Für eine Überraschung fehlten die Wechselspieler

ThSV Eisenach II kriecht nach einer 14:12-Pausenführung auf dem Zahnfleisch • VfB TM Mühlhausen siegt am Ende klar mit 34:22

Ein Handballspiel, bestehend aus zwei Halbzeiten, endet nach 60 Minuten. Nach den ersten 30 Minuten führte der ThSV Eisenach II beim VfB Mühlhausen mit 14:12. Doch die zweiten 30 Minuten gingen in separater Wertung mit 22:8 an die Hausherren, die am Ende mit ihrem über dreihundertköpfigem Anhang einen 34:22 (12:14)-Erfolg bejubelten. Für eine Überraschung fehlten Matthias Meinl, dem Coach des ThSV Eisenach II, ganz einfach die Wechselspieler.

Gekämpft haben alle vorbildlich, aber ohne personelle Alternativen waren wir über die Distanz nicht ebenbürtig, bekannte ThSV-Rückraumspieler Pascal Küstner, mit 9 Treffern bester Werfer seines Teams.

Pascal Küstner und Marius Noack Eisenachs Protagonisten im 1. Abschnitt
Die Eisenacher wurden schon frühzeitig (3.Min.) durch eine Verletzung von Maximilian Manys (musste am Abend noch ins Klinikum) weiter dezimiert. Der erst 17-jährige Adrian Warlich nahm fortan die Linksaußenposition ein. Philipp Urbach auf Rechtsaußen, Pascal Küstner im linken und Tom Kreutzer im rechten Rückraum, Philipp Emmelmann in zentraler Aufbauposition und Sascha Kleint am Kreis hießen seine Mitspieler. Auf der Bank saßen als Wechselspieler Philipp Ziehn und der gerade das 17. Lebensjahr vollendende Jonas Hennig. Marco Lang, der Coach des VfB Mühlhausen, profitierte von seiner prall besetzten Wechselbank, setzte zudem mit Angriffs- und Abwehrwechseln die Qualitäten seines Personals optimal ein. Die Halbzeitführung des ThSV Eisenach II trug vor allem zwei Namen; von Marius Noack und Pascal Küstner. Torhüter Marius Noack, als B-Jugendlicher beim VfB Mühlhausen, parierte selbst Würfe aus Nahdistanz, wurde bis zum Seitenwechsel mit 12 teilweise spektakulären Paraden notiert. Rückraumspieler Pascal Küstner brillierte mit Zweikampfstärke, marschierte in die Nahtstellen der Abwehr der Gastgeber, versenkte bis zur Pausensirene 7 Bälle, erzielte damit exakt die Hälfte der Eisenacher Treffer im ersten Abschnitt.

VfB Mühlhausen mit 10:0-Tore-Lauf
Das war freilich schon ein erster Fingerzeig darauf, dass die Last im ohnehin kleinen Eisenacher Kader zusätzlich auf wenigen Schultern lag. Mancher im Team erreichte nicht seine Normalform, ein anderer erwischte einen rabenschwarzen Tag. Das spielte dem VfB Mühlhausen um seinen exzellenten Spielgestalter Daniel Strache zusätzlich in die Karten. Torhüter Adrian Winkler steigerte sich zum richtigen Augenblick. Der Ex-Eisenacher im VfB-Kasten wehrte ebenso wie der Ex-Mühlhäuser im ThSV-Gehäuse in der Summe 15 Bälle ab.

Während wir im ersten Abschnitt unsere Vorgaben nicht einhielten, klappte im zweiten Abschnitt nahezu alles vorzüglich, freute sich Marco Lang.

Sein Eisenacher Kollege Matthias Meinl, durch Heirat im erweiterten Familienkreis von Marco Lang, verwies als ein Knackpunkt auf die Phase nach dem 12:15 (32.).

Wir warfen gleich dreifach das Leder weg, öffneten dem Gastgeber die Tür zu einem 10:0-Tore-Lauf, so Matthias Meinl. Mühlhausens Abwehr stoppte nun Pascal Küstner frühzeitiger. Ein gesunder Maximilian Manys hätte sich nun auf Linksaußen prächtig in Szene setzen können, sinnierte der Eisenacher Trainer.

Der VfB Mühlhausen spielte wie im Rausch, vom 12:15 (32.) zum 22:15 (43.). Markus Bergmann wurde seinem Ruf als Rückraum-Shooter gerecht. Ivica Lazarovski, der ehemalige mazedonische Jugendauswahlspieler, im ersten Abschnitt gehemmt, taute aus dem rechten Rückraum auf. Die Ballverluste sowie zunehmend kraft- und harmlosen Würfe der Eisenacher nutzten die Hausherren zum Gegenstoßspiel. ThSV-Keeper Marius Noach sah sich ein um das andere Mal völlig frei vor ihm auftauchenden Mühlhäusern gegenüber, war nun chancenlos. Nach dem 22:15 beorderte Matthias Meinl seinen Oldie Philipp Emmelmann an den Kreis und Sascha Kleint auf die mittlere Aufbauposition. Das führte zu kurzzeitiger Stabilisierung.

Am Ende kam es noch knüppeldick
Nach dem 25:20 (51.) kam es für den ThSV Eisenach II knüppeldick. Vollends auf dem Zahnfleisch kriechend wurden die Wartburgstädter zum Spielball, in Sekundenabständen ausgekontert. Marius Nock und ab der 55. Minute John Martin fühlten sich im Eisenacher Kasten wie in einer Schießbude. Maximilian Jäschke, während seiner Zeit beim ThSV Eisenach kurz vor dem Sprung in die Zweitbundesligamannschaft, Jonas Gräbedünkel, Björn Harder und Markus Bergmann netzten ein. Als Schmankerl für die Galerie gelangen dem VfB Mühlhausen gar noch zwei Kempatreffer. Die neun Schlussminuten gingen mit 9:2 an den seine Position in der Spitzengruppe der Liga behauptenden VfB Mühlhausen. Der letzte Pfiff der beiden Referees Dittmar Pollmer und Daniel Wolf-Dziura, die ihre Linie konsequent beibehielten, glich für Eisenachs Rumpfmannschaft wie eine Erlösung. Die Gastgeber bejubelten ausgelassen einen zur Halbzeitpause nicht für möglich gehaltenen 34:22-Erfolg.

Ein tolles letztes Heimspiel im Kalenderjahr, so richtig nach dem Geschmack unserer Anhänger, jubilierte Marco Lang, bevor im Foyer die Feierbestuhlung aufgebaut wurde.

Marius Noack hält und Pascal Küstner trifft

Im ersten Abschnitt hielten wir unsere Marschroute weitestgehend ein, versuchten, die Angriffe länger auszuspielen, resümierte ThSV-Coach Matthias Meinl.

Der Mann der ersten Halbzeit seines Teams war zweifellos Pascal Küstner. Der 20-Jährige marschierte immer wieder in die schmerzhaften Nahtstellen der Abwehr, traf zum 5:6 (8.), ThSV-Keeper Marius Noack zog den Gastgebern den Zahn. In Überzahl brachte Torjäger Markus Bergmann das Leder nicht am 19-Jährigen im Eisenacher Kasten vorbei (17.). Eisenachs Philipp Emmelmann hatte sein Zielwasser vergessen, wirkte ungewohnt unsicher mit dem Leder. Youngster Adrian Warlich vermochte VfB-Schlussmann Adrian Winkler von außen nicht zu überwinden. Die Führungen wechselten. Dem 12:11 (Gräbedünkel, 20.) ließen die Gäste durch den sich „durchwurschtelnden“ Sascha Kleint und Pascal Küstner (2) das 12:14 folgen (26.), mit dem es auch in die Halbzeitpause ging. Auch, weil Marisa Noack über 10 Minuten keinen Mühlhäuser Treffer zuließ. Doch die erste Halbzeit hatte Eisenachs Rumpfmannschaft Kraft und Konzentration gekostet…!

Statistik
VfB TM Mühlhausen: Winkler, Lutze; Bergmann (7/3), Ginov (2), Jäschke (5), Adam, F. Fick, Strache (2), Gräbedünkel (7), K. Fick, Kellner (1), Harder (5), M. Fick, Lazarovski (5)
ThSV Eisenach II: Noack, Martin; Küstner (9/1), Urbach (3), Warlich, Emmelmann (1), Kleint (6/1), Manys, Kreutzer (3), Ziehn, Hennig
Siebenmeter: VfB Mühlhausen 3/3 – ThSV Eisenach II 3/2
Zeitstrafen: VfB Mühlhausen 6 x 2 Min. – ThSV Eisenach II 4 x 2 Min.
Schiedsrichter: Pollmer/ Wolf-Dziura
Zuschauer: 300

Th. Levknecht

Anzeige
Anzeige