Grün-Weiß triumphiert über Blau-Weiß

ThSV Eisenach unterliegt im Aufsteigerduell beim SC DHfK Leipzig

Ich hatte im Vorfeld eine faire Chance verlangt. Diese bekamen wir im zweiten Abschnitt,

begann Velimir Petkovic, der Coach des ThSV Eisenach, mehrdeutig sein Fazit nach dem Mitteldeutschland-Derby in der Arena Leipzig. Die gastgebenden Grün-Weißen hatten die Blau-Weißen von der Wartburg mit 36:31 (19:13) bezwungen. Über 300 Fans aus Thüringen trugen wesentlich dazu bei, dass 4.710 Zuschauer eine stimmungsvolle Kulisse bildeten.

Wir haben gezeigt, dass wir  Handballspielen können. Wir haben gezeigt, dass wir nicht die falschen Leute verpflichtet haben. Uns ist es nicht gelungen, das Spiel ganz umzudrehen,

fuhr Velimir Petkovic in seinem Resümee fort. Er musste bereits in der ersten Halbzeit den verletzungsbedingten Ausfall von Dusko Celica beklagen. Eine Blockierung im Rücken erforderte den Einsatz eines Notarztes. Damit fehlte dem ThSV Eisenach neben Linkshänder Bogdan Criciotoiu ein zweiter wichtiger Rückraumspieler.

Wir haben uns über weite Strecken gut verkauft, wir haben bis zum Schluss gekämpft. Ich hoffe, beide Mannschaften schaffen den Ligaerhalt,

erklärte Eisenachs Manager Karrten Wöhler. Mit nunmehr 12:10-Punkten ist der DHfK Leipzig auf bestem Weg dazu. „Dieser Sieg war keine Selbstverständlichkeit. Wenn man als Aufsteiger in der Liga bleiben will, müssen allerdings die Heimspiele gegen die Mitaufsteiger gewonnen werden. Mit unserer Dynamik und Variabilität im Angriff, mit unserer schnellen Mitte, waren wir tonangebend. Eisenach kam meistens zu spät“, konstatierte DHfK-Trainer Christian Prokop. Und doch, nach der Pause wackelte sein Team gehörig. Die Aufholjagd der Eisenacher, vornweg Rückraum-Recke Azat Valiullin (insgesamt 10 Treffer!),  ließ sie bis auf zwei Treffer heranpirschen. Olafur Bjarki Ragnarsson verkürzte zum 20:22 (37.). Doch dann zahlte sich die qualitative Breite des Leipziger Kaders aus. Die Leipziger brachten im Rückraum frische Leute, die, so Trainer Christian Prikop, „sofort gezündet haben“.  Damit meinte er wohl vor allem Youngster Franz Semper.  Der gerade das 18.Lebensjahr vollendende Rückraumspieler und der im Sommer vom ThSV Eisenach gekommene 32-jährige Routinier Aivis Jurdzs sorgten mit ihren Treffern für die Rückkehr zum Erfolgskurs. Sie trafen zum 27:22 (45.) und hielten die Eisenacher auf Distanz. „Heute spielten wir den schnelleren, erfolgreichen Handball. Doch ich glaube, die Chance der Eisenacher auf den Klassenerhalt ist größer, als in der Erstligasaison 2013/2014, als ich für den ThSV Eisenach gespielt habe“, machte Aivis Jurdz seinen Ex-Teamkollegen Mut.

Wir haben gekämpft und werden weiter kämpfen,

unterstrich ThSV-Kapitän Daniel Luther und führte sein Team mitten hinein in den dankbaren eigenen Fanblock. Die Fans des Verlierers feierten ihre Mannschaft, der Großteil der einheimischen Zuschauer, die Anhänger des  Gewinners, befanden sich bereits auf dem Heimweg. Die Eisenacher wissen, nur gemeinsam, Mannschaft und Fans, sind sie stark. Das soll die Quelle zum Klassenerhalt sein. Auf einem Nichtabstiegsplatz, auf Rang 14, geht der ThSV Eisenach in eine kurze Punktspielpause. Länderspiele stehen an. Die DKB Handball-Bundesliga pausiert.
Zeit zum Durchschnaufen für den ThSV Eisenach, Zeit zum Regenerieren, Zeit zum Krafttanken. Bis zum Jahreswechsel stehen für das Team um Kapitän Daniel Luther noch 8 Punktspiele an, beginnend mit dem  Heimspiel am Sonntag, 15.11.2015 gegen die SG Flensburg-Handewitt bis zum Auswärtsspiele am 27.12.2015 bei den Füchsen Berlin. Inbegriffen die Auswärtsspiele beim TBV Lemgo (21.11.) und beim TVB Stuttgart (18.12.), zwei mit dem ThSV Eisenach um den Ligaerhalt ringenden Teams. Vor der Partie gegen das internationale Topteam der SG Flensburg-Handewitt (Sonntag, 15.11.2015) lädt der ThSV Eisenach ab 14.00 Uhr zu einer Jubiläumsfeier aus Live-Musik und Talk ins Foyer der Werner-Aßmann-Halle ein. Der ThSV Eisenach, hervorgegangen aus der Sektion Handball der einstigen BSG Motor Eisenach, blickt auf eine 25-jährige Geschichte zurück. Ehemalige Präsidenten, Trainer und Kapitäne werden zu Wort kommen. Alle Vereinsmitglieder, Fans und Sponsoren sind herzlich eingeladen!

Gastgeber übernehmen sofort das Kommando
Das 1:1 durch Goalgetter Azat Valiullin (3.Min.) war der einzige Gleichstand. Die Eisenacher, erstmals mit Patrik Hruscak im Rückraum, agierten zu pomadig. Die Gastgeber setzten auf eine harte, ja überharte aber von den Schiedsrichtern tolerierte Gangart. Eisenachs Physiotherapeut Martin Münzberg war im Dauereinsatz. Die Thüringer blieben aber dran. Azat Valiullin bediente Nicolai Hansen am Kreis, der zum Anschlusstreffer vollendete (5:4, 10.) und verletzt am Boden liegen blieb. Der stark auftrumpfende Philipp Pöter nutzte die Gunst zum 6:4 (10.). Den Eisenachern unterliefen technische Fehler, ihr Angriffspiel war zu durchschaubar, atmete zu wenig Rasse. Die Leipziger bauten ihr Torpolster aus zum 9:6 (13.) und 13:8 (18.). Eine Körperattacke gegen Eisenachs Dirk Holzner beim Gegenstoß blieb ungeahndet. Nick Heinemann netzte im Nachwurf zum 9. Eisenacher Treffer ein. Die Großzahl der zurückspringenden Bälle wurde allerdings eine Beute der Gastgeber. Mit einer offensiven 5:1-Variante versuchten die Eisenacher das Angriffsspiel der Gastgeber zu bremsen. Technische Fehler und Ballverluste der Wartburgstädter luden die Hausherren zu Toren ein, zum 19:12 (28.). Azat Valiullin besorgte mit seinem 6. Treffer den 19:13-Pausenstand.

Eisenacher Aufholjagd nicht von Erfolg gekrönt
Nach Wiederbeginn traute sich Patrik Hruscak bei seinem Debüt (nach einer bei der ersten Trainingseinheit im Sommer zugezogenen Verletzung) endlich was zu. Der Slowake netzte zum ersten Nachpausentreffer ein und eröffnete die Aufholjagd. Azat Valiullin verkürzte bis auf 3 Treffer (35.). Die Nervosität in den grün-weißen Reihen stieg. Beim 22:20 (37.) waren es Philipp Pöter und Lars Binder, die zum 24:20 einlochten. Die dritte Zeitstrafe und das vorzeitige Aus für Maximilian Janke hatte keinerlei Einfluss auf das Leipziger Spiel. Frische Kräfte, allen voran der auch trefflich in Szene gesetzte Youngster Franz Semper, sorgten für Oberwasser. Mit einfachen Wackler schuf sich Frank Semper freie Bahn zum 25:21(41.). Aivis Jurdzs, bis dahin ein  Treffer, wurde zum Mann der Schlussviertelstunde, traf zum 28:24 (47.), 29:25 (48.) und 33:29 (55.). Der SC DHfK Leipzig hielt im Aufsteigerduell die Gäste von der Wartburg auf Distanz. Dem Daniel-Luther-Treffer für Eisenach (34:31, 57.) ließ Franz Semper zwei Leipziger Treffer zum 36:31 Endstand folgen.

Statistik
SC DHfK Leipzig: Storbeck, Putera; Semper (5), Steinert (5), Jurdzs (4), Krzikalla (2), Pöter (8), Binder (4), Janke (1), Sommer, Roschek (1), Weber (3/1), Meschke, Milosevic (3)
ThSV Eisenach: Redwitz, Verkic; Wöhler, Luther (1), Celica, Ragnarsson (3), Hruzscak (2), Schliedermann, Hansen (6), Urban (1), Holzner (5/2), Heinemann (2), Koloper (1), Valiullin (10)
Siebenmeter: Leipzig 2/1 – Eisenach 2/2
Zeitstrafen: Leipzig 6 x 2 Min. – Rot für Janke nach 3. ZS (40.) / Eisenach 4 x 2 Min.
Schiedsrichter: Schulze/ Tönnis
Zuschauer: 4.710 in der Arena Leipzig

Fotos: Rückraum-Recke Azat Valiullin (hier im Heimspiel gegen den TVB Stuttgart) versenkte in Leipzig 10 Bälle für den ThSV Eisenach, musste viele überharte Körperattacken einstecken und von Physiotherapeut Martin Münzberg behandelt werden.

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