Ein hartes Stück Arbeit

ThSV Eisenach behauptet mit einem 31:29 (14:14)-Erfolg bei der SG Leipzig II die Tabellenführung • Leidenschaft und Abgeklärtheit ausschlaggebend

Der ThSV Eisenach trotzte allen Widrigkeiten in der Kleinen Arena Leipzig. Es war ein hartes Stück Arbeit, ehe der 31:29 (14:14)-Erfolg bei der SG Leipzig II feststand, die Tabellenführung damit behauptet wurde.

Heimspiele gegen Eisenach sind allerorts das Saisonhighlight

Wir bekommen bei unseren Auswärtsspielen nichts geschenkt, unterstrich Adrian Wöhler, Eisenachs „Mann der zweiten Halbzeit“.

Ballstafetten zum Linksaußen hieß ein Erfolgrezept. Adrian Wöhler war mit 8 Treffern (bei 10 Versuchen) einmal mehr bester Werfer seines Teams.

Nichts Neues in der Liga; für alle Gastgeber ist die Partie gegen den Zweitbundesligaabsteiger der Höhepunkt der Saison. Sie kitzeln alles aus sich raus, wollen sich beweisen, argumentierte Sead Hasanefendic.

Die Leipziger hatten ihr wohl stärkstes Aufgebot zur Stelle, mit ihren erfahrenen Erstliga-Haudegen Steve Baumgärtel und Thomas Oehlrich sowie den jungen torgefährlichen Marc Esche und Gregor Remke. Nicht alle zur Verfügung stehenden Spieler fanden Platz auf dem Spielprotokoll. Andreas Nositschka, der langjährige Eisenacher im Torhüterteam der Gastgeber, der viele Hände im blau-weißen Lager zu schütteln hatte, sah eine Partie auf Augenhöhe.

Am Ende waren wir wohl ein Stückchen zu grün, nutzten viele Torchancen nicht. Letztendlich gab die individuelle Qualität der Eisenacher den Ausschlag, konstatierte der Sohn des langjährigen Eisenacher Erstligastrategen Edmund Nositschka. Die Stimmung in der Halle war bestens, fügte der inzwischen 31-Jährige hinzu.

Sead Hasanefendic: Wichtig war, dass wir auch in Unterzahl trafen
Die Hälfte der 240 Zuschauer kam aus dem Raum Eisenach. Sie mussten bis in die Schlussphase zittern, verstanden aber auch die Handballwelt bei einer Vielzahl der Entscheidungen der Schiedsrichter Felix Magalowski und Andre Schwieger nicht. Den für seine Ruhe und Besonnenheit bekannten Eisenacher Trainer Sead Hasanefendic ermahnten sie bereits nach wenigen Minuten. In der 19. Minute schickten sie Duje Miljak und Justin Mürköster zusammen auf die Bank. Eisenachs Kapitän Marcel Schliedermann stand nach seiner zweiten Zeitstrafe schon vor der Halbzeit vor dem Aus. Er zählte mit seiner Zweikampfstärke zu den Protagonisten der Wartburgstädter. Daniel Luther, mit einigen Fehlern im Positionsspiel, brachte seine Kaltblütigkeit von der Siebenmeterlinie ein. Er versenkte alle sechs seinem Team zugesprochenen Siebenmeter. Alexander Saul konnte aus der Bewegung abschließen (5 Treffer). Ein solide haltender Keeper Stanislaw Gorobtschuk (10 Paraden) sorgte für einen big point. Beim 28:30 parierte er einen Strafwurf von Jonas Hellmann, verhinderte den Anschlusstreffer (59.). Kurz darauf klärte Adrian Wöhler mit seinem 8. Treffer zum 28:31 (60.) die Frage nach dem Sieger.

Wir hatten es versäumt, 3-Tore-Führungen zu behaupten oder gar auszubauen. Unsere Kampfkraft war wohl einer der ausschlaggebenden Punkte, analysierte Adrian Wöhler. Uns unterliefen Fehler im Angriff und in der Verteidigung. Wichtig war, dass wir auch in Unterzahl trafen, resümierte Sead Hasanefendic.

Eine Stellungnahme zu den Schiedsrichtern verkniff sich die Trainerikone. In den letzten 7 Minuten musste er ohne Justin Mürköster auskommen, dem die Spielleiter nach der dritten Zeitstrafe Rot zeigten (53.).

Regen durch die Hallendecke

Nicht nur die Halle, auch die Schiedsrichter waren wohl nicht ganz dicht, befand eine Gruppe neutraler Zuschauer.

Diese nahm Bezug auf die mehrere Minuten andauernde Unterbrechung kurz nach Wiederbeginn, als es von der Decke in den Eisenacher Siebenmeterkreis herunter regnete. Die Partie stand trotz intensiven Wischens kurz vor dem Abbruch (33.). Der Wettergott schien aber dann ein Einsehen zu haben, sodass es zumindest von da regulär weiter ging.

ThSV-Treffer über alle Kreispositionen
Der ThSV Eisenach begann in der erwarteten Formation. Die Gastgeber drückten sofort auf das Tempo. Ihr erstligaerfahrener Linkshänder Steve Baumgärtel zog immer wieder erfolgreich aus dem rechten Rückraum ab. Die Eisenacher setzten auf die spielerische Komponente, mit Spielzügen zu allen drei Kreispositionen. Daniel Luther bediente Justin Mürköster zum 5:5.Ausgleich (11.). Per Rückhandablage setzte Duje Miljak Rechtsaußen Willy Weyhrauch in Szene, der zum 5:7 einnetzte (14.). Mit Technik- und Regelfehlern machten sich die Thüringer das Leben selbst schwer. Aus der Bewegung kommend zog Alexander Saul zum 6:9 ab (18.). Dann sah sich der ThSV Eisenach gleich doppelt dezimiert. Alle Proteste halfen nichts. Mehr als den Anschlusstreffer durch Marc Esche ließen die Eisenacher aber nicht zu (8:9, 20.). Erneut waren es Ballstafetten zu allen drei Kreispositionen, die zum 8:11 durch Willy Weyhrauch führten. Alexander Saul ließ das Leder gar zum 8:12 im Netz zappeln. Marcel Schliedermann kassierte seine zweite Zeitstrafe. Sead Hasanefendic brachte, wir mehrfach im Spielverlauf, für seinen Torhüter einen zusätzlichen Feldspieler. Ballverluste führten in dieser Phase und insgesamt zu drei Gegentreffern im verwaisten ThSV-Kasten. Beim 14:14 glichen die Leipziger aus. Ein Treffer von Adrian Wöhler mit der Sirene fand keine Anerkennung. Nun schienen sich auch noch Zeitnehmer und Sekretär gegen den ThSV Eisenach zu verbünden. Wieder halfen alle Proteste nichts.

Dramatik in der Schlussphase
Die Wartburgstädter kamen frischen Mutes aus den Kabinen. Als den Hausherren ein Siebenmeter zugesprochen wurde, entdeckten die Spielleiter eine kleine Wasserlache. Regen tropfte durch die Decke auf das Parkett. Nach längerer Unterbrechung ging es aber weiter. Von einem keinen Zweikampf scheuenden Marcel Schliedermann angeführt, erarbeiteten sich die Eisenacher Treffer um Treffer. Justin Mürköster dankte für ein Luther-Zuspiel mit dem 19:21 (43.). Der junge Noah Streckhardt traf per Gegenstoß zum 19:22 (45.). Kurz darauf konnte der Eisenacher Kapitän Marcel Schliedermann erneut nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Daniel Luther traf per Aufsetzer zum 19:23 (46.). Kurz darauf ließ Daniel Luther seinem einstigen Teamgefährten aus gemeinsamen Eisenacher Zeiten, dem ins Leipziger Gehäuse eingewechselten Andreas Nositschka, beim Siebenmeter zum 20:24 keine Abwehrchance (48.). Beileibe keine Vorentscheidung. Erneut wurde Öl ins Feuer gegossen. Justin Mürköster musste für zwei Minuten vom Parkett (49.) und kurz nach seiner Rückkehr vollends (53.). Die Hausherren hatten die Überzahl effektiv zum 26:27-Anschlußtreffer genutzt (53.). Ein Tanz auf der berühmten Rasierklinge stand an. Mit vereinten Kräften, lautstark vom mitgereisten Anhang unterstützt, wurde der Ausgleichstreffer nicht zugelassen. Enrico Henoch und Alexander Schiffner, das Leipziger Trainerduo, verordnete seinem Team eine offensivere Abwehrarbeit, auf Ballgewinne ausgerichtet. Der zur Kreismitte eingelaufene Willy Weyhrauch traf zum wichtigen 27:29 (56.), Daniel Luther (nach Regelwidrigkeit an Marcel Schliedermann) per Siebenmeter zum 27:30 (58.). Nach dem 28:30 visierte Marcel Schliedermann nur das Holz an, entschieden die Spielleiter Sekunden später auf Strafwurf für die SG Leipzig II. Der ins ThSV-Gehäuse zurückgekehrte Stanislaw Gorobtschuk parierte, den Abpraller sicherten sich die Eisenacher mit vereinten Kräften. Adrian Wöhler machte mit seinem Treffer zum 28:31 den Deckel drauf.

Statistik
SG Leipzig II: Guretzky, Nositschka; Eulitz (1), Löser (5), Uhlig, Baumgärtel (5), Oehlrich, Wellner, Schreibelmayer (1), Remke (4), Hellmann (8/3), Esche (2), Leubner (1), Neudeck (1), Seidler (1)
ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Kremmer, Brand; Iffert, Wöhler (8). Kreutzer, Luther (6/6), Miljak (1), Richardt, A. Alaj, Streckhardt (1), Mürköster (4), Weyhrauch (5), Saul (5)
Siebenmeter: SG Leipzig 5/3 . ThSV Eisenach 6/6
Zeitstrafen: SG Leipzig 2 x 2 Min. / ThSV Eisenach 6 x 2 Min., Rot für Müköster n. 3. ZS (53.)
Schiedsrichter: Magalowski/ Schwieger
Zuschauer: 240

Th. Levknecht

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