliga empfängt Erzgebirge Aue am Sonntag, 26.02.2017 um 13.30 Uhr Dynamo Dresden. Tags zuvor, am Samstag, 25.02.2017 stehen sich um 17.00 Uhr in der Erzgebirgshalle Aue-Lößnitz um Punkte in der 2. Handballbundesliga der EHV Aue und der ThSV Eisenach gegenüber. Nicht nur ein Traditionsderby, sondern die Mutter aller Handballderbys in den Neuen Bundesländern!  Seit Jahrzehnten liefern sich der EHV (vormals Wismut) und der ThSV (vormals Motor) Eisenach rassige Duelle. Die Fans in beiden Lagern sind elektrisiert, werden für eine stimmgewaltige Kulisse sorgen. Der Gästeblock (und darüber hinaus) wird mit Blau-Weiß propenvoll sein. Drei vollbesetzte Fanbusse und unzählige PkW machen sich am Samstag aus der Wartburgstadt ins Erzgebirge auf, sodass das Eisenacher Team von 250 bis 300 eigenen Anhängern unterstützt wird.

Wir freuen uns auf die Neuauflage dieses Derbys, unterstreichen die Manager Karsten Wöhler (Eisenach) und Rüdiger Jurke (Aue).

Beide Vereine pflegen inzwischen freundschaftliche Kontakte. Während der 60 Spielminuten ist freilich der einsatzstarke Fight um die Punkte angesagt. Tickets noch an der Tageskasse!

Strategen von einst treffen sich
Zur Neuauflage treffen sich Strategen von einst schon am Vorabend: der Eisenacher Rainer Osmann (Spieler, Kapitän und Trainer), inzwischen im Handball-(Un)Ruhestand im Fränkischen, bei Trainerlehrgängen (auch in Thüringen, wie zuletzt in Behringen) sein hohes Fachwissen weitergebend, die Auer Georg Rotenburger (inzwischen in Österreich) und Rüdiger Jurke (der Außen, der nach seiner eigenen Laufbahn nun seit Jahren der „Macher“, der Manager des EHV Aue ist).

Novum: Kein Ex-Eisenacher beim EHV Aue
Erstmals seit mehreren Jahren wird kein Ex-Eisenacher im Aufgebot des EHV Aue stehen, weder als Spieler noch als Trainer. Alexander Urban, Timo Meinl, Karsten Lehmann, Zbynek Vesely und Radek Musil streiften sich das Spielertrikot über, Runar Sigtryggsson und Maik Handschke nahmen auf den Trainerbänken Platz. Für Maik Handschke kann nach nur kurzer Zeit das Vorzeitige Aus. Er begleitete von Juli bis November 2016 das Traineramt. „Ein guter Trainer, das hat er in Eisenach und Essen bewiesen, doch bei uns hat es nicht gepasst“, argumentiert Rüdiger Jurke. „Wir stehen nicht nur auf einem Abstiegsplatz, wir spielen auch wie ein Absteiger“, war sein markanter Satz. Das für Aue Ungewöhnliche wurde vollzogen, der 50-jährige Ex-Nationalspieler beurlaubt. Co-Trainer Stephan Swat übernahm. Vormittags im Referat Liegenschaften des Landratsamtes, nachmittags Cheftrainer des EHV Aue.

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EHV Aue: Erfolgsbilanz nach Trainerwechsel Ende November
Mit Stephan Swat auf der Kommandobrücke kehrte der Erfolg zurück. Die Bilanz ab jenen 28.11.2016 liest sich wie eine Erfolgsgeschichte: Aus den ersten 8 Spielen wurden 11 Punkte geholt. Der EHV Aue kletterte ins Tabellen-Mittelfeld, belegt aktuell den 10. Platz. Bei den DJK Rimpar Wölfen wurde am Doppelspielwochenende hauchdünn und unglücklich mit 27:28 verloren, zwei Tage zuvor im Heimspiel die SG Leutershausen mit 27:23 bezwungen. „Wir brauchen noch fünf oder sechs Siege, um uns aller Abstiegssorgen zu entledigen, um im sicheren Hafen einzulaufen. Wir brauchen also die Punkte mehr wie Eisenach“, erklärt Rüdiger Jurke mit Blick auf den Samstag. Sein Team muss weiterhin mit Eric Meinhardt auf einen ganz wichtigen Spieler verzichten. „Er  ist nicht nur der Regisseur und Spielführer, er ist auch außerhalb des Parketts der Kapitän“, unterstreicht Rüdiger Jurke. Der junge 20-jährige Dadi Runarsson ist überaus erfolgreich in die Rolle des Spielgestalters geschlüpft. Der ist allerdings mit Eisenach verbandelt. Sein Papa Runar Sigtryggson, von 2012 bis 2016 Coach in Aue, war von 2005 bis 2006 erst als Spieler, dann als Trainer beim ThSV Eisenach, sitzt jetzt auf der Bank von Erstbundesligist HBW Balingen-Weilstetten. Im Aufgebot des EHV Aue natürlich auch Top-Torjäger Marc Pechstein (132 Saisontore, Platz 6 der Torjägerliste der Liga) und der vom SC DHfK Leipzig gekommene Rückraumspieler Gregor Remke, eines der größten deutschen Handballtalente.

ThSV-Coach Christoph Jauernik erwartet einen knappen Spielausgang
„Wir haben das Spiel gegen Bad Schwartau analysiert, inzwischen abgehakt, fahren nach Aue, um uns dort die Punkte zu holen“, erklärt Eisenachs Keeper Stanislawe Gorobtschuk. „Derbys stehen außerhalb normaler Einordnung“, vermerkt Christoph Jauernik, der Coach des ThSV Eisenach, vor dem Handball-Evergreen am Samstag.

Ich erwarte ein offenes Spiel, indem Kleinigkeiten oder gar nur Nuancen den Ausschlag geben. Unsere Partien am Doppelspieltag waren so. In Nordhorn ist uns alles geglückt, im Heimspiel gegen Bad Schwartau ist uns nicht alles geglückt, befindet Christoph Jauernik. Wir haben die Partie gegen den VfL Bad Schwartau ausgewertert, die spielentscheidenden Momente und Verbesserungsmöglichkeiten herausgearbeitet, berichtet der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber.

Während der Trainingseinheiten der Woche sei intensiv an der Feinabstimmung gearbeitet worden. Was bleibt, ist die Aussage mit Blick auf die Personalsituation: Wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis. Und das gilt nicht nur für den Rückraum, wo mit Daniel Luther, Marcel Schliedermann und Jonas Richardt eine komplette Rückraumreihe bis zum Saisonende fehlt. Als im Heimspiel gegen den VfL Bad Schwartau eingangs der Schlussviertelstunde Nicolai Hansen nach der dritten Zeitstrafe vollends vom Parkett musste, damit ein wichtiger Mann im Deckungs-Innenblock nicht mehr dabei war, stand die Abwehr nicht mehr so kompakt. Auf Abwehrstabilität als Grundstein des Erfolges legt der ThSV Eisenach großen Wert. Das ist im bisherigen Saisonverlauf auch überwiegend gelungen. „Damit konnte manche Angriffsschwäche kompensiert werden“, so Christoph Jauernik. Abwehrstabilität soll auch in der Erzgebirgshalle das Fundament werden. Aber auch die Gastgeber setzen auf Abwehrstabilität, variieren zwischen einer 6:0- und 5:1-Deckung. Kreativität ist in der Eisenacher Offensive gefragt. Personell wird sich bei den Wartburgstädtern gegenüber dem Doppelspiel-Wochenende nicht viel ändern. Ein dickes Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Rechtsaußen Nick Heinemann, der mit einem bakteriellen Infekt im Hals kämpft. Erhält der Routinier vom Arzt kein „grünes Licht“, rückt Youngster Jonas Bogatzki in den Kader, dessen Kapselverletzung im rechten Daumen (im Jugendbundesligaspiel zugezogen) abgeklungen ist. Im Kader natürlich auch Tom Lielais, der 20-jährige Neuzugang von der SG Flensburg-Handewitt, der erst an das Team herangeführt werden und für Verschnaufpausen von Matthias Gerlich und Olafur-Bjarki Ragnarsson sorgen soll. Bei Willy Weyhrauch werden Fortschritte vermeldet. Der im Sommer von den Füchsen Belin unter die Wartburg gewechselte junge Rechtsaußen konnte verletzungsbedingt keine Zweitbundesliga-Minute absolvieren. „Seine Trainingsumfänge nehmen zu, leichte Kontaktsituationen inklusive. Wir hoffen auf ihn im März“, schildert Christoph Jauernik. Sein weiterer Bericht aus dem Lazarett: Kapitän Daniel Luther befindet sich nach seinem Achilessehenriss in planmäßiger ärztlicher Behandlung. Jonas Richardt absolviert nach seiner Schulterverletzung Aufbautraining, Der einen schweren Autounfall erlittene Marcel Schliedermann hält sich zur stationären Physiotherapie in Hamburg auf.

Eintrittskarten auch an der Tageskasse – mdr bietet Livestream
Der mdr wird per Livestream unter mdr.de/sport berichten. In der Sendung „Sport im Osten“ am Sonntag ist ein 3-minütiger Nachbericht vorgesehen. Doch „Live ist Live“. Auch Kurzentschlossene werden Eintritt finden, Tickets sind an der Tageskasse erhältlich“, lässt Rüdiger Jurke, Geschäftsführer des EHV Aue, wissen.

Foto: ThSV-Linksaußen Adrian Wöhler hat schon einige Derbys mit dem ThSV Eisenach bestritte.

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