Die starken Individualisten des Toptitelfavoriten gaben den Ausschlag

Die Überraschung blieb aus. Zum Auftakt in die Premierensaison der neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga der Männer unterlag der ThSV Eisenach nach respektabler Leistung beim Topfavoriten auf den Titel und den Aufstieg, bei GWD Minden mit 28:33 (15:18). «Wir haben die Partie im Abwehrverband verloren», lautete die Uraschenforschung von Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
Der Aktionsradius der starken Mindener Individualisten Dalibor Doder (7 Treffer) und des 2,08-Meter-Hünen Nenad Bilbija (9) konnten nicht eingeengt werden. «Uns gelang es einfach nicht, den Spielfluss des Kontrahenten zu unterbinden», merkte Adalsteinn Eyjolfsson kritisch an. Besonders im Deckungsinnenblock wurde der gesperrte Daniel Luther schmerzlich vermisst. Adalsteinn Eyjolfsson probierte alle möglichen personellen Varianten, ohne die erhoffte Resonanz. Das hatte sicherlich aber auch mit der Klasse auf der Gegenseite zu tun.
Der erst wenige Tage vor dem ersten Punktspielpfiff verpflichtete Duje Miljak deutete seine Qualitäten an, «doch wir brauchen noch Zeit, um ihn zu integrieren», betonte Adalsteinn Eyjolffson. Bei Ballbesitz überzeugten die Wartburgstädter mit gut strukturierten Angriffsaktionen. Pferdefuß, das Überzahlspiel ist weiterhin verbesserungsbedürftig. «Bei Überzahl haben wir einfach schlecht gespielt und auch schlecht geworfen», bekannte ThSV-Coach Adalsteinn Eyolfsson. GWD Minden, mit einem für Zweitligaverhältnisse mehr als üppigem Etat von 2, 4 Millionen Euro (im Vergleich, der ThSV Eisenach mit 980.000 €) wechselte nach Wiederanpfiff vor 1700 Zuschauern resolut auf die Siegerstraße, traf zum 22:17 (36.) und 24:19 (44.). Pech für die Thüringer, das in dieser Phase zwei Bälle (Skelank, Wöhler) nur am Holz landeten. «In den ersten zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit gestatteten wir den Eisenachern nur sieben Tore», bilanzierte Ulf Schefert, der Coach von GWD Minden, der seinem Rückraum mit 24 Torerfolgen die Bestnote zuerkannte. Beim 29:22 (50.) war der fest eingeplante Doppelpunktgewinn für das «Projekt Aufstieg» bei den Hausherren unter Dach und Fach. Der ThSV Eisenach bewies in der Schlussphase Moral und Charakter, stockte seine eigene Trefferausbeute beherzt auf. Kapitän Benjamin Trautvetter vollendete einen der im gesamten Spielverlauf vielen sehenswerten Spielzüge zum 25:29 (aus ThSV-Sicht, 57.). «Wir werden an der Integration unserer Neuzugänge mit Hochdruck arbeiten. Ich bin mir sicher, wir können mit jeder Mannschaft der Liga mithalten», erklärte Adalsteinn Eyolfsson selbstbewusst. In der Presselandschaft im Bereich von GWD Minden waren die Eisenacher als potentieller Abstiegskandidat genannt worden….

Tomas Sklenak setzt die ersten «Duftmarken»
Bei hochsommerlichen Temperaturen vor und in der Kampa-Halle, in der im Mai 2004 das Ende des siebenjährigen Intermezzo des ThSV Eisenach in der 1. Bundesliga durch die Hausherren besiegelt wurde, begannen die Thüringer ausgesprochen couragiert. Die ersten «Duftmarken» setzte Regisseur Tomas Sklenak, der eine Freiwurfablage nach 50 Sekunden zum 0:1 einschmetterte, unverhofft zum 3:3 (5.) und 4:5 (7.) abzog. Viel Bewegung im Eisenacher Spiel, Girts Lilienfelds netzte zum 4:6 (9.). ein. Die Antwort der Hausherren kann durch deren Balkan-Riesen der binnen 25 Sekunden zum 6:6-Ausgleich einhämmerte (10.). Evars Klesniks, der Ex-Eisenacher und derzeitige Kapitän von GWD Minden, inzwischen 30-jährig, tankte sich zum 7:6 (11.) durch. Nach Regelwidrigkeit an Benjamin Trautvetter versenkte Tomas Sklenak den fälligen Strafwurf zum 7:7 (11.). Das war zugleich der letztmalige Gleichstand. Dalibor Doder, der schmächtig wirkende jedoch mit allen Handball-Wassern gewaschene torgefährliche Spielgestalter von GWD Minden öffnete seine Trickkiste, passte das Leder zu seinen Mitspielern oder zog selbst erfolgreich ab. Der 31-jährige Schwede ist das Herzstück seines Teams und bekam, Dank der gut gefüllten Geldschatulle, mit dem 27-jährigen Nenad Bilbija (zuletzt in Spanien bei Pevafersa Valladoid) seinen Wunschpartner. In Überzahl spielten die Eisenacher Adrian Wöhler auf Linksaußen frei, doch er scheiterte an Mindens Schlussmann Jens Vortmann (Neuzugang vom DHC Rheinland). Im Gegenzug traf Aljoscha Schmidt zum 9:7 (15.). Eryk Kaluzinski gelang der zweimalige Anschlusstreffer. Dann «vernaschte» Dalibor die ThSV-Abwehr zum 12:10 (19.), stand ThSV-Keeper Radek Musil bei einer weiteren Bilbija-Fackel auf verlorenem Posten (14:10, 22.). Adalsteinn Eyjolfsson, der Eisenacher Coach, versuchte es nun mit Roel Adams, Duje Miljak und Eryk Kaluzinski gemeinsam in der Deckung, brachte mit Stanislaw Gorobtschuk seinen zweiten Torhüter. Das fruchtete zunächst. Die Eisenacher eroberten sich das Leder; der schnelle Girts Lilienfelds zog aus der Bewegung präzise ab und Nick Heinemann startete zum Tempogegenstoß durch (15:14, 28.). Im Mannschaftsspiel dem Aufstiegsanwärter zumindest ebenbürtig, nutzte Benjamin Trautvetter eine Ballstafette zum 15. Treffer seines Teams (16.!5, 29.). Unkonzentriertheiten der Eisenacher nutzte GWD Minden kurz vor der Halbzeitsirene kaltblütig zum 18:15.

Favorit setzt sich mit gestiegener Deckungsstabilität ab
Mit einer etwas offensiveren Deckung, insbesondere gegen Eisenachs Spielgestalter Tomas Sklenak, gingen die Hausherren in die zweite Spielhälfte. «Unsere Probleme in der Abwehr waren das Thema zur Halbzeitpause», berichtete GWD-Trainer Ulf Schefert. Seine Defensive stand nun wesentlich kompakter. «Das Zusammenspiel zwischen Torwart und Abwehr klappte wesentlich besser», bilanzierte Ulf Schefert. Der junge Christoph Steinert, jetzt auf der Klesniks-Position bei GWD Minden, kam im Vorwärtsgang so richtig in Fahrt, traf in Unterzahl (!) zum 21:17 (36.). Auf der Gegenseite bekam Benjamin Trautvetter ein Zuspiel nicht unter Kontrolle. GWD Minden erhöhte per Tempogegenstoß auf 22:17 (36.) und Eryk Kaluzinski kassierte noch eine Zeitstrafe. Die Eisenacher hielten aber weiter dagegen, auch wenn ihnen das Glück bei Holztreffern nicht hold war. Dieses hatten die Hausherren, Nenad Bilbja wuchtete einen Holzabpraller zum 24:19 (44.) ein. Sehenswert die Eisenacher Antwort, ein Zuspiel von Duje Miljak auf Benjamin Trautvetter zum 24:20 (45.). Die bärenstarken Individualisten des Aufstiegsfavoriten brachten den Sieg für ihre Farben jedoch in trockene Tücher. Schlitzohrig vollendete Dalibor Doder zum 26:20 (48.) und 28:22 (50.) für GWD Minden, während Eisenachs Angriffe verpufften. Aleksandar Svitlica, weiterer Neuzugang aus Spanien, erhöhte für die Hausherren auf 29:22 (50.). Für Mindens Carl-Johan Andersson war nach der dritten Zeitstrafe die Partie vorzeitig beendet (52.). Die Wartburgstädter bliesen zur Schlussoffensive. Torhüter Radek Musil parierte einen Siebenmeter von Aljoscha Schmidt (54.). Nick Heinemann, Girts Lilienfelds und Benjamin Trauvetter verkürzten bis auf vier Treffer. Das rief den Mann für die «einfachen Tore» auf den Plan, der mit seinem neunten Feldtor das Tornetz zum 31:26 zappeln ließ. Dann hatte GWD Minden auch noch einen Leckerbissen parat, mit dem Kempa-Treffer zum 32:27 (Doder zum fliegenden Steinert). Zwei Siebenmeter in den letzten Sekunden, auf jeder Seite einen, bildeten den Abschluss.
Etwa sechzig mitgereiste ThSV-Anhänger verabschiedeten ihr Team ob des couragierten Auftrittes mit viel Beifall.

Am kommenden Samstag nicht um Punkte am Ball
Die Partie des zweiten Spieltages, das Heimspiel gegen den TV Neuhausen, wurde auf den 30. 12. 2011 verlegt, sodass die Wartburgstädter am kommenden Wochenende nicht am Ball sind. Zum ersten Heimspiel der neuen Saison in der neuen Spielklasse gastiert dann am Samstag, 17.09.2011 der SV Post Schwerin in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Der Ticketverkauf in den Vorverkaufstellen in Eisenach und Waltershausen läuft diese Woche an.

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Statistik
GWD Minden: Vortmann, Persson; Anderson (2), Bartsch, Auerswald, Steinert (6), Heimdach, Südmeier (1), Schmidt (3/1), Svitlica (4/1), Doder (7), Klesniks (1), Bilbija (9)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (22.-40.); Trautvetter (4), Sklenak (8/4), A. Wöhler (4), Miljak, Bitterlich, Kaluzinski (4), Adams (1), Schiffner, Heinemann (3), Lilienfelds (4), Lindner

Siebenmeter: Minden 3/2; Eisenach 5/4

Zeitstrafen: Minden 7 x 2 Min., Rot für Andersson nach 3. ZS , 52.; Eisenach 4 x 2 Min.

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