Eine Partie „Spitz auf Knopf“ ohne den verdienten Punktgewinn

Bildquelle: Alibek Käsler – Von Melsungens Abwehr hart attackiert, Eisenachs Filip Vistorop
ThSV Eisenach unterliegt beim Tabellen-Dritten MT Melsungen mit 25:26 (13:16) / Am Mittwoch gasiert der 1. VfL Potsdam zum letzten Heimspiel der Saison in der Werner-Aßmann-Halle
„Das ist ärgerlich, bei zwei absoluten Topteams der Liga haben wir binnen kürzester Zeit mit einem Tor Differenz verloren“, erklärte Silvio Heinevetter, Torhüter des ThSV Eisenach. Beim SC Magdeburg unterlagen die Wartburgstädter vor zwei Wochen 32:33, am gestrigen Sonntag bei der MT Melsungen mit 25:26. „In beiden Partien hätten wir einen Punkt verdient. Dass wir keinen Zähler mitnehmen konnten, das ist sehr ärgerlich, tut schon weh“, fügte der ehemalige Auswahlkeeper hinzu, der von 2020 bis 2022 zum Torhüterteam der MT Melsungen gehörte. Fürwahr, die Begegnung in der Rothenbach Halle zu Kassel, mit 4.500 Zuschauern ausverkauft, darunter über 300 stimmgewaltige blau-weiße Fans aus Thüringen, hätte in jede Richtung ausschlagen können. „Wir lassen auch in den letzten Spielen der Saison unser Herz auf der Platte, zeigen Kampf und Bereitschaft. Gegen die Topteams aus Magdeburg und Melsungen waren wir ganz dicht an einem Punktgewinn. Das zeigt unsere gute Arbeit. Die Symbiose zwischen Mannschaft und Fans war auch am Sonntagnachmittag in Kassel famos, hat uns regelrecht getragen“, bilanzierte Misha Kaufmann, der Coach der Wartburgstädter. Diese haderten mit den Unparteiischen Marcus Hurst und Mirko Krag, sahen eine Ungleichbehandlung. Beim Stand von 24:24 wurde beispielsweise Eisenachs Filip Vistorop hart attackiert, musste verletzt vom Parkett (57.). Der Pfiff blieb aus. Beim Gegenzug bekamen die Gastgeber einen Siebenmeter zugesprochen, den Ian Barrufet zum 25:24 verwandelte (59.). „Da war keine Linie zu sehen. Freilich müssen wir zuerst unsere Aufgaben erfüllen“, vermerkte Misha Kaufmann. „Wir sind wieder an Kleinigkeiten gescheitert. Uns unterlief der eine oder andere technische Fehler zu viel, wodurch wir zu viele Gegenstoßtore kassierten. Zum Ende war es ein Spiel Spitz auf Knopf. Melsungen trifft, wir nicht“, resümierte ThSV-Kapitän Peter Walz. „Beim Tabellen-Dritten boten wir eine insgesamt starke Leistung. Auch wenn wir nur 26 Gegentreffer kassiert haben, in der Abwehr sind uns ein paar dumme Fehler unterlaufen. Silvio Heinevetter hat uns mit seinen Paraden im zweiten Abschnitt zurück ins Spiel gebracht. Vielen Dank an unsere überragenden Fans“, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte. „Unser Team hat alles gegeben, Kampf, Wille und Leidenschaft, im zweiten Abschnitt einen 4-Tore-Rückstand wettgemacht, in der Crunchtime sogar zu eigenen 24:23-Führung getroffen, doch fehlten uns winzige Kleinigkeiten und etwas Glück, um einen Punkt mitzunehmen“, fasste Bastian Freitag, 20-jähriger Keeper des ThSV Eisenach, die 60 Minuten zusammen, die er, nicht auf dem Spielprotokoll eingetragen, von einem Platz hinter der Wechselbank verfolgte. Melsungens Trainer Roberto Garcia Parrondo bilanzierte: „Meine Mannschaft war etwas müde, das war sicherlich nicht unser bestes Spiel. Ich bin aber insgesamt natürlich zufrieden und glücklich mit dem Sieg.“

Zwei Torwart-Oldies im Brennpunkt
In den letzten zehn Minuten standen zwei Torwart-Oldies, zwei ehemalige Auswahltorhüter, im Brennpunkt. Melsungens Trainer Roberto Garcia Parrondo wechselte in der 50.Minute den 44-jährigen Carsten Lichtlein (220 Länderspiele für Deutschland) ein. Eigentlich Torwarttrainer der Nordhessen, nach der schweren Verletzung von Stammkeeper Nebojsa Simic aber reaktiviert. Beim ThSV Eisenach stand von Beginn der 40-jährige Silvio Heinevetter (206 Länderspiele für Deutschland) im Kasten. Der ThSV-Schlussmann zündete nach dem 4-Tore-Rückstand (17:13-Führung der Hausherren, 32.) mit abgewehrten Bällen das Feuer. Die Wartburgstädter variierten im Deckungsverband und im Angriff. Justin Kurch kam im Deckungsinnenblock. Marko Grgic drohte nach einer zweiten Zeitstrafe (32.) das vorzeitige Aus. Silvo Heinevetter parierte gegen den 2,15 Meter Hünen Danis Kristopans (45.). Eisenachs Kapitän Peter Walz, inzwischen an seiner Stammposition am gegnerischen Kreis, traf zum Anschlusstreffer (20:19/46.). Der immer wieder in die Tiefe gehende Simone Mengon markierte den 21:21- Gleichstand (48.), hatte wenig später, beim Stand von 22:22, den Führungstreffer auf der Hand, schmetterte das Leder aber frei an den Pfosten (52.). Dimitri Ignatov zirkelte das Leder zum 23:22 ins verwaiste Eisenacher Gehäuse. Eisenachs Linksaußen Ivan Snajder hatte gerade eine heiß umstrittene Zeitstrafe kassiert. Nach einer Melsunger Auszeit parierte Silvio Heinevetter im großen Stil gegen Dainis Kristopans (54.). Im Fallen versenkte Peter Walz zum 23:23-Ausgleich (54.). Marko Grgic brachte seine Farben sogar in Führung (23:24/ 56.). Nach dem 24:24 durch David Mandic (57.) wurde Eisenachs Filip Vistorop beim Wurfversuch hart attackiert, doch die Pfeife der Referees blieb stumm. Filip Vistorop humpelte vom Parkett. „Damit fehlte uns für die letzten Minuten ein ganz wichtiger Rückraumspieler“, unterstrich Misha Kaufmann. Die Nordhessen nutzten einen ihnen zugesprochenen Siebenmeter zum 25:24 (59.). Marko Grgic zog aus der Distanz mit seinem 7. Treffer (aus 16 Versuchen) zum 25:25 ab (59.). Da war noch eine Minute zu spielen. Die Eisenacher trafen sich zu einer Auszeit, vermochten hernach Marko Grgic aber nicht in eine günstige Wurfposition zu bringen. Dessen Wurf 15 Sekunden vor der Sirene wehrte Carsten Lichtlein im Gastgeberkasten ab und avancierte zum gefeierten Helden seiner Mannschaft.

Filip Vistorop mit direkt versenktem Freiwurf
Die Eisenacher starteten starteten erwartungsmäß mit einem 4-Mann-Rückraum, Marko Grgic, Simone Mengon, Filip Vistorop und Malte Donker. Ivan Snajder (links) und Gian Attenhofer (rechts) besetzten die Flügel. Silvo Heinevetter erhielt von Beginn den Vorzug im Tor. Philipp Meyer kam für Abwehraufgaben. Die Eisenacher variierten ihr Abwehrsystem, von einem offensiven bis zum defensiven. Mit präzisem und scharfem Wurf netzte Marko Grgic zum 2:4 ein (7.). Ivan Snajder setzte einen Abpraller zum 3:5 ins Netz (9.) Der nur 1,68 Meter große Erik Balenciaga dirigierte das Angriffsspiel der Hausherren, steuerte leichtfüßig selbst die Nahtstelle der Eisenacher Abwehr an. Die Gäste beantworten auch in Unterzahl den Ausgleichstreffer der Melsunger. Letztmalig Simone Mengon zum 9:10 (19.). Die Nordhessen zogen frühzeitig das taktische Mittel des 7. Feldspielers, agierten mit zwei Kreisspielern (Adrian Sipos, Arnar Arnasson) und trafen vom 9:10 (19.) zum 16:12 (30.). Ballverluste und ausgelassene Wurfchancen prägten das Spiel der Eisenacher in dieser Phase. Selbst Melsungens Schlussmann Adam Morwaski traf aus dem eigenen Kreis ins leere Eisenacher Tor zum 12:10 (23.). Mit einem direkt verwandelten Freiwurf (!) als letzte Aktion der ersten Halbzeit besorgte Filip Vistorop den 16:13-Pausenstand.
Beide Teams setzten auf das 7 gegen 6
„Im zweiten Abschnitt waren wir besser als im ersten“, konstatierte Silvio Heinevetter. Er selbst trug dazu bei. Nach dem 17:13 (32.) bewiesen die Gäste von der Wartburg wieder tolle Moral, vom mitgereisten Angang nach vorn gepeitscht. Fehler und Fehlwürfe wurden weggesteckt. Marko Grgic, von Pfiffen der einheimischen Fans begleitet, verwandelte vom Strich zum 17:15 (39.) und 20:18 (44.). Mit Ballpassagen zum Kreis waren die Gastgeber erfolgreich. Peter Walz besorgte den Anschlusstreffer (20:19, 46.), verspekulierte sich dann in der Abwehr, begünstigte das 21:19 der Nordhessen (46.). Gian Attenhofer markierte von Rechtsaußen den neuerlichen Anschlusstreffer. Den Hessen unterlief ein Stürmerfoul. Simone Mengon powerte zum 21:21 durch (48.). Auch die Eisenacher nutzten inzwischen das 7 gegen 6, brachten Fynn Hangstein als zusätzlichen Feldspieler. Dem 22:21 (49.) ließ Marko Grgic mit „trockenem Wurf“ das 22:22 folgen (50.). Eine hochbrisante Schlussphase mit reichlich Emotionen war eingeläutet. Der Anwärter auf ein Ticket für die Champions-League wackelte mächtig gegen den Underdog aus dem benachbarten Thüringen….!
Letztes ThSV-Heimspiel der Saison
Am vorletzten Spieltag, zum letzten Heimspiel der Saison, empfängt der ThSV Eisenach am Mittwoch, 04.06.2025 um 19.00 Uhr den seit längerem feststehenden Absteiger 1. VfL Potsdam. Die Brandenburger ließen in der Vorwoche mit einem Auswärtssieg bei der TSV Hannover-Burgdorf aufhorchen. Die Eisenacher wollen sich mit einem Doppelpunktgewinn von den eigenen Gans verabschieden. Nach der Partie werden die den Thüringer Traditionsverein verlassenden Spieler verabschiedet.
Statistik
MT Melsungen: Morawski (1), Lichtlein; Enderleit (2), Balenciaga (4), Mandic (2), Sipos, Kristopans (3), Ignatov (4), Ferreira (2), Jonsson (2), Arnarsson (1), Cavalcanti, Svensson, Eickhoff, Kastening, Barrufet (5/4)
ThSV Eisenach: Heinevetter, Spikic; Vistorop (2), Reichmuth, Capric, Hangstein (2), Attenhofer (3), Walz (2), Mengon (4), Grgic (7/2), Meyer, Maric, Donker (2), Kurch, Snajder (3)
Siebenmeter: MT Melsungen 4/4 – ThSV Eisenach 2/2
Zeitstrafen: MT Melsungen 2 x 2 Min. – ThSV Eisenach 6 x 2 Min.
Schiedsrichter: Hurst/Krag
Zuschauer: 4.500 in Kassel
Th. Levknecht