Handball vom Feinsten : ThSV demontiert Tabellenführer HSG Düsseldorf

Das hätten die kühnsten Optimisten nicht gedacht! Der ThSV Eisenach bezwingt den mit blütenweißer Punktweste angereisten Tabellenführer HSG Düsseldorf mit 34:24 (18:10). Bereits nach 25 Spielminuten rollte die Laola-Welle über die Traversen. Tomas Sklenak, zunächst nicht in der Startformation, hatte gerade zum 18:8 eingelocht. Eine 10-Tore-Führung nach 25 Minuten gegen das Topteam der Liga; schier unglaublich, aber wahr!
Daniel Stephan, der ehemalige Welthandballer, jetzt Sportdirektor der HSG Düsseldorf, vergrub sein Gesicht hinter den Händen. Düsseldorfs Rückraumspieler Jan-Henrik Behrens ließ ein Zuspiel unbedrängt ins Seitenaus gleiten (28.). Der Dominanz der Eisenacher stand Ratlosigkeit auf Seiten der Gäste gegenüber. «Wir lösten als Kollektiv unsere Aufgaben in Abwehr und Angriff bestens», strahlte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson. Er profitierte zweifellos von der Ausgeglichenheit seines Kaders, wechselte frühzeitig durch, ohne das die Harmonie verloren ging. «Bei uns klappte hinten und vorn nichts. Jeder hat für sich allein gespielt. Wer in Eisenach punkten will, muss zudem eine andere Einstellung an den Tag legen», bilanzierte Ronny Rogawska, der Coach der HSG Düsseldorf.

Auch nach Wiederanpfiff der überzeugend amtierenden Unparteiischen Blümel/Lopaschweski ging die Demontage des Titelanwärters weiter. Der ThSV Eisenach servierte Handball modernster Prägung, verzückte mit Kombinationen für das Handball-Lehrbuch seine Fans. Nach Balleroberung bediente Nick Heinemann den startenden Eryk Kaluzinski, der zum 24:13 versenkte (38.). Eine Ballstafette über mehrere Stationen schloss ThSV-Kapitän Benjamin Trautvetter vom Kreis zum 25:14 (42.) ab. Standing Ovations für Radek Musil. Der ThSV-Keeper, von Beginn in Glanzform, hatte gerade Düsseldorfs Michael Hegemann einen Siebenmeter abgekauft (46.). Adrian Wöhler, vor Tatendrang sprühend, versenkte Sekunden später von Linksaußen zum 27:14.
Kollektive Fassungslosigkeit in den Reihen der HSG Düsseldorf. Einzig Daniel Brack vermochte einige Farbtupfer für die Gäste zu setzen. Die Thüringer spielten die Rheinländer schwindlig. Die Werner-Aßmann-Halle wurde zum Tollhaus! Und dann der «musikalische Knaller»: Uwe Hensch, an diesem Abend an den Knöpfen im Regieraum, lässt den alten Schlager von Dorte, «Wärst du doch in Düsseldorf geblieben», über die Lautsprecher erklingen – und die fast 1500 Zuschauer singen aus voller Innbrunst mit. Die Düsseldorfer sehnen den Schlusspfiff herbei. Doch noch war nicht Schluss. Da fasste sich sogar der junge Linkshänder Gabor Langhans ein Herz, zog erfolgreich zum 33:21 (55.) ab. «Oh, wie ist das schön», intonierte inzwischen die sangesfreudige Kulisse. Tomas Sklenak und Landsmann Peter Hruby fanden sich beim Treffer zum 34:22 (57.) zum Duett. Keinen hielt es auf den Sitzen, minutenlange Beifallsstürme im Stehen. «Der helle Wahnsinn, dieses Publikum», schwärmte Adalsteinn Eyjolfsson und dankte für die fantastische Unterstützung.

Düsseldorf kommt frühzeitig unter die Räder
Die Eisenacher knüpften nahtlos an die Leistung vom souveränen Auswärtssieg bei der HSG FrankfurtRheinMain an. Alexander Koke übernahm wieder sofort die Rolle des Chefs. Der schnelle Girts Lilienfelds und der torgefährliche Eryk Kaluzinski standen ihm im Aufbaubereich zur Seite. Tomas Sklenak, der tschechische Nationalspieler, verfolgte die erste Viertelstunde von der Bank. Die Abwehr des ThSV Eisenach präsentierte sich leichtfüssig und kompakt, wusste mit Radek Musil einen Klasse-Keeper hinter sich. Eine einzige Zeitstrafe gegen die Wartburgstädter spricht für deren saubere Abwehrarbeit. Nach vorn brannten sie ein Angriffsfeuerwerk ab. Almantas Savonis, der Oldie im Kasten der Düsseldorfer, der einzige Keeper der Gäste an diesem Tag (zweifellos ein Nachteil), bekam keine Hand ans Leder. Eisenachs Linkshänder Girts Lilienfelds entwischte mehrfach der Düsseldorfer Abwehr, zog zum 5:2 (8.) ab. Michael Hegemann und Patrick Fölser trafen zum Anschlusstreffer für die Gäste (5:4, 11.). Doch dann überrollten die Eisenacher ihren sportlichen Kontrahenten. Die Demontage des Spitzenreiters nahm ihren Lauf. Ständige Positionswechsel, ein hohes Tempo, die Düsseldorfer verloren die Orientierung. Weder Valdas Nowickis noch Michael Hegemann vermochten dem Spiel der Gäste Struktur zu verleihen. Munteres Torwerfen war beim ThSV Eisenach zum 14:6 (25.) angesagt. Daniel Luther, vielfach nur in der Abwehr, hatte Eryk Kaluzinski (mit sieben Treffern erneut bester Werfer seines Teams) per Steilvorlage bedient.
Das erwartete Aufbegehren der Düsseldorfer blieb in der zweiten Halbzeit aus. Zu bieder der Tabellenführer, um die Eisenacher auch nur ansatzweise ins Straucheln zu bringen. Adrian Wöhler lief von Linksaußen immer wieder im Rücken der Abwehr ein, schuf Räume für seine Teamkollegen. «Meine Mannschaft blieb ihrer Linie treu. Jeder stellte sich in den Dienst der Mannschaft, jeder hatte Anteil am gemeinsamen Erfolg», betonte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson und war nicht gewillt, einen oder mehrere Spieler herauszuheben. «Eine geschlossene Mannschaftsleistung», betonte der Isländer und sprach im Hochgefühl des Sieges auch Reserven an. «Unsere Effizienz im Konterspiel muss noch verbessert werden.» Hätten da die Eisenacher noch kaltblütiger agiert, das Debakel für die Düsseldorfer hätte noch ein größeres Ausmaß bekommen.

Bereits am Mittwoch im Odenwald
Schon am Mittwoch ist der ThSV Eisenach erneut um Punkte gefordert, reist in den Odenwald, zur TSG Groß Bieberau (Anwurf 20.00 Uhr). Zum Abschluss der englischen Woche empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 02.10.20190 Aufsteiger SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen.

Statistik

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trautvetter (4), Sklenak (4), A. Wöhler (5), Koke (3/2), Luther (1), Bitterlich, Kaluzinski (7), Hruby (2), Schiffner, Langhans (1), Heinemann (3), Lilienfelds (4)
HSG Düsseldorf: Savonis; Hegemann (8/2), Hansen (2), Fölser (1), Novickis (1), Brack (5/1), Artmann, Wernicke (2), Weiß (1), von Gruchalla (2), Behrends (2/1)

Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/2; HSG Düsseldorf 6/4
Zeitstrafen: ThSV Eisenach 1 x 2 Min.; HSG Düsseldorf 2 x 2 Min.

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