Erfolgreiche Linie nach dem Seitenwechsel verloren

Erneut reiste der ThSV Eisenach aus der kleinen Gemeindehalle Bittenfeld mit leeren Händen ab, bejubelten die 1000 einheimischen Zuschauer mit dem hier beheimateten TV Bittenfeld einen 30:28 (14:16)-Erfolg. Dieser hatte sich in einer von beiden Seiten zwar intensiv und dennoch zumeist sauber geführten Partie (lediglich zwei Zeitstrafen) zur Halbzeit keinesfalls angedeutet. In den ersten dreißig Minuten war der ThSV Eisenach das dominierende Team. Basierend auf einer kompakten Abwehr mit einem Torhüter Radek Musil in Bestform sowie effizient strukturiertem Angriffsspiel mit präzisem Abschluss bestimmten die Wartburgstädter die erste Spielhälfte, führten nach 22 Minuten durch einen Trautvetter-Treffer mit 12:8, gingen aber nur mit einer 16:14-Führung zu den Pausengetränken.

Nach Wiederanpfiff fanden die Eisenacher nicht in die Erfolgsspur zurück. Die Hausherren trumpften stattdessen wie entfesselt auf. Ihre nun defensiv ausgerichtete Abwehr entpuppte sich zu einem Buch mit sieben Siegeln für die Gäste. Die Aufbaureihe der Eisenacher, egal in welcher Besetzung, hatte keine Lösungen parat. Bittenfelds Torhüter Daniel Sdunek, wie sein Kollege Gregor Longer im ersten Abschnitt die Eisenacher Bälle nur resignierend aus dem eigenen Kasten holend, parierte nun in Serie. «Unsere Steigerung im Abwehrverband war der Knackpunkt», freute sich Günter Schweikardt, der Coach des TV Bittenfeld.

Eisenachs Defensive hingegen öffnete mit überstürzten Aktionen Bittenfelds Kreisspieler Simon Baumgarten geradezu einladend die Tür. Die Hausherren, mit einem explodierenden Dominik Weiß (7 Treffer) aus dem Rückraum und gezielten Tempogegenstößen über Tobias Schimmelbauer (6), übernahmen klar die Initiative, trafen mit einem 9:3-Lauf vom 15:17- Rückstand (32.) zur 24:20-Führung (49.). Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, sah das Hauptmanko seines Teams nach dem Seitenwechsel im Positionsangriff und im Rückzugsverhalten. «Im Angriff fanden wir nicht mehr unseren Rhythmus. Bittenfeld bestrafte jeden unserer Fehler eiskalt. Wir ließen klarste Torchancen aus. Egal, wohin das Leder adressiert war, Bittenfelds Torhüter war da. Aufgrund der Leistung der zweiten Hälfte ging der Sieg verdient an den TV Bittenfeld», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson, der mit dem ThSV Eisenach den Fluch der Gemeindehalle Bittenfeld unbedingt vertreiben wollte.

Spätestens, als Tomas Sklenak nach einem Ballgewinn von Branimir Koloper, der am Vortag Vater eines kleinen Noah geworden war, alleine den Bittenfelder Kasten ansteuerte und an Keeper Daniel Sdunek scheiterte (56.), war dieses Ansinnen ad acta gelegt, Eisenachs vierte Niederlage in Folge in der Gemeindehalle Bittenfeld bittere Wahrheit. «Wir haben gegen eine ganz stark besetzte Eisenacher Mannschaft gewonnen», hob Bittenfelds Trainer Günter Schweikardt die Wertigkeit des Doppelpunktgewinnes hervor. Sohn Jürgen Schweikardt hatte nach der Übernahme der Regieposition keinen unerheblichen Anteil daran. Ausgelassen feierte der TV Bittenfeld mit ihrem Anhang einen Sieg, den zum Seitenwechsel kaum einer für möglich gehalten hätte. Ein konstant guter Radek Musil (parierte 19 Bälle, darunter zwei Siebenmeter) und eine überzeugende erste Halbzeit waren zu wenig, um Zählbares mitzunehmen. Mit 10:12-Punkten findet sich der ThSV Eisenach nun im unteren Tabellen-Mittelfeld wieder und steht am Samstag, 26.11.2011 im Heimspiel gegen die HSG Düsseldorf (Anwurf 19.30 Uhr) wieder unter Erfolgszwang.

Kompakte Abwehr, rasantes Angriffsspiel – aber nur 2-Tore-Führung zur Halbzeit
Die Hausherren hatten entgegen ihrer Ankündigung ihren torgefährlichen Rechtsaußen Arnor Gunnarsson dabei. Mit seinem Landsmann Arni Sygtryggsson, Bruder des ehemaligen Eisenacher Spielers und Trainers Runar Sygtryggsson, bildete er die rechte Angriffsseite. Eisenachs kompakte Abwehr, mit den Säulen Branimir Koloper und Duje Miljak, bremste die gesamte Offensivabteilung der Hausherren, zunächst mit Florian Schöbinger in zentraler Rolle, nach dem 4:4 (10.) gehörig aus. Bis dahin glänzte auf Eisenacher Seite vornehmlich Eryk Kaluzinski mit seinen Angriffsqualitäten. Mit rasantem Tempo stellten die Eisenacher die Abwehr der Gastgeber vor zunächst unlösbare Probleme. Der von Außen zur Kreismitte eingelaufene Adrian Wöhler verwandelte zum 5:6 (13.). Daniel Luther war inzwischen im linken Rückraum gekommen. Der schnelle Girts Lilienfelds bediente Benjamin Trautvetter an der Kreismitte, der zum 6:7 (14.) einnetzte. Nick Heinemann setzte Rechtsaußen zum 6:8 (16.) nach. Und wieder war ThSV-Keeper Radek Musil in die bedrohte Ecke abgetaucht. Girts Lilienfelds traf per Tempogegenstoß zum 6:9 (17.). Die Hausherren trafen sich zur Dienstbesprechung mittels grüner Karte. Der folgende Angriff wurde eine sichere Beute von Radek Musil. Der davon eilende Nick Heinemann konnte nur regelwidrig gestoppt werden. Duje Miljak (!) verwandelte den fälligen Siebenmeter zum 6:10 (18.). Der ThSV Eisenach war klar Chef auf dem Parkett und auf den Zuschauerplätzen wurde es ruhiger und ruhiger. Benjamin Trautvetter nutzte ein Sklenak-Zuspiel zum 8:12 (22.). Eine vortreffliche Ausgangsposition! Benjamin Trautvetter schloss eine der schnellen Ballstafetten zum 8:12 (22.) ab. Doch dann fehlte die Kaltblütigkeit, unterliefen technische Fehler. Der TV Bittenfeld verkürzte per Tempogegenstoß (Schimmelbauer) auf 13:14 (26.), was Eisenachs Trainer zur grünen Karte greifen ließ. Tomas Sklenak wuchtete zum 13:15 (28.) ein. In Unterzahl erhöhte Eryk Kaluzinski auf 13:16 (28.), kassierte aber wenig später eine der beiden Zeitstrafen der Partie. In doppelter Überzahl traf Jürgen Schweikardt zum 14:16-Pausenstand. «Wir hätten nach dem ersten Hälfte deutlicher führen müssen», räumte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson ein.

TV Bittenfeld kippt mit 9:3-Tore-Lauf vom 15:17 zum 24:20 die Partie
Die zweite Halbzeit begann mit einem von ThSV-Torhüter Radek Musil parierten Siebenmeter von Torjäger Arnor Gunnarsson. Schnell wurde klar, die umgestellte Abwehr der Hausherren ließ sich nicht mehr so leicht ausmanövrieren. Torhüter Daniel Sdunek, im ersten Abschnitt bei Eisenachs Würfen stets verdutzt hinterdrein schauend, parierte gleich drei Bälle, weckte seine Vorderleute und auch die eigene Kulisse. Adrian Wöhler brachte das Leder Linksaußen freigespielt nicht am Schlussmann vorbei (34.), Duje Milkak (35.) und Eryk Kaluzinski (36.) scheiterten ebenso (35.). Noch hielten die Thüringer die Gastgeber auf Distanz (16:18, 38.), wehrte Radek Musil mit einem scherzhaften Kopftreffer (Schimmelbauer, 39.) und einen Siebenmeter (Schweikardt, 40.) das Leder ab. Dominik Weiß startete aus dem Bittenfelder Rückraum immer wieder energisch durch, traf im Doppelpack zum 18:18 und 19:18 (40.). Girts Lilienfelds, in der zweiten Halbzeit auf Rechtsaußen, glich nochmals zum 19:19 (41.) aus. Der letztmalige Gleichstand. In Alexander Heib hatten die Hausherren inzwischen ihren treffsicheren Mann von der Siebenmeterlinie gefunden. Während die Eisenacher das Leder nicht unterbrachten, ein Zuspiel ins Toraus fabrizierten, zogen die Hausherren auf 23:19 (Heib per Siebenmeter, 46.) davon. Torwart Daniel Sdunek blieb dann auch gegen den noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte befindlichen Daniel Luther Sieger (46.) und auch Alexander Schiffner brachte das Leder von Linksaußen nicht an ihm vorbei (49.). Daniel Baumgarten, mit Unterstützung der etwas kopflosen Eisenacher Abwehr, versenkte am Kreis freigespielt zum 24:20 (49.). Daniel Luther, Duje Miljak und Alexander Schiffner (im Nachsetzen) ließen mit ihren Treffern zum 24:23 (52.) die Wartburgstädter nochmals hoffen. Da rief Günter Schweikardt sein «Personal» zur Besprechung (52.). Während Eisenachs Würfe (Miljak, Luther) nicht ihr Ziel fanden, trafen Dominik Weiß (53.) und Tobias Schimmelbauer (nach abgeblocktem Eisenacher Wurf per Tempogegenstoß, 54.) zum 26:23 (54.). Einsatzstark eroberte sich Branimir Koloper das Leder, bediente den sprintenden Tomas Sklenak, doch per Fußabwehr meisterte Bittenfelds Torhüter den Ball des tschechischen Auswahlspielers (56.). Dieser traf – nach einer Musil-Parade – von Linksaußen (26:24, 57.), doch Sekunden später schüttelte Dominik Weiß seine Gegenspieler ab, lochte zum 27:24 (58.) ein. Die restlichen Treffer hatten nur noch statistischen Wert. Die Frage des Siegers war geklärt – wieder einmal in der Gemeindehalle Bittenfeld zuungunsten der Handballer von der Wartburg.

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Statistik

TV Bittenfeld: Sdunek, Longer; Schimmelbauer (6), Schöbinger (3), Forstbauer (1), Weiß (7), Schweikardt (1), Gunnarsson (4/1), Heib (3/3), Baumgarten (4), Sigtryggsson, Markez, Wehner (1), Salzer

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (2), Sklenak (6), Wöhler (2), Luther (1), Miljak (5), Kaluzinski (4), König, Schiffner (1), Heinemann (2), Lilienfelds (5), Koloper

Siebenmeter: TV Bittenfeld 6/4; ThSV Eisenach 2/2

Zeitstrafen: TV Bittenfeld 0/ ThSV Eisenach 2 x 2 Min.

Schiedsrichter: Aslandag/Aslandag

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