Ein Handball-Hitchcock ohne Happyend für den ThSV Eisenach

Wartburgstädter unterliegen im DHB-Pokal beim TV Hüttenberg nach zweimaliger Verlängerung hauchdünn mit 39:40 • Nun wartet der Punktspielstart

Die 546 Zuschauer im Sportzentrum Hüttenberg erlebten einen Handball-Hitchcock mit allerhöchster Spannung. In der 1. DHB-Pokal-Hauptrunde lieferten sich der gastgebende Vorjahres-Vierte und der Vorjahres-Dritte der 2. Handballbundesliga Männer, der TV Hüttenberg und der ThSV Eisenach, einen packenden Fight, der erst nach 80 Minuten, nach zweimaliger Verlängerung, einen Sieger sah. Nach 60 Minuten hieß es 32:32 (Halbzeit 18:16 für die Gastgeber). Nach einem Doppelpack von Torjäger Fynn Hangstein zum 30:32 (57.) schienen die Eisenacher auf der Siegerstraße, doch die blutjungen Hessen kamen noch zum Ausgleich. Auch die erste Verlängerung brachte keine Entscheidung. Nach 2 x 5 Minuten leuchtete ein 37:37 auf der Anzeigetafel. Die Hessen führten aber 72 Sekunden vor der Sirene mit 37:35. Jannis Schneibel und Kapitän Peter Walz netzten noch zum Gleichstand ein. Am Ende der zweiten Verlängerung (über nochmals 2 x 5 Minuten) bejubelten die Gastgeber einen hauchdünnen 40:39-Erfolg. Den 8. Treffer von David Kuntscher 84 Sekunden vor der Sirene vermochten die Thüringer nicht mehr zu egalisieren. Beim ThSV Eisenach standen mit Erik Töpfer, Timothy Reichmuth, Torben Hübke, Marko Grgic und Philipp Meyer fünf der sieben Neuzugänge auf dem Spielprotokoll. Fynn Hangstein netzte 12 Bälle ein. Jannis Schneibel wurde mit 8 und Ivan Snajder mit 7 Treffern notiert. Für die Wartburgstädter endet der DHB-Pokal der Saison 2022/2023 nach der ersten Runde.

Zu viele freie Bälle nicht versenkt

Ein richtig geiler Fight über 80 Minuten, den ich in der Form noch nicht erlebt habe. Kompliment an beide Mannschaften. Wie haben ein Riesen-Gesicht gezeigt, uns trotz vieler Zeitstrafen immer wieder zurückgekämpft. Mit Blick auf die zweite Halbzeit der normalen Spielzeit, mit einem 2-Tore-Plus kurz vor der Sirene, hätten wir das Match gewinnen müssen. Hüttenberg glich noch aus. Zum Ende der ersten Verlängerung konnten wir einen 2-Tore-Rückstand binnen weniger Sekunden egalisieren. So ist der schnelle Handball unserer Tage. In den letzten 5 Minuten der zweiten Verlängerung haben wir super verteidigt, ließen aber zwei dicke Torchancen aus, resümierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann.

Überhaupt, sein Team habe in der Summe zu viele gute Tormöglichkeiten ungenutzt verstreichen lassen. Es habe zudem an der Unterstützung von der Torwartposition gefehlt.

Wir haben nahezu 20 freie Bälle nicht genutzt. Das muss ich uns ankreiden. Zum Ende der zweiten Verlängerung hatte ich den Ausgleich auf der Hand, brachte das Leder aber nicht unter. Ansonsten wäre es wohl zum Siebenmeter-Werfen gekommen, übte Rückraumspieler Jannis Schneibel, der 8 Treffer bei 11 Versuchen markierte, Selbstkritik.

Kapitän Peter Walz verwies auf den Charakter des Teams, das sich nie aufgegeben, immer wieder zurückgekämpft habe.

Letztendlich scheiterten wir an uns selbst und in der Crunchtime am Torhüter der Mittelhessen, bilanzierte Peter Walz.

Johannes Wohlrab, der Coach des TV Hüttenberg, strich heraus, dass sein Team mit einer blutjungen Truppe diese Pokalhürde gemeistert habe. Sein Co-Trainer Stefan Kneer, von 2002 bis 2006 für den ThSV Eisenach am Ball, hatte eine Spiel von zwei Teams auf Augenhöhe gesehen, eine echte Werbung für den Handball.

In der Verlängerung hat unser Schweizer Torhüter die entscheidenden Bälle gehalten. Dieser Pokalsieg lässt uns mit Selbstvertrauen in das erste Punktspiel am Samstag in heimischer Halle gegen die HSG Nordhorn-Lingen gehen, fügte der mehrfache Familienvater hinzu.

In der neuen Rolle, ausschließlich als Co-Trainer, fühle er sich ausgesprochen wohl.

Ein beiderseits beherzter Fight, der eigentlich keinen Sieger verdient hätte
Fürwahr, es war das Aufeinandertreffen von zwei gleichwertigen jungen und sich in der Spielanlage ausgesprochen ähnelnden Teams. Beide setzten auf offensive Abwehrvarianten, bevorzugten ein schnelles Umschaltspiel. In Fynn Hangstein (12 Treffer) stand der Goalgetter des Tages in den Reihen der Thüringer. Die erst 20-jährigen von der MT Melsungen gekommenen Paul Kompenhans und David Kuntscher ließen für die Hausherren ihr Potential nachdrücklich aufblitzen.

Wenn man als solch junger Spieler in einem so wichtigen Spiel erfolgreich Verantwortung übernimmt, das ist sehr gut für den Kopf, betonte Stefan Kneer.

Keiner konnte sich absetzen. Zwei-Tore-Führungen waren die Ausnahmen. Dass es ordentlich zur Sache ging, belegen 34 Strafminuten, die die Spielleiter Sascha Schmidt und Frederic Linker bis zur 51. Minute verhängten. Schon nach 15 Minuten kassierten die Eisenacher ihre 5. Zeitstrafe. Von der 51. bis zur 80. Minute verzichteten die Referees auf jegliche Hinausstellungen.

Die Unparteiischen leiteten mit einer sehr strengen Linie, wollten von Beginn die Härte aus dem Spiel nehmen. Manchmal stellten wir uns auch zu ungeschickt an, bekannte Jannis Schneibel.

Junger Schweizer Keeper mit den big Points für die Hessen
Die Torhüter auf beiden Seiten bekamen kaum was zu fassen. Doch der 21-jährige Hüttenberger Schlussmann Leonard Grazioli parierte wahrscheinlich die entscheidenden Bälle, wie den Wurf von Jannis Schneibel kurz vor dem Ende der zweiten Verlängerung. Eisenachs Trainer Misha Kaufmann kennt den Keeper gut. Er war gerade von dessen Ex-Verein HSC Suhr Aarau nach Mittelhessen gewechselt.

Ein junger Torwart, talentiert und willig, ich kann nur Gutes über ihn sagen, hatte der Eisenacher Coach seinen jungen Landsmann im Vorfeld gelobt. Letztendlich sind wir an unserer schlechten Wurfausbeute gescheitert, brachten aus besten Positionen das Leder nicht unter, insbesondere in den entscheidenden Phasen. Wir hatten über 80 Minuten keine ausreichende Torwartleistung. Von der Moral her ist unserer Mannschaft kein Vorwurf zu machen. Sie hat über 80 Minuten unglaublich gekämpft, alles gegeben. Letztendlich hat der TV Hüttenberg verdient gewonnen. Wir wünschen ihm auf dem weiteren Pokal-Weg viel Erfolg. Wir haben gesehen, wo wir anzusetzen haben. Jetzt freuen wir uns auf den anstehende Punktspiele-Start, erklärte Eisenachs Manager Rene Witte.

Punktspielauftakt beim TV Großwallstadt
Mit einem Auswärtsspiel beim TV Großwallstadt startet der ThSV Eisenach am Samstag, 03.09.2022 in die Punktspielsaison der 2. Handballbundesliga. Zum Heimstart gastieren am Samstag, 10.09.2022 die Eulen Ludwigshafen um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle. Der ThSV Eisenach bietet in seiner Geschäftsstelle weiterhin Dauerkarten für die Saison an. Tagestickets sind erhältlich online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle.

Statistik
TV Hüttenberg: Graziolo, Plaue: Schwarz (4), Kirschner (3), Opitz, Theiß (1), Fujita (2), Weber (7/2), Zörb (3), Reichl (2), Klein, Kompenhans (4), Schreiber (3), Ribeiro (3), Kuntscher (8)
ThSV Eisenach: Töpfer, Jepsen; Reichmuth, Hübke, Hangstein (12/5), Ulshöfer, Walz (5), Grgic, Hideg, Tokic, Meyer, Donker, Schneibel (8/1), Snajder (7), Weyhrauch (3), Saul (4)
Siebenmeter: TV Hüttenberg 2/3 – ThSV Eisenach 6/6
Zeitstrafen: TV Hüttenberg 7 x 2 Min. – ThSV Eisenach 10 x 2 Min.
Schiedsrichter: Linker/Schmidt
Zuschauer: 546

Th. Levknecht

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