Handball: ThSV mit Sieg und Niederlage beim Doppeltest

Dem künftigen Punktspielkontrahenten HSG FrankfurtRheinMain (Zusammenschluss der vorjährigen Teams der TSG Münster und SG Wallau) unterlag der ThSV Eisenach in heimischer Halle knapp mit 28:29 (15:13). Tags darauf traf der ThSV Eisenach als sportlicher Leckerbissen der Festivitäten zum 150-jährigen Dingelstädter Stadtjubiläum in der 5000-Einwohner-Stadt im Eichsfeld in einem freundschaftlichen Vergleich auf Regionalligist TV Jahn Duderstadt. Die Wartburgstädter landeten mit einem 34:29 (15:17) den ersten Testspielsieg der aktuellen Saisonvorbereitungsetappe.

Viel Angriffswirbel, doch eklatante Schwäche vom Siebenmeterpunkt
Eine temposcharfe und für Testspielverhältnisse kampfstarke Partie lieferten sich der ThSV Eisenach und die HSG FrankfurtRheinMain. Die Hessen, ein mehrtägiges Trainingslager im Wintersportzentrum Oberhof absolvierend, hatten am Vorabend einen Test bei Regionalligist HSV Bad Blankenburg (mit dem ehemaligen Eisenacher Erstligaspieler Gunter Funk als neuen Trainer) mit 31:29 (15:15) für sich entschieden. «Eine Begegnung mit ausgesprochen gutem Niveau», konstatierte Maik Handschke, der Coach des ThSV Eisenach, und zeigte sich mit dem Vorbereitungsstand seiner Crew zufrieden. Missfallen hat ihm die Quote vom Siebenmeterpunkt. Nur drei von neun Strafwürfen zappelten im Netz! Pavel Prokopec und Nick Heinemann (je 2) sowie Benjamin Trautvetter und Girts Lilienfelds scheiterten an den Gäste-Schlussleuten Michael Rebstock, Thijs van de Mortel und Matthias Beer. «Bei einer solchen Effizienz wird es im Punktspiel gegen ein Team aus dem Vorderfeld ganz schwer, als Sieger das Parkett zu verlassen», argumentierte Maik Handschke. Besonders bitter stieß ihm der nicht verwandelte Siebenmeter von Benjamin Trautvetter auf. Dieser landete am Kopf von Torhüter Thijs van de Mortel. Nach Rücksprache mit diesem zückten die Unparteiischen Fladerer/Möller (Arnstadt) die rote Karte (26.). «Völlig berechtigt», befand Maik Handschke. Benjamin Trautvetter schwächte damit sein Team entscheidend, das gerade richtig in Fahrt gekommen war, erhitzte die bereits erregten Gemüter auf der Gästebank zusätzlich. HSG-Coach Mike Fuhrig dirigierte ausgesprochen laufaufwendig und lautstark seine Schützlinge von der Seitenlinie. Spielten die Eisenacher schnell, rotierten eifrig, wackelte die Deckung der Hessen mächtig. Neun Siebenmeter für Eisenach sind ein Beleg für das ideenvolle Angriffsspiel. Wenn mit diesen allerdings so fahrlässig umgegangen wird, verlässt man, wie in diesem Fall (28:29), das Spielfeld als Verlierer.
Nick Heinemann (Neuzugang vom SV Anhalt Bernburg) zeigte bei seinem ersten Einsatz im ThSV-Trikot seine Qualitäten auf Rechtsaußen, sowohl im Angriff und in der Abwehr. Mit sieben Treffern war er auch erfolgreichster Werfer seines Teams. Beide Teams setzten von Beginn auf viel Tempo und viel Einsatz. Die Hessen mussten verletzungsbedingt auf Ex-Nationalspieler Steffen Weber verzichten. Sebastian Schulz und später Benedikt Seeger (Neuzugang von der TSG Groß-Bieberau) übernahmen dessen sonstige Regieaufgaben. Das Eisenacher Fahrkartenfestival vom Punkt eröffnete Nick Heinemann, der den ersten Siebenmeter weit über das Tor, in Richtung der von der Hallendecke hängenden Werbetransparente, donnerte (7.). Im Gegenzug traf Tim Plattner zum 3:5 (7.). Mit seinem ersten Treffer (nach seiner Rückkehr) glich Nick Heinemann von Rechtsaußen zum 7:7 (12.) aus. Maik Handschke wechselte Benjamin Trautvetter (am Kreis) und Krisztian Szep-Kis (Rückraum rechts) ein, das Kombinationsspiel kam auf Touren. Routinier Krisztian Szep-Kis zog zum 13:12 (25.) ab. Wenig später disqualifizierte sich dann Benjasmin Trautvetter selbst (26.). ThSV-Keeper Radek Musil parierte gleich doppelt, seine Teamkollegen Krisztian Szep-Kis (nach Tempogegenstoß) und Adrian Wöhler (von Linksaußen) zeichneten sich für die 15:13-Halbzeitführung verantwortlich.

In Überzahl nicht die Entscheidung erzwungen
Mit Stanislaw Gorobtschuk (Neuzugang vom VfL Gumersbach) im Tor, Alexander Schiffner auf Linksaußen und Till Bitterlich (Neuzugang von der HR Ortenau) am Kreis, ging es in die zweite Halbzeit. Während Alexander Schiffner blass blieb, öffnete Nick Heinemann die Trickkiste, hob das Leder zum 18:16 (37.) ins Netz, erspitzelte den Ball und vollendete per Tempogegenstoß zum 19:16 (38.). Doch dann holperte es im ThSV-Spiel. Abstimmungsprobleme nutzten die Gäste zu fünf Treffern hintereinander zum 19:21 (Buschsieper, 45.). Mit ihren großgewachsenen wuchtigen Rückraumspielern erhöhte die HSG FrankfurtRheinMain den Angriffsdruck. Die Eisenacher setzten ihren Kombinationsfluss, vornehmlich über Pavel Prokopec und Tomas Sklenak, entgegen, profitierten von Paraden ihres Torhüters Stanislaw Gorobtschuk. Tomas Sklenak traf zum 24:23 (51.). «In dieser Phase hätten wir für die Entscheidung zu unseren Gunsten sorgen müssen», bekannte Maik Handschke. Doch ausgerechnet in Überzahl gelang das nicht! Alexander Schiffner scheiterte von Linksaußen. HSG-Torhüter Mathias Beer entschärfte eine Sklenak-Fackel. Pavel Prokopec brachte einschließlich Nachwurf einen Siebenmeter nicht am Gäste-Schlussmann vorbei. «Die qualitativ besser besetzte Wechselbank ließ den Zeiger zugunsten der Hessen ausschlagen», konstatierte Maik Handschke, der in dieser Partie auf den verletzten Daniel Luther verzichten musste. Axel Buschsieper vollendete eiskalt zum 26:27 (57.). Nach Foul an Girts Lilienfelds kassierte Axel Buschsieper eine Zeitstrafe, versenkte Nick Heinemann den fälligen Strafwurf zum 28:28-Ausgleich (59.). Stefan Bonnkirch tankte sich kraftvoll zum 28:29 (60.) durch. HSG-Torhüter Mathias Beer meisterte in den Schluss-Sekunden einen Lilienfelds-Ball und sicherte den von den Gästen freudig aufgenommenen knappen Testspielsieg.

Verbesserte Abwehr nach dem Seitenwechsel legte den Grundstein

Mit einer verbesserten Abwehr nach dem Seitenwechsel wandelte der ThSV Eisenach einen 15:18 Rückstand (31), vornehmlich durch Ballgewinne und präzise vorgetragene und abgeschlossene Tempogegenstöße, in eine 23:18 Führung (40.) gegen den TV Jahn Duderstadt um. Der eingewechselte 19-jährige Manuel Blezinger, bisher im Nachwuchs auf der mittleren Aufbauposition, verlieh der ThSV-Abwehr auf der Außenposition mehr Sicherheit, er versenkte zudem eiskalt drei Tempogegenstöße. «Mit dieser Leistung hat sich Manuel Blezinger für Weiteres empfohlen», zeigte sich Maik Handschke angetan. Der ThSV-Coach bescheinigte zudem Torhüter Stanislaw Gorobtschuk eine solide Leistung. Stephan Albrecht, der Coach des Regionalligisten TV Jahn Duderstadt, einst Nachwuchskoordinator und Jugendtrainer beim ThSV Eisenach, zollte seinem Team für die gezeigte Leistung ein Riesenkompliment. «Das macht Mut für die Zukunft.» Er musste auf seinen etatmäßigen Regiespieler Mark Tetzlaff, ein ehemaliger Eisenacher (wie auch Sandro Bogott und Jules Sandrock im Duderstädter Aufgebot) und Deckungsspezialisten Lukasz Kobusinski verzichten. Da Mark Tetzlaff länger auszufallen droht, testete Stephan Albrecht mehrere Alternativen auf der «Königsposition», ohne richtig fündig geworden zu sein. Dennis Knudsen, ein Neuzugang, ist aus dem rechten Rückraum effektiver, trug sich mit acht Treffern, ebenso viele Torerfolge bejubelte der vorjährige Goalgetter Marco Krist, ins Protokoll ein. «Die augenblicklichen Stärken und Schwächen in beiden Teams waren offenkundig», bilanzierte Stephan Albrecht, ins vierte Trainerjahr beim TV Jahn Duderstadt gehend. Ihm ganz wichtig, beste Wünsche für den ThSV Eisenach! «Den einen oder anderen im aktuellen Zweitbundesligakader habe ich ja während meiner Tätigkeit in Eisenach unter meinen Fittichen gehabt», fügt er gleichermaßen verschmitzt und mit Stolz an.
Nach einer sehr informativen Vorstellung beider Mannschaften und einer ganz besonders herzlichen Begrüßung von Eisenachs sportlichem Leiter Kasten Wöhler, der aus Dingelstädt stammt, sahen die knapp 200 Zuschauer ein ausgesprochen flottes Spiel. Die Eisenacher agierten in der ersten Halbzeit mit Girts Lilienfelds auf Rechtsaußen und Krisztian Szep-Kis im rechten Rückraum, Adrian Wöhler auf Linksaußen. Fanden sich Rückraumspieler Pavel Prokopec und Kreisspieler Benjamin Trautvetter zum Duett, klingelte es zumeist im Duderstädter Kasten, wie zum 6:3 (9.). Der Regionalligist zeigte sich unbeeindruckt. Ihm kam entgegen, den Wurfversuchen von Eisenachs Routinier Krisztian Szep-Kis fehlten an diesem Tag Schärfe und Genauigkeit. Torhüter Christian Schmidt konnte sich auszeichnen, erntete vielfach Beifall. Gegen den einzigen Treffer des Altmeisters nach Tempogegenstoß zum 12:8 (21.) war er allerdings machtlos. Mit dem Wechsel von Dennis Knudsen von der Regieposition auf die rechte Rückraumposition erhöhte sich abrupt die Torgefahr des TV Jahn Duderstadt. Eisenachs Abwehr zeigte sich, zum sichtbaren Ärger von Trainer Maik Handschke, mehrfach nicht im Bilde. Da wurde richtig gepatzt. Aus einem 14:11 (24.) wurde ein 14:16 (29.). Torjäger Marco Krist hatte aus dem linken Rückraum zum 14:14 abgezogen (27.). Marc Wengler legte zum 14:16 (29.) und 15:17 (30.) Pausenstand nach.

Kess auftrumpfender Youngster Manuel Blezinger
Mit einem Wechsel auf den Außenpositionen, Martin Hoffmann und Manuel Blezinger kamen, Girts Lilienfelds rückte in den rechten Rückraum, ging der ThSV Eisenach in die zweite Halbzeit und übernahm das Zepter. «Mit unseren Kontern haben wir das Spiel umgedreht», bilanzierte Maik Handschke. Im Gegensatz zum Testspiel gegen Regionalligist Kassel, Martin Hoffmann lochte alle Tempogegenstöße, wie zum 23:18 (40.), ein. Die Ex-Eisenacher Sandro Bogott und Jules Sandrock blieben bei ihren Kurzeinsätzen in den Duderstädter Reihen farblos. Sehenswert der 20. Treffer des TV Jahn Duderstadt. In Unterzahl war Nerijus Kesilis im Rücken der Eisenacher Abwehr zur Kreismitte eingelaufen und vollendete (44.). Die Eisenacher versuchten «für die Galerie zu zaubern», sehr zur Freude der Zuschauer, auch wenn nicht alles gelang. Pavel Prokopec erhöhte mit platziertem Wurf auf 27:21 (47.), brachte nach Ballpassagen über mehrere Stationen mehrfach Benjamin Trautvetter in Ballbesitz (30:25, 53.). Dank der Treffsicherheit ihres Dennis Knudsen ließ der Regionalligist den Zweitbundesligisten nicht enteilen. Beide Mannschaften wurden mit reichlich Beifall verabschiedet. Der ThSV Eisenach hat mit diesem Gastspiel im Eichsfeld alte Freundschaften aufgewärmt und neue geknüpft. Als «Siegprämie» gab es für den ThSV Eisenach einen mit Knackwürsten prall behangenen Ständer.

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Statistiken:
ThSV Eisenach – HSG FrankfurtRheinMain 28:29 (15:13)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk (ab 31.); Hoffmann, Trautvetter (3), Sklenak (5), A. Wöhler (2), Lipsky, Bitterlich, Schiffner, Heinemann (7/2), Lilienfelds (2), Prokopec (5/1), Szep-Kis (4), Blezinger

HSG FrankfurtRheinMain: Rebstock, van de Mortel, Beer; Bohnert (3), Immel (1), Quilitzsch (1), Seeger (2/2), Wernig (3), Plattner (2), Bonnkirch (3), Mauch (1), Lindt (1), Buschsieper (6/1), S. Schulz (2), Schimmelbauer (3), Hahn (1), O. Schulz

Siebenmeter: Eisenach 9/3; Frankfurt 4/3
Zeitstrafen: Eisenach 1 x 2 Min., Rot (Matchstrafe) gegen Trautvetter nach grober Unsportlichkeit, 26. Min.; Frankfurt 7 x 2 Min.

ThSV Eisenach – TV Jahn Duderstadt 34:29 (15:17)

ThSV Eisenach: Musil, Krüger, Gorobtschuk; Hoffmann (5), Trautvetter (8/1), Sklenak (5), A. Wöhler (1), Lipsky, Blezinger (3), Heinemann, Lilienfelds (4), Prokopec (7/4), Szep-Kis (1)
TV Jahn Duderstadt: Wedemeyer, Schmidt, Krist (8/4), Kesilis (3), Bogott, Loest (1), Swoboda (2), Heim, Wengler (5), Sandrock, Nass (2), Knudsen (8)

Siebenmeter: Eisenach 6/5; Duderstadt 5/4
Zeitstrafen: Eisenach 6 x 2 Min., Rot für Trautvetter nach 3. ZS (58.); Duderstadt 4 x 2 Min.

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