Eisenachs Durststrecke in der Anhalt Arena Dessau hält an

Wartburgstädter unterlagen in der 64. Auflage des Derbys gegen den Dessau-Roßlauer HV mit 31:34 (13:15) und warten seit 48 Jahren auf einen Pflichtsieg beim alten Rivalen

Es bleibt dabei, der ThSV Eisenach kann einfach in einem Pflichtspiel nicht in Dessau gewinnen. Der letzte Sieg resultiert vom 21. Januar 1973, als Motor Eisenach bei ZAB Dessau mit 24:23 siegte. Karl-Heinz Rost und Joachim Kleinsteuber netzten seinerzeit je 7 Bälle ein, der viel zu früh verstorbene Jochen Mascher markierte 4 Treffer. Am Sonntag unterlagen die Wartburgstädter in einem beidseitig temposcharf geführten Derby mit 31:34 (13:15). Sie mussten auf Kreisspieler und Kapitän Peter Walz sowie Rückraumspieler Jannis Schneibel aufgrund grippaler Infekte verzichten, hatten aber den zuletzt verletzt fehlenden Rückraumspieler Martin Potisk wieder dabei. Der Dessau-Roßlauer HV musste den Ausfall mehrerer Stammkräfte kompensieren. Auch Rückraumspieler Max Emanuel musste kurzfristig passen.

Rene Witte: „Wer auswärts 31 Tore wirft, sollte eigentlich gewinnen!“

Ich bin enttäuscht über die Niederlage. Uns sind die gleichen Fehler unterlaufen, die wir schon länger angesprochen haben. In der entscheidenden Phase ist es uns nicht gelungen, diese Fehler gezielt zu minimieren. Wir müssen diese Probleme dringend abstellen, um nicht in eine Spirale zu kommen, in die wir nicht wollen. Wir brauchen volle Konzentration und Abschlussstärke, den absoluten Willen, das Tor zu erzielen, in der Abwehr zu stehen, über 60 Minuten eine anständige Leistung abzuliefern. Sonst wird es schwer, in dieser Liga Punkte zu holen, konstatierte Eisenachs Manager Rene Witte. Wer auswärts 31 Tore wirft, sollte eigentlich gewinnen. Warum der Gastgeber drei mehr geworfen hat, gilt es zu analysieren. Ich hoffe, wir lernen aus den Fehlern, ergänzte Rene Witte.

Sein Team hatte eine Torwurfeffektivität von 62 Prozent (aus 50 Würfen resultierten 31 Treffer).

Uwe Jungandreas: „Meiner Mannschaft gilt ein Riesenkompliment!“
Die Gastgeber sahen sich am Feiertag (Tag der deutschen Einheit) in Feierlaune. Knapp 1.000 Zuschauer feierten das personell gebeutelte Team euphorisch.

Meiner Mannschaft gilt ein Riesenkompliment. Sie bot eine überragende Mannschaftsleistung mit ausgeprägtem Siegeswillen. So wie es sich für ein Derby gehört. Obwohl personell arg gebeutelt, wird sind im Angriff und in der Abwehr ein hohes Tempo gegangen, konnten über weite Strecken auf eine gute Torwartleistung bauen, bilanzierte Uwe Jungandreas, der Coach des Dessau-Roßlauer HV.

Sein Keeper Philip Ambrosius lief – wieder einmal gegen Eisenach – in entscheidenden Phasen zu großer Form auf, war entscheidender Rückhalt vom 12:13 (27.) zum 19:14 (36.). Insgesamt ging das Torhüterduell nahezu Unentschieden aus. Für Eisenachs Johannes Jepsen wurden 14, für Dessaus Philip Ambrosius 13 abgewehrte Bälle in der HBL-Statistik geführt. Im 20-jährigen Rückraumspieler Yannick Danneberg (9 Tore bei 12 Versuchen) und Rechtsaußen Yannick Pust (10 Tore aus 12 Würfen) hatte er zwei ausgesprochen treffsichere Spieler. Da brauchte Kapitän Vincent Sohmann nicht besonders zu glänzen. Max Scheithauer führte über weite Strecken glänzend Regie.

Ab der 45. Minute wurden wir ein bisschen übermütig, wollten zu viele Bälle gewinnen. Unser Vorsprung schmolz. Wir agierten nicht seriös genug, schlug Uwe Jungandreas, seit 2014 auf der Trainerbank in Dessau, auch kritische Töne an.

Der ThSV Eisenach rückte nach dem 27:21 (50.) noch einmal bis auf drei Treffer heran (30:27, 55.), auch weil Fynn Hangstein (insgesamt 8 Treffer aus 10 Würfen) nun das richtige Wurfrepertoire gefunden hatte. Martin Potisik setzte mit seinem Tordrang nach seiner Einwechslung in der 20. Minute immer wieder Nadelstiche. Doch die Wartburgstädter patzten dann aber und stellte sich selbst ein Bein. Verschiedene Deckungsvarianten brachten insgesamt nicht den gewünschten Erfolg. Die Abwehr offenbarte ungewohnte Lücken. Diese Einladungen nahmen die Gastgeber gern an.

Markus Murfuni: „Jeder weiß, für uns war in Dessau mehr drin!“

Wir wussten, auf uns kommt ein temposcharfes Spiel zu. Uns unterliefen zu viele unnötige Fehler. Das machte den Unterschied aus. Hatten wir uns wieder herangekämpft, folgte ein Fehlwurf oder ein falscher Pass. Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Jeder Spieler weiß aber, in Dessau war mehr drin. Es gilt, in den nächsten zwei Tagen den Kopf freizubekommen, denn mit dem Pokalspiel am Mittwoch gegen Erstligist HSG Wetzlar wartet ein zusätzliches Highlight, erklärte Eisenachs Trainer Markus Murfuni.

Am Samstag, 09.10.21 steht zum Ende einer englischen Woche ein wichtiges Punktspiel an, wenn der VfL Lübeck-Schwartau in die Werner-Aßmann-Halle kommt.

ThSV Eisenach ebnet den Gastgebern den Weg zur Pausenführung
Die Eisenacher begannen mit Ruben Sousa am Kreis, Fynn Hangstein übernahm die Regierolle. Sie wehrten den feurigen Start der Hausherren (3:1, 7. Min.) ab, eroberten mehrfach das Leder, netzten zum 3:5 (11.) ein. ThSV-Keeper Johannes Jepsen wehrte einen Sohmann-Siebenmeter ab (10.). Die Gastgeber wurden unter dem Druck der Eisenacher hektisch. Nach einem Stürmerfoul der Hausherren traf Fynn Hangstein zum 4:7 (14.). Unsaubere Eisenacher Deckungsarbeit brachten Siebenmeterpfiffe für die Hausherren. Überzahlphasen vermochten die Thüringer nicht zu nutzen. Im Gegenteil. Yannick Danneberg traf in Unterzahl zum 8:8 (18.). Hannes Iffert, inzwischen am Kreis, antwortete mit dem Treffer zum 8:9 (19.). Die Eisenacher scheiterten an DRHV-Keeper Philip Ambrosius. Rechtsaußen Yannick Pust schloss für die Hausherren zum 11:9 ab (22.). Eisenachs Martin Potisk brachte seine individuellen Stärken zum Tragen, beim 12:13 (27.) lag der ThSV Eisenach wieder vorn. Ivan Snajder scheiterte. Zwei Glanzparaden von ThSV-Schlussmann Johannes Jepsen vermochten dessen Teamkollegen nicht zu nutzen. Max Scheithauer zog für die Gastgeber in Unterzahl zum 13:13 ab (28.). Zwei Zuspielfehler nutzte Linksaußen Jakub Hrstka zum 15:13 (30.). Die letzte Aktion der ersten Halbzeit, ein Siebenmeter für den ThSV Eisenach. Der Aufsetzer von Adrian Wöhler hatte zu viel Schmackes und landete – unter dem Jubel der einheimischen Anhängerschaft – über dem Ambrosius-Kasten.

Dessau-Roßlauer HV lässt sich nach 5-Tore-Führung nicht mehr beirren
Mit Glanzparaden vom Gastgeber-Keeper und technischer Fehler der Eisenacher ging es in die zweite Halbzeit. Die Hausherren nahmen mit ihren Treffern zum 19:14 (36.) einen kräftigen Schluck aus der Flasche Selbstvertrauen. Nach einer Eisenacher Auszeit einhergehend mit personellen und taktischen Veränderungen keimte beim 20:17 (39.), Aleksander Saul hatte über die rechts Weite eingepowert, Hoffnung im Eisenacher Lager. Doch Fynn Hangstein brachte das Leder vom Siebenmeter-Strich nicht unter (41.), Eisenacher Würfe ließen nur das Außennetz zappeln. Kaltschnäuziger die Hausherren, die über 23:18 (44., Tillmann Leu) zum 27:21 (50., Yannick Danneberg) einnetzen. Auch die folgende Aufholjagd zum 30:27, Ruben Sousa hatte getroffen, beendeten die Eisenacher jäh selbst. Yannick Pust beseitigte mit seinem Treffer zum 32:28 (58.) letzte Zweifel über die Punktvergabe.

Pokal-Hit gegen Erstligist Wetzlar
Bereits am Mittwoch wartet auf den ThSV Eisenach der Pokal-Hit gegen Erstligist HSG Wetzlar (Anwurf 20:00 Uhr). Tickets sind vorab erhältlich unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV Geschäftsstelle.

Statistik:
Dessau-Rosslauer HV 06: Malek, Ambrosius; Hrstka (5/2), Sohmann (3/1), Bielzer, Haeske, Gliese (2), Danneberg (9), Neumann, Scheithauer (4), Emanuel, Pust (10), Leu (1)
ThSV Eisenach: Voncina, Eichberger, Jepsen; Iffert (3), Wöhler (1), Potisk (5), Hangstein (8), Ulshöfer, Hideg (1), Tokic (4), Sousa (2), Dicker (1), Donker (1), Snajder (2), Weyhrauch, Saul (3),
7-Meter: Dessau-Rosslauer HV 06: 3/4  –  ThSV Eisenach: 1/3
Zeitstrafen: Dessau-Rosslauer HV 06: 5 x 2 Min. (Rot Gliese n. 3. ZS, 53.)  –  ThSV Eisenach: 3 x 2 Min.
Schiedsrichter: Blümel, Loppaschewski
Zuschauer: 987

Th. Levknecht

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