Eisenachs Coach reist zu seiner großen Liebe

ThSV Eisenach gastiert beim großen VfL Gummersbach • Maskottchen „Schorsch“ darf nicht auftreten

Zur Creme de la Creme des deutschen und internationalen Handballs gehörte über Jahrzehnte der VfL Gummersbach: 12 Meistertitel zwischen 1966 und 1991, 4 DHB-Pokalsiege zwischen 1977 und 1985, 5 Mal Europapokalsieger der Landesmeister zwischen 1967 und 1983, 4 Europapokalsiege der Pokalsieger 1978 bis 2011, EHF-Pokalsieger 1982 und 2009, Vereinseuropameister 1979 und 1983. Ein Teil der Erfolge sind eng mit dem Namen Sead Hasanefendic verknüpft, von 2002 bis 2004 und 2008 bis 2011 Trainer. Mit ihm bejubelte der Altmeister zwei Europapokalsiege (2010 und 2011) und 2009 den Triumph im EHF-Pokal. Im Jahr 2010 wurde Sead Hasanefendic zum Trainer des Jahres in Deutschland gewählt. Im Jahr 2017 kehrte er noch einmal auf die Gummersbacher Bank zurück, wendete seinerzeit den drohenden Gang in die 2. Liga ab.

Die besondere ThSV-Erinnerung
In der Saison 1991/1992, der ThSV Eisenach war aus der 1. Liga der DDR in die zweigleisige 1. Handballbundesliga aufgestiegen, erreichte der ThSV Eisenach mit einem Notaufgebot am 4.11.1991 beim VfL Gummersbach ein 18:18-Remis. Martin Münzberg, eigentlich Rückraumspieler, heute Physiotherapeut des ThSV Eisenach, markierte als Rechtshänder von Rechtsaußen 6 Treffer. Auf der Rückfahrt zwang ein Kabelbrand den Mannschaftsbus zum Stopp. Kapitän Michael Dubiel reparierte in MACGYVER-Manier, sodass der Bus seine Fahrt bis in die Wartburgstadt fortsetzten konnte. Michael Dubiel, vor wenigen Tagen Opa geworden (Herzlichen Glückwunsch!), Martin Münzberg und alle Mitinsassen erinnern sich noch sehr genau.

Abstieg und Aufstieg machen das samstägliche Duell möglich
Nach der Saison 2018/2019 stieg der VfL Gummersbach nach einem Millimetereinlauf am letzten Spieltag erstmals in die 2. Liga ab. Dadurch kommt es am Samstag, 14.12.2019 um 18.30 Uhr in der SCHWALBE arena zu Gummersbach zum Punktspiel-Aufeinandertreffen zwischen dem VfL Gummersbach und dem aus der 3. Liga aufgestiegenen und von Sead Hasanefendic betreuten ThSV Eisenach. Was vor der Saison nicht zu vermuten war, beide weisen aktuell 19 Pluspunkte auf, belegen die Tabellenplätze 4 und 5.

Ich hoffe, die kränkelnden Spieler sind bis zum Samstag fit, damit ich die bestmögliche Mannschaft auf das Parkett schicken kann. Wir werden es genießen, gegen einen renommierten Kontrahenten in einer tollen Halle um Punkte auflaufen zu dürfen. Das wird für unsere junge Mannschaft ein Erlebnis. Das wird uns aber auch motivieren. Eine zusätzliche Motivation erhalten wir durch eine große eigene Fanschar in der SCHWALBE arena, erklärt Sead Hasanfendic.

Der ThSV Eisenach bedauert, dass sein Maskottchen „Schorsch“, ein kleiner blauer Drache, bisher in allen Hallen Deutschlands willkommen, auf dem Parkett der SCHWALBE arena nicht erwünscht ist.

Ein Auftritt von Schorsch am Samstag ist leider nicht möglich. Dabei handelt es sich lediglich um eine Grundsatzentscheidung, an der wir auch in dieser Saison festhalten. Wir bitten hier um euer Verständnis, wir halten es mit allen Vereinen gleich, teilte die Geschäftsführung des VfL Gummersbach mit.

Bisher hatte „Schorsch“ bei Auswärtsspielen des ThSV Eisenach mit dem Maskottchen der Gastgeber für zünftige Einlagen gesorgt, zugleich zum Miteinander der Fanlager beigetragen…

Hasanefendic: Wir kommen nicht mit weißer Fahne
Ein Aufeinandertreffen von zwei Teams auf Augenhöhe? ThSV-Coach Sead Hasanefendic, sieht das so:

Ich darf daran erinnern, wo beide Vereine herkommen. Ja, beide haben derzeit 19 Punkte; von zwei Vereinen auf Augenhöhe zu sprechen, das wäre überheblich. Der VfL Gummersbach hat ganz andere Ziele. Völlig zu Recht! Der VfL will zurück in die 1. Handballbundesliga. Er hat auch das Zeug dazu. Schauen wir auf das Personal des VfL Gummersbach, mit beispielsweise zwei kroatischen und zwei österreichischen Nationalspielern, mit einem Top-Torhüter-Duo hinter einer sehr guten Abwehr. Der VfL Gummersbach hat ganz andere Ziele als der ThSV Eisenach. Doch wir kommen nicht mit weißer Fahne. Wir genießen den Moment, wollen so lange wie möglich im Vorderfeld der Tabelle bleiben.

Torge Greve, seit März auf der Trainerbank des VfL Gummersbach, sieht die Ausgangslage so:

Der ThSV Eisenach steht völlig zu Recht im Vorderfeld der Tabelle. Ich würde die Partie am Samstagabend durchaus dem Bereich Spitzenspiel der 2. Handballbundesliga zuordnen, ein Verfolgerduell des Spitzentrios.

Dass der Gastgeber Favorit ist, stellt keiner in Zweifel. Der VfL Gummersbach, bis auf Florian Baumgärtner in Bestbesetzung, also auch mit seinen Rückraum-Stars Janko Bozovic und Alexander Herrmann, mit dem Top-Torhüterduo Flip Ivic und Matthias Puhle, will seiner Favoritenrolle gerecht werden.

Wir wollen von Anfang an Vollgas geben, denn aus unserer Halle soll keiner zwei Punkte mitnehmen – auch nicht der ThSV Eisenach, betont Linksaußen Marvin Sommer, im Jahr 2017 vom SC DHfK Leipzig zum Altmeister gekommen.

Er trifft mit Eisenachs Rechtsaußen Willy Weyhrauch auf einen einstigen Teamgefährten aus geneinsamen Zeiten bei den Füchsen Berlin. Sie sammelten zusammen deutsche Meistertitel der B- und A-Jugend. Es kommt am Samstag zum direkten Aufeinandertreffen zwischen Linksaußen Marvin Sommer und Rechtsaußen Willy Weyhrauch

Eisenach spielt für einen Aufsteiger eine richtig gute Saison. Sie sind wirklich gefährlich, haben gute Außen und nutzen verschiedene Deckungssysteme. Nicht umsonst haben sie schon so viele Punkte geholt, warnt Marvin Sommer seine Teamkollegen.

Wir haben in heimischer Umgebung nur beim Remis gegen TuSEM Essen einen Zähler abgegeben. Unser Ziel ist klar definiert: unsere Heimstärke demonstrieren und den nächsten Doppelpunktgewinn einfahren, unsere inzwischen wieder zahlreich in die SCHWALBE arena strömenden Zuschauer erfreuen, gibt VfL-Coach Torge Greve als Marschroute aus.

Unsere Leistungsträger? Dazu würde ich die Rückraumspieler Janko Bozovic und Alexander Herrmann, Linksaußen Marvin Sommer sowie unser erfahrenes Torhüterduo Filip Ivic und Matthias Puhle zählen, ergänzt der vor seinem Engagement in Gummersbach beim VfL Lübeck-Schwartau tätige Trainer des VfL Gummersbach.

Was zeichnet den VfL Gummersbach dieser Tage aus?
Sead Hasanefendic beantwortet die Frage folgendermaßen:

Die erste Zweitligasaison der Geschichte war von wechselndem Erfolg gekennzeichnet. Hochs und Tiefs waren voll allem zum Saisonanfang angesagt. So wurde auch beim TV Emsdetten verloren, In der Bilanz stehen aber auch Siege in Aue, Dormagen und zuletzt in Konstanz. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die individuelle Qualität im mannschaftlichen Erfolg wiederspiegelt. Aus einer starken aggressiven Abwehr, mit einem starken Innenblock und zwei Top-Torhütern, wird das schnelle Spiel nach vorn ausgelöst. Erfahrene Spieler, wie Janko Bozovic und Alexander Herrmann, prägen Abwehr und Angriff. Die gute Arbeit der Gummersbacher Jugendakademie trägt ihre Früchte, Talente aus dem eigenen Nachwuchs (Jonas Stüber, Fynn Herzig, Luis Villgrattner, Yonatan Dayan) sind aufgerückt, bekommen immer längere Einsatzzeiten, die das Tempo forcieren, für Explosivität sorgen, was modernen Handball auszeichnet. Inzwischen sind Hierarchie und Harmonie eingekehrt. Jeder kennt seine Rolle. Zuletzt lief es deutlich besser. Ich rechne mit einem starken Saisonendspurt des VfL Gummersbach. Der anvisierte Wiederaufstieg wäre keine Überraschung.

Th. Levknecht

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