Heimserie gerissen

Nach 8 Heimsiegen in Folge unterliegt der ThSV Eisenach dem routinierten TuS Nettelstedt-Lübbecke 24:26 (13:14)

Jeder Serie geht einmal zu Ende. Erstmals jubelten die Fans der Gäste in der Werner-Aßmann-Halle. Nach 8 Heimsiegen unterlag der ThSV Eisenach dem TuS Nettelstedt-Lübbecke mit 24:26 (13:14). Emir Kurtagic, der Coach des TuS N-Lübbecke, jubelte bei seinem einstigen Lehrmeister. Emir Kurtagic betrat einst beim VfL Gummersbach als Assistent von Sead Hasanfendic, dem heutigen Coach der Wartburgstädter, die Profitrainer-Bühne. Das Team aus Ostwestfalen wucherte mit dem Pfund seiner individuellen Klasse, zusammengeführt zum mannschaftlichen Erfolg. Eisenachs Kapitän Duje Miljak und Torhüter Denis Karic resümierten kurz und treffend:

Die Gäste spielten ihre Routine, ihre ganze Erfahrung aus. Wir waren nicht clever genug.

Eisenachs einstiger Klasse-Außen Bernd Fichtner schlug in die gleiche Kerbe, ergänzte aber:

Wir waren als Aufsteiger nach den acht Heimsiegen und dem jüngsten Auswärtssieg sehr verwöhnt. Wir dürfen aber nicht vergessen, wo wir herkommen. Wir sollten dankbar für das bisher erreichte sein. Und das sind 19 Pluszähler!

Hasanefendic: Wir haben nicht unser Maximum abgerufen
Fürwahr, die Ostwestfalen profitierten von ihrer Vielzahl erstbundesliga- und international erfahrener Spieler. Der kroatische Vize-Weltmeister Marko Bagaric dirigierte die Abwehr, hinter der der 87-fache ungarische Nationalmannschafts-Keeper Peter Tatai mit 13 abgewehrten Bällen das Torhüterduell des Abends für sich entschied, und der 90-fache 30-jährige tschechische Nationalspieler Roman Becvar dirigierte das Angriffsspiel. Der Kontrast: Beim ThSV Eisenach versuchte ein 19-jähriger Israeli namens Yoav Lumbroso das Angriffsspiel zu gestalten.

Ja, wir profitierten von unserer Erfahrung und haben verdient gewonnen. Es ist immer eine Freude, in Eisenach Handball zu spielen, erklärte Emir Kurtagic. Wir haben nicht unser Maximum abgerufen. Unser linker Rückraum strahlte kaum Torgefahr aus, analysierte Sead Hasanefendic.

Ein torgefährlicher Rückraum-Rechter Alexander Saul (6 Treffer bei 9 Versuchen) und ein erneut starker Linksaußen Adrian Wöhler (9 Tore bei 10 Versuchen) reichten nicht aus. Vom Kreis gelang den Eisenachern ein einziger Treffer. Die Pässe zum Kreis fanden gegen die kompakte Abwehr des TuS N-Lübbecke nicht den gewünschten Empfänger.

Wir hatten die Gäste so oft am Zeitspiel, dann lag das Leder doch in unserem Kasten. Und das gleich mehrfach! Entscheidende Fehler im Abwehrverband waren ursächlich dafür verantwortlich, bilanzierte Eisenachs Manager Rene Witte.

Die platzierten Würfe der Gäste (Dominik Ebner, Roman Becvar und zum Ende der Partie von Rechtsaußen Peter Strosack) trugen maßgeblich zum Erfolg des TuS N-Lübbecke bei.

Starke 11 Minuten fanden keine Fortsetzung
Die über 1.800 Zuschauer erlebten zwischen der 8. und 19. Minute die beste Phase ihrer Manbnschaft. Die Eisenacher verwandelten einen 2:6-Rückstand in eine 10:8-Führung (19.). Ein Torwart-Wechsel bildete die Initialzündung. Der im bisherigen Saisonverlauf so starke Blaz Voncina bekam keimen Ball zu fassen. Denis Karic rückte nach 8 Minuten ins ThSV-Gehäuse. Eisenachs Dienstältester, Adrian Wöhler, schloss über Linksaußen ab, traf zum 7:7-Ausgleich (16.). Die Gäste wackelten, spielten in Überzahl das Leder ins Aus, Eisenachs Andrej Obranovic netzte per Gegenstoß zum 9:8 ein. Nach Regelwidrigkeit an Alexander Saul verwandelte Adrian Wöhler den fälligen Siebenmeter zum 10:8. Besonnen antworteten die Gäste, insbesondere durch ihren Spielgestalter Roman Becvar, der zum 10:11 (26.) einnetzte, bis zur Pause auch selbst 5 Treffer markierte. Der Wöhler-Treffer zum 11:11 sollte schon der letztmalige Gleichstand sein. In Überhast patzten die Wartburgstädter, scheiterten am starken TuS-Keeper (Tokic 25./ Obranovic 27.). Dank einer Fackel von Alexander Saul ging der ThSV Eisenach nur mit einem 13:14-Rückstand in die Halbzeitpause.

Wartburgstädter wehrten sich mit Engagement und Willenskraft
Die routinierte Gäste-Abwehr riegelte nach Wiederanpfiff der Unparteiischen Patrick Arndt und Matthes Westphal, die mit ihren Entscheidungen vielfach die Gemüter der Eisenacher erhitzten, im Zusammenspiel mit ihrem Schlussmann konsequent ab, gestattete dem Aufsteiger nur noch 11 Treffer. Glaubten die Eisenacher durch ein angezeigtes Zeitspiel in Ballbesitz zu kommen, landete ein Wurf der Gäste doch im Netz. Diese Effektivität fehlte den Hausherren.

Wir hatten Chancen, die Partie vorzeitig zu entscheiden, resümierte Emir Kurtagic.

Beim 14:18 (38.) und 15:19 (40.) waren sie drauf und dran, den berühmten Sack zuzubinden. Doch die Eisenacher wehrten sich mit Engagement und Willenskraft, unterstützt durch ihre an Phonstärke noch zulegende Anhängerschaft. Jonas Ulshöfer übernahm die Regieposition, Willy Weyhrauch kam auf Rechtsaußen und verkürzter auf 17:19 (43.). Nettelstedts Jens Bechtloff setzte einen Siebenmeter ans Gebälk (45.). Der Anschlusstreffer fiel noch nicht. Nach dem 18:21 (49.) erhöhten die Hausherren die Schlagzahl. Der eingewechselte Luka Kikanovic wuchtete ein Freiwurfablage in die Maschen. ThSV-Keeper Denis Karic flog wie ein Fußballtorwart und parierte. Marko Racic lochte vom Kreis zum 20:21 ein (52.). Mit sehenswertem Kempa, einer Gemeinschaftsproduktion von Jonas Ulshöfer und Adrian Wöhler, traf der ThSV Eisenach zum 21:22 (53.). Der Ausgleichstreffer fiel nicht. Mit Angriffszügen zur Rechtsaußenposition trafen die Gäste zum 21:24 (56.), verteidigten diesen Vorsprung mit unsauberen Mitteln, kassierten kurz hintereinander zwei Zeitstrafen (Walczak/ Speckmann). Luka Kikanovic traf zum 24:25 (59.). Emir Kurtagic sah den Doppelpunktgewinn gefährdet, griff 55 Sekunden vor Ultimo zur grünen Karte. Patryk Walczak traf 15 Sekunden nach Wiederanpfiff in einfacher Unterzahl zum alles entscheidenden 24:26.

Statistik
ThSV Eisenach: Voncina (1.-8., 55.-60./ 1 Parade – 8 Gegentore), Karic (8.-55./ 7 Paraden – 18 Gegentore); Kikanovic (2). Wöhler (9/4), Potisk, Ulshöfer (1), Miljak, Tokic (2), Richardt, Mürköster, Obranovic (1), Lumbroso (1), Snajder, Racic (1), Weyhrauch (1), Saul (6)
TuS Nettelstedt-Lübbecke: Tatai (13 Paraden – 24 Gegentore), Jepsen; Becvar (5), Genz (2), Walczak (1), Bechtloff (3), Ebner (5), Gierak, Bagaric, Strosack (4), Spohn (3), Schade, Orlowski (1), Speckmann (2)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 4/4 (Wöhler verwandelt 4 x gegen Tatai) / TuS N-Lübbecke 0/1 (Bechtloff wirft gegen Karic ans Holz)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 10 Min. (Miljak, Mürköster, Obranovic, Racic, Saul je 2 Min.) / TuS N-Lübbecke: 10 Min. (Walczak 4 Min., Genz, Bagaric, Speckmann je 2 Min.)
Schiedsrichter: Arndt/ Westphal
Zuschauer: 1.837

Th. Levknecht

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