Enttäuschung im hohen Norden

ThSV Eisenach unterliegt beim VfL Bad Schwartau deutlich mit 25:33 (11:17)

Der Zwei-Tages-Trip an die Ostseeküste endete für den ThSV Eisenach mit einer herben Enttäuschung. Im zweiten Teil des Doppelspiel-Wochenendes – nach dem 27:25-Heimerfolg über die HSG Nordhorn-Lingen – unterlagen die Wartburgstädter beim VFL Bad Schwartau deutlich mit 25:33 (11:17).

Wir konnten leider nicht an die Leistung vom Heimsieg über die HSG Nordhorn-Lingen anknüpfen. Keine Kooperation zwischen Abwehr und Torhütern, Nichteinhalten von Absprachen, führte zu der großen Zahl an Gegentreffern. Wir trafen zudem auf einen guten Gegner mit präzis abgeschlossenen Angriffsaktionen. Wir haben es mit verschieden Abwehrvarianten probiert, letztendlich ohne Erfolg, musste Christoph Jauernik ernüchtert feststellen.

Ganz anders die Stimmungslage bei Torge Greve, dem Coach des VfL Bad Schwartau, dem einige Stammkräfte fehlten:

Dieser Sieg, zumindest in der Höhe, war nicht zu erwarten. Die Abwehr stand kompakt. Über die erste und zweite Welle haben wir unsere Angriffe effizient abgeschlossen. Wir haben durchgängig unsere Linie beibehalten, diszipliniert unsere Torchancen herausgespielt und diese genutzt.

Die Norddeutschen sind bei zwei Auswärts- und einem Heimspiel mit 5:1-Zählern in die Saison gestartet. Mit dem Schweden Rickard Akermann stand gegen den ThSV Eisenach nur ein ausländischer Spieler im Aufgebot.

Eisenacher Asse vom Freitag stechen nicht
Die Eisenacher begannen in der Erfolgsformation vom Freitag, setzten auf besonnenes Angriffsspiel, nutzte Tempogegenstöße zum 2:3 (Ragnarsson, 6.) und 3:4 (Wöhler, 7.). Doch die Abwehr der Thüringer, zuletzt stabil, bekam in der Folge keinen Zugriff. 17 Gegentore im ersten Abschnitt zeigten das Dilemma. Die Norddeutschen zogen kraftvoll aus dem Fernwurfbereich ab, die Bälle zappelten im Eisenacher Kasten. Die Torhüter Stanislaw Gorobtschuk und Jan-Steffen Redwitz bekamen kaum eine Hand an den Ball. Ihr Schwartauer Kollege Dennis Klockermann, von seinen Vorderleuten gut unterstützt, reagierte mehrfach glänzend, sorgte für einen wichtigen Vorteil. Die Gastgeber, mit einer  gegenüber der Vorsaison nahezu unveränderten Formation,  verwandelten einen 3:4-Rückstand in eine 8:4-Führung (11.). Eine Auszeit und personelle Wechsel brachten beim ThSV Eisenach nur kurzzeitigen Erfolg. Zu selten klappte das Umschaltspiel, scheiterten Nick Heinemann und Adrian Wöhler. Anders die Hausherren in ihrem ersten Saison-Heimspiel, nach drei Auswärtspunkten, die voll unter Strom standen. Eine Überzahlsituation der Eisenacher mündete nicht zu einem effektiven Angriff.  ThSV-Coach Christoph Jauernik besetzte die rechte Angriffsseite mit Tomas Urban und Jonas Richardt neu, betraute Marcel Niemeyer mit der Aufgabe am Kreis. Schnelles Angriffsspiel gegen behäbig wirkende Eisenacher Abwehr ließ die Marmeladenstädter zum 15:10 (27.) und gar 17:11 (30.) treffen. Matthias Gerlich, der 13-Tore-Mann vom Sieg über Nordhorn, hatte deutlich Ladehemmung (2 Feldtore/ 3 Siebenmeter). Eine solch grandiose Leistung kann freilich nicht beliebig wiederholt werden. Beim Torewerfen aus der 2. Reihe braucht er einfach mehr Unterstützung! Torgefahr von nahezu allen Positionen war bei den Norddeutschen angesagt. Die Wartburgstädter verfehlten sogar das leere Tor, als die Hausherren mit einem zusätzlichen Feldspieler operierten.

Torhüterduell geht klar an die Hausherren
Die vielfach bei der Frage nach Aufstiegsanwärtern genannten Marmeladenstädter kamen ungebremst aus den Kabinen. Oliver Milde (9 Tore), nach dem Abpfiff als Spieler des Spiels geehrt, fand richtig Gefallen am Torewerfen, erhöhte auf 19:11 (34.). Kurzzeitiges Aufbäumen durch Treffer von Olafur Bjarki Ragnarsson und Adrian Wöhler blieb ein Strohfeuer. Die Asse vom Nordhorn-Sieg stachen im hohen Norden nicht. Dem Eisenacher Angriffsspiel  fehlten Kreativität und Durchschlagskraft. Zum gefierten Helden wurde VfL-Torhüter Dennis Klockmann, sicher einer der Besten seines Fachs in dieser Liga (meisterte bis zu seiner Auswechslung 18 Bälle), an dem sich die Eisenacher immer wieder die Zähne ausbissen. Eine Top-Leistung attestierte dem 34-jährigen Schlussmann auch Jens Kürbis, einst erfolgreicher Torhüter beim SC Leipzig, seit einigen Jahren als Sportjournalist bei den „Lübecker Nachrichten“. Er hatte für beide Eisenacher Schlussleute zusammen 9 abgewehrte Bälle notiert. Von einem Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torehüter konnte, wie es auch Trainer Christoph Jauernik feststellen musste, keine Rede sein. Die Gastgeber schraubten ihr Toreploster schier nach Belieben in die Höhe. Mannschaftskapitän Martin Waachul sorgte für die erste 10-Tore-Führung (26:16, 48.). Der eingewechselte Ex-Schwartauer Marcel Schliedermann mühte sich, doch das ThSV-Schiff war vor dem Kentern nicht zu retten. So im Rausch traf gar die zweite Reihe des VfL Bad Schwartau. „Wir hatten keinen Ausfall“, freute sich Torge Greve, der Coach des siegreichen Teams. Positiv, die Eisenacher waren bis zur letzten Sekunde um eigene Torerfolge bemüht, blieben aber freilich hinter den eigenen Ansprüchen.

Kreisspieler Marcel Niemeyer mit Fingerverletzung in der Schluss-Minute
Nicht genug die Niederlage, Kreisspieler Marcel Niemeyer schied in der Schlussminute der Partie mit einer Fingerverletzung aus. Die erste Diagnose (Fingerbruch) bestätigte sich bei der nächtlichen Untersuchung im Eisenacher St. Georg-Klinikum nicht. Ein Kapseleinriss mit starker Einblutung am Zeigefinger der linken Hand wurde diagnostiziert. Eine Teilnahme am Mannschaftstraining in dieser Woche ist nicht möglich. Ein Einsatz im Derby gegen den EHV Aue erscheint mehr als fraglich.

Statistik:
VfL Bad Schwartau: Klockmann, Mallwitz (ab 53.); Glabisch, Mildse (9), Akermann (4), Hansen (2), Zimmermann (2), Waschul (1), Damm (5/3), Fuchs (1), Wischneski (6), Schlichting, Metzner (3)
ThSV Eisenach: Gorobtschuk ( 1.-9./ 28.-40.),  Redwitz (9.-28./ 40.-60.);  Iffert, Wöhler (6),  Luther (1),  Gerlich (5/3), Ragnarsson (4), Miljak (2),  Schliedermann (1), Hansen, (2), Urban (1),  Richardt (1),  Heinemann (1),  Niemeyer (1),
Zeitstrafen: VfL Bad Schwartau 3 x 2 Min. / ThSV Eisenach 3 x „ Min.
Siebenmeter: VfL Bad Schwartau3/3 / ThSV Eisenach 3/3
Schiedsrichter: Dedens/ Geckert
Zuschauer: 1.627

Titelfoto: In Bad Schwartau gleich attackiert: Eisenachs Rückraumspieler Duje Miljak

Foto 2: Torhüter Stanislaw Gorobtschuk hatte zumeist das Nachsehen

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