Famose Eisenacher Aufholjagd wird nicht belohnt

Handball-Zweitbundesligist ThSV Eisenach musste über die erste Auswärtsniederlage der laufenden Saison quittieren. Und diese fiel hauchdünn aus, hinterließ in den Eisenacher Reihen eine gehörige Portion Frust.
Erstbundesligaabsteiger TV Hüttenberg hatte beim Abpfiff im heimischen Sportzentrum vor 1400 Zuschauern knapp mit 23:22 (14:10) das glücklicheren Ende für sich, kletterte auf den dritten Tabellenplatz. Die Wartburgstädter sitzen auf Platz 5 der Spitzengruppe im Nacken.

Eine famose Aufholjagd der Eisenacher, die auf ihren zur stationären Behandlung im St. Georg-Klinikum Eisenach befindlichen starken Rückraumspieler Hannes Jonsson verzichten mussten, blieb unbelohnt. Beim 19:12 (44.) und 21:15 (49.) schien die Punktevergabe zugunsten des Mittelhessen klar. Doch dann eroberten sich die Eisenacher mit verbesserter Abwehrarbeit (nach der Einwechslung von Branimir Koloper) mit großer Leidenschaft in Serie das Leder, parierte Keeper Stanislaw Gorobschuk mehrere Bälle.
Eine mehr als zweifelhafte Zeitstrafe gegen Daniel Luther, eine bühnenreife «sterbender Schwan-Einlage» von Hüttenbergs Stefan Lex war vorausgegangen (51.), steckten die Thüringer ebenso weg, wie einen von Nick Heinemann ausgelassen Strafwurf (TVH-Schlussmann Jan-Steffen Redwitz parierte, 54.).
Bei Ballbesitz steuerte der ThSV Eisenach mit Vehemenz den Kasten der Mittelhessen. «Wir haben in dieser Phase gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind. Alle haben gebissen», betonte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. Der Rückstand schmolz, zunächst bis auf zwei Treffer (21:19, Duje Miljak nach Tempogegenstoß, 56.). Andreas Lex traf von Linksaußen zum 22:19 (56.). Dann tauchte ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk gleich zwei Mal in die bedrohte Ecke ab. Girts Lilienfelds, Adrian Wöhler und Duje Miljak versenkten zum 22:22-Ausgleich (59.). Die Gastgeber griffen zur grünen Karte. Noch waren 72 Sekunden zu absolvieren.
Dramatik pur war angesagt. Endstation für den folgenden Hüttenberger Angriffszug bei Eisenachs Torhüter Stanislaw Gorobtschuk, doch die Referees entschieden auf Siebenmeter. Andreas Lex verwandelte zum 23:22 (60.). Die Hallenuhr zeigte noch 41 Sekunden an. Die Eisenacher, lautstark unterstützt durch eine große Zahl mitgereister Anhänger, starteten zum letzten Angriffszug, der den Ausgleichstreffer bringen sollte. Girts Lilienfelds wurde hart attackiert, konnte das Leder nicht mehr kontrolliert weiter spielen. Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson rechnete ebenso wie die meisten in der Halle mit einem Freiwurf für Eisenach, wollte mittels grüner Karte eine letzte Auszeit beantragen.
Doch zum Entsetzen der Wartburgstädter entschieden die Magdeburger Schiedsrichter Martin Harms/Jörg Malich auf Einwurf für den TV Hüttenberg. Alle Proteste halfen nichts. Die Uhr lief herunter. Der TV Hüttenberg jubelte ausgelassen. Die Spielleiter flüchteten in die Katakomben. Insbesondere bei der Auslegung der Schritte-Regel und bei Stürmerfouls fühlten sich die Eisenacher klar benachteiligt. Mehr als ein fader Beigeschmack blieb bei diesem Handball-Hitchcock; aus Eisenacher Sicht ohne Happyend. «Wir verlangen nur Neutralität der Schiedsrichter», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. «Ihr seid auf dem richtigen Weg, dürft Euch nicht durch Dinge von außen von diesem abbringen lassen», zollte Hüttenbergs langjähriger erfolgreicher Coach Jan Gorr den Gästen von der Wartburg viel Lob.

Beste Genesungswünsche an Hannes Jonsson
«Die Erkrankung von Hannes Jonsson hat uns alle emotional sehr mitgenommen. Er hat uns als riesige Persönlichkeit sehr gefehlt. Doch in dieser Situation tritt das Sportliche in den Hintergrund. Unser aller heißester Wunsch, eine positive Nachricht aus der urologischen Fachabteilung des Klinikums Eisenach», erklärte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolffson nach der Partie in Hüttenberg. Rückraumspieler Hannes Jonsson musste sich Ende der Woche einer Operation an der Blase unterziehen.

Viertelstündige Eisenacher Torflaute
Zwei starke Viertelstunden reichten dem ThSV Eisenach nicht zum Punktgewinn. Mit schnellen Ballstafetten zur Kreismitte, ausgelöst von Regisseur Tomas Sklenak, abgeschlossen über ihren Kapitän Benjamin Trautvetter, hebelten die Eisenacher die Abwehr der Hausherren zum Auftakt der Partie mehrfach aus. Die Thüringer führten 8:6 (14.). «Wir fanden keine Einstellung zu den Kreisanspielen», befand Hüttenbergs Trainer Heiko Karrer und reagierte, wechselte den Torhüter und stellte in der Abwehr um. «Wir ließen ab der 15. Minute beste Wurfchancen aus Nahdistanz aus. Die zuvor uns auszeichnende Lockerheit war weg. Wir verloren den Faden, agierten ängstlich. Hüttenberg kam ins Rollen. In der Abwehr stellten wir uns zu naiv an, standen nicht auf der Ballseite», konstatierte ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson.
Die Mittelhessen trumpften mit ihrer, unter ihrem einstigen Trainer Jan Gorr entwickelter Stärke auf, Ballgewinne durch eine offensive Abwehr. «Uns gelangen nach Balleroberungen schnelle Tore. Wir spielten unsere Angriffe clever aus», lobte Heiko Karrer sein Team, das vom 6:8 (14.) zum 11:9 (24.) traf. Eryk Kaluzinski markierte auf Vorlage von Alexander Schiffner den Anschlusstreffer der Eisenacher (11:10, 25.). Es folgte eine 15-minütige Torflaute der Thüringer. Nick Heinemann hämmerte das Leder nach einem Tempogegenstoß über das Gehäuse. Würfe von Adrian Wöhler und Girts Lilienfelds bereiteten Hüttenbergs Schlussmann keine großen Probleme.
Die Oberschenkel-Attacken des Gegenspielers im Wurf gegen Eisenachs Außen Adrian Wöhler wurden von den Spielleitern ignoriert. Als Nick Heinemann, am Boden liegend, beim Versuch des Aufstehens rabiat auf den Boden «zurückbefördert» wurde, fand beim Schiedsrichtergespann Harms/Malich ebenfalls keine Beachtung. Erst Benjamin Trautvetter beendete die Torflaute – nach Regelwidrigkeit an Nick Heinemann – von der Siebenmeterlinie (40.).
Da führte der TV Hüttenberg mit 16:10! In der Abwehr hatten die Eisenacher inzwischen die Ballstafetten der Hessen zum Kreis unterbunden, dafür netzten nun deren Rückraumspieler ein, voran Florian Laudt und Jonas Faulenbach. In punkto Torgefahr aus dem Rückraum hatten die Hessen ein klares Plus! Die Eisenacher mussten sich ihre Torchancen arbeitsintensiv über die Kreispositionen schaffen. Um die Torgefahr aus der zweiten Reihe zu erhöhen, kam Daniel Luther nach einer Auszeit auf das Parkett.
ThSV-Coach Adalsterinn Eyjolfsson setzte auf die Rückraumreihe mit Tomas Sklenak, Daniel Luther und Duje Miljak. Die Dominanz der Hausherren blieb vorerst. Der von den Füchsen Berlin gekommene Marc Pechstein traf aus der zweiten Reihe zum 17:11 (41.). Pech für die Thüringer, ein Miljak-Ball landete am Holz. Für die Unterbindung des darauf folgenden Tempogegenstoßes kassierte Tomas Sklenak eine Zeitstrafe, nutzte Andreas Lex die Siebenmeter-Entscheidung zum 19:12 für den TV Hüttenberg (44.). Da gab kaum einer mehr einen Pfifferling auf den ThSV Eisenach, der zu einer atemberaubenden Schlussoffensive durchstartete. Nach einer 7-Tore-Führung musste Erstligaabsteiger TV Hüttenberg um den Sieg zittern, trafen die Eisenacher zum 22:22-Ausgleich und verließen dennoch frustriert das Sportzentrum Hüttenberg…

Erstliga-Dino TV Großwallstadt am Mittwoch im DHB-Pokal – Samstag SG Bietigheim um Punkte zu Gast
Für den ThSV Eisenach geht es Schlag auf Schlag weiter. Am Mittwoch, 24.10.2012 steigt in der heimischen Werner-Aßmann-Halle ab 19.30 Uhr in der 3. DHB-Pokal-Hauptrunde die überaus attraktive Aufgabe gegen Erstbundesligist TV Großwallstadt, seit 35 Jahren ohne Unterbrechung im Handballoberhaus, in der laufenden Saison noch nicht richtig Tritt gefasst und im Tabellenkeller rangierend. Der ThSV Eisenach empfiehlt unbedingt den Ticketvorverkauf, ausschließlich in der ThSV-Geschäftsstelle und HME-Tankstelle (Langensalzaer Straße), zu nutzen. Ticketpreis (bei freier Platzwahl 10,00 € (ermäßig
7.00 €). Dauerkarten haben im DHB-Pokal keine Gültigkeit!
Am Samstag, 27.10.2012 empfängt der ThSV Eisenach um Punkte in der 2. Handballbundesliga der Männer die SG Bietigheim (Anwurf 19.30 Uhr). Eintrittskarten für diese Partie sind im Vorverkauf in allen bekannten Vorverkaufstellen in Eisenach und Waltershausen erhältlich.

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Statistik

TV Hüttenberg: Ritschel, Redwitz; Pechstein (1), A. Lex (4/3), Laudt (5), Faulenbach (5), Wernig (3/2), Jezewski, St. Lex (1), Scholz (2), Fernandes (2), Pausch, Stock

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (7/3), Sklenak (1), Wöhler (4), Luther (1), Miljak (2), Kaluzinski (2), Hansen, Schiffner, Heinemann (1), Lilienfelds (4), Koloper

Zeitstrafen: TV Hüttenberg: 2 x 2 Min.; ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

Siebenmeter: TV Hüttenberg 5/5; ThSV Eisenach 4/3

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