Frohe Weihnachten beim ThSV Eisenach

Aufsteiger von der Wartburg verabschiedet sich mit einem 28:26 (15:14)-Sieg über den HC Erlangen in die Punktspielpause und hegt mit 13 Pluszählern berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt

Drei Tage nach dem 27:26-Auswärtssieg beim amtierenden deutschen Pokalsieger, den Rhein-Neckar Löwen, bejubelte der ThSV Eisenach mit 3.150 Fans in der restlos ausverkauften Werner-Aßmann-Halle einen 28:26 (15:14)-Erfolg über den HC Erlangen. Der Aufsteiger von der Wartburg, vor der Saison von nahezu allen Handballexperten als sicherer Absteiger bezeichnet, überschreitet die Schwelle zum neuen Kalenderjahr mit 13 Pluszählern! Er rangiert zwar auf Tabellenplatz 17, jedoch punktgleich mit den Teams auf den Plätzen 16 bis 14, Bergischer HC, TVB Stuttgart und HC Erlangen. Der HSV Hamburg auf Rang 13 hat gerade einen Pluszähler mehr vorzuweisen.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Manuel Zehnder gegen Christoph Steinert (Nr. 44) und Tim Zechel (Nr.96).

Manuel Zehnder markiert 11 Treffer und führt Torjägerliste der Liga an

Beim Sieg über die Franken brillierte einmal mehr Rückraumspieler Manuel Zehnder, der sich von Fehlwürfen nicht entmutigen ließ, insgesamt 11 Bälle im gegnerischen Kasten unterbrachte. Pikant, der mit 148 Treffern die Torjägerliste der 1. Handballbundesliga anführende 24-Jährige, spielt per Ausleihe des HC Erlangen beim ThSV Eisenach.

Das war schon ein besonders Spiel für mich, gestand Manuel Zehnder.

Gewissensbisse? Nein! Ich spiele im Trikot des ThSV Eisenach. Wir haben unseren fantastischen Fans und uns selbst ein famoses Weihnachtsgeschenk bereitet, sprudelte es aus dem Schweizer heraus.

Im Siegerteam spielte auch der vom HC Erlangen ausgeliehene Justin Kurch, der gemeinsam mit Philipp Meyer im Deckungszentrum Schwerstarbeit verrichtete. Im Angriff wartete Simone Mengon mit einer starken Leistung auf, marschierte immer wieder in die Nahtstellen der fränkischen Abwehr, markierte 4 Treffer (bei 4 Versuchen). Der erste Italiener beim ThSV Eisenach sprach von einem „Sieg des Kollektivs“. Im ersten Abschnitt sei der eine oder andere technische Fehler zu viel unterlaufen.

Das 7 gegen 6 half den Gästen nicht. Wir haben leidenschaftlich verteidigt, im Angriff selbst gute Lösungen gefunden, bilanzierte Simone Mengon zum Verlauf der zweiten Halbzeit.

Nach dem 25:25 (57.) gelangen den jungen Eisenachern die big Points zum 28:25 (60.).

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
So lieben die ThSV-Fans ihren Kommissario: Peter Walz einsatzstark am Kreis.

Wir sind in der kniffligen Phase cool geblieben, unterstrich Eisenachs Kapitän Peter Walz.

Auch, als Ivan Snajder einen Siebenmeter an den Pfosten setzte, den Abpraller aber zum 26:25 über die Linie drückte (58.). Auch, als Manuel Zehnder vom Strich am Erlanger Keeper Klemen Ferlin scheiterte, nach einem Ballgewinn in der Abwehr mit purer Willenskraft zum 27:25 versenkte. Da hatte gerade die Schlussminute begonnen. Beide Trainer, Hartmut Mayerhoffer (Erlangen) und Misha Kaufmann (Eisenach), instruierten ihre Teams während zwei Auszeiten für das Finish. Eisenachs Timothy Reichmuth stibitzte das Leder aus den Reihen der zunehmend verunsicherten Gäste, Simone Mengon vollendete zum 28:25 und zur Eisenacher Glückseligkeit.

Eine überragende kämpferische Leistung. Wir haben eigene Fehler kompensiert, wollten diesen Sieg unbedingt, erklärte der erst kürzlich verpflichtete Mait Patrail.

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Bei dessen Kurzeinsätzen profitierte das ThSV-Team von der Erfahrung des 35-jährigen Rückraumhünen. In bester Stimmung verabschiedete sich der Routinier in Richtung seiner in Hamm wohnenden Familie. Zuvor wurde das Eisenacher Team minutenlang von der blau-weißen Fanschar gefeiert.

Überragend, was unsere junge Mannschaft leistet, so die von Stolz geprägte einhellige Meinung im Thüringer Handballtempel.

© Frank Arnold • sportfotoseisenach / ThSV Eisenach
Starker Auftritt: Simone Mengon beim Torwurf.

Rene Witte: Wir haben nochmals alle Kräfte gebündelt.

Glückwunsch an den ThSV Eisenach! Kämpferisch boten wir eine starke Leistung, haben dagegengehalten. Spielerisch waren wir nicht gut genug, um zu gewinnen, fasste Erlangens Coach Hartmut Mayerhoffer die 60 Minuten aus seiner Sicht zusammen.

Seine Mannschaft verfehlte bei gleich zwei Würfen aus der eigenen Hälfe das leere Eisenacher Tor, ein dritter landete am Holz.

Die Partie hätte kippen können, als uns zu Beginn der zweiten Halbzeit nahezu 8 Minuten kein Tor gelang, merkte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann an. Ein verdienter Sieg. Ein Riesenkompliment an unsere junge Mannschaft, betonte der Schweizer in Diensten der Thüringer.

Wir haben nochmals alle Kräfte mobilisiert und gebündelt, gehen mit schier unfassbaren 13 Punkten in das neue Jahr. Wir sind in der Liga mehr als angekommen. Wir kämpfen jede Woche im Training und im Spiel mit vollstem Engagement um den Klassenerhalt. Wir haben eines der erfolgreichsten Jahre des ThSV Eisenach abgeschlossen, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Bis zum 8. Januar 2024 genießt das Eisenacher Team einige freie Tage, „nach extrem harter Arbeit“, so Misha Kaufmann.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Mateusz Kornecki und Philipp Meyer bejubeln eine gelungene Aktion.

Wechselseite Führungen im ersten Abschnitt

Der HC Erlangen musste auf seinen langzeitverletzten Kapitän Sebastian Firnhaber, der ThSV Eisenach auf den grippekranken Willy Weyhrauch verzichten. Die Hausherren operierten wie zuletzt mit vielfachen Wechseln. Zunächst kamen Philipp Meyer, Male Donker und Timothy Reichmuth in der Abwehr für Alexander Saul, Manuel Zehnder und Marko Grgic. Der Erlanger Innenblock der 6:0-Abwehr mit Tim Zechel und Nikolai Link, später mit Oldie Gedeon Gardiola. riegelte zunächst ab. Anfangs schien der Erlanger Angriff das Zielwasser in der Kabine vergessen zu haben. Stephan Seitz (7.) und Christoph Steinert (9.) jagten beim Stand von 3:3 das Leder aus bester Position über das Eisenacher Gehäuse. In der Folge legten die Eisenacher vor, die Gäste egalisierten prompt. Simone Mengon netzte zum 6:5 ein, Sekunden später glich Tim Zechel zum 6:6 aus (13.). Eisenachs 8:6-Führung, Justin Kurch traf auf Vorlage von Alexander Saul (16.) hatte kurzen Bestand. Eisenachs Defensive vermochte zunächst die Anspiele zum Kreis nicht zu unterbinden, Nico Büdel versenkte zum 10:11 (21.). Die Franken wechselten auf der Torwartposition, Klemen Ferlin kam für Bertram Obling. Das Torhüterduell ging allerdings knapp an die Eisenacher Matija Spikic und Mateusz Kornecki. Matja Spikic parierte beim Stand von 11:12 gegen den freien Tim Zechel (24.). Ivan Snajder zirkelte das Leder aus der eigenen Hälfte zum 13:12 in das verwaiste Erlanger Gehäuse (26.). Die Franken hatten schon früh zum 7 gegen 6 gegriffen. Nachdem bei den Hausherren ein Kempa-Versuch gescheitert war, nutzte Christopher Bissel den anschließenden Tempogegenstoß zum 13:14 (28.). Manuel Zehnder glich – nach Regelwidrigkeit an Simone Mengon – per Strafwurf zum 14:14 aus (28.). In Überzahl verloren die Gäste das Leder, Manuel Zehnder netzte mit seinem 7. Treffer zum 15:14-Pausenstand ein.

© Ch. Heilwagen / ThSV Eisenach
Junge Kicker des FC Eisenach jubeln mit unserem Team.

Triller in der Schlussphase

Mit Wiederbeginn wollten die Eisenacher Bälle zunächst nicht in den Erlanger Kasten. Es bahnte sich ein Abnutzungskampf an. Gleich drei Erlanger rangen den einstigen Ringer Peter Walz nieder. Mait Patrail traf beim Stand von 15:15 nur den Pfosten, Manuel Zehnder scheiterte vom Strich (37.). Dann lochten Moritz Ende von Linksaußen zum 16:15 (38.) und Justin Kurch vom Kreis zum 17:15 (41.) ein. Kurz zuvor brachte Erlangens Veit Mävers einen Siebenmeter nicht am ins ThSV-Gehäuse eingewechselten Mateusz Kornecki vorbei. Der Pole, noch mit Hoffnung auf eine EM-Teilnahme, blieb im Tor. Einen Ballgewinn von Moritz Ende verwertete Ivan Snajder zum 19:16 (42.). Misha Kaufmann rotierte im Eisenacher Rückraum. Malte Donker, Manuel Zehnder und Simone Mengon standen oft zusammen auf dem Parkett. Trotz Foulspiel an ihm jagte Peter Walz das Leder zum 20:18 ins Erlanger Netz (47.). Die Gäste, mit Nico Büdel, Christoph Steinert und Jonathan Svensson im Rückraum, blieben dran. Christoph Steinert nutzte die nun in großer Zahl den Gästen zuerkannten Siebenmeter schnörkellos, verwandelte auch zum 23:23 (54.). Spannung pur war angesagt. Manuel Zehnder traf zum 25:24 ins verwaiste Gästegehäuse (56.). Nico Büdel glich aus (25:25, 57.).

Wir behielten die Nerven, beschrieb Peter Walz die Minuten der Entscheidung.

Beim 28:25 brachen alle Dämme. Der 26. Treffer der Gäste ging nur als Ergebniskosmetik in die Statistik ein. Das Eisenacher Team tanzte unter den Freudengesängen auf dem Parkett der Werner-Aßmann-Halle. Das Rennsteiglied, intoniert aus über 3.000 Kehlen, durfte nicht fehlen…!

Statistik
ThSV Eisenach: Spikic, Kornecki; Reichmuth, Zehnder (11/2), Patrail (1), Walz (3), Mengon (4), Grgic, Ende (2), Meyer, Donker, Kraus, Kurch (2), Schneibel, Snajder (4), Saul (1)
HC Erlangen: Obling, Ferlin; Heiny, Lonborg (1), Seitz (1), Bialowas, Mävers, Büdel (3), Bissel (2), Svensson, Guardiola (1), Link, Jeppsson, Steinert (8/5), Olsson (3), Zechel (6)
Siebenmeter: ThSV Eisenach 2/5 – HC Erlangen 5/6
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min. – HC Erlangen 2 x 2 Min.
Schiedsrichter: Blümel/ Loppaschewski
Zuschauer: 3.150 (ausverkauft)

Th. Levknecht

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