Eine schwierige Geburt

ThSV Eisenach siegt bei der HSG Krefeld trotz zwei roter Karten mit 28:24 (15:12) und rückt bis auf einen Zähler an einen Aufstiegsplatz heran

Der Auswärtsbann ist gebrochen! Mit einem 28:24 (15:12) -Erfolg bei der HSG Krefeld gelang dem ThSV Eisenach im 6. Saisonauswärtsspiel der 1. Auswärtssieg. Die Wartburgstäter rangieren mit nunmehr 19:9 Punkten auf Tabellenplatz 4, haben nur einen einzigen Zähler Rückstand zu einem Aufstiegsplatz. Kommenden Samstag, 07.12.2019 kommt der TuS Nettelstedt-Lübbecke in die Werner-Aßmann-Halle.

Eine schwierige Geburt, da waren sich Trainer Sead Hasanefendic und Kapitän Duje Miljak einig. Wir spielten unter unserem Niveau, bekannte Duje Miljak, am Vortag das 36. Lebensjahr vollendend, freimütig.

Mit 11 starken Minuten nach Wiederbeginn sorgten die Wartburgstädter für die Entscheidung. Sie trafen, vielfach per Gegenstoß und auch aus der eigenen Hälfe in den verwaisten Kasten der Gastgeber, vom 15:12 zum 23:13 (41.), ließen nach der 25:16-Führung (47.) aber an Souveränität nach. Der Tabellen-Letzte konnte vor gerade einmal 544 Zuschauern in der Glockenspitzhalle das Ergebnis noch beträchtlich schönen.

Das Schlussresultat hätte höher ausfallen müssen. Wir sind noch nicht abgezockt genug. Zu beachten aber auch, dass im Kader der HSG Krefeld Qualität steckt. Die Freude über den ersten Auswärtssieg ist natürlich groß, resümierte Markus Krauthoff-Murfuni, Eisenachs Co-Trainer.

Adrian Wöhler, mit 9 Treffern (bei 11 Versuchen) erneut Eisenachs bester Werfer, zog ein kritisches Fazit. „Bei einem anderen Team der Liga hätten wir mit einer solchen Leistung die Halle wohl mit einer Niederlage verlassen“, konstatierte der dienstälteste Eisenacher, der den ersten und letzten Treffer der Partie erzielte.

Nach der 10-Tore-Führung haben wir das Spiel wohl auf die leichte Schulter genommen, boten den Hausherren in der Abwehr zu viele Räume, gestand Eisenachs 2,08-Meter Hüne Marko Racic.

In einer Begegnung mit nur mäßigem Niveau mussten die Männer aus dem Thüringer Handballtempel zwei rote Karten kompensieren. Bei einer „Rudelbildung“ kam es zu einem Handgemenge, in dessen Folge für Ante Tokic (Eisenach) und Damian Janus (Krefeld) die Partie bereits nach knapp 27 Minuten beendet war. Eisenachs Marko Racic sah nach einer unglücklichen Abwehraktion den roten Karton (56.).

Ich habe den Angreifer im Gesicht getroffen. Man kann, muss aber nicht Rot ziehen, beleuchtete Marko Racic die Szene. Die Punkte tun uns gut. Das Spiel hat freilich auch gezeigt, wir müssen weiter ganz fleißig arbeiten, erklärte Eisenachs Manager Rene Witte. Auswärtssiege sind in dieser ausgeglichenen Liga eine Rarität, vermerkte ThSV-Coach Sead Hasanefendic.

Die Statistik belegt diese Aussage: An 13 Spieltagen waren gerade einmal 36 Auswärtssiege zu verbuchen. Die 30 ihre Mannschaft im „Kühlschrank“ Dreispitzhalle lautstark unterstützenden ThSV-Fans traten freudig gestimmt die 350-Kilometer-Heimfahrt an.

Jonas Ulshöfer heizt die Temperatur im „Kühlschrank“ Dreispitzhalle an

Wenn nicht jetzt, wann dann, mit dieser Devise war der ThSV Eisenach gestartet, wollte von Beginn für klare Verhältnisse sorgen.

Danach sah es zu nächst auch aus. Drei Wöhler-Treffer sorgten für das 0:3 (5.). Alexander Saul schloss per Gegenstoß zum 1:5 ab (9.). Henrik Schiffmann schmetterte für die Gastgeber einen Siebenmeter ans Holz (10.), Doch es zeigte sich rasch, es wird nicht der Tag des Yoav Lumbroso. Der kleine Eisenacher Spielgestalter patzte mehrfach.

Unser guter Start fand keine Fortsetzung, ärgerte sich Abwehrchef Duje Miljak.

Der bei den Hausherren sein Comeback feiernde Rückraumspieler Kevin-Christopher Brüren traf gleich zur 7:6- Führung für seine Farben (18.). Das Blatt wendete sich mit der Einwechslung von Jonas Ulshöfer. Der Hesse im Trikot der Thüringer, im Vorjahr mit der SG Bruchköbel aus der 3. Liga abgestiegen, riss sie Spielführung mit Bravour an sich, brillierte zudem mit seiner Zweikampfstärke, zeigte den verdutzten Gastgebern leichtfüßig die Hacken, konnte mehrfach nur auf Kosten von Strafwürfen gestoppt werden.

Willy Weyhrauch trifft in doppelter Unterzahl
Willy Weyhrauch, von Beginn auf Rechtsaußen, stibitzte sich das Leder und netzte zum 7:8 ein (20.). ThSV-Keeper Blaz Voncina (14 Paraden) meisterte einen Strafwurf von Kevin-Christopher Brüren (20.), Nach Zeitstrafen gegen Duje Miljak und Alexander Saul standen die Eisenacher in doppelter Unterzahl auf dem Parkett. Einen strukturierten Angriffszug über Rechtaußen schlossen sie dennoch durch Willy Weyhrauch zum 7:9 ab (21.). Die frühzeitige zweite Zeitstrafe von Alexander Saul zwang Sead Hasanefendic zum Improvisieren. Er schickte Ante Tokic für den rechten Rückraum auf das Parkett. Der schloss zum 8:12 (25.) ab. Es sollte der einzige Treffer des Eisenacher Torjägers bleiben. Kurz darauf war für ihn nach einer unübersichtlichen Situation, an der er kaum beteiligt war, Schluss (Rot, 27.). Die Gastgeber versuchten es mit einem zusätzlichen Feldspieler. Adrian Wöhler hatte wenig Mühe in den verlassenen Krefelder Kasten zum 10:14 zu treffen (28.).

Torhüter Balz Voncina trifft in den gegnerischen Kasten
Eisenachs Abwehr mit Duje Miljak, Mako Racic und Andrej Obranovic im Innenblock, machte nach Wiederanpfiff im Zusammenspiel mit Keeper Blaz Voncina hinten dicht. Der Rückraum mit Andrej Obranovic (5 Tore!), Jonas Ulshöfer und Alexander Saul sorgte für Power im Positionsangriff. Mit einem 8:1-Tore-Lauf machten die Eisenacher den Sack zu. Krefelds Trainer Arnar Gunnarsson riskierte viel, nahm seinen Torhüter für einen Feldspieler vom Parkett. Andrej Obranovic (12:18, 34.) und sogar ThSV-Keeper Blaz Voncina (12:19, 35.) trafen aus der eigenen Hälfte ins leere Krefelder Gehäuse. Andrej Obranovic angelte sich das Leder aus den Krefelder Reihen und stürmte über das gesamte Parkett zum 13:20 (37.). Jonas Ulshöfer und der für Abwehraufgaben eingewechselte Ivan Snajder erhöhten zum 13:22 (40.). Ein Zusammenspiel zwischen Jonas Ulshöfer und Marko Racic vermochten die Gastgeber nur auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen, Alexander Saul vollstreckte zum 13:23 (41.). Nach einer Regelwidrigkeit am aufgerückten Duje Miljak versenkte Adrian Wöhler den fälligen Strafwurf zum 16:25 (47.).

Dann ging unsere Souveränität verloren. Statt eines 8- wurde es nur ein 4-Tore-Sieg, gestand Marco Racic.

Die Schlussviertelstunde stand im Zeichen von Krefelds Rückraumspieler Juan Antonio Sario Viciana, der ein um das andere Mal einnetzte, seine persönliche Ausbeute auf 9 Feldtore aufstockte. Letztlich nur ein Wert für die Statistik. Die Punkte wurden im Eisenacher Mannschaftsbus verstaut…!

Statistik
HSG Krefeld: Stammer (8 Paraden), Toth (4 Paraden); Schiffmann (1), Viciano (9), Cutura (1), Janus, Roosna (2), Vonnahme (1), Luciano, Gentges (1), Ciupinski (3), Brüren (6/4)
ThSV Eisenach: Voncina (1 Tor/14 Paraden), Karic; Iffert, Kikanovic, Wöhler (9/4), Potisk, Ulshöfer (2), Miljak, Tokic (1), Mürköster (1), Obranovic (5), Snajder (1), Racic (1), Weyhrauch (3), Saul (4/2)
Siebenmeter: HSG Krefeld 7/4 / ThSV Eisenach 9/6
Zeitstrafen: HSG Krefeld 3 x 2 Min., Rot Janus (27.) / ThSV Eisenach 5 x 2 Min, Rot Tokic (27.) u. Racic (56.)
Schiedsrichter: Müller/Müller
Zuschauer: 544

Th. Levknecht