Die Überraschung blieb aus

ThSV Eisenach muss Erstligist HC Erlangen in der 1. Pokal-Hauptrunde den Vortritt lassen / Wichtiger Prüfstein vor dem Punktspielstart  

Wie jedes Jahr, dem Punktspielstart in den Handball-Bundesligen war die 1. DHB-Pokal-Hauptrunde vorgeschaltet. Zum zweiten Mal findet diese im Final-Four-Modus an 16 Spielorten in Deutschland statt. Den ThSV Eisenach führte es ins Fränkische. In Erlangen fand das zweitägige Turnier 1 Süd mit den Drittligisten SG Nussloch und Bayer Dormagen (mit dem Ex-Eisenacher Alexander Koke als Spielertrainer), Zweitligist ThSV Eisenach und Erstligist HC Erlangen statt.

Die Favoriten lösten ihre Samstag-Aufgaben gegen die beiden Drittligisten, der ThSV Eisenach mit einem überaus souveränen 34:22 (21:10) über die SG Nussloch, der HC Erlangen mit einem 33:26 (16:12) über den TSV Bayer Dormagen. So kam es zum erwarteten Endspiel um den Einzug in die nächste DHB-Pokal-Runde zwischen dem HC Erlangen und dem ThSV Eisenach. Klar favorisiert, auch aufgrund des Heimvorteils, Erstbundesligist HC Erlangen. Beide Teams lieferten sich vor (offiziell) 614 Zuschauern  bei hochsommerlichen Temperaturen einen packenden Fight, überwiegend auf Augenhöhe. Die Entscheidung fiel erst auf den letzten Metern. Bis zur 52. Minute (22:19) war noch nichts geklärt. Das Endergebnis von 30:23 (14:9) spiegelt den Spielverlauf nicht wieder.

Die Einstellung unserer Mannschaft war top. Das Ergebnis fällt 3 bis 4 Tore zu hoch aus. Die Partie war im Hinblick auf die bevorstehende Punktspielsaison nochmals ein wichtiger Prüfstein,

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bilanzierte Eisenachs Manager Karsten Wöhler.

Wir spielten uns viele gute Torchancen heraus, vermochten diese aber nicht zu nutzen, brachten uns dadurch um den Lohn. Der HC Erlangen hat unsere Schwächen konsequent bestraft,

resümierte ThSV-Coach Christoph Jauernik, der auf seinen etatmäßigen Spielgestalter Olafur Bjarki Ragnarsson verletzungsbedingt verzichten musste. Daniel Luther übernahm recht passabel die Rolle auf der mittleren Aufbauposition. Der Ex-Kieler Nikolas Katsigiannis im Kasten des HC Erlangen entschied das Torhüterduell zu seinen Gunsten, parierte bis zum Seitenwechsel bereits 12 Bälle. Die Franken nutzten Eisenacher Fehler im Umkehrspiel um selbst zum knallhart abgeschlossenen Gegenstoß anzusetzen. Im Positionsangriff steht die Eisenacher Abwehr recht kompakt. „Da ließen wir nicht viel zu“, merkte Christoph Jauernik an. Er riskierte im Schlussgang viel, um die Partie noch herumzureißen, operierte mit 7 Feldspielern, darunter gleichzeitig drei Kreisspielern (Hansen, Niemeyer, Iffert), beorderte – um das spielerische Element zu beleben – Tomas Urban in den rechten Rückraum. Der HC Erlangen. mit dem vom SC Magdeburg gekommenen Ex-Nationalspieler Michael Haaß als Spielgestalter sowie den torhungrigen Rechtsaußen Ole Rahmel (8 Treffer) und Rückraumspieler Nikolai Link (7), traf im Umkehrspiel vom 22:19 (52.) zum 27:19 (56.).

Erstligist von Beginn einen Tick cleverer
Matthias Gerlich, Daniel Luther und Duje Miljak hieß der Eisenacher Rückraum zu Beginn der Partie gegen den HC Erlangen. Das Duett Daniel Luther – Nicolai Hansen „produzierte“ die ersten beiden Eisenacher Treffer zum 2:2 (6.). Respektlos trat die Abwehr der Wartburgstädter den Hausherren gegenüber – und sah sich gleich mit zwei Zeitstrafen bedacht. Beim Torwurf mussten die Jauernik. Schützlinge erkennen, dass Erlangens Schlussmann Nikolas Katsigiannis gegenüber dem Vortag eine deutliche Steigerung aufwies. Die Franken waren einen Tick cleverer. Beispiel gefällig? ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk wehrte einen Ball von Michael Haaß ab, leitete gleich den Gegenstoß ein, doch Erlangens Keeper fischt den Heber von Nicolai Hansen herunter und initiiert den eigenen Gegenstoß, den der wuchtige Rückraumspieler Nikolai Link erfolgreich abschloss (13.). Frühzeitig rief Christoph Jauernik zur „Neu-Justierung“, brachte neues Personal. Jonas Richardt und Matthias Gerlich netzten ein (6:8, 17.). Die Eisenacher kombinierten, doch beim Torwurf stand mehrfach  Erlangens Schlussmann im Wege. Gegen die Würfe von Matthias Gerlich blieb er freilich nur zweiter Sieger. Die Schlussphase der ersten Spielhälfte ging an die ihre Schlagzahl erhöhenden Franken, die vom 11:8 (24.) noch auf 14:9 zum Seitenwechsel erhöhten.

Nick Heinemann und Dirk Holzner besetzten zu Beginn der zweiten Halbzeit beim ThSV Eisenach die Außenpositionen. Mit neuem Elan waren die Jauernik-Schützlinge aus den Kaninen gekommen. Daniel Luther und Duje Miljak sorgten mit ihren Treffern für Raunen auf den Rängen. Dirk Holzner versenkte einen an Nicolai Hansen verursachten Siebenmter (36.), Eisenachs Keeper Jan-Steffen Redwitz blieb wenige Augenblicke später beim Sibenmeterduell mit Ole Rahmel Sieger (37.). Mit präziser Steilvorlage bediente er Dirk Holzner, der bis auf zwei Treffer verkürzte (16:14, 39.). Robert Andersson, der Coach des HC Erlangen, schmeckte das nicht, rief seine Crew an die Seitenlinie. Den klaren Worten ließen die Hausherren Taten folgen, auch vom Glück begünstigt, wie beim erfolgreichen Nachwurf von Michael Haaß (39.). Der am Spieltag seinen 23. Geburtstag feiernde Kreisläufer Marcel Niemeyer traf im Doppelpack (17:20, 44.). Erlangens Jonas Thümmler visierte von der Siebenmeterlinie dem bewegungslos verharrenden Eisenacher Torhüter Jan-Steffen Redwitz das Leder an den Kopf und sah folgerichtig die rote Karte (46.). Die Gastgeber stoppten fehlerhaft vorgetragene Gegenstoßversuche der Eisenacher mit Ballgewinnen und schalteten blitzschnell um. Ole Rahmel demonstrierte seine Gegenstoßqualitäten.  Wechsel im Eisenacher Rückraum blieben ohne die gewünschte Wirkung. Der HC Erlangen ließ nach dem 22:19 (52.) 5 Treffer in Serie  zur Spielentscheidung fallen (27:19, 56.) folgen.

ThSV Eisenach – HC Erlagen 23:30 (9:14)
Statistik
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Redwitz; Iffert, Wöhler, Luther (3), Gerlich (6/1), Miljak (3), Schliedermann, Hansen (2), Urban (1), Richardt (1), Holzner (3/2), Heinemann, Niemeyer (4)
HC Erlangen: Huhnstock, Katsigiannis (1); Theilinger (1), J. Link (1), Guardiola (5), Herbst, Haaß (2), Bissel, Rahmel (8/1), Stranovsky (4), Horak, N. Link (7), Thümmler (1/1), Sabljic
Siebenmeter: ThSV Eisenach 6/3 – HC Erlangen 5/2
Zeitstrafen: Th SV Eisenach 5 x 2 Min. / HC Erlangen 3 x 2 Min., Disqualifikation Thümmler (46.)
Schiedsrichter: Grobe/ Kinzel
Zuschauer: 614

Foto: Eisenachs Kreisläufer Marcel Niemeyer rackerte auch an seinem 23. Geburtstag, doch der HC Erlangen löste das Ticket für die nächste DHB-Pokal-Runde.