Hannes Jon Jonsson und Tomas Sklenak als Zeremonienmeister

«Der Schlüssel zum Erfolg lag in unserer ganz starken Abwehrarbeit», strahlte Adalsteinn Eyjolfsson, der Coach des ThSV Eisenach, nach dem 38:24 (16:11)-Sieg seines Teams bei der HG Saarlouis. In deren Heimstätte hingen die Trauben für die Wartburgstädter bisher stets unerreichbar hoch. Aggressivität und Intensität insbesondere des Deckungsinnenblockes mit Nicolai Hansen, Branimir Koloper und Daniel Luther im Zusammenspiel mit dem gut aufgelegten Stanislaw Gorobtschuk im Tor setzten das Angriffsspiel der Saarländer matt.

Der sonst so gefährlichen Achse Danijel Grgic – Jonathane Julevecourt – Ingars Dude wurde der Stecker gezogen. Danijel Grgic, der Ex-Eisenacher, der torhungrige Regisseur der Saarländer, musste frühzeitig seinen Platz räumen. Balleroberungen waren Ausgangspunkt für kreatives Angriffsspiel der Eisenacher, geführt von einem sich in Galaform präsentierenden Hannes Jon Jonsson sowie einem aus dem linken Rückraum explodierenden Tomas Sklenak. Waren sie in Aktion, ging ein Raunen durch die mit 1500 Zuschauern gut gefüllte Stadtgartenhalle in Saarlouis.

Beide netzten zusammen zwanzig Bälle ein! Nicolai Hansen, von Beginn auch im Angriff an der Kreismitte dabei, überzeugte in der Abwehr und im Angriff. Wuchtig seinen Köper einsetzend, das Leder mit einer Hand unter Kontrolle bringend, setzte er sich am gegnerischen Kreis energisch durch, versenkte oder konnte nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden. Der ThSV Eisenach zog vom 4:4 (10.) auf 4:12 (22.) davon. Zu schnell, zu verwirrend für die Gastgeber kombinierten die Thüringer. «Beim knappen Heimsieg über Leipzig offenbarten wir noch Probleme im Spielaufbau. In Saarlouis fanden wir zur erfolgreichen Struktur der Partien zum Saisonstart zurück, mit verbessertem Timing und verbesserten Zweikämpfen», bilanzierte Adalsteinn Eyjolfsson. Er profitierte zudem von seiner «vollen Kapelle», von der Breite des Kaders.

Gezielte Angriffs- und Deckungswechsel brachten die Stärken der Akteure voll zur Geltung. «Jeder hat seinen Anteil an diesem tollen Erfolg», unterstrich Adalsteinn Eyjolfsson. Selbstbewusst, im Stile eines Spitzenteams der Liga, dominierte seine Crew den zweiten Abschnitt. Hannes Jon Jonsson öffnete immer wieder die Trickkiste, leitete ballverlagernde Aktionen ein, «vernaschte» leichtfüßig und trickreich seine Gegenüber, versenkte eine Freiwurfablage zum 12:20 (37.). Ein gekonntes Rückhandanspiel von Nick Heinemann verwertete der «alte Fuchs» zum 15:24 (44.). Auch der auf das Spielfeld zurückgekehrte Danijel Grgic vermochte nichts an der Dominanz der Eisenacher zu ändern. Lediglich Routinier Otto Fetser wusste sich über die rechte Angriffsseite der HG Saarlouis hin und wieder durchzusetzen. Goran Suton, der Coach der HG Saarlouis, versuchte das drohende Debakel mit einer Sonderbewachung für die Eisenacher «Häuptlinge» Hannes Jon Jonsson und Tomas Sklenak abzuwenden. Eine Antwort: Daniel Luther traf per Dreher von Linksaußen zum 16:26 (46.). Da versammelten sich kurzzeitig Hannes Jon Jonsson und Tomas Sklenak zum «gemütlichen Schwätzchen», um dann urplötzlich den nächsten temposcharfen Angriffszug zu initiieren, den Tomas Sklenak sogar in Unterzahl zum 18:29 (48.) abschloss. Das vorzeitige Aus für Eisenachs Abwehrspezialisten Branimir Koloper nach dessen dritter Zeitstreife (48.) blieb letztlich nur eine statistische Randerscheinung. Längst hatte der Großteil der Gastgeber resigniert. Einzig der 17-jährige Trainersohn Tim Suton zerrte bei der HG Saarlouis noch an den Ketten. Eine kurze Körpertäuschung und der nächste Sklenak-Ball zappelte im Kasten der HG Saarlouis (20:32, 51.). Bewundernswert, keine Unmutsbekunden der einheimischen Zuschauer, vielmehr Unterstützung für das eigene Team bis zur letzten Sekunde.

Der in den ThSV-Kasten eingewechselte Altmeister Radek Musil kaufte im großen Stil gleich zweifach Otto Fetser das Leder ab (53.). Duje Miljak bediente den von Linksaußen zur Mitte eingelaufenen Alexander Schiffner zum 21:33 (55.). Auch der für die Schlussviertelstunde eingewechselte Kapitän Benjamin Trautvetter beteiligte sich am munteren Torewerfen. Die Schlusssirene glich einer Erlösung für die Gastgeber. «Ich muss alle in der Halle um Entschuldigung bitten. Es gibt Tage, an denen nichts läuft. Uns gelang hinten und vorne nichts. Mit solch einer klaren Niederlage gegen eine zweifellos gut besetzte Eisenacher Mannschaft hatte keiner gerechnet», gestand Goran Suton, der Coach der HG Saarlouis. Im Lager der Gastgeber konnte sich keiner an eine 14-Tore-Heimklatsche erinnern. Im Lager des ThSV Eisenach hatte aber auch keiner einen 14-Tore-Auswärtssieg parat. Der ThSV Eisenach behauptete Tabellenplatz 3 und bleibt im Aufstiegsrennen ein heißer Kandidat. Am kommenden Samstag, 23.02.2013 gastiert der HC Empor Rostock in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle (Anwurf 19.30 Uhr). Die Ostseestädter sorgten mit einem 31:25-Auzswärtserfolg beim TV Bittenfeld für eine faustdicke Überraschung. Auf die Eisenacher wartet also kein Spaziergang…!

Thüringer zünden Feuerwerk im Saarland
Einen Tag vor der Partie ins Saarland gereist, präsentierten sich die Eisenacher von Beginn hellwach. Trainer Adalsteinn Eyjolfsson hielt zunächst einige Überraschungen bereit. Daniel Luther im linken und Girts Lilienfelds im rechten Rückraum, dazu Hannes Jon Jonsson auf der Regieposition, bildeten die Aufbaureihe. Tomas Sklenak blieb zunächst auf der Bank. Nicolai Hansen übernahm neben seiner Rolle im Abwehrverband bei Ballbesitz der Eisenacher auch die Kreismitteposition. Branimir Koloper und Duje Miljak lösten Hannes Jon Jonsson und Girts Lilienfelds für Defensivaufgaben ab. Die Thüringer packten von Beginn in der Abwehr zu, verengten geschickt die Räume. Hannes Jon Jonsson setzte gleich «Duftmarken», traf selbst zum 1:2 (2.). Die Eisenacher zeigten sich bestens vorbereitet auf die Grgic-Anspielversuche zur Kreismitte. Diese wurden durch leichtfüßiges und konzentriertes Stellungsspiel abgefangen, blitzschnell der Gegenstoß eingeleitet. Nicolai Hansen und Daniel Luther versenkten zum 2:4 (8.). Dann mussten Eisenachs Branimir Koloper und Adrian Wöhler kurz hintereinander eine Zwei-Minuten-Strafe abbrummen. Per Doppelpack traf Otto Fetser zum 4:4 (10.). Es folgte eine fast dreizehnminütige Torflaute der Saarländer. Beim ThSV Eisenach rückte Tomas Sklenak in den linken Rückraum und Daniel Luther rutschte zwischenzeitlich auf Linksaußen. Die Thüringer zündeten ein Handball-Feuerwerk! Hinten wurde abgeriegelt und nach vorn ging die Post ab. Torgefahr von allen Positionen war angesagt. Tomas Sklenak traf zum 4:6 (12.) und bediente wenig später lehrbuchreif Girts Lilienfelds, der zum 4:7 einnetzte (14.). Sieben verschiedene Eisenacher Spieler teilten sich in die sieben Treffer. Der ThSV-Express war im Rollen, ließ sich auch durch eine Dude-Attacke gegen Nicolai Hansen nicht bremsen. Leichtfüßig spazierte Girts Lilienfelds durch die Abwehr der Gastgeber zum 4. (18.). Kurz zuvor hatte ThSV-Keeper Stanislaw Gorobtschuk dem frei vor ihm auftauchenden Daniel Grgic das Leder abgekauft und damit wohl den Zahn gezogen. Der demnächst 36 Jahre werdende Ex-Eisenacher, mit Status eines «Volkstribun» in Saarlouis, wurde auf die Bank beordert. Der junge Merten Krings übernahm die so wichtige Regierolle. Einer Ballstafette zu Adrian Wöhler auf Linksaußen entsprang das 4:12 (22.). Hannes Jonsson traf «mit Auge» zum 6:13 (24.), verwandelte einen an Nicolai Hansen verwirkten Siebenmeter zum 7:14 (25.). Ein abgefälschter Sklenak-Ball trudelte zum 8:16 über die Linie (27.). Drei Treffer bis zum Seitenwechsel ließen die Gastgeber zumindest noch leise hoffen.

Eisenacher «Schaulaufen» nach dem Seitenwechsel
Diese Hoffnungen zerplatzten jedoch rasch. Nach dem Seitenwechsel trumpften die Eisenacher eindrucksvoll auf, zog zunehmend Resignation bei den Hausherren ein. Dirk Holzner setzte im Siebenmeterduell mit dem ins ThSV-Gehäuse gewechselten Radek Musil das Leder ans Holz (35.). Sekunden später bediente Hannes Jon Jonsson den am Kreis lauernden Nicolai Hansen, der Torhüter Darius Jonczyk problemlos zum 12:19 überwand (36.). Im großen Stil fischte Eisenachs Schlussmann Stanislaw Gorobtschuk einen Heber herunter (37.). Das zehrte an den Nerven der Gastgeber! Hannes Jon Jonsson, das «Schlitzohr» zog das Leder am Abwehrspieler vorbei platziert zum 14:22 (40.) in die Maschen. Danach war Eisenacher Schaulaufen angesagt, bis zum letzten Treffer durch Benjamin Trautvetter, sehr zur Freude der die 800-Kilometer-.Strapazen nicht scheuenden kleinen Gruppe der Eisenacher Anhänger

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Statistik

HG Saarlouis: Jonczyk; Krings (2), Fischer (1), Leist (1), Janiszewski, Dude (3), Kessler (2), Fetser (7), Grgic, Holzner (1), T. Suton (3/1), Czertowicz, Julevecourt (4),

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Musil ( ab 48.); Trautvetter (2/1), Sklenak (9), Wöhler (2), Jonsson (11/3), Luther (2), Miljak (1), Kaluzinski, Hansen (4), Schiffner (1), Heinemann (2/1), Lilienfelds (4), Koloper

Siebenmeter: HG Saarlouis 3/2 – ThSV Eisenach 7/5

Zeitstrafen: HG Saarlouis 7 x 2 Min. – ThSV Eisenach 8 x 2 Min., Rot für Koloper nach 3. ZS. (47.)

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