Genialer Spielzug in doppelter Unterzahl

Freitagabend in der Erzgebirgshalle Aue-Lößnitz: Die Spieler des ThSV Eisenach tanzen – umjubelt von etwa zweihundert mitgereisten eigenen Fans – ausgelassen auf dem Parkett. Gerade hatten sie im Traditionsderby vor 1745 Zuschauern den gastgebenden EHV Aue mit 20:18 (8:7) bezwungen, im zwölften Auswärtsspiel den neunten Doppelpunktgewinn verbucht und den dritten Tabellenplatz untermauert. «In einem klassischen Derby mit vielen Emotionen vor einer tollen Kulisse haben wir mit einer erneut ganz starken Abwehr sowie mit Leidenschaft und Willen überzeugt», strahlte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach. Die Defensive mit Branimir Koloper, Nicolai Hansen, Daniel Luther und Duje Miljak, im Zusammenspiel mit den Torhütern Stanislaw Gorobtschuk und Radek Musil legte einmal mehr den Grundstein zum Erfolg.

«Die eigene Wurfquote haben wir allerdings etwas sinken lassen», bemängelte Adalsteinn Eyjolfsson. In der 42. Minute gelang seinen Schützlingen ein genialer Spielzug. In doppelter Unterzahl (!) verlagerte Hannes Jon Jonsson, der «alte Fuchs», das Geschehen zunächst auf die rechte Angriffsseite, um dann mit einem langen Ball den Linksaußen lauernden Daniel Luther zu bedienen, der zum 11:14 einnetzte. Die Thüringer waren die dominierende Mannschaft. Daniel Luther betätigte sich als Vorlagengeber für Nicolai Hansen, der das Leder von der Kreismitte über EHV-Keeper Sveinbjörn Petursson zum 12:15 ins Netz hob (44.). Die Gastgeber gaben aber nicht klein bei, waren mehrfach über den sich am Kreis anbietenden Kevin Roch (insgesamt sechs Treffer) erfolgreich. Zunächst versenkte Adrian Wöhler noch von Linksaußen zum 14:16 (47.), doch dann setzte der EHV Aue zum Zwischenspurt an.

Kein Knacks im Eisenacher Spiel nach vorzeitigem Aus von Branimir Koloper
Die Eisenacher verloren ihren Abwehrspezialisten Branimir Koloper nach dessen dritter Zeitstrafe (48.). Torjäger Dener Jaanimaa, über den Großteil der Partie von der Eisenacher Abwehr zumeist bestens abgeschirmt, zog zum 15:16-Anschlußtreffer ab (48.). Jetzt erhöhten auch die einheimischen Zuschauer ihre Phonstärke. Eine Aktion von Eisenachs Adrian Wöhler stuften die Unparteiischen Christoph Maier/Michael Kilp als Stürmerfoul ein. Eric Meinhardt startete über die rechte Seite mit Volldampf zum 16:16-Ausgleichstreffer durch (49.). Die Wartburgstädter «wackelten» im Erzgebirge. Die Hausherren eroberten sich das Leder und vollendeten durch Marcel Schäfer zur eigenen 17:16-Führung (50.). Zeit für die grüne Karte beim ThSV Eisenach – und einem «Personalwechsel». Radek Musil war bereits zuvor ins Eisenacher Gehäuse gekommen. Kapitän Benjamin Trautvetter übernahm die Kreismitteposition, Rouinier Eryk Kaluzinski kam im linken Rückraum, Duje Miljak blieb auch im Angriff auf dem Parkett (im rechten Rückraum). «Wir verloren in dieser kniffligen Phase nicht die Nerven», unterstrich ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. Keeper Radek Musil war sofort zur Stelle. «Beide Torhüter waren ein zuverlässiger Rückhalt. Radek Musil parierte nach seiner Einwechslung vier wichtige Bälle», vermerkte Eisenachs Trainer.
Die Partie bog auf die Zielgerade, es wurde auf dem Parkett hitziger. Die Eisenacher, vornweg Hannes Jon Jonsson, verloren jedoch nicht die Übersicht. Der Eisenacher Stratege netzte zum 17:17-Ausgleich ein (52.). Jetzt zückte Runar Sigtryggsson, der Coach des EHV Aue, die grüne Karte, versammelte sein Team zur Besprechung der Schlussphase. Nach Wiederanpfiff unterlief den Gastgebern jedoch ein Zuspielfehler. Eisenachs Nick Heinemann hobt das Leder abgezockt von Rechtsaußen zum 17:18 (54.) in den Gastgeberkasten. Kurz darauf kassierte Eisenachs Eryk Kaluzinski eine Zeitstrafe. Dener Jaanimaa, einer der Toptorjäger der Liga, donnerte das Leder über das Eisenacher Gehäuse. Kurz darauf riss Marcel Schäfer Eisenachs Nick Heinemann zu Boden und kassierte folgerichtig eine 2-Minuten-Strafe. Doch die Hausherren angelten sich den Ball. Ihr Spielgestalter Eric Meinhardt verlor jedoch völlig unbedrängt an der Mittellinie die Übersicht, fabrizierte einen Schrittfehler. An diese Szene mag EHV-Trainer Runar Sigtryggsson sicherlich auch gedacht haben, als er sagte, «ausgerechnet die erfahrenen Spieler haben enttäuscht.» Sechzehn technische Fehler seien zudem viel zu viel gewesen. Eisenachs Daniel Luther steuerte selbstbewusst und kraftvoll in Richtung des Gastgeberkastens, konnte nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Hannes Jon Jonsson schritt zur ominösen Linie und verwandelte zum 17:19 (56.). Jetzt hatten die Thüringer wieder Oberwasser. ThSV-Schlussmann Radek Musil kaufte Janar Mägi das Leder ab. Im Gegenzug wieder eine traumhafte Vorlage von Hannes Jon Jonsson, die Benjamin Trautvetter vom Kreis zum 17:20 verwertete (57.). Entschieden war die Begegnung freilich noch nicht. Standen die Eisenacher nach einer Zeitstrafe gegen Duje Miljak erneut in Unterzahl auf dem Parkett. Eric Meinhardt, mit dem Frust über seinen Blackout Minuten zuvor, täuschte ein Abspiel, marschierte aber zum 18:20 durch (58.). Es knisterte in der Erzgebirgshalle. Der viel Verantwortung übernehmende Daniel Luther scheiterte am Schlussmann des EHV Aue.

Radek Musil – «Player of the match»
Die Hausherren initiierten einen Spielzug auf die Rechtsaußenposition. Adrian Wöhler stoppte Jan Fäth schmerzvoll am Torwurf. Die Spielleiter verhängten gegen den Eisenacher Linksaußen eine Zeitstrafe und zeigten auf die Siebenmeterlinie. Neununddreißig Sekunden vor Ultimo das Duell von zwei Oldies, von zwei Landsleuten: Zbynek Vesely (35 Jahre), einst auch beim ThSV Eisenach, contra Radek Musil (39). Der Eisenacher Schlussmann, erneut lange mit einer Reaktion wartend, blieb der Sieger und wurde von der «blau-weißen Wand» hinter ihm stürmisch gefeiert Die Veranstalter ehrten Radek Musil während der Pressekonferenz nach der Partie mit einem kleines Präsent zum «Player of the match». Mit dieser Siebenmeter-Parade war die Punktevergabe zugunsten des ThSV Eisenach entschieden.
«Was meine Mannschaft abgeliefert hat, war insgesamt enttäuschend», fand der gewohnt ruhig und sachliche Runar Sigtryggsson, vor einigen Jahren auch Spieler und Trainer beim ThSV Eisenach, klare Worte. «Jetzt stehen drei Auswärtsspiele an. Da müssen wir punkten», richtete er den Blick nach vorn. «Um in punkto Klassenerhalt sicher zu gehen, braucht man 32 Punkte», hatte Runar Sigtryggsson im Vorfeld der Partie erklärt. Sein Team verharrt nach dem Derby auf 20 Pluszählern und steht vor drei Auswärtsspielen in Folge.

Überzeugend in Abwehr und Angriff: Daniel Luther
Die Thüringer demonstrierten auch im Erzgebirge von Beginn ihre Auswärtsstärke, setzten auf ihr erfolgreiches Konzept, mit einer bärenstarken 6:0 Abwehr sowie auf die Kreativität ihrer bei Ballbesitz eingewechselten Offensivkräfte Hannes Jon Jonsson und Girts Lilienfeld. Eine ganz starke Leistung in Abwehr und Angriff bot Daniel Luther! Die erste Halbzeit, mit lediglich insgesamt nur 15 Toren, stand komplett unter der Überschrift Abwehrschlacht.
Die Gastgeber versuchten zunächst mit einer Pressdeckung (Jaanimaa) gegen Spielgestalter Hannes Jon Jonsson die Eisenacher Schaltzentrale matt und das Eisenacher Angriffsspiel stromlos zu setzen. Schnell hatten sich die Wartburgstädter auf diese (wohl nicht unerwartete) taktische Maßnahme eingestellt. Die 3:2-Führung der Gastgeber egalisierte Nick Heinemann mit einem Heber von der Siebenmeter-Linie über den nur für diese Szene eingewechselten Ex-Eisenacher Timo Meinl (3:3, 10.). Der EHV Aue versuchte immer wieder seinen Shooter Dener Jaanimaa (bisher 132 Saisontreffer) in Wurfposition zu bringen. Die Eisenacher liefen nach dem 4:5 (Hansen auf Jonsson-Zuspiel, 13.) mehrere erfolglose Angriffe mit einer elfminütigen Torflaute. Nick Heinemann scheiterte per Strafwurf und von Rechtsaußen, wirkte danach reserviert. Die Gastgeber waren etwas effektiver, trafen durch Zbynek Vesely und dem agilen Kevin Roch zum 7:5 (24.). Das Signal für die Eisenacher, in der Offensive zuzulegen. Mit Erfolg! Girts Lilienfelds und Daniel Luther glichen zum 7:7 aus (25.). Der schnelle Girts Lilienfelds zeigte seinen Gegenübern erneut die Hacken und vollendete zum 7:8 (26.), was bereits den Halbzeitstand bedeutete, denn es fielen keine Treffer mehr.
Die Partie war kaum wieder angepfiffen, da zappelte ein Jonsson-Ball zum 7:9 im EHV-Gehäuse. Kurz darauf behauptete sich Adrian Wöhler energisch und zog zum 7:10 (32.) ab. In Unterzahl, Branimir Koloper «brummte» seine zweite Zeitstrafe ab, markierte Hannes Jon Jonsson schlitzohrig das 8:11 (33.). Die Hausherren verhaspelten sich immer wieder durch Technik- und Regelfehler. Die Wurfeffektivität der Wartburgstädter reichte allerdings nicht zu einer Vorentscheidung. Girts Lilienfelds traf mit platziertem Wurf zum 9:12 (38.), eine Luther-Fackel zischte zum 10:13 (39.) ins Netz, aber auch viele Würfe fanden nicht den Weg ins Ziel. So kam es noch zu einer spannungsgeladenen Schlussviertelstunde, mit einem letztlich wohl verdienten Spielausgang

Am Samstag gastiert der TV Hüttenberg in Eisenach
Nach zwei erfolgreichen Auswärtsauftritten steht für den ThSV Eisenach am Samstag, 23.03.2013 wieder ein Heimspiel an. Mit dem TV Hüttenberg wird ein Verfolger des Spitzentrios in der Werner-Aßmann-Halle erwartet (Anwurf: 19.30 Uhr). Eintrittskarten sind im Vorverkauf in Eisenach (ThSV-Geschäftsstelle, ThSV-Sportlerklause, HME-Tankstelle, 02-Shop in der Querstraße und in der Bäckerei Rabe) sowie in Waltershausen in der Gaststätte «Friedenstein» erhältlich. Reservierungen möglich unter Tel. 03691/82800 oder 72360.

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Statistik

EHV Aue: Petursson, Meinl; Schäfer (2), Meinhardt (3), Roch (6), Rotenburger, Berthold, Hansen (4), Mägi (1), Vesely (2/1), Faith, Uematsu, Otto

ThSV Eisenach: Goribtschuk, Musil; Trautvetter (1), Wöhler (3), Jonsson (4/1), Luther (3), Miljak, Stölzner, Kaluzinski, Hansen (3), Schiffner, Heinemann (3/2), Lilienfelds (3), Koloper

Zeitstrafen: EHV Aue 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach 8 x 2 Min., Rot für Koloper nach 3. ZS (47.)
Siebenmeter: EHV Aue 2/1 – ThSV Eisenach 4/3

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