Für den Schweden Oskar Joelsson erfüllt sich in Eisenach ein Traum

Bildquelle: Ch. Heilwagen – Oskar Joelsson steuert das gegnerische Tor an
Der 25-jährige Rückraumspieler kam im Sommer von Ystads IF zum ThSV Eisenach
Für Oskar Joelsson erfüllt sich gerade ein Traum. Er spielt in der 1. Handballbundesliga. Der 25-jährige Schwede wechselte im Sommer vom schwedischen Spitzenklub Ystads IF zum ThSV Eisenach. Der 1,97 Meter große linke Rückraumspieler ist mit seiner Frau Meja verheiratet. Der gemeinsame 7 Monate alter Sohn Otto ist Ausdruck der Liebe zwischen beiden. Hund Olaf, ein Labradoodle, gehört zur Familie dazu.
Interessant: Die „Pipeline“ von Ystad in die Handball-Bundesliga legte schon den Grundstein für manch große Karriere. Niclas Ekberg, 1.776 Treffer in 388 Partien für den THW Kiel in der Handball-Bundesliga, Jim Gottfridsson, 808 Treffer in 286 Partien für die SG Flensburg-Handewitt, und Lukas Nilsson, 556 Treffer in 210 Partien für den THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen, spielten allesamt in den frühen Jahren ihrer Profikarriere beim Klub aus Südschweden.
Nach der Schule nahm Oskar Joelsson ein Physiotherapie-Studium auf. Derzeit konzentriert er sich zu 100 Prozent auf Handball. Er bestritt für den ThSV Eisenach bisher 9 Bundesligaspiele, in denen er 33 Treffer markierte, was einer Wurfquote von 71,74 entspricht. Zuletzt übernahm er Verantwortung vom Siebenmeter-Strich. Hier lautet seine Quote 84,82 Prozent. Gegen die SG Flensburg-Handewitt versenkte er alle 5 seinem Team zuerkannte Strafwürfe.
Wir sprachen zu Wochenmitte mit Oskar Joelsson:
Im Alter von 10 Jahren begannen Sie mit Handball im Verein. Haben Sie sich zuvor oder zeitgleich in anderen Sportarten probiert?
Ich habe zuvor, in den ersten Jahren meiner Handballzeit auch parallel, Fußball, Basketball und Tischtennis gespielt.
Wie hieß Ihr erster Verein?
OV Helsingborg, der Handballverein in meiner Heimatstadt
Welche Vereine folgten?
Redbergslid IK und Ystads IF.
Was fasziniert Sie am Handball?
Ein Teamsport, bei dem es um Kraft sowie den Kampf um den Ball geht. Ein Spiel, das gemeinsam mit Freunden betrieben wird, Siege und Niederlagen gemeinsam erlebt werden.
Seit wann spielen Sie im linken Rückraum?
Ich begann als Kreisläufer, wechselte aber rasch in den linken Rückraum
Welche Erfolge stehen im Nachwuchs auf Ihrer Vita?
Ich habe in allen schwedischen Nachwuchsnationalmannschaften von der U 15 bis zur U 18 gespielt, mit der U 18 die Europameisterschaft gewonnen. Bei der U 19 wurde das Personal ausgetauscht. Dann kam die Corona-Zeit und setzte ein Stopp-Zeichen.
Welcher Rückraumspieler imponiert Ihnen besonders, von wem schauen Sie sich was ab?
Als Kind und Jugendlicher habe ich im Fernsehen nur die Spiele unserer Nationalmannschaft verfolgt. Da sind mir der französische Weltklassespieler Nikola Karabatić und der dänische Weltklassespieler Mikkel Hansen aufgefallen.
Die letzte Saison in Schweden war für Sie äußerst erfolgreich: mit Ystads IF zunächst der Triumph im nationalen Pokal, dann der Meisttitel. In der European League waren Sie auch am Ball. Und doch entschieden Sie sich für einen Wechsel zum ThSV Eisenach, der wohl aktuell nicht um Titel spielt?
Die meisten jungen Handballer in Schweden träumen davon, mal in der Handballbundesliga, der stärksten Liga der Welt, und damit gegen die besten Handballer der Welt zu spielen. Für mich öffnete sich hierfür die Tür, ich nahm das Angebot des ThSV Eisenach an.

„Es war für mich immer ein Traum, in der Handballbundesliga zu spielen. In Eisenach kann ich mich entwickeln und sicher sein, dass meine Familie und ich sich wie zu Hause fühlen“, wurden Sie bei der Ankündigung des Wechsels zitiert. Ist das bisher eingetroffen?
Ich bin jetzt fast 4 Monate in Eisenach und kann diese Aussage nur bekräftigen. Es gefällt mir hier sehr gut. Das trifft auch auf meine Frau zu, was sehr wichtig ist. Sie versteht sich auch mit den anderen Spielerfrauen gut. Wir nutzen die wunderschöne Umgebung Eisenachs zu Spaziergängen, zusammen mit unserem Hund.
Was ist beim ThSV Eisenach anders als bei Ystads IF?
Da ist einiges zu nennen. Beim ThSV Eisenach wird Handball auf eine andere Art und Weise gespielt. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Die anfängliche Sprachbarriere kam hinzu. Bei meinem letzten Verein war ich ein Spaßvogel, doch durch die Sprachbarriere fällt mir das in Eisenach noch schwer. Aber es wird. Wenn es um Handball geht, verstehe ich inzwischen alles. Was die Anzahl und Intensität der Trainingseinheiten angeht, sind diese beim ThSV Eisenach höher. Hier bestimmt ein hohes Niveau die Trainingseinheiten. Viele Pflichtspiele in der Saison hatte ich auch zuletzt in Schweden: 28 Ligaspiele, dann die Playoffs, nationaler Pokal und European-League.
Wie steht es inzwischen mit der deutschen Sprache?
Ich verstehe, kann auch immer besser deutsch sprechen. Einmal pro Woche nehme ich bei einem Lehrer Deutschunterricht. Das tägliche Sprechen mit meinen Teamkollegen bringt mich natürlich voran. Zuhause sprechen wir schwedisch. Mein 7 Monate alter Sohn wird zweisprachig aufwachsen. Schwedisch und Deutsch.
Wo sehen Sie Ihre eigenen Stärken, wo noch Nachholbedarf?
Zu meinen Stärken zähle ich die Würfe aus der Distanz, das Zweikampfverhalten und das Zusammenspiel mit dem Kreis. Zulegen muss ich noch in der Abwehrarbeit.
Sie möchten sich doch bestimmt für die schwedische Nationalmannschaft anbieten?
Ich wurde gerade erstmals zu Spielen der B-Nationalmannschaft eingeladen. In der Länderspielpause bestreiten wir zwei Testspiele gegen Norwegen. Ich hoffe, das ist ein erster Schritt in Richtung A-Nationalmannschaft.
Dem ThSV Eisenach schien ein sicherer Siebenmeter-Werfer zu fehlen, hat er ihn nun in Oskar Joelsson gefunden?
Das wird die Zeit zeigen. Ich stelle mich dieser Aufgabe, übernehme Verantwortung.
Der ThSV Eisenach hat nach 9 absolvierten Punktspielen 6:12 Punkte aufzuweisen. Eine gute Grundlage für den angepeilten Klassenerhalt?
Die Pflichtsiege gegen Leipzig und Wetzlar haben wir eingefahren. Hinzu kamen die zwei Bonuspunkte gegen Gummersbach. Gegen Melsungen war ein Sieg möglich. In Hannover haben 7 schwache Minuten uns mögliche Punkte gekostet. Wir müssen weiter fleißig punkten, um unsere Ziele zu erreichen.
Am Freitag steht mit dem Heimspiel gegen GWD Minden eine ganz wichtige Partie um den Klassenerhalt an…?
Das ist eines der Spiele, die wir gewinnen müssen. Das sage ich ohne Umschweife. Mit einem Sieg lassen wir einen Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt hinter uns. Und das ist sehr wichtig.
Sind Sie ein ruhiger oder ein emotionaler Typ?
Beides. Das kommt auf die Situation an.
Sie kommen aus der 18.000-Einwohner-Stadt Ystad, aus der Provinz Skane län an der südschwedischen Küste, nach Thüringen, in die kleine 40.000 Einwohner zählende Wartburgstadt Eisenach. Entspricht dieses Kleinstadtmilieu Ihrem Naturell?
Geboren und aufgewachsen bin ich in der 100.000 Einwohner zählenden Stadt Helsingborg. Dann war ich in Göteborg, einer Stadt mit etwa 550.000 Einwohnern. Dann ging es in die Kleinstadt Ystad. Jede Stadt, ob Groß- oder Kleinstadt, hat Vor- und Nachteile. Wir, meine Frau und ich, schätzen die unmittelbare Natur quasi vor unserer Haustür in Eisenach. Wir brauchen keinen Autoverkehr und Hochhäuser. Vermissen tun wir allerdings das Meer. Meine Eltern und die Eltern meiner Frau wohnen in der Nähe des Meeres. Fahren wir zu ihnen nach Schweden, genießen wir die Nähe zum Meer.
Welche Freizeitinteressen pflegen Sie?
Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie, mit meiner Frau, unserem Kind und unserem Hund. Ich schaue gern im TV Basketball, Fußball, American Football und natürlich auch Handball.
Ihr Lieblingsessen?
Gute Hamburger
Ihre Lieblingsmusik?
Internationalen Rap
Oskar Joelsson, vielen Dank für die Einblicke in Ihr Leben.
Th. Levknecht