Handschke: «Chancenverwertung war unser Hauptproblem»

„Letztlich sind wir an unserer Chancenverwertung gescheitert. Beim Tabellenführer war mehr möglich», bilanzierte Maik Handschke, der Coach des ThSV Eisenach, nach der 24:27 (10:16)-Niederlage seiner Schützlinge in einer vorgezogenen Partie der 2. Handballbundesliga Männer Süd vor 1170 Zuschauern bei der TSG Friesenheim.
Die Wartburgstädter kassierten nach drei Siegen in Folge wieder eine Niederlage, der Spitzenreiter strahlte nach zwei Niederlagen über einen Doppelpunktgewinn, der den eigenen Aufstiegshoffnungen neue Nahrung gab. Aus diesem Grund auch die Verabschiedung bei der Pressekonferenz durch Eulen-Pressesprecher Gerold Kuttler in Richtung der Eisenacher, «ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr nicht wieder».
«Viele naive Würfe» ärgerten den Eisenacher Coach. Seine Rückraumspieler versuchten es immer wieder über den großgewachsenen Innenblock der Gastgeber. Der gute Friesenheimer Torhüter Kevin Klier hatte es dann einfach, dahinter zu glänzen. Gastgebercoach Thomas König attestierte seinem Mittelblock «einen überragenden Job». Bei dem einen oder anderen Wurf von den Kreispositionen vermisste Eisenachs Trainer Maik Handschke den letzten Einsatz beim Torwurf. Angriffszüge zu allen Kreispositionen erwiesen sich als probates Mittel, um die Abwehr der Hausherren zu knacken. Doch die Würfe landeten dann vielfach nicht im Ziel.

Acht Minuten auf Abwegen
Mehr als richtungweisend waren die acht Minuten vor der Halbzeitpause. Bis zur 22. Minute verlief die Partie annähernd nach dem Geschmack der Wartburgstädter. In der Erfolgsformation der Vorwoche wurde im Vorwärtsgang das Tempo geschickt variiert, zum richtigen Zeitpunkt der hohe Gang eingelegt, temposcharfen Angriffszügen zur Kreismitte initiiert. In der Defensive war wieder einmal auf Torhüter Radek Musil Verlass (parierte u.a. drei von vier Strafwürfen). Benjamin Trautvetter hatte vom Kreis zum 9:10 (22.) eingenetzt. Doch plötzlich gingen Geradlinigkeit und Konsequenz beim Torwurf verloren. Ein Trautvetter-Ball landete neben dem Kasten. Girts Lilienfelds leistete sich einen Ballverlust. Wurfversuche über den Innenblock der Hausherren wurden abgeblockt. Mehr als strittige Entscheidungen der Spielleiter Kuntz/Schmitt taten ein Übriges. Gleich doppelt wurde ein Halten gegen Benjamin Trautvetter nicht geahndet! Auch eine Auszeit von Maik Handschke (beim Stand von 13:10, 26.) vermochte seine erregte Crew vor der Pause nicht zurück auf den richtigen Pfad zu bringen. Vom Bonus eines Tabellenführers bei den Schiedsrichtern profitierend zogen die Gastgeber mit wuchtigen Angriffsaktionen gar auf 16:10 bis zur Halbzeitsirene davon. Im zweiten Abschnitt gelang es den Eisenachern nicht, trotz allen Bemühens und einer Deckungsumstellung, entscheidend zu verkürzen. Auch, weil der falsche Weg über den Mittelblock der Gastgeberabwehr (Prokopec) gesucht wurde und die letzte Konsequenz beim Torwurf (Hoffmann, Trautvetter) vom Kreis fehlte.
Aber auch, weil beispielsweise binnen einer Minute das Leder gleich zweifach am Holz landete (46., Trautvetter, Lilienfelds). Die Hausherren, vornweg ihr torgefährlicher Regisseur Benjamin Matschke (7 Treffer), hielten die Eisenacher stets auf Distanz: 21:17 (44.) und 25:18 (52.). Im Schlussgang trafen die Thüringer in Rhenland Pfalz durch Daniel Luther, Pavel Prokopec, Tomas Sklenak und Martin Hoffmann noch zur Ergebnisverbesserung.

Zwei Trainer in unterschiedlicher Gemütslage
«Wir hatten vor Eisenach gehörigen Respekt. Mit dem Kader gehört die Mannschaft in die obere Tabellenhälfte. Ich freue mich, meine Mannschaft hat von Beginn viel Kampfgeist gezeigt, in der Abwehr prächtig gearbeitet. Im Gegensatz zur Heimniederlage gegen den Bergischen HC habe ich frühzeitig gewechselt. Die Wechselspieler brachten frischen Wind und sorgten für den deutlichen Pausenvorsprung. Das zeigt zugleich, bei uns greift ein Rad ins andere. Ganz wichtig für uns, die tolle Publikumsunterstützung nach zwei Niederlagen. Wir fahren nun zum Leichlinger TV, einem unbequemen Kontrahenten. Doch wer aufsteigen will, der muss beim Tabellen-Letzten gewinnen», so Thomas König, der Coach der TSG Friesenheim.
«Mit einer Torwurfeffektivität von unter 50 % ist beim Tabellenführer nicht zu gewinnen. Ich sehe in der Chancenverwertung unser Hauptproblem an diesem Abend. Zum Ende einer englischen Woche gastieren wir am Samstag beim TV Bittenfeld. Wir hatten uns für diese zwei Auswärtsspiele zwei Zähler vorgenommen. In Friesenheim hat es nicht geklappt. Wir werden es nun in Bittenfeld angehen», warf Eisenachs Trainer Maik Handschke einen Blick auf Samstag, 10.04.2010, wenn seine Crew um 19.30 Uhr in der kleinen Gemeindehalle in Bittenfeld (Vorort von Waiblingen) aufläuft.

Nicht die Souveränität und der Glanz der letzten beiden Begegnungen
In der Auftaktphase setzte sich der Ex-Eisenacher Evgeni Pevonov (wie beim Hinspiel) am Kreis wuchtig und erfolgreich in Szene, traf zum 4:3 (8.) und 5:4 (11.). Mit der Hereinnahme von Till Bitterlich stoppten die Eisenacher dessen Aktionsradius. Spektakulär das Rückhandanspiel von Pavel Prokopec auf Benjamin Trautvetter zum 2:2-Ausgleich (4.). Auf Seiten der Thüringer begann erneut Alexander Koke auf Linksaußen, der, zuletzt so sicher vom Punkt, gleich mit dem ersten Strafwurf an Eulen-Schlussmann Kevin Klier scheiterte (7.). Pavel Prokopec machte es dann besser. Für den im rechten Rückraum beginnenden Daniel Luther kam nach neun Minuten Linkshänder Girts Lilienfelds. Eisenachs Angriffsspiel kam auf Betriebstemperatur, verbreitete aber nicht den Glanz und die Souveränität der letzten beiden Begegnungen. Schnelle Ballstafetten zur Kreismitte brachten die Gastgeber in allerhöchste Verlegenheit. Auf Tipp-Vorlage von Alexander Koke drückte Benjamin Trautvetter das Leder zum 6:7 (17.) über die Linie. Doch dem 9:10 (22.) folgte eine elfminütige Eisenacher Torflaute, während den Eulen acht Treffer in Folge zum 17:10 (31.) gelangen. Erst Martin Hoffmann traf wieder (zum 17:11, 33.). Der Rechtsaußen brachte später binnen 100 Sekunden das Leder gleich doppelt nicht an Keeper Kevin Klier vorbei. Da nützte es in puncto Aufholjagd wenig, wenn Radek Musil erneut im Siebenmeterduell Sieger blieb, doch seine Vorderleute den Ball nicht im Kasten des «Kollegen» unterbrachten. Mit Benjamin Trautvetter als versetzte Spitze vor der Abwehr versuchten die Eisenacher Sand ins Angriffsgetriebe des Tabellenführers zu streuen. Das gelang nur bedingt. Benjamin Matschke kurbelte das Angriffsspiel an, startete selbst durch, Freiräume in der Eisenacher Abwehr nutzend. Im Vorwärtsgang traf zwar jetzt Martin Hoffmann, dafür landeten Bälle von Daniel Luther und dem inzwischen in den Rückraum gewechselten Alexander Koke neben dem Friesenheimer Kasten. Würfe über den Mittelblock der Gastgeberabwehr sahen zudem Schlussmann Kevin Klier zur Stelle, der vom Publikum mit reichlich Beifall bedacht wurde. Eulen- Regisseur Benjamin Matschke narrte die gesamte ThSV-Abwehr zum 25:17 (51.). Die Partie war entschieden.

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Statistik

TSG Friesenheim: Klier, Pfeiffer; Grimm (1), Zellmer (5), Dietrich (4), Müller, Brandt, Pevnov (4), Ruß (1), Matscke (7/1), Ancsin, Becker (1), Disinger, Gaubatz

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Hoffmann (4), Trautvetter (6), Sklenak (3), Luther (3), Bitterlich, Schiffner (1), Lindner, Lilienfelds (1), Koke (2), Tosic, Prokopec (4/2)

Siebenmeter: Friesenheim 4/1 – Eisenach 3/2
Zeitstrafen: Friesenheim 3 x 2 Min. – Eisenach 2 x 2 Min.

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