Eisenacher wollen den Melsunger Abwehrrecken tüchtig einheizen

Nach dem Gastspiel am vergangenen Spieltag bei der HSG Wetzlar wartet auf den ThSV Eisenach mit der MT Melsungen erneut ein Kontrahent aus dem benachbarten Hessen. Dieses Mal genießen die Thüringer allerdings Heimvorteil. Der Nachbarschaftsvergleich steigt am Samstag, 26.10.2013 um 19.00 Uhr in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle. Die MT Melsungen rangiert aktuell mit 12:8 Punkten auf dem achten Tabellenplatz, mit lediglich drei Zählern Rückstand zum Drittplatzierten Rhein-Neckar-Löwen. Aufsteiger ThSV Eisenach kann erst Punkte auf der Habenseite vorweisen, belegt den vorletzten Tabellenplatz. Schon diese Konstellation sagt einiges über die Rollenverteilung.

Vor dem Anpfiff sprachen wir mit Adalsteinn Eyjolfsson, dem Coach des ThSV Eisenach

Sie sprachen vor der Saison davon, Ihre Mannschaft müsse sich rasch an die neue Liga gewöhnen, nicht zu lange Lehrgeld zahlen. Zehn Spieltage sind absolviert. Ist Ihre Mannschaft in der DKB Handball-Bundesliga richtig angekommen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Das Erwartete ist eingetreten. Wir als Neuling benötigen Anlaufzeit für das Erstliganiveau, an Tempo und Qualität. Das ist schon ein Unterschied gegenüber der zweiten Liga. Erschwert wurde das Eingewöhnen durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Girts Lilienfelds, Nicolai Hansen und Branimir Koloper. Unser Eingespieltsein ging verloren. Hinzu kam die lange Verletzung von Tomas Sklenak. Das alles hat uns hinsichtlich der Eingewöhnungszeit zurückgeworfen. Doch es ist deutlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Das haben die letzten Begegnungen gezeigt, auch die in Wetzlar; mit unserer Energieleistung sind wir der Qualität der DKB Handball-Bundesliga ganz nahe. Es gilt, den Steigerungsprozess fortzusetzen. Wir müssen Defizite abarbeiten, stabiler auftreten.

Nach der Partie in Wetzlar bezichtigten Kai Wandschneider, der Coach der HSG Wetzlar, und hessische Medien Ihr Team einer überharten, ja unfairen Spielweise. Wie sehen Sie solche Aussagen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Was ich davon halte? Das entbehrt jeder Grundlage. Die Auszeit der HSG Wetzlar 49 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 28:23 war nicht die feine englische Art. Wir sind nicht der Aufsteiger aus dem Osten, der überhart spielt. Das ist ein Mythos aus längst vergangener Zeit. Der aktuelle ThSV Eisenach spielt modernen Handball. Im Gegenteil, wir sind weit weg von der in der 1. Liga zugelassenen Härte. Wir spielen weder überhart noch unfair. Das kann keiner behaupten. Wer solche Diskussionen anzettelt, ist uninformiert über den ThSV Eisenach dieser Tage! Ich empfehle einen Blick auf die Zeitstrafenliste der Liga. Der ThSV Eisenach ist da in der unteren Hälfte zu finden!

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Zu Beginn des Jahres traf Ihre Mannschaft im DHB-Pokal auf die MT Melsungen, war beim 25:31 eigentlich chancenlos. Spukt das noch im Hinterkopf herum?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Wir hatten in jener Partie besondere Probleme im Angriff. Die schlechte Wurfeffektivität leistete Vorschub für Tempogegenstöße der Hessen. Wir wurden ausgekontert. Als wir uns dann heran gekämpft hatten, entschied Alexandros Vasilakis, der nicht mehr im Kader steht, mit seiner Qualität aus dem Rückraum die Partie. Die MT Melsungen schaffte damals viel zu leicht den Einzug ins Final Four des DHB-Pokals. Wir agierten insgesamt viel zu harmlos, erreichten nicht unsere normale Abwehrstärke. Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Unsere sechs Neuzugänge waren damals nicht dabei. Die Partie spukt innerhalb der Mannschaft nicht im Hinterkopf herum. Das Team hat zudem während der ersten zehn Spieltage in der DKB Handball-Bundesliga neue Erfahrungen gesammelt.

Was zeichnet das aktuelle Team der MT Melsungen aus, das sich einen Startplatz für den Europapokal für die laufende Saison auf die Fahnen geschrieben hat?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Die MT Melsungen hat einen der besten Deckungsinnenblocks der Liga mit Felix Danner, Daniel Kubes sowie Philipp und Michael Müller. (Wenn Kai Wandschneider, der Coach der HSG Wetzlar, über Härte spricht, möge er sich an Philipp und Michael Müller erinnern, die im Vorjahr unter seinen Fittichen standen.) Diese Abwehrrecken demonstrieren Biss und Aggressivität. Mit den Neuzugängen hat die MT Melsungen einen Charaktergewinn zu verzeichnen. Die MT Melsungen hat sich von allen Teams der Liga mit am besten verstärkt. Die Abwehr im Zusammenspiel mit dem Torhüter ist das Prunkstück. Mit ihr als Ausgangspunkt werden die Tempogegenstöße über die Außen Johannes Sellin und Michael Allendorf abgeschlossen. Für mich ist die MT Melsungen mit ihrer Qualität eines der sieben Topteams der Liga!

Wie sieht es auf der ThSV-Krankenstation aus?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Keine Veränderung, es gibt die gleiche Konstellation wie an den letzten Spieltagen. Unsere Langzeitverletzten Girts Lilienfelds, Nicolai Hansen und Branimir Koloper stehen weiterhin nicht zur Verfügung.

Ohne sich in die Karten schauen zu lassen, welches Rezept haben Sie Ihrer Mannschaft für die Partie gegen Melsungen herausgesucht?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Wir haben in den letzten Wochen intensiv an unserem Spielkonzept gearbeitet. Ich hoffe auf eine so gute Deckungsleistung wie im Auswärtsspiel in Wetzlar. Aus der Abwehr wollen wir Gegenstöße initiieren. Was wir reduzieren müssen, ist die Fehlerquote im Vorwärtsgang. In der ersten und zweiten Welle unterlaufen uns zu viele Pass- oder Regelfehler. Das müssen wir abstellen. Wir müssen abgezockter werden. Es treten noch zu viele überhastete Aktionen auf. Wir müssen geduldiger werden. Das ist gegen die MT Melsungen vonnöten. Wir müssen die Abwehrrecken der Hessen in Bewegung bringen.

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