Für die Fans zerreißen

ThSV Eisenach ist auf Wiedergutmachung aus, empfängt den von Hannes Jon Jonsson betreuten heißen Aufstiegsanwärter aus Bietigheim

Was wir in Konstanz gezeigt haben, entspricht nicht dem, was wir können! Wir müssen uns bei unseren Fans dafür entschuldigen und werden uns am Samstag im Thüringer Handballtempel für euch zerreißen.

Mit dieser Botschaft wendet sich Duje Miljak, der Kapitän des ThSV Eisenach, an die eigene Fangemeinde. Nach der Unverständnis und Frust auslösenden 24:28-Niederlage am vergangenen Wochenende im Aufsteigerduell bei der HSG Konstanz erwartet der ThSV Eisenach am Samstag, 22.02.2020 um 19.30 Uhr mit der in derzeitiger Bestbesetzung anreisenden SG BBM Bietigheim einen heißen Aufstiegsanwärter. Auf der Torhüterposition tätigten die Gäste noch ein Blitztransfer. Vom HSV Hamburg kam 2,05-Meter-Keeper Aron Edvardsson und feiert in Eisenach seinen Einstand. Noch ein Zähler trennt die SG BBM Bietigheim um Ex-Weltmeister Michael Kraus von einem Aufstiegsplatz. Und das nach einem ziemlich verkorksten Saisonstart. Zuletzt gelangen dem vom ehemaligen Eisenacher Spielgestalter Hannes Jon Jonsson trainierten Team 10 Siege in 11 Spielen, darunter Auswärtserfolge in Hamm und Essen, wurde in heimischer Halle der VfL Gummersbach bezwungen.

Manager Rene Witte erwartet 180-Grad-Wendung
Ganz anders die Situation beim ThSV Eisenach. Mit 21:21 Punkten auf dem 10. Platz hat der ThSV Eisenach noch ein Pölsterchen zu den Abstiegsplätzen. Ein Punkt resultiert aus dem 25:25-Remis beim Auswärtsspiel in Bietigheim. Aus den letzten 7 Spielen resultierten allerdings 6 Niederlagen. Nach dem 28:24-Heimerfolg über Bayer Dormagen glaubte man, die Talsohle durchschritten zu haben. Ein Trugschluss, wie der Trip an den Bodensee zeigte. Ein Blick auf den Spielplan verdeutlicht den Ernst der Lage. Nach dem Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim folgen vier Auswärtsspiele in Serie. Überwiegend bei Hochkarätern der Liga. Die Fortsetzung der Negativspirale könnte fatale Folgen haben.

Ich erwarte eine 180-Grad-Wendung in Sachen Einstellung. Die Gäste sind unfassbar gut, nach den letzten Spielen der absolute Aufstiegskandidat. Wir spielen zuhause, müssen unseren Fans zeigen, dass wir den Kampf annehmen. Wenn wir alles gegeben haben, es dann nicht reicht, dann passt das. Mit weniger bin ich nicht zufrieden. Das sollen alle wissen, redet ThSV-Manager Rene Witte mit Blick auf den Samstag Klartext.

Die Wartburgstäter werden ihr derzeit stärkstes Aufgebot zur Verfügung haben.

Alexander Saul nimmt sich selbst noch mehr in die Pflicht
In Konstanz gab es – neben der Einstellung – mehrere Baustellen. Erst mit der Hereinnahme des 4. Mittelmannes, mit Jonas Ulshöfer, hatte Trainer Sead Hasanefendic Erfolg. Wem schenkt er am Samstag das Vertrauen in der Startformation? Der linke Rückraum blieb am Bodensee ohne einen einzigen Treffer.

Wie soll da eine Mannschaft gewinnen? Es liegt nicht an der körperlichen Konstitution, es liegt nicht am Training. Es ist reine Kopfsache! Sie müssen das zeigen, was sie zweifellos können. Mit Mut, appelliert der Eisenacher Coach an Luka Kikanovic und Andrej Obranovic.

Wie will man dem heißen Aufstiegsaspiranten erfolgreich Paroli bieten?

Eine extrem kompakte Abwehr ist Grundvoraussetzung. Wir dürfen unseren Keeper Blaz Voncina nicht so allein lassen wie in Konstanz. Helfen wir ihm, wie beim Heimsieg über Dormagen, kann er viele Bälle parieren. Wir müssen zu unserem Tempospiel kommen, über die Außen einfache Tore erzielen, um Entlastung zu schaffen. Unsere Probleme im Positionsangriff sind bekannt. Wir werden uns für unsere Fans und unseren Verein zerreißen, erklärt Alexander Saul.

Er strahlte in Konstanz als einziger aus dem Rückraum Torgefahr aus. Der 24-jährige Linkshänder nimmt sich selbst noch mehr in die Pflicht.

Ich muss noch mehr in die Führungsrolle schlüpfen, mehr Verantwortung übernehmen, in schwierigen Situationen den Ball fordern, die Mannschaft führen, so der Rückraum-Rechte. Unsere Fans unterstützen uns in den Heim- und Auswärtsspielen so genial! Sie verzeihen uns eine Niederlage, wenn wir uns auf dem Parkett zerrissen und alles gegeben haben, völlig abgekämpft hernach in der Kabine sitzen, wir am Limit gespielt haben, der sportliche Gegner aber besser war. Das gehört im Sport dazu. Wir müssen uns endlich auf unsere Stärke besinnen, betont Alexander Saul.

SG BBM Bietigheim im Leistungs- und Stimmungshoch
Der Erstliga-Absteiger um Ex-Weltmeister „Mimi“ Kraus als Spielgestalter brauchte lange Zeit, um im Unterhaus in die Erfolgsspur zu finden.

Zum Saisonbeginn war auch die Rollenverteilung innerhalb der Mannschaft nicht ganz klar. Das haben wir dann geregelt. Nach der Niederlage in Emsdetten fanden wir in die gewünschte Spur. Zehn Siege aus den letzten 11 Spielen belegen das, betont der in Eisenach bestens bekannte und geschätzte Trainer Hannes Jon Jonsson.

Von 2012 bis 2015 hatte der Isländer als Regisseur des Eisenacher Teams großen Anteil an den Erfolgen, einschließlich des Erstbundesliga-Aufstieges.

Ich habe in Eisenach drei sehr gute Jahre verlebt. Mit Höhen und Tiefen. Mit emotionalen Erlebnissen, sportlich und privat. Ich freue mich auf das Wiedersehen, fügt Hannes Jon Jonsson hinzu.

Er wird am Samstag nicht mit seinem Team die Rückreise antreten, sondern in der Wartburgstadt verweilen, um am Sonntag seinen 40. Geburtstag mit seiner Familie und ein paar Freunden aus ganz Deutschland feiern. Trotz aller Wertschätzung, ein vorfristiges Geburtstagsgeschenk will ihm der ThSV Eisenach nicht bereiten.

Th. Levknecht

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