Erst „Geile Götter“, dann ein geiles Spiel und nun steht der ThSV Eisenach im DHB-Pokal Viertelfinale
Wartburgstädter bezwingen den SC DHfK Leipzig mit 30:24 (15:10) und sehen mit Spannung der Auslosung am Donnerstagabend entgegen
„Ein famoser Handballabend mit einem verdienten Sieger “, betonten Peter Rost und Hartmut Krüger. Die Olympiasieger von 1980 waren zusammen mit ihren Mannschaftskameraden von damals, Wieland Schmidt und Rainer Höft, der Einladung des ThSV Eisenach zum Mitteldeutschlandderby im DHB-Pokal-Achtelfinale gegen den SC DHfK Leipzig gefolgt. Die mit 2.800 Zuschauern ausverkaufte Werner-Aßmann-Halle feierte die Helden von 1980. Ein Highlight jagte das andere. Die Eisenacher Kultband „Geile Götter“ servierte ihren vor vielen Jahren aufgenommen ThSV-Hit, in dem es um den „Stolz dieser Stadt geht“, mitten auf dem Parkett. Es folgte eine riesige Choreografie in Blau und Weiß im gesamten Rund der Werner-Aßmann-Halle. Famose Derbystimmung war gezündet. Das Team des ThSV Eisenach übernahm den Funken sofort, brannte von Beginn ein Feuerwerk ab. Die Löschversuche der Sachsen zu Beginn der zweiten Halbzeit waren nur von kurzer Dauer. Mit der Leidenschaft auf Parkett und Rängen bezwang der ThSV Eisenach den SC DHfK Leipzig mit 30:24 (15:10).
ThSV-Geschäftsführer Rene Witte: Wir haben das Derby von Beginn gelebt!
„Unserer Mannschaft und unserem Trainer ein Riesenlob, für eine taktische, spielerische und kämpferische Meisterleistung. Sie hat dieses Derby von der ersten Minute gelebt. Darüber sind wir sehr, sehr stolz. Sicherlich einmalig, solch eine große und famose Choreografie einschließlich des Liveauftritts einer Kultband. Mein Dank geht an die vielen ehrenamtlichen Helfer, unsere 2. Mannschaft sowie unsere A- und B-Jugend, die den organisatorischen Teil übernommen haben. Das zeigt, für was dieser unser Verein, steht“, betonte ThSV-Geschäftsführer Rene Witte. „Wir stehen im Pokal-Viertelfinale, vielleicht kurz vor der Sensation, im Final4 in Köln zu zeigen, was für ein famoser Verein dieser ThSV Eisenach ist“, fügte ein aufgekratzter und zugleich dankbarer Rene Witte hinzu.
Mit regelkonformer Abwehrarbeit die Sachsen gestoppt
„Wir wurden von unseren Fans förmlich getragen. Unbeschreiblich diese Atmosphäre! Wir hatten uns fest vorgenommen, die nächste Runde zu erreichen. Wir wussten, wir müssen das Tempospiel der Leipziger unterbinden, schnell aus unserem Angriff in die Deckung kommen. Leipzig spielt eigentlich extrem schnell nach vorn, das haben wir nicht zugelassen. Das war der Schlüssel zum Erfolg“, strahlte der erneut bärenstarke Eisenacher Abwehrchef Philipp Meyer. „Unser Sieg basierte auf unserer 60-minütigen Abwehrarbeit“, betonte ThSV-Coach Misha Kaufmann. Diese Abwehrarbeit war überwiegend regelkonform, kassierten die Eisenacher eine einzige Zeitstrafe, wurde gegen sie nur ein Siebenmeter verhängt. Im Positionsangriff fanden die Sachsen kaum Lösungen. „Wir haben unser Spielkonzept nicht umgesetzt. Weder im Angriff noch in der Abwehr. Im ersten Abschnitt haben wir zu viele Bälle verloren, sind uns Fehlpässe unterlaufen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kamen wir zum Ausgleichstreffer, kassierten in dieser Phase aber drei Zeitstrafen. Das hat Eisenach konsequent ausgenutzt“, bilanzierte Runar Sigtryggsson, der Coach des SC DHfK Leipzig. Beim 19:19 (43.) wackelte der Eisenacher Sieg. Aber nur kurzzeitig. Nationalspieler Luca Witzke erwies seinem Verein mit zwei Zeitstrafen, eine wegen Schauspielerei, einen Bärendienst. Robert Schulze und Tobias Tönnies, ein Top-Schiedsrichtergespann auf nationalem und internationalem Parkett, hatten sich per Videobeweis Klarheit verschafft. Luca Witzke wurde bis zur Schluss-Sirene bei jedem Ballkontakt mit einem gellenden Pfeifkonzert bedacht. „Wir verstricken uns in Nickligkeiten. Ich dachte, wir wären cleverer“, befand Karsten Günther, der Geschäftsführer des SC DHfK Leipzig. „Wir hatten nach der Pause einen kleinen Hänger im Angriff“, räumte Eisenachs Coach Misha Kaufmann ein. „Wir blieben aber cool“, fügte der Schweizer hinzu. „Wir fanden wieder Tritt“, rekapitulierte Philipp Meyer. Der Torwartwechsel erwies sich als Volltreffer. Matija Spikic, im ersten Abschnitt mit 10 Paraden nahezu eine 50-Prozent-Fangquote, bekam nach dem Seitenwechsel keinen Ball mehr zu fassen. Silvio Heinevetter kam ins ThSV-Gehäuse, parierte 7 Bälle, was einer Fangquote von 47 Prozent entsprach. „Heinevetter stempelte uns zu Verlierern“, gestand Runar Sigtryggsson. „Das belegt, wir haben ein gutes Torhütergespann. Sicherlich auch ein Verdienst unseres Torwarttrainers Stanislaw Gorobtschuk“, vermerkte Misha Kaufmann.
Moritz Ende und Marko Grgic finden sich zum Kempa
In der Schlussviertelstunde drehten die Eisenacher noch einmal auf, initiierten Tempogegenstöße. Von Beifallsstürmen begleitet, der Kempa von Moritz Ende und Marko Grgic zum 20:19 (44.). Fynn Hangstein verwandelte, nach einem Fehlversuch zu Beginn der Partie, die seinem Team zugesprochenen Siebenmeter, wie zum 24:20 (51.) und 25:22 (54.). Die Leipziger Andri Mar Runarsson (insgesamt 7 Treffer bei 12 Versuchen) und Luca Witzke (5 Treffer bei 9 Versuchen) stemmten sich vergeblich gegen die sich abzeichnende Niederlage. Silvio Heinevetter parierte, von frenetischem Beifall bekleidet, gegen Luca Witzke. Eisenachs Filip Vistorop versenkte zum 27:23 (57.), Marko Grgic zum 28:23 (58.). Mit „Oh, wie ist das schön“, feierten die blau-weiße Anhängerschaft bereits stehend ihre Mannschaft. Filip Vistorop und Peter Walz erhöhten gar auf 30:23 (60.). Der Treffer von Luka Rogan zum 30:24-Endstand ging im überschäumenden Jubel unter. Minutenlang feierte der Thüringer Handballtempel das Bundesligateam des Kultklubs.
Simone Mengon nicht zu stoppen
„Ja, das war schon ein ganz besonderer Abend. Wir sind alle sehr glücklich über den Sieg“, unterstrich Matija Spikic, der mit dem Anpfiff im Brennpunkt stand. Leipzigs starke Rückraumspieler Franz Semper und Andri Mar Runarsson versenkten zunächst zum 5:6 (14.). Sie bissen sich hernach wie alle ihrer Mannschaftskollegen an der Abwehr der Hausherren inklusive Matija Spikic die Zähne aus. Eisenachs von Trainer Misha Kaufmann ausgetüftelte Angriffsspiel bot den Sachsen kaum noch Chancen zum Tempogegenstoß. Im Positionsangriff wirkten sie gegen die offensive Abwehr der Hausherren teilweise hilflos. Simone Mengon marschierte hingegen immer wieder beherzt in die Nahtstellen der Gästeabwehr, tauchte aber auch am Kreis auf und vollendete zum 9:7 (17.). Moritz Ende, mit einer 100-Prozent-Wurfquote lochte per Doppelpack-Konter zum 11:7 ein (21.). Personelle Umstellungen im Leipziger Rückraum fruchteten nicht. Simon Mengon ließ sich nicht stoppen, schloss zum 13:8 ab (24.). Moritz Ende netzte von Rechtsaußen zum 15:10-Halbzeitstand ein.
Für Theatralik von Luca Witzke hatten die Referees kein Verständnis
Mit einem sich deutlich steigernden Domenico Ebner im Tor setzten die Leipziger nach Wiederanpfiff zur Aufholjagd an. Staffan Peter gelang der Anschlusstreffer (16:15, 36.). Bei einer unübersichtlichen Rangelei verschafften sich die Unparteiischen Klarheit per Videobeweis. Diesen nutzten sie später erneut und hatten für die Schauspieleinlage von Luka Witzke kein Beifall parat, sie schickten den Nationalspieler um Nachdenken auf die Bank. Doch es blieb zunächst spannend, auch wenn Philipp Meyer mit seiner Spezialität, Wurf aus der eigenen Hälfte in den verwaisten Kasten auf der Gegenseite, das 19:17 markierte (41.). Filip Vistorop und Fynn Hangstein scheiterten an DHfK-Keeper Domenico Ebner, der insgesamt 13 Bälle abwehrte. Viggo Kristjansson, der seine starke Form von vor der Länderspielpause nicht konserviert hatte (für 4 Treffer benötigte er 9 Würfe), und Luca Witzke glichen zum 19:19 aus (43.). Letzterer kassierte eine neuerliche Zeitstrafe. Die Eisenacher nutzten die Überzahl, um ihre Schlussoffensive zu beginnen, mit kreativem Angriffshandball, gepaart mit kompakter Abwehrarbeit. Zwischen der 43. und 60. Minuten gelangen dem SC DHfK Leipzig gerade einmal 5, den Thüringern hingegen 11 Treffer.
Blick geht Donnerstagabend nach Mannheim
Nach dem letzten Pokal-Achtelfinale zwischen den Rhein-Neckar Lwen und den Füchsen Berlin (Donnerstag, 14.11.2024 um 20.00 Uhr) wird das Viertelfinale ausgelost. Der ThSV Eisenach schaut mit Spannung in die SAP Arena Mannheim!
Statistik
ThSV Eisenach – SC DHfK Leipzig 30:24 (15:10)
ThSV Eisenach: Spikic (10 Paraden), Heinevetter (7 P.); Vistorop (3),
Reichmuth, Hangstein (5/4), Attenhofer, Walz (2), Mengon (5), Grgic (4),
Ende (5), Meyer (1), Maric, Donker (2), Kurch, Snajder (3), Saul
SC DHfK Leipzig: Ebner (13 P.), Saeveraas; Runarsson (7), Ernst,
Witzke (5), Krzikalla, Greilich (3), Binder, Mamic, Peter (1), Preuss,
Schmitt, Semper (2), Rogan (2), Kristjansson (4/1)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/5 – SC DHfK Leipzig 1/1
Strafminuten: ThSV 1 x 2 Min. – DHfK 4 x 2 Min.
Schiedsrichter: Tobias Tönnies / Robert Schulze
Zuschauer: 2.800 (ausverkauft)
Th. Levknecht