Ganz starke zwanzig Auftaktminuten fanden keine Fortsetzung

In der 2. Handballbundesliga der Männer unterlag der ThSV Eisenach am Sonntagabend bei einem direkten Mitkonkurrenten um Tabellenplatz 3, bei der HSG Nordhorn-Lingen, mit 26:30 (12:14). Zwanzig ganz starke Auftaktminuten, mit einer 11:7-Führung, konnten nicht konserviert und fortgesetzt werden. Die Souveränität in Abwehr und Angriff ging verloren, die Gastgeber gewannen vor 1324 Zuschauern im Euregium Nordhorn Oberwasser.
«Wir produzierten Fehler. Wir bauten im Angriff zu wenig Druck auf. Letztlich agierten wir zu naiv, um ein solches Spitzenspiel erfolgreich zu gestalten», resümierte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.
Die HSG Nordhorn nutzte Ballgewinne zu konsequent abgeschlossenen Tempogegenstößen, netzte zudem erfolgreich aus dem Rückraum ein, ging mit einer 14:12-Führung in die Halbzeitpause. Die Eisenacher, die weiterhin krankheitsbedingt auf ihr Rückraum-As Hannes Jonsson verzichten mussten, verloren kurz vor dem Seitenwechsel ihren torgefährlichen Rechtsaußen Nick Heinemann nach einer Karambolage im Nachsetzen eines Siebenmeterversuches mit einer Schulterverletzung (24.). Keeper Radek Musil blieb nach rustikalem Einsteigen des nachsetzenden Patrick Miedema benommen liegen (33.), spielte nach eine Behandlungspause – allerdings nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte – weiter.

Sein Torhüterkollege Stanislaw Gorobtschuk hatte aufgrund eines fiebrigen Virus die Fahrt in die Grafschaft nicht mitangetreten. Der 18-jährige Adrian Winkler war zur Absicherung mitgefahren. «Ihm wollte ich nicht die Verantwortung übertragen», argumentierte Adalsteinn Eyjolfsson. Die HSG Nordhorn, mit einem aus dem linken Rückraum explodierenden Jens Wiese, zog auf 16:12 (34.) davon. «Wir haben dann Eisenachs Spiel bestens gelesen, uns Bälle erobert und zum Gegenstoß angesetzt», befand ein gut gelaunter Nordhorner Trainer Heiner Bültmann.
Trotz eines fortwährenden Pfeifkonzertes der Nordhorner Zuschauer bei jedem Ballbesitz rackerte Eisenachs Regisseur Tomas Sklenak mit großer Leidenschaft, suchte den direkten Weg zum Tor. Nach dem 20:18 (41.) zogen die Hausherren auf 25:20 (50.) und gar 29:22 (57.) davon. Auf Seiten der Wartburgstädter vermochte sich der nun auch im Angriff die Kreisposition übernehmende Branimir Koloper mehrfach gut in Szene zu setzen, netzte selbst drei Bälle ein und holte drei Strafwürfe heraus; von denen Benjamin Trautvetter allerdings zwei nicht am Nordhorner Schlussmann Björn Buhrmeister, der sich im zweiten Abschnitt deutlich steigerte, vorbeibrachte. «In den Schlussminuten ging es für uns nur noch um Ergebniskosmetik. Am verdienten Sieg der Gastgeber gab es keine Zweifel», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. Sein Team büßte den dritten Tabellenplatz ein, belegt nun den fünften Rang, mit Tuchfühlung zum Spitzentrio. Und schon wartet ein weiterer ganz dicker Brocken.

Am Mittwoch Tabellenführer Bergischer HC in Eisenach
Bereits am Mittwoch, 05.12.12 empfängt der ThSV Eisenach um 19.30 Uhr in der heimischen Werner-Aßmann-Halle mit dem Bergischen HC den Tabellenführer und Aufstiegsfavoriten Nummer 1, der am Wochenende überraschend strauchelte, eine 24:28-Heimniederlage gegen den HC Erlangen kassierte; nach elf Siegen in Folge.

In Abwehr und Angriff zunächst überzeugend
«Die Eisenacher, eine in fremden Hallen überaus erfolgreiche Mannschaft, dominierten die ersten zwanzig Minuten. Wir hatten große Probleme in der eigenen Angriffsgestaltung», räumte Heiner Bültmann, der Coach der HSG Nordhorn ein. «Die Thüringer machten in Angriff und Abwehr alles richtig, lagen völlig verdient mit vier Treffern vorn», bekundeten die ortsansässigen Fachjournalisten. Die Eisenacher Physiotherapeuten Martin Münzberg und Alexandra Scheidt hatten am Vortag und am Spieltag alle Hände voll zu tun, um bei mehreren Spielern Blessuren zu beseitigen. Rückraumspieler Girts Lilienfelds klagte zu allem Übel kurz vor dem Anpfiff über Kreislaufprobleme.
Vor Selbstbewusstsein strotzend, mit Daniel Luther im linken und Duje Miljak im rechten Rückraum, Tomas Sklenak auf der mittleren Aufbauposition, Alexander Schiffner auf Links- und Nick Heinemann auf Rechtsaußen, Benjamin Trautvetter am Kreis – in der Abwehr von Nicolai Hansen abgelöst – und Radek Musil im Tor gaben die Eisenacher den Ton an. Duje Miljak netzte aus der 2. Etage zum 1:3 ein (5.). Doch das blieb der einzige Treffer des Modellathleten. Einstudierte Spielzüge zur Kreismitte lautete ein Erfolgsrezept der Eisenacher. Benjamin Trautvetter vollendete zum 2:5 (7.). Daniel Luther «mogelte» sich an die Kreismitte und verwertete ein Miljak-Zuspiel zum 3:6 (9.). Nicolai Hansen schloss einen Tempogegenstoß zum 3:7 (10.) ab. Die Hausherren wirkten konsterniert, trafen sich zur «Dienstbesprechung» mittels Auszeit. Die Wartburgstädter dominierten zunächst weiter. Der Deckungsinnenblock mit Duje Miljak, Nicolai Hansen und Daniel Luther «riegelte ab». Was dennoch auf das ThSV-Gehäuse kam, wurde vielfach eine Beute von Altmeister Radek Musil. Daniel Luther bediente Benjamin Trautvetter zum 5:9 (13.), traf mit einer «Fackel» zum 6:10 (14.). In Überzahl hämmerten die Hausherren das Leder über den Musil-Kasten. Nick Heinemann verwandelte einen an Benjamin Trautvetter verwirkten Siebenmeter zum 7:11 (19.). Doch dann patzten die Eisenacher, hauchten den Gastgebern neues Leben ein.

Personelle Wechsel, eine Neubesetzung der linken Seite mit Adrian Wöhler und Eryk Kaluzinski, fruchtete nicht. Nach Ballbesitz starteten die Hausherren bestens strukturiert in Richtung Eisenacher Gehäuse. Torjäger Jens Wiese besorgte mit seinem ersten Treffer den 11:11-Ausgleich für die HSG Nordhorn. Kurz darauf scheiterte Nick Heinemann von der Siebenmeterlinie, geriet beim Nachsetzen schmerzhaft mit Nordhorns Paul Trodler aneinander. Die Referees Mathias Brauer/Nils Holm verhängten für beide eine Zeitstrafe. Nick Heinemann zog sich allerdings eine Schulterverletzung zu und musste für den Rest passen. Zweifellos eine Schwächung für den ThSV Eisenach! Girts Lilienfelds und Duje Miljak besetzten im zweiten Abschnitt wechselweise die Rechtsaußenposition. Den Führungstreffer der Gastgeber (Bobby Schlagen per Strafwurf zum 12:11, 28.) egalisierte der in den linken Rückraum zurückgekehrte Daniel Luther (12:12, 29.) zum letztmaligen Gleichstand. Paul Trodler und Bobby Schlagen (mit erneutem Siebenmeter) trafen zur 14:12-Halbzeitführung der HSG Nordhorn, die das Spiel an sich gerissen hatte.

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Pfeifkonzert gegen Tomas Sklenak
Die zweite Halbzeit begann aus Eisenacher Sicht mit einem Zuspielfehler zur Kreismitte, und dem Treffer zum 15:12 durch den aus der vollen Bewegung abziehenden Bobby Schlagen. Wenig später die Schrecksekunde für den ThSV Eisenach, als der nachsetzende Patrick Miedema allzu burschikos, eine Verletzung des Keepers in Kauf nehmend, Radek Musil attackierte. Der 39-jährige Schlussmann blieb benommen liegen, hatte – nach eigenen Angaben – einen Blackout und musste nach Behandlung vom Parkett. Der 18-jährige Adrian Winkler, sonst in der A- Jugend und der zweiten Männermannschaft, kam so unfreiwillig zu seinem Zweibundesligadebüt. Nach wenigen Minuten kehrte Radek Musil zurück, aber merklich gekennzeichnet durch die Attacke und nicht im Vollbesitz seiner Kräfte! Die Hausherren brachten nun ihren Torjäger Jens Wiese, der überwiegend nur im Angriff auf das Parkett kam, immer wieder in Position, dessen Bälle stets im Eisenacher Kasten landeten; auch, weil die Abwehr ihn gewähren ließ (18:15, 36.). Beim 20:18 (41., Sklenak) waren die Eisenacher nochmals auf Tuchfühlung. «Unsere verbesserte Abwehrarbeit bildete die Basis des Erfolges», betonte Nordhorns Trainer. Eisenachs Spielgestalter Tomas Sklenak sah das dauerhafte Pfeifkonzert gegen seine Person als zusätzliche Motivation, rackerte unermüdlich. Die ausgeglichener besetzte Mannschaft stellten inzwischen die Hausherren, die aus dem Rückraum und per Tempogegenstoß kaltblütig zum 25:20 (50. Paul Trodler per Konter) und 29:22 (57, Miedema)) versenkten. «Auf die Deckungsumstellung der Eisenacher auf eine offensivere Variante hatten wir gute Lösungen parat», fügte Heiner Bültmann, der Coach der HSG Nordhorn hinzu. Branimir Koloper, der sich für weitere Aufgaben in der Offensive empfahl, und Tomas Sklenak verkürzten für die nicht aufsteckenden Eisenacher.

Statistik

HSG Nordhorn: Buhrmeister; Verjans (3), Wilmsen, Volkhausen, Mickal, Miedema (6), Meyer (1), Schagen (7/2), Trodler (3), Terwolbeck (1), de Boer (2), Rigterink, Wiese (7)

ThSV Eisenach: Musil, Winkler; Trautvetter (5/2), Sklenak (6), Wöhler (2), Luther (4), Miljak (1), Kaluzinski, Hansen (2), Schiffner, Heinemann (1/1), Lilienfelds (2), Koloper (3)

Siebenmeter: HSG Nordhorn 2/2; ThSV Eisenach 6/3

Zeitstrafen: HSG Nordhorn 2 x 2 Min.; ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

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