Eisenachs Neuzugang Matthias Gerlich weiß, dass er an seinen Toren gemessen wird

„Ich fühle mich auf meinem Leistungshöhepunkt“
Nein, als alter Hase fühlt er sich nicht, auch wenn er kürzlich im Training beim Aufwärmspiel dem „Team Alt“ zugeordnet wurde. Matthias Gerlich, 28 Jahre, gerade vom HSC Coburg zum ThSV Eisenach gewechselt, sieht sich selbst auf dem Leistungshöhepunkt seiner Laufbahn. Der Rückraumspieler weiß, unter der Wartburg werden von ihm vor allem Tore erwartet. „Das ist der Job eines Rückraum-Shooters. Ich habe Spaß am Torewerfen, setzte aber auch meine Mitspieler in Szene. Mir ist klar, weshalb der ThSV Eisenach mich geholt hat“, erklärt der 2,04-Meter-Mann, der 100 Kilo auf die Waage bringt. Gerade ist er mit dem HSC Coburg in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen. „Das war für mich sportlich und emotional der tollste Erfolg. Dieses Gefühl würde ich gern noch einmal erleben, werde alles dafür tun“, unterstreicht Matthias Gerlich. Ein „Wink mit dem Zaunspfahl“? Auf jeden Fall Worte, die man in Handball-Eisenach gern hört. „Ich bin ein Verfechter von homogenem Wachstum. Diese Entwicklung will der ThSV Eisenach einschlagen. Ich will ein Teil einer integren Truppe werden“, fügt der am 25.02.1988 in Landsberg am Lech geborene linke Rückraumspieler an.

Das Gesamtpaket entschied für den ThSV Eisenach
Sein Vertrag wurde beim HSC Coburg nicht verlängert. „Ich hatte Angebote von Erstbundesligisten als Nummer 3 auf meiner Position. Mein Geld durch Bankdrücken zu verdienen, das wollte ich nicht. Meinen Schwerpunkt bereits auf die berufliche Entwicklung zu setzen, danach war mir noch nicht der Sinn. Ich bin bisher von größeren Verletzungen verschont, habe einfach noch zu viel Spaß am Handball, will allerdings in Deutschland bleiben, bei einem Verein, in dem ich auch viele Spielanteile bekomme“, erklärt Matthias Gerlich. „Der ThSV Eisenach ist ein Traditionsverein, ein Verein mit gutem Namen, immer am Tor zur 1. Liga. Das mir unterbreitete Gesamtpaket, auch für meine Freundin, passt“, begründet er die Unterzeichnung eines 3-Jahres-Vertrages in der Wartburgstadt.

Erst mit 14 Jahren zum Handball
Er kam relativ spät zum Handball, mit 14 Jahren. Bis dahin probierte er sich hauptsächlich im Eishockey und im Tennis. Dann kam der Handball beim TSV Mindelheim. Hans Burger war sein erster Übungsleiter. Da ein Kreisspieler fehlte, wurde er zunächst mit dieser Aufgabe betraut. Rasant seine Fortschritte, die rasch Berufungen in die Bayern-Auswahl zur Folge hatten. „Ich fand riesigen Spaß am Handball“, erinnert sich Matthias Gerlich. Seine Qualitäten sprachen sich bis an die Elbe herum. Er wechselte mit 17 Jahren an das Magdeburger Sportgymnasium, mit strengem täglichen Reglement zwischen Schule und Sport, alles dem Leistungsgedanken untergeordnet. Mit dem SC Magdeburg wurde er Deutscher A-Jugend-Meister. Bis zum Jahr 2009 trug er das Trikot der Bördestädter.

In Leipzig war für den Retter plötzlich kein Platz mehr
Es folgten Jahre der Wanderschaft. Eigentlich sei er ein Mensch, der gern länger bei einem Verein bleiben möchte, „nicht ständiges Umziehen und ein neues Umfeld“. Doch auf der Vita von Matthias Gerlich stehen nach der Zeit bei den SCM-Youngsters TuSEM Essen (2009 bis 2011), der TV Hüttenberg (2011 bis 2012), die Rhein-Neckar-Löwen (2012 bis 2013), der SC DHfK Leipzig (2013 bis 2014) und in der vergangenen Spielzeit (2014/2015) der HSC Coburg. „Im Leistungssport nehmen mehrere Entwicklungen Einfluss, einmal die Eigenentwicklung und die des Vereins, vielleicht mit einer Richtungsänderung.“ Während seiner Zeit bei den Rhein-Neckar Löwen verfolgte er das Spielgeschehen zumeist von der Bank. „Doch ich wollte spielen“, unterstreicht Matthias Gerlich. Mitten in der Saison wechselte er zum in der 2. Liga um den Klassenerhalt bangenden SC DHfK Leipzig. Ein Volltreffer für die Leipziger. Matthias Gerlich, quasi von der Bank in Mannheim, ohne Spielpraxis gekommen, wurde der Shooter, schmetterte die Bälle aus dem Fernwurfbereich ein, wurde der Retter der Sachsen. „Während eines Sponsorenstammtisches wurde die Unterzeichnung eines 3-Jahres-Vertrages mit mir unter großem Beifall verkündet“, erinnert er sich. „Dann kam ein neuer Trainer. Der Wind drehte sich komplett, ein neues Spielsystem wurde eingeführt“, ergänzt er. Für den Retter war plötzlich kein Platz mehr. Auch wenn es Matthias Gerlich nicht sagt, dieser Undank schmerzt noch heute.

„In der Liga wird es ganz eng zugehen.“
Seit 01.07. diesen Jahres trägt Matthias Gerlich beim ThSV Eisenach das Trikot mit der Nummer 10. „Diese Nummer hatte ich schon in der Jugend. Mein handballerisches Vorbild, Stefan Lövgren, trug auch die 10“, argumentiert er. Was die aktuelle Situation in der 2. Liga angeht, rechnet er mit keinem Topteam, das durchmarschiert. „Ich glaube 10 Mannschaften können jeden schlagen, besonders zuhause. Es wird auf den Plätzen 1 bis 8 ganz eng zugehen. Eventuell muss Erstligaabsteiger TuS Nettelstedt-Lübbecke eine kleine Favoritenrolle zugedacht werden“, sinniert er. Was den ThSV Eisenach betrifft, sieht Matthias Gerlich als vorrangigste Aufgabe, die eigene Anhängerschaft nach der miserablen Vorsaison zu versöhnen, alle wieder hinter sich zu bekommen. „Gelingt es uns über Erfolge unser Selbstbewusstsein zu stärken, erscheint mir alles möglich“, ergänzt er. „Ich hätte keine Regeländerungen gebraucht. Interessant wird es, wie sich die neue Regel mit dem 7. Feldspieler auswirkt“, erklärt Matthias Gerlich mit Blick auf mehrere Veränderungen im Regelwerk, mit denen sich auch die Fans des ThSV Eisenach noch vertraut machen müssen.

 

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