Freudige Tage für Eisenachs Kapitän

Daniel Luther feiert 29. Geburtstag, wird Papa und bejubelt mit seinen Teamkollegen hauchdünnen 26:25-Erfolg über den Wilhelmshavener HV / Matthias Gerlich behält in den Schlusssekunden die Nerven  

„Ich freue mich vor allem für Daniel Luther. Die zwei Punkte sind ein zusätzliches Geschenk.“ Das sagte einer, der 10 Jahre das Eisenacher Trikot trug (davon viele Jahre gemeinsam mit Daniel Luther), als „Turbo“ verehrt und auch am Samstag als Zuschauer mit ganz viel Beifall begrüßt wurde: Tomas Sklenak. Der Tscheche ist inzwischen mit Ligakonkurrent TV Hüttenberg erfolgreich am Ball (zuletzt 34:27 über den EHV Aue), doch „alte Liebe rostet nicht“. Hinter Daniel Luther, dem Eisenacher Kapitän (seit 1998 im Verein)  liegen wahrlich freudige und aufregende Tage. Zunächst feierte er seinen 29. Geburtstag, wurde am Vortag Papa eines kleinen Hannes und jubelte mit seinem Teamkollegen über einen hauchdünnen 26:25 (13:13)-Erfolg über den Wilhelmshavener HV. Ein überaus glücklicher, wie ThSV-Coach Christoph Jauernik und alle seine Schützlinge zugaben. Der ThSV Eisenach lag 208 Sekunden vor Ultimo mit 23:25 hinten. Die Norddeutschen hatten bis dahin Räume in der Eisenacher Abwehr durch geschicktes Hinterlaufen immer wieder zu Treffern vom Kreis genutzt.

Das bekamen wir lange Zeit nicht in den Griff, gestand Rückraumspieler Marcel Schliedermann, erneut einer der Besten der Wartburgstädter.

Aber auch im Angriff holperte es, blieben die Eisenacher weit von den Werten vom jüngsten 34:28-Auswärtssieg bei der HG Saarlouis entfernt. Für die 26 Treffer gegen die weit gereisten Gäste wurden 44 Versuche benötigt. Doch nachdem die erste Heimniederlage drohte, setzten die Eisenacher zu einem famosen Schlussspurt an. Trainer Christoph Jauernik griff in die Taktikkiste, nahm den Torhüter für einen zusätzlichen Feldspieler vom Parkett. Ein Risiko, das belohnt wurde! Auch, weil hinten kein Treffer mehr zugelassen wurde. Keeper Jan-Steffen Redwitz („Wir haben kämpferisch alles gegeben.“), ab der 45. Minute im ThSV-Kasten, wehrte seinen 6. Ball ab. Zuvor hatte Matthias Gerlich zum Anschlusstreffer eingenetzt. Eine Ballstafette zur Rechtsaußenposition vollendete Tomas Urban zum 25:25 (58.). Christian Köhrmann, der Coach des Wilhelmshaver HV, griff zur grünen Karte. Der folgende Torwurf seiner Mannen wurde von der Eisenacher Abwehr abgeblockt. Wieder mal nichts für schwache Nerven. Doch einer behielt die Nerven. Nach Regelwidrigkeit an Nicolai Hansen entschieden die Schiedsrichter König/Siebert  auf Siebenmeter. Matthias Gerlich, in der ersten Halbzeit nach bisheriger 100iger Quote im Saisonverlauf von der Linie am guten 41-jährigen Adrian Weiner im Gästekasten gescheitert, schnappte sich das Leder und vollendete zum Siegtreffer.

Ein überaus glücklicher Ausgang. Nach gutem Start agierten wir nachlässig. Im zweiten Abschnitt liefen wir lange einem Rückstand hinterher,  räumte Adrian Wöhler ein, der bei 4 Wurfversuchen 4 Treffer markierte.

Der ThSV Eisenach kletterte mit diesem dritten Sieg in Folge auf den 5. Tabellenplatz (punktgleich mit dem Sklenak-Team TV Hüttenberg), behauptete mit 1.732 Besuchern zugleich den 1. Platz in der Zuschauertabelle.

WHV-Coach: Wir versäumten es, den Deckel drauf zu machen.
Während die Eisenacher jubelten stand der Wilhelmshavener HV, der Vorjahres-Sechste, mal wieder mit leeren Händen da. „Wir hatten die Chance zwei Punkte mitzunehmen, agierenden in der Abwehr im Zusammenspiel mit dem Torhüter konzentriert, spielten im Angriff diszipliniert.  Beim 23:25 versäumten wir es, den Deckel drauf zu machen“, bilanzierte Christian Köhrmann. Der Coach des Wilhelmshavener HV zeigte sich verwundert, dass seinem Team keinen Siebenmeter zugesprochen wurde.

ThSV-Coach: Glück für uns, bitter für die Gäste
„Ich hatte im Vorfeld schon, gesagt die Beurteilung der Norddeutschen mit einem Blick auf die Tabelle ist trügerisch. Wir hatten eine starke Mannschaft zu Gast. Wir ließen zu viele gute Torchancen weg, operierten in der Abwehr zu ungeduldig, bekamen Probleme mit den Einläufern. Der Einsatz des 7. Feldspielers im Schlussgang wurde belohnt. Glück für uns, kein Glück für die Gäste, bitter für den Wilhelmshavener HV“, zeigte Christoph Jauernik vollstes Verständnis für die Gemütslage der Norddeutschen.

ThSV: Schwächen in der Abwehr, mangelnde Chancenverwertung
Der Auftakt verlief für die Gastgeber trotz eines von Nick Heinemann verworfenen Siebenmeters (1.) nahezu wie gewünscht. Marcel Schliedermann und Adrian Wöhler schlossen zum 2:0 ab (5.). „Wir ließen in der Konzentration nach“, gestand Adrian Wöhler. Die Gäste, zunächst mit Metaj Kozul als Spielmacher, schlossen immer wieder über den Kreis ab. Von zuletzt gezeigter Stabilität war die Eisenacher Abwehr entfernt (5:5, 11.). Kapitän Daniel Luther powerte zum 10:7 ein (18.). Die Gäste reagierten, beorderten Oldie Adam Weiner ins Tor, schickten den vor Jahren unweit von Eisenach, in Breitungen vom Tennis zum Handball, zur HSG Werratal,  gekommenen Lukas Kalafut auf das Parkett. Mit Erfolg! Beim 11:11 durch den starken Tobias Schwolow erreichten die Gäste wieder Gleichstand (25.). ThSV-Coach Christoph Jauernik vertraute frühzeitig auf seinen jungen Linkshänder Jonas Richardt im rechten Rückraum. Kurz vor der Halbzeitsirene scheiterte der ein Mammutprogramm in Angriff und Abwehr zu absolvierende Nicolai Hansen aus Nahdistanz an Schlussmann Adam Weiner.

Als schon alles verloren schien – Jauerniks Griff in die Taktikkiste
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zirkelte Tomas Urban einen an Marcel Schliedermann verwirkten Siebenmeter ans Holz (34.). Die Gäste, mit wechselnden Rückraumbesetzungen, lagen nach dem 14:16 (Barkow, 36.) stets vorn, beim 16:19 (43.) gar mit drei Treffern. Ihr Selbstvertrauen stieg entsprechend. Die über 1.700 Zuschauer spürten, ihre Mannschaft braucht Unterstützung, erhöhten ihre Phonstärken. Marcel Schliedermann setzte auf dem Parkett die Segel auf Sturm, scheute keinen Zweikampf, traf zum 20:21-Anschlußtreffer (49.). Der Ausgleich gelang nicht, auch weil in Überzahl nicht eingenetzt wurde. Dann endlich: Youngster Jonas Richardt fand sich mit Marcel Schliedermann zum 22:22 (53.). Doch der in der Schlussphase erwartete Einbruch des Wilhelmshavener HV fiel aus. Im Gegenteil! Rene Drechsler traf aus dem Fernwurfbereich zum 23:25 (57.). Der erste Punktgewinn für die Gäste schien ganz nah. Der Griff in die Taktikkiste und deren Umsetzung durch das spielende Personal brachte die – kaum für möglich gehaltene – Wende. Mit den eingewechselten Marcel Niemeyer und Hannes Iffert kamen zwei Kreisläufer. Der dritte im Aufgebot – Nicolai Hansen –  kehrte für die allerletzten Sekunden zurück und holte den entscheidenden Siebenmeter heraus. Matthias Gerlich sorgte dann für vollendete Eisenacher Glückseeligkeit.

Statistik
ThSV Eisenach: Gorobtschuk (1.-45./ 7 Paraden – 20 Gegentore), Redwitz (45.-60./ 6 Paraden – 5 Gegentore); Iffert, Wöhler (4), Luther (3), Gerlich (6/1), Miljak (3), Schliedermann (5), Hansen (2), Urban (2), Richardt (1), Heinemann, Niemeyer
Wilhelmshavener HV: Bokesch (1.-17./ 1 Parade – 9 Gegentore), Weiner 17.-60./ 9 Paraden – 17 Gegentore), Lüpke; Maars, Kalafut (4), Smits, Vorontsov (2), Köhler, Barkow (5), Mertens (5), Schweigart, Kozul, Schwolow (5), Drechsler (4)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/1 (Gerlich verwandelt 1 x gegen Weiner, Heinemann wirft 1 x gegen Bokesch über das Tor, Gerlich scheitert1 x  an Weiner, Urban wirft gegen Weiner 1 x ans Holz / Wilhelmshavener HV 0
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 2 Min. (Gerlich) / Wilhelmshavener HV 2 Min. (Drechsler)
Schiedsrichter: König/Siebert
Zuschauer: 1.732
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Wöhler, Schliedermann / Wilhelmshavener HV: Schwolow, Weiner
Spielfilm: 2:0 (4.), 6:6 (13.), 10:7 (18.), 11:11 (25.), 14:16 (36.), 17:20 (45.), 22:22 (53.), 23:25 (57.), 26:25 (60.)

Titelfoto: Spielten viele Jahre gemeinsam beim THSV Eisenach: Benjajmin Trautvetter und Tomas Sklenak (re.) 

Foto 2: Durchschnaufen bei Daniel Luther und Nicolai Hansen, der den entscheidenden Siebenmeter herausholte.

Foto 3: Daniel Luther jubelt mit Mama, Oma und ThSV-Fans 

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