Dramatische Aufholjagd in Wetzlar: ThSV Eisenach holt zehnten Saisonsieg!

Bildquelle: Jennifer Röczey – Marko Grgic rehabilitierte sich nach schwergängigem Beginn, traf 13-mal

Am Donnerstagabend legten die Bundesliga-Handballer des ThSV Eisenach im  Nachbarschaftsduell mit der HSG Wetzlar eine brisante Aufholjagd hin! Nach einer  verschlafenen Anfangsviertelstunde lagen sie 7:14 zurück, erkämpften sich in der  Schlussphase aber noch einen 31:30-Auswärtssieg! 

4.041 Zuschauer hatten am Donnerstag den Weg in die Wetzlarer Buderus Arena  gefunden, 300 von ihnen waren aus Thüringen mitgereist. Bevor es ans Sportliche geht: In  der 42. Spielminute wurde die Partie für einige Zeit unterbrochen, weil ein Fan auf den  Rängen zusammengebrochen war. Er wurde in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht.  Der ThSV Eisenach wünscht dem Handball-Fan alles erdenklich Gute und eine rasche  Genesung! 

In den handballerischen Teil des Abends kam das Team von Trainer Misha Kaufmann  überhaupt nicht gut rein, der Angriffsversuch landete beim Wetzlar-Keeper Anadin  Suljakovic, der zweite von Ivan Snajder neben dem Tor, einen Fehlpass von Marko Grgic  später stellte Domen Novak für die Hausherren auf 3:0. In Person von Rechtsaußen Moritz  Ende kam der ThSV dann zu seinem ersten Treffer. Doch von einem Weckruf keine Spur:  Rasmus Ejlersen versenkte in Minute sieben zum 6:1, wiederum Rechtsaußen Novak zum  7:2. In der Anfangsphase wirkte Eisenach völlig von der Rolle, kam weder mit dem  Wetzlarer Angriff noch mit der Deckung der Mittelhessen klar.  

Eisenacher Erwachen nach einer Viertelstunde – zur Pause in Schlagdistanz 

Nach dem 9:3, das Lukas Becher aus suboptimalem Winkel besorgte, rafften sich die  Blau-Weißen etwas auf, trafen per Doppelschlag, ein schöner Treffer von Filip Vistorop aus  der Rückraum-Mitte und ein Mengon-typischer Durchbruch über halblinks sorgten für das  9:5 nach 14 Minuten. Beim Stand von 12:6 nahm ThSV-Coach Kaufmann eine Auszeit,  deren Produkt unter anderem ein Torwartwechsel war. Matija Spikic hatte erst einen Ball  zu packen bekommen, wurde daher von Silvio Heinevetter ersetzt.

Knapp zehn Minuten vor der Pause gewann dieser ein Siebenmeter-Duell gegen Domen  Novak, der das Leder über den Kasten setzte. Auf der Gegenseite machte es  Nationalspieler Marko Grgic vom Strich besser und traf zum 14:9, auch das 14:10 war ein  Strafwurf des 21-Jährigen. Heinevetter parierte in der 24. Minute gegen den  durchgebrochenen Justin Müller, kurz darauf auch einen abgefälschten Wurf vom stark  aufgelegten Linkshänder Stefan Cavor. Sechs Sekunden vor der Halbzeitsirene sorgte  HSG-Spieler Müller für einen Siebenmeterpfiff, Grgic verwandelte zum 13:17- Halbzeitstand aus Thüringer Sicht. 

Jennifer Röczey – ThSV-Spieler jubeln mit den 300 Mitgereisten

Grgic reißt das Spiel an sich – Aufholjagd glückt! 

Da Müller für sein Vergehen auch eine zweiminütige Zwangspause aufgebrummt  bekommen hatte, startete Eisenach mit einem Mann mehr in den zweiten Durchgang. Und  diese 114 Sekunden nutzen die Wartburgstädter: Fynn Hangstein brach zum Ende der  Überzahl zum 15:18 durch, Marko Grgic erzielte das 17:19 und brachte Eisenach wieder  auf zwei Tore ran. Gleiches gelang Italiener Simone Mengon, der in Minute 40 das 19:21  erzielte. Kurz zuvor war er in einem direkten Duell an Suljakovic gescheitert, der insgesamt  zehn Paraden aufs Parkett legte. Trotz Unterzahl nach Zeitstrafe gegen Abwehrchef Philipp  Meyer gelang durch Grgic der erste Ausgleich der Partie zum 21:21, eine Viertelstunde vor  Schluss schloss sich auch gleich die erste Eisenacher Führung an, das 22:21, besorgt  durch Moritz Ende. 

So eng sollte sich nun auch die bevorstehende Schlussphase gestalten nach Lattentreffer  von Zolt Krakovszki zogen die Gäste auf 25:23 weg, beim 27:27 von Stefan Cavor stand es  in Minute 54 wieder remis. Der zwölfte Marko-Grgic-Treffer des Abends bedeutete das  30:28, Lukas Becher traf doppelt und glich in der 59. aus. Der Siegtreffer fiel eine Minute  vor Spielende: Denn eben jener Moritz Ende hob in den Wetzlarer Kreis ab, schickte Anadin  Suljakovic per Finte auf die falsche Fährte und versenkte zum 31:30-Endstand. Nach  schwachem Start in die Partie war die Aufholjagd perfektioniert, der ThSV schiebt sich auf  Rang neun der „stärksten Liga der Welt“ und damit zurück in die obere Tabellenhälfte.

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„Emotion und Leidenschaft, Kampf und Wille haben den Sieg besorgt“ – Fazit 

Der Matchwinner Moritz Ende über seinen goldenen Wurf: „Ich wusste, dass ich alles, was  ich habe, in diesen Wurf legen muss. Die Finte war ein riskantes Manöver, aber der Torwart  hat das gemacht, worauf ich gehofft hatte.“ Um die 15-Minuten-Marke sei dem Team klar  geworden, „dass wir uns hier nicht abschlachten lassen können. Wir wussten, um  ranzukommen, müssten wir einige Schippen draufpacken. Wichtige Tore und dazu  Paraden von Heine haben uns den Vier-Tore-Rückstand zur Pause gebracht, durch den wir  in Schlagdistanz waren.“ Zur Entwicklung der zweiten Hälfte sagte Ende: „Wir konnten den  Angriff von Wetzlar dann besser durchblicken. Viel Emotion und Leidenschaft, Kampf und  Wille haben den Sieg besorgt.“ Der Rechtsaußen erinnerte sich: „Letzte Saison haben wir  hier spät zwei Punkte liegen lassen, weshalb wir bis zur letzten Sekunde fokussiert bleiben  mussten.“ 

Cheftrainer Misha Kaufmann schlug in die gleiche Kerbe: „So wie Wetzlar haben wir uns  letztes Jahr gefühlt. Das war ein geiler Fight von beiden, Riesenrespekt an die HSG. Am  Anfang sind wir geschwommen, kamen unglaublich schwer ins Spiel. Gen Ende waren wir  abgezockt, haben clevere Abschlüsse genommen. Wir waren nicht viel besser als Wetzlar,  das war ein ausgeglichenes Match, das in beide Richtungen hätte kippen Können. Unsere  sehr junge Mannschaft hat eine sehr beeindruckende Reife.“ 

Am Wochenende heißt es nun erstmal durchschnaufen fürs Eisenacher Team. In der  kommenden Woche empfängt die Wartburgstadt den amtierenden deutschen Meister, den  SC Magdeburg, zur samstäglichen Primetime um 20:30 Uhr. 

J. Gante

Statistik: HSG Wetzlar – ThSV Eisenach 30:31 (17:13) 

HSG Wetzlar: Göbner, Suljakovic (10 Paraden); Ejlersen (1), Mappes (6), Norberg, Klimpke,  Krakovszki, Vranjes (3), Becher (3), Ahouansou, Schoch (3), Weimer, Müller (1), Löwen (1),  Zacharias, Novak (3), Cavor (9) 

ThSV Eisenach: Spikic (1 Parade), Heinevetter (4 Paraden); Vistorop (3), Reichmuth (3),  Capric, Hangstein (1), Attenhofer (1), Walz, Mengon (4), Grgic (13), Ende (4), Meyer (1),  Maric, Donker, Kurch, Snajder (1) 

Zeitstrafen: 3 x 2 Min. ; 5 x 2 Min. 

Schiedsrichter: Hurst / Krag

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