Europa kommt nach Steinbach

Bis vor sieben Jahren war die RSG Altensteiner Oberland e.V. im ADAC in der Bergrennszene noch gänzlich unbekannt, aber die Rennsportgemeinschaft hat es geschafft: , «Europa kommt nach Steinbach» und somit eines der höchsten Motorsportprädikate nach Deutschland !!

Seit ein paar Tagen ist es offiziell, die RSG Altensteiner Oberland wurde in den erlesenen Kreis der FIA EM-Veranstalter aufgenommen. Sie ist die Formel 1 des internationalen Bergrennsports. Die freudige Nachricht übermittelte der Österreicher Wolfgang Sauer, seines Zeichens Vorsitzender der FiA-Kommission für den Bergrennsport.

Somit kommt es am letzten Juli-Wochenende 2013 zum Stelldichein der besten Bergrennfahrer Europas im beschaulichen 1200 Seelen Bergdorf Steinbach vor den Toren Bad Liebensteins im Thüringer Wald. Mit ihren hochkarätigen Rennwagen á la Reynard Formel 3000, Osella FA 30 oder Mitsubishi Lancer treffen die Fahrer der Europameisterschaft beim Glasbachrennen auf die Akteure der Deutschen und Tschechischen Bergmeisterschaft sowie des KW Berg-Cups.

Diese Veranstaltung ist ein Glanzpunkt, nicht nur für Steinbach, sondern für den Bergrennsport in Deutschland an sich. Mit der deutschen Abstinenz von der internationalen Tribüne im Jahre 2012, ist man jetzt wieder in der Königsklasse des Bergrennsports vertreten.

Zurzeit wird bei der Fédération Internationale de l`Automobil (FiA) in Paris noch am endgültigen Terminkalender zu den Rennen der Europa Bergmeisterschaft 2013 gearbeitet, klar ist jedoch dass das vom 26. bis 28. Juli 2013 terminierte 18. Internationale ADAC Glasbachrennen von den Bergrennen Dobšinský Kopec in der Slowakei und dem Course de Côte Mont Dore in der französischen Auvergne eingerahmt wird. Voraussichtlich stehen wieder 13 Bergrennen in Spanien, Portugal, Österreich, Frankreich, Slowenien, Italien, Kroatien, Tschechien und der Schweiz auf dem Programm, wobei Bad Liebenstein-Steinbach das einzige deutsche Rennen und den nördlichsten Austragungsort darstellt.

Zur Geschichte: Mit dem ersten Rennsteig-Bergrennen von Winterstein hinauf zur Ruhlaer Skihütte im Jahr 2005, trat der heutige Veranstalter des Glasbachrennens erstmals in Erscheinung. Seit dieser Zeit sorgt die Rennsport-Gemeinschaft um den Steinbacher Macher Marcus Malsch, der früher selbst Rallyes fuhr, immer wieder für Neuerungen und Innovationen. Nach dem 2009 ein Privatwaldbesitzer der RSG mehr und mehr große Probleme bereitete, entschloss man sich zum Wechsel an die Südflanke des Rennsteigs, um das zu DDR-Zeiten sehr bekannte Glasbachrennen wieder zu beleben – im Nachhinein gesehen ein Glücksfall der den Steinbachern eine neue riesige Chance eröffnete. Im darauf folgenden Jahr wurde geplant und mit dem Herrichten der Strecke begonnen. Malsch setzte schon damals selbstbewusst das Ziel die Strecke reif für die Europameisterschaft zu machen. Im Jahr 2011 wurde dann der erste 2,2 km lange Abschnitt von rund 100 Bergrennfahrern eröffnet und dass aus dem Stand mit den Prädikaten Hillclimb Challenge und Cup des Motorsport Weltverbandes FiA, praktisch der 2. Liga der Europameisterschaft. Für die zweite Neuausgabe Ende Juli diesen Jahres wurde die, für ein EM-Prädikat zwingend notwendige, endgültige Streckenlänge von 5,5 km realisiert und eine Bewerbung für die Europa Bergmeisterschaft (EBM) eingereicht. Aber nicht nur die Streckenlänge, auch die Organisation und das von den vereinseigenen Tüftlern selbst gebaute Streckensicherungssystem hat Formel 1 Niveau.
Das Glasbachrennen tritt somit die Nachfolge des Trierer Bergrennens an, wo von 1990 bis 2011 der EBM-Wettbewerb auf deutschem Boden ausgetragen wurde. Nun also führt die Landstraße L1027 von Steinbach auf den Rennsteig die Tradition legendärer deutscher Bergrennstrecken weiter, die bereits in den 1930er Jahren mit dem Rennen auf der Schauinsland-Straße bei Freiburg im Breisgau begann und nach dem zweiten Weltkrieg an gleicher Stelle von 1957 bis 1984, mit Unterbrechungen fortgesetzt wurde. Später weltbekannte Rennfahrer wie Hans Stuck der Bergkönig, Rudolf Caracciola, oder Rolf Stommelen befuhren in den 1960er Jahren auch die Rossfeldstraße bei Berchtesgaden um EBM-Punkte und Pokale zu sammeln. In den 1980er Jahren war zudem das Kurvenlabyrinth des Oberjochrennens im Allgäu Schauplatz des deutschen EM-Laufs.

Nach der geglückten Generalprobe in diesem Jahr und der durchweg positiven Resonanz von allen Seiten, heißt es für die junge und engagierte Truppe der RSG Altensteiner Oberland nun weiter am Ball zu bleiben und die Organisationsstrukturen und die Gegebenheiten der sehr selektiven und anspruchsvollen Rennstrecke weiter zu verfeinern. Dann steht einer weiteren glanzvollen Premiere nichts im Wege.

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