Ganz viel Herzblut wurde belohnt

Der ThSV Eisenach II darf in Sachen Klassenerhalt in der Handball-Thüringenliga der Männer wieder hoffen. Die junge Garde des Trainergespanns Jauernik/Ende investierte ganz viel Herzblut und belohnte sich selbst. In einer von beiden Teams einsatzstark geführten Partie behielten die 17/18-jährigen Eisenacher Youngster in der hektischen Schlussphase kühlen Kopf, verwandelten einen 26:27-Rückstand (51.) in einen 31:28-Sieg über den ausgesprochen rustikal zu Werke gehenden Tabellen-Vierten HSV Ronneburg. Bis zum Einläuten der beiden Schlussminuten war der Ausgang völlig offen. Maximilian Jäschke versenkte mit seinem siebenten Treffer einen Tempogegenstoß zum 30:28 (59.). Im Verbund Abwehr und Torhüter stoppten die Eisenacher den folgenden Angriffszug. Eine Ballstafette zu Linksaußen krönte Moritz Rahn mit dem Treffer zum 31:28 (60.) und zur Spielentscheidung. Völlig losgelöst jubelten die jungen Eisenacher. Unmittelbar nach dem Abpfiff streckte Ronneburgs Torhüter Hannes Seidemann den jubelnden Eisenacher Spielgestalter Jason Mignon nieder. Der 17-jährige Rückraumspieler blieb mehrere Minuten benommen am Boden liegen. Eine Eskalation in der anschließenden Rudelbildung konnte in der kleinen Jahnsporthalle vermieden werden, auch weil einige Ronneburger (Manuel Rust)
Besonnenheit walten ließen. Der Vorfall findet sich allerdings auf dem Spielberichtsbogen nicht wieder, weil die Unparteischen Heinzmann/Merten den Schlag selbst nicht, nur den niedergestreckten Eisenacher gesehen hatten, nach Rücksprache mit dem Schiedsrichterausschuss auch keinen Sonderbericht anfertigen. So kurios es erscheint, die Sportgerichtsbarkeit des Thüringer Handballverbandes wird sich mit dieser üblen Entgleisung wahrscheinlich nicht beschäftigen. Das Kampfgericht hat die Attacke allerdings genau gesehen.
Den ausgerasteten Ronneburger erwartet nun eine Zivilklage. ThSV-Vizepräsident und Rechtsanwalt Jörn Riedenklau ist eingeschaltet. Die Zeit nach einem Handballspiel ist kein rechtsleerer Raum! Der niedergestreckte junge Eisenacher wurde vom Trainerteam zur notärztlichen Behandlung ins St. Georg-Klinikum und zu einem Zahnarzt gebracht. Kehlkopf-, Kiefer- und Kopfschmerzen sorgten für eine schlaflose Nacht. Jason Mignon wird in den nächsten Tagen weiterhin ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen müssen.
Die erfahrenen Referees fanden mit ihrer großzügigen Spielleitung insbesondere beim HSV Ronneburg nur wenig Gegenliebe. Üble Attacken, schon im Spielverlauf, Verletzungen in
Kauf nehmend, wurden viel zu milde geahndet. Sim Sell konnte nach einem groben Foul am davoneilenden Moritz Rahn (26.) froh sein, nur mit einer Zeitstrafe statt mit einer roten Karte belangt worden zu sein.

Jason Mignon von zwei ausgelassenen Strafwürfen nicht entmutigt
ThSV-Coach Christoph Jauernik, der mit Tim Voigt, Lars Fichtner und Adrian Winkler verletzungs- oder krankheitsbedingt gleich auf drei wichtige Stammkräfte verzichten musste, lobte die gute Mannschaftsleistung «in einem kampfbetonten Spiel mit unrühmlichen Schlusspunkt». Moritz Rahn, Maximilian Jäschke und Jason Mignon mussten durchspielen. Jason Mignon ließ sich durch zwei in der Anfangsphase (12./14. Min.) vergebene Siebenmeter nicht entmutigen. Maximilian Jäschke überzeugte bei seinem Wiedereinstand nach einer Sprunggelenkverletzung, ließ sich von dem einen oder anderen Fehlwurf nicht entmutigen. Marco Röll zog – auch nach misslungenen Versuchen- weiter kraftvoll aus dem Rückraum ab. Die gerade 17 Jahre gewordenen Hannes Iffert und Jonas Richardt stürzten sich mit Leidenschaft in das schmerzhafte Getümmel. «Torhüter Marcus Römer hat im Schlussgang wichtige Bälle pariert und entscheidende Gegenstöße eingeleitet. Die Mannschaft zeigte die Einstellung, die wir im Abstiegskampf brauchen, um erfolgreich zu bestehen», betonte ein von den sechzig Minuten gekennzeichneter ThSV-Trainer. «Grund für Euphorie besteht dennoch nicht. Nächste Woche müssen wir nachlegen», fügte Christoph Jauernik mit Blick auf den am Samstag, 12.05.2014 um 15.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle anstehenden Nachbarschaftsvergleich gegen den SV Town & Country Behringen/Sonneborn an.

Coach Jauernik mit taktischer Raffinesse und erfolgreichem Personaleinsatz
Mit dem spürbaren Willen der Rehabilitation für die vorwöchentliche Heimpleite gegen den SV Aufbau Altenburg startete der ThSV Eisenach in die Partie, forcierte sofort das Tempo.
Die Vorgabe, über Ballgewinne zum Gegenstoß anzusetzen, wurde mehrfach umgesetzt. Jason Mignon agierte als versetzte vorgeschobene Deckungsspitze gegen Ronneburgs Torjäger Mirko Alexy. Einen Mignon-Ballgewinn verwerte Linksaußen Moritz Rahn zum 3:1 (7.). Maximilian Jäschke versenkte von Rechtsaußen zum 5:2 (8.). Die Ronneburger setzten auf Rückraumaktionen von Manuel Rust und Mirko Alexy, brachten zudem Oldie Udo Werler auf Rechtsaußen in Wurfposition. Der 46-Jährige (!) markierte den Anschlusstreffer für sein Team (6:5, 13.). Manchem Tempogegenstoß der Eisenacher fehlte im Übereifer die Präzision. Ronneburgs Torjäger Mirko Alexy glich zum 8:8 aus (17.), verletzte sich in der Rückwärtsbewegung und musste für den Rest der ersten Halbzeit passen. Andre Stölzner kam für ihn, rückte auf die mittlere Aufbauposition und übernahm die Spielführung. Beim ThSV Eisenach II löste Marco Röll in der Offensive Philipp Hempel ab, lochte mit seinem ersten Ballkontakt zum 9:8 ein (18.). Selbstbewusst ließ der junge Linkshänder Jonas Richardt das 10:8 folgen (19.). Die Ronneburger blieben auf Tuchfühlung. Den Hausherren misslang einiges. Marco Röll schmetterte das Leder über den Kasten. Eine Hempel-Steilvorlage war für die Mitspieler nicht zu erreichen. Andre Stölzner markierte im Nachsetzen den 12:12-Ausgleichstrefer für den HSV Ronneburg (24.). Kreisläufer Martin Bäumler traf gar zum 13:14 (25.). Der ThSV Eisenach II ging mit Tim Rodrian im rechten Rückraum in die Schlussphase der ersten Halbzeit, erhöhte die Schlagzahl. Tim Rodrian verwandelte einen an Moritz Rahn verwirkten Siebenmeter zum 15:14 (27.) und zeichnete sich mit einer Maßarbeit zum 17:15 verantwortlich (30.).

Vom Siegeswillen beseelt allen Widrigkeiten getrotzt
Beim HSV Ronneburg konnte mit Beginn des zweiten Abschnittes Goalgetter Mirko Alexy wieder mitwirken. Er, Andre Stölzner und Manuel Rust waren im Zusammenwirken mit Kreisspieler Martin Bäumler die Protagonisten des Ronneburger Angriffspieles. Mirko Alexy schloss einen Tempogegenstoß zum 17:18 (33.) ab. Die Intensität der Partie nahm von Minute zu Minute zu. Maximilian Jäschke brachte von Rechtsaußen den ThSV Eisenach II wieder mit 19:18 in Vorhand (34.). Ballverlagernde Aktionen brachten Jonas Richardt in Wurfposition, die der Youngster zum 20:19 (35.), 21:20 (36.) und 22:21 (38.) nutzte. Der ThSV Eisenach II patzte in Überzahl, clever nutzten die Gäste ihre sich bietenden Tormöglichkeiten zum 23:24 (43.). Eine Steilvorlage war für Eisenachs Linksaußen Moritz Rahn nicht erreichbar, der kurz darauf bei einem Holztreffer Wurfpech hatte. Ronneburgs Torhüter Hannes Seidemann steigerte sich. Beim Treffer von Moritz Rahn zum 25:24 (47.) war er machtlos. Verbissen wurden die Zweikämpfe geführt. Maximilian Jäschke und Moritz Rahn scheiterten von den Außenpositionen an Ronneburgs Keeper. Marco Röll wuchtete mit seinem fünften Treffer zur 26:25-Führung des ThSV Eisenach II ein (48.). Eine Überzahlsituation clever nutzend, trafen Mirko Alexy und Martin Bäumler zum 26:27 (51.). Die Nervosität in den Eisenacher Reihen stieg, zumal Marco Roll (51.) als auch Tim Rodrian (52.) das Leder nicht am Ronneburger Schlussmann vorbeibrachten. Der ab der 39. Minute wieder das Eisenacher Gehäuse hütende Marcus Römer sendete mit abgewehrten Bällen wichtige Signale an seine Vorderleute. Der Siegeswille der jungen Eisenacher triumphierte über Patzer in Übereifer. Maximilian Jäschke traf zum 28:28-Ausgleich (53.). Der sich durchtankende Tim Rodrian konnte nur per Foulspiel gestoppt werden. Rodrian selbst übernahm den Siebenmeter und verwandelte schnörkellos zum 28:27 (55.). Spannung und Dramatik pur. Philipp Hempel eroberte in der Deckung das Leder. Blondschopf Moritz Rahn lochte von Linksaußen zum 29:27 (57.) ein. Sekunden später zappelte ein Alexy-Ball zum erneuten Anschlusstreffer des HSV Ronneburg im Eisenacher Kasten. Kurz darauf packte Eisenachs rechter Rückraumspieler Tim Rodrian die Ungeduld. Sein verfrühter unvorbereiteter Wurf verfehlte das Ziel deutlich (58.). Harte Bandagen prägten die beiden Schlussminuten. Und wieder eroberten sich die Gastgeber das Leder, passten es zum Rechtsaußen startenden kleinen Maximilian Jäschke, der zum 30:28 einnetzte (58.). Die Körperattacken nahmen zu. Die jungen Eisenacher steckten nicht zurück. Sie wollten unbedingt diesen Doppelpunktgewinn! Moritz Rahn sorgte dann für vollendete Eisenacher Glückseeligkeit, die wenige Sekunden nach der Sirene in blankes Entsetzen und Sorge um die Gesundheit eines Mitspielers erstarrte…

Statistik

Anzeige

ThSV Eisenach II: Römer, Trabert; Iffert (2), Mignon (2), Rahn (6), Röll (5), Collatz, Jäschke (7), Hempel, Rodrian (4/3), Richardt (5), Gladis

HSV Ronneburg: Seidemann, Weihrauch; Eisenstein (2), M. Beer, Werler (3), Halbauer, A. Stölzner (7/2), Wiesner (1), Sell, Alexy (6), Bäumler (6), D. Beer, Rust (3)

Zeitstrafen: ThSV Eisenach II 3 x 2 Min.
HSV Ronneburg 6 x 2 Min.

Siebenmeter: ThSV Eisenach II 5/3
HSV Ronneburg 2/2

Schiedsrichter: Heinzmann/Merten

Zuschauer: 60

Anzeige
Anzeige