Dünn besetzte Wechselbank entschied gegen den ThSV

Im stets brisanten fränkisch-thüringischen Nachbarschaftsvergleich lieferten sich der HSC Coburg und der ThSV Eisenach vor 1150 Zuschauern eine ausgesprochen intensiv geführte, aber nahezu durchweg faire Partie. Die Hausherren bejubelten einen 26:24 (12:15)-Erfolg, nach dem es lange nicht ausgesehen hatte. Wie nun schon mehrfach in dieser Saison, dem personell zu karg besetzten Eisenacher Rückraum schwanden in der Schlussphase merklich die Kräfte. Die Wartburgstädter konnten eine auf schwungvollem bestens strukturiertem Angriffshandball, mit Pavel Prokopec als Lenker und Vollstrecker, sowie stabiler Abwehr basierende 19:15-Führung (40.) nicht behaupten. Coburg stellte die Deckung um und setzte zur kraftvollen Schlussoffensive an. Ausgerechnet der bis dahin im Spielverlauf völlig untergetauchte Ex-Eisenacher Ronny Göhl markierte von Rechtsaußen die wichtigen Treffer zum 23:22 (55.) und 26:24 (59.) für den HSC Coburg. «Mit ihrem breiten Kader hatte Coburg mehr personelle Alternativen.

Wir haben uns so teuer wie möglich verkauft», bilanzierte Maik Handschke. Eisenachs Trainer standen über 40 Minuten nur noch drei Rückraumspieler (Prokopec, Luther, Sklenak) zur Verfügung. Ein nicht zu kompensierendes Manko! Bei Girts Lilienfelds, erstmals wieder von Beginn dabei, war in der 20. Minute eine alte Fußverletzung aufgebrochen. Der Linkshänder droht zudem nun länger auszufallen. Oldie Krisztian Szep-Kis stand an diesem Tag nicht zur Verfügung. Der Forderung nach einem oder zwei gestandenen Rückraumspielern, um die hoch gesteckten Ziele zu erreichen, wurde an diesem Tag Nachdruck verliehen! Mancher im Eisenacher Zuschauerblock erinnerte sich zudem an Namen von Rückraumspielern, die in jüngster Zeit den Verein verlassen haben: Stephan Mellack, Till Riehn, Robert Weiß, Kilian Kraft.

Coburg: Schlussoffensive mit frischem Personal
Ganz anders die Personalsituation beim HSC Coburg. Obwohl zwei Leistungsträger (Werner, Rivera) verletzungsbedingt fehlten, hatte Trainer Georgi Sviridenko ausreichend personelle Alternativen, wie Ex-Nationalspieler Christian Rose und den langjährigen Torjäger Anton Lakiza, für den Rückraum auf der Bank parat. Der zum Ende der Vorsaison verabschiedete Christian Pack konnte für dieses Spiel zu einem Comeback aus dem Handball-Ruhestand gewonnen werden, überzeugte in der Rolle des Spielgestalters. Dem bulligen 35-jährigen Shooter Christian Caillat (7 Tore) konnten immer wieder Verschnaufpausen eingeräumt werden, sodass er auch noch in der Schlussphase scharf und platziert abzog. Nach dem 4-Tore-Rückstand stellten die Coburger auf einen defensives Abwehrsystem um, gaben die Sonderbewachung gegen Eisenachs Tomas Sklenak auf. Der Eisenacher Aufbaureihe fehlte nun die Frische, um diesen Abwehrriegel zu knacken. «Die letzten drei Mohikaner» fighteten bis zum Umfallen. Ohne Linkshänder war der Eisenacher Rückraum zusätzlich eingeschränkt! Den Würfen fehlte nun die Schärfe und Präzision. Die Gastgeber, von ihren Fans frenetisch nach vorne gepeitscht, setzten zur Schlussoffensive an. Oldie Christian Caillat explodierte regelrecht, schmetterte drei Bälle zum 18:19-Anschluss (43.). ins ThSV-Gehäuse. Augenblicke zuvor hatte Eisenachs Benjamin Trautvetter vom Punkt das Leder nicht an Coburgs Keeper Rene Selke vorbeigebracht. Daniel Luther angelte sich ein Coburger Zuspiel, stiefelte los und lochte zum 18:20 (46.) ein. Kurzes Durchatmen beim ThSV Eisenach! Nach dem Anschlusstreffer (Rose) konnte Eisenachs Nick Heinemann, über die volle Distanz auf Rechtsaußen, nur regelwidrig gestoppt werden. Die mit einer überzeugenden Leistung aufwartenden Unparteiischen Marx/Pühler (Nürnbrecht/Leichlingen) entschieden auf Strafwurf. Tomas Skenak versenkte knallhart (49.), verursachte wenig später einen Siebenmeter für Coburg, den Christian Rose mit viel, viel Dusel verwandelte. Dann krönte Christian Pack seine «Aushilfsaktion» mit einem tollen Solo zum 21:21 (51.). Alexander Schiffner antwortete von Linksaußen mit dem 21:22 (51.), der letzten Eisenacher Führung. Christian Rose (Coburg) unterläuft ein technischer Fehler. Eisenachs Tomas Sklenak donnert das Leder neben de n Kasten (54.). Im Gegenzug setzt sich Florian Lendner auf Linksaußen zum 22:22 (54.) durch. Eisenachs Außen Nick Heinemann und Alexander Schiffner scheitern. Wie es von Außen geht, zeigt nun plötzlich Ronny Göhl mit seinem Treffer zum 23:22 (55.). Pavel Prokopec nährt mit seinem 9. Treffer zum 23:23 (55.) die Eisenacher Hoffnung auf zumindest einen Zähler. Eine Christian-Rose-Fackel zischt zum 24:23 in die Maschen (24:23, 56.). Die Unparteiischen schicken trotz heftigster Proteste Coburgs «Abräumer» Vaclav Vrany für zwei Minuten zum Abkühlen auf die Bank (56.). Ballverlust in Überzahl beim ThSV Eisenach. Neuerlicher Anlauf. Doch der Wurf von Kapitän Pavel Prokopec wird eine sichere Beute von Coburgs Schlussmann Havard Martinsen (58.). Nach einer Auszeit tankt sich Rückraumspieler Jan Kästner zum 25:23 durch (59.). Die Angerhalle in Coburg steht Kopf. Dem Anschlusstreffer von Benjamin Trautvetter lässt Ronny Göhl Sekunden später mit dem 26:24 die endgültige Entscheidung fallen. «Meine Mannschaft hat Charakter gezeigt, begeisterte mit einem tollen Kampf. Die Abwehrumstellung brachte die Partie zum Kippen», jubelte Georgi Sviridenko, der mit seiner Crew nach zwei Siegen zu einer Erfolgsserie anknüpfen will, die sie in vordere Tabellenregionen spülen soll. Für den ThSV Eisenach sind wohl vorerst «kleinere Brötchen» angesagt, muss zunächst das Heimspiel am Samstag, 24.10.09 gegen Tuspo Obernburg unbedingt siegreich abgeschlossen werden.

Statistik

Anzeige

HSC Coburg: Selke, Martinsen; Göhl (2), Rose (4/1), Anderson (3), Kelm (2), Karapetjan, Lakiza (1), Kästner (4), Pack (1), Vrany, Kirchner, Lendner (2), Caillat (7),

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Hoffmann, Trautvetter (4/1), Sklenak (3/1), A. Wöhler, Luther (3), Lilienfelds (1), Bitterlich, Schiffner (2), Lindner, Heinemann (2), Prokopec (9/2)

Siebenmeter: Coburg 3/1; Eisenach 6/4

Zeitstrafen: Coburg 5 x 2 Min.; Eisenach 3 x 2 Min.