Dieses Mal nicht abgezockt genug 

Bildquelle: sportfotoeisenach – Eisenachs Jungnationalspieler Marko Grgic im Duell mit Erlangens Schlussmann Finn Zecher

ThSV Eisenach trennt sich vom HC Erlangen 26:26 (13:12) -Remis/ Nachricht von Lizenz ohne Auflagen machte schnell die Runde

Freudige Gesichter gab es beim ThSV Eisenach schon vor dem Anpfiff. Die Lizenzierungskommission der Handballbundesliga erteilte dem Thüringer Traditionsverein für die Saison 2025/2026 die Lizenz ohne jegliche Auflagen, ja sogar ohne jegliche Nachfragen. „Mein Dank geht an alle Beteiligten, Sponsoren, Steuerberater, Mitarbeiter der Marketing-GmbH und alle Fans. Wir können stolz darauf sein, dass wir zum zweiten Mal in Folge die Lizenz ohne Auflagen bekommen haben“, betonte Geschäftsführer Rene Witte. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir sind gesund aufgestellt, zurückblickend und vorausschauend“, fügte er hinzu. Der Etat für die nächste Saison werde etwas erhöht. Mit 23 Pluspunkten nach 25 absolvierten Punktspielen auf Platz 11 befindet sich der ThSV Eisenach auch sportlich in ruhigem Fahrwasser. 

Nichts für Handball-Feinschmecker 

„Spielerisch kein Leckerbissen, doch beide Mannschaften haben mental und kämpferisch alles gegeben, ihr Herz auf der Platte gelassen. Beide besaßen die Siegchance“, konstatierte Misha Kaufmann, der Coach des ThSV Eisenach, nach dem 26:26 (13:12) -Remis seines Teams gegen den HC Erlangen. „Unsere Mannschaft hat vorbildlich gekämpft und gefightet“, betonte Misha Kaufmann am Vorabend seines 41. Geburtstages und appellierte erneut an alle, demütig zu bleiben. Beide Trainer sprachen im Nachhinein von einer gerechten Punkteteilung.

sportfotoeisenach – Eisenachs Ivan Snajder auf dem Weg zu einem seiner 7 Treffer

„Wir waren in den Schlussminuten nicht abgezockt genug, uns fehlte die nötige Cleverness“, räumte Justin Kurch ein, der nach einer frühzeitigen (umstrittenen) zweiten Zeitstrafe gegen Marko Grgic (27. Min.) in der Abwehr gefordert war. Für die in Abstiegsnöten schwebenden Franken könnte der Punkt noch besonders wertvoll sein. Mit Rückraumspieler Viggo Kristjansson (14 Treffer aus 19 Versuchen) stand der überragende Mann des Abends in ihren Reihen. Die Verantwortlichen des HC Erlangen hatten tief in die Schatulle gegriffen, um den Linkshänder im Januar des Jahres vom SC DHfK Leipzig loszueisen. Als „Eisblock“ verwandelte er – von Pfiffen begleitet – sämtliche sechs seinen Farben zugesprochene Siebenmeter. „Wir wussten, was uns in dieser Halle erwartet. Als Gast ist es unfassbar schwer, hier zu spielen. Wir haben dagegengehalten“, erklärte ein freudig gestimmter Johannes Sellin, Trainer des HC Erlangen. 

Dass es keine Partie für Handball-Feinschmecker war, belegen Zahlen. Dem ThSV Eisenach unterliefen 17, dem HC Erlangen 12 technische Fehler. In anderen Statistiken hatten die Eisenacher bessere Werte. Keeper Matija Spikic parierte 11, seine Kollegen Dario Quenstedt und Finn Zecher auf der Gästeseite zusammen nur 6 Bälle. Eisenachs Wurfquote lag bei 67 Prozent, 26 Treffer aus 39 Versuchen, die des HC Erlangen nur bei 60 Prozent, 26 Treffer aus 43 Versuchen. 

sportfotoeisenach – Filip Vistorop wurde von der Abwehr der Franken gestoppt

Philipp Meyer lässt mit seiner Spezialität die Halle beben

„In den Schlussminuten lag das Momentum eigentlich auf unserer Seite. Nach einem 3-Tore-Rückstand kamen wir besser ins Verteidigen. Die Halle kochte“, konstatierte Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer. Nach einer Fehlerserie lag der ThSV Eisenach 18:21 hinten (45.) und schien zu Wanken. Doch er fiel nicht. Die Hausherren steckten Fehler (Mengon) und Fehlwürfe (Attenhofer) weg, erhöhten ihre Schlagzahl. Marko Grgic verwandelte an Simone Mengon verwirkte Strafwürfe (46./54.). Der eingewechselte Fynn Hangstein erwies sich als belebendes Element. ThSV-Keeper Matija Spikic sendete wichtige Signale, parierte den Wurf von Kreisspieler Tobias Wagner (55.). Ivan Snajder, mit einer 100-Prozent-Wurfquote, glich mit seinem 7.Treffer von Linksaußen zum 24:24 aus (56.). Keinen der 2.800 Zuschauer in der erneut ausverkauften Werner-Aßmann-Halle hielt es mehr auf den Plätzen. Die, deren Herz blau und weiß schlägt, erhöhten noch einmal ihr Phonstärken. Kurz nach dem Treffer zum 24:25 (Øverjordet, 57.) kassierte Erlangens Nikolai Link seine dritte Zeitstrafe (57.). Fynn Hangstein glich zum 25:25 aus (57.). Spannung pur war angesagt. Wieder war Matija Spikic zur Stelle. Kurz darauf schien die Werner-Aßmann-Halle zu Beben. Mit seiner Spezialität, Wurf aus der eigenen Hälfte in den leeren Kasten auf der Gegenseite, versenkte Philipp Meyer zum 26:25 (58.). Matija Spikic blieb Sieger im Duell mit Maciej Gebala (58.). Misha Kaufmann beorderte sein Team zur Besprechung der letzten 113 Sekunden an die Seitenlinie. Ein zu ungenauer Malte-Donker-Ball erreichte Ivan Snajder nicht. Jetzt trafen sich die Gäste zur Auszeit. Erlangens Shooter Viggo Kristjansson behauptete sich erneut auf der rechten Seite und vollendete zum 26:26 (60.). Dem ThSV Eisenach lechzte es nun nach danach, mit dem letzten Angriffszug den Siegtreffer zu erzielen. Doch Malte Donker unterlief ein Stürmerfoul. Die Franken kamen noch einmal in Ballbesitz. „Wir haben aber gut verteidigt“, merkte Fynn Hangstein zu den letzten 15 Sekunden an. Einen letzten direkten Freiwurf von Antonio Metzner blockte die ThSV-Abwehr. 

sportfotoeisenach – ThSV-Coach Misha Kaufmann am Vorabend seines 41. Geburtstages

Nach gutem Start Probleme im Unterzahlspiel

„Wir sind gut in die Partie gestartet“, rekapitulierte Philipp Meyer. Die Eisenacher setzten wie zuletzt auf einen 4-Mann-Rückraum. Philipp Meyer (für Filip Vistorop) und Timothy Reichmuth (für Simone Mengon) kamen für Abwehraufgaben. Auch die Gäste agierten mit einem zweifachen Angriffs- und Abwehrwechsel, Nico Büdel für Marko Bedzjak und Nico Link für Sander Øverjordet. Für den ThSV Eisenach netzte Simone Mengon zum 3:1 (7.) und Marko Grgic zum 4:2 (9.) ein. Schnell ersichtlich das Konzept der Gäste, Auslösehandlungen, um Viggo Kristjansson in gute Positionen zu bringen, von wo er mit seinen Qualitäten auftrumpfen kann. „Zunächst standen wir in der Abwehr noch ganz gut“, merkte Philipp Meyer an. Ivan Snajder schloss traf von Linksaußen zum 5:3 (10.) und per Gegenstoß zum 6:4 (13.) ab. Moritz Ende verwertete ein Grgic-Zuspiel zum 8:5 (16.). Einen präzisen Pass von Keeper Matija Spikic verwertete Ivan Snajder zum 10:7 (20.). Die Gäste nahmen eine Auszeit, veränderten ihr Personal auf dem Parkett. Finn Zecher rückte ins Tor, Marek Nissen kam in linken Rückraum, der schwergewichtige Tobias Wagner rückte an den Kreis. „Wir bekamen Probleme in Unterzahl, vorn und hinten. Kein gutes Zeichen“, erklärte Philipp Meyer. Die Gäste schlossen zum 10:11 ab (25.), profitierten von Eisenacher Fehlern. Als die Unparteiischen einen Zweikampf zwischen Marko Grgic und Viggo Kristjansson per Videobeweis mit einer erneuten Zeitstrafe für Eisenachs Jungnationalspieler und einem Siebenmeter für Erlangen ahndeten, kochte die blau-weiße Volksseele. Viggo Kristjansson versenkte vom Strich zum 11:12 (27.). In Unterzahl lochte ThSV-Kapitän Peter Walz zum 12:12 ein (28.). ThSV-Schlussmann Matija Spikic kaufte Tobias Wagner das Leder ab. Nach Regelwidrigkeit gegen Simone Mengon donnerte Marko Grgic den fälligen Siebenmeter an den Querbalken des Erlanger Kastens (30.). Philipp Meyer traf mit einem Wurf aus der eigenen Hälfte zur viel umjubelten 13:12-Pausen-Führung für den ThSV Eisenach. 

In der Schlussphase noch einmal aufgedreht 

„Zu Beginn der zweiten Halbzeit verloren wir zu viele Zweikämpfe, brachten das Leder aus guten Positionen nicht unter, konnten uns nicht absetzen, kassierten immer wieder den Ausgleichstreffer“, merkte Philipp Meyer selbstkritisch an. Er selbst besorgte per „Kunststoß“ aus der eigenen Hälfte das 18:17 (41.). Erheblich Sand im ThSV-Getriebe zwang Trainer Misha Kaufmann beim Stand von 18:20 zu einer Auszeit (44.). Kurz darauf scheiterte Simone Mengon am Erlangens Keeper Finn Zecher, traf Hampus Olsson gar zum 18:21 (45.). Die Gäste schienen Oberwasser zu bekommen. Die Wartburgstädter warfen nach dem 19:22 (47.) alle ihre Tugenden in die Waagschale, waren drauf und dran mit der lautstarken Unterstützung von den Rängen, die Partie doch noch als Sieger zu beenden. Die eigene Fehlerquote ein starker Viggo Kristjansson verhinderten das. „Eine Punkteteilung, die Erlangen deutlich mehr freuen dürfte als uns“, befand Justin Kurch abschließend. 

Statistik 

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ThSV Eisenach: Spikic (11 Paraden/ 24 Gegentore), Heinevetter (bei 2 Siebenmetern/ 0 Paraden); Vistorop, Reichmuth, Capric, Hangstein (2), Attenhofer, Walz (2), Mengon (2), Grgic (7/5), Ende (2), Meyer (3), Donker (1), Kurch, Snajder (7), Saul

Trainer: Kaufmann 

HC Erlangen: Quenstedt (1.-21. und bei 1 Siebenmeter, 11 Gegentore/1 Parade), Zecher (5 Paraden/15 Gegentore); Missen, Bialowas (1), Øverjordet (3), Scheerer, Büdel, Bissel (1), Bezjak, Metzner (1), Link, Steinert, Wagner (1), Olsson (2), Kristjansson (14/6), Gebala (3)

Trainer: Sellin 

Zeitstrafen

ThSV Eisenach 4 x 2 Min. (Grgic 18.u. 27., Walz 43., Snajder 52.)

HC Erlangen 5 x 2 Min. (Link 15., 35., 57. und Rot n. 3. ZS, Nissen 30, Bissel 39.)

Siebenmeter

ThSV Eisenach 5/6 (Grgic verwandelt 3 x gegen Zechner u. 2 x gegen Quenstedt, Grgic wirft beim Stand von 12:12 gegen Zecher ans Holz 30.) 

HC Erlangen 6/6 (Kristjansson verwandelt 4 x gegen Spikic u. 2 x gegen Heinevetter)

Schiedsrichter: Bona/Frank

Zuschauer: 2.800 (ausverkauft)

Spielfilm: 5:3 (11.), 10:7 (20.), 11:12 (27.), 13:12 (30.), 18:17 (41.), 18:21 (45.), 22:24 (54.), 25:25 (57.), 26:25 (58.), 26:26 (60.)

Th. Levknecht 

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