Heiße Schlusssekunden

Eisenachs Ausgleichstreffer wird die Anerkennung verwehrt, Wartburgstädter unterliegen beim TV Hüttenberg 29:30 (14:17) / Fynn Hangstein markiert 10 Treffer

Es wurde das erwartet enge Spiel, dieses hessisch-thüringische Nachbarschaftsderby zwischen dem TV Hüttenberg und dem ThSV Eisenach. In den letzten Sekunden wurde es hitzig, schlugen die Wellen hoch. Zunächst gab es einen heiß umstrittenen Siebenmeter für die Hausherren, doch Ian Weber scheiterte beim Stand von 30:29 an Eisenachs Schlussmann Johannes Jepsen. Während einer Auszeit besprachen die in Ballbesitz befindlichen Eisenacher die letzten 25 Sekunden. Durch ein taktisches Foul stoppte Timm Schneider den Angriffszug. Statt des hierfür vorgesehenen Siebenmeters und Rot für den Sünder entschieden die Unparteiischen Marvin Cesnik und Jonas Konrad auf eine Zeitstrafe und Freiwurf. Triumphierend verließ der in unzähligen Erst- und Zweitligaspielen gestählte Routinier, kein „Kind von Traurigkeit“, das Parkett. Die Erklärung von Hüttenbergs Coach Johannes Wohlrab, Routinier Timm Schneider verteidige ja immer so, kann nicht als Begründung herhalten. Doch es kam noch schlimmer für die Eisenacher. Die restliche Spielzeit betrug zwei Sekunden. Die ThSV-Mannen bereiteten eine Freiwurfablage vor. Der Ball von Jannis Schneibel zappelte im Netz. Doch Zeitnehmer Sonja Rosteck und Sekretär Rainer Schneider versagten die Anerkennung, die Uhr wäre schon abgelaufen. Auf der Anzeigetafel war – auch noch lange nach der Partie – zu lesen, dass von der verhängten Zwei-Minuten-Strafe gegen Fynn Schneider gerade eine Sekunde abgelaufen war. 1.59 zeigte die Uhr an. Der Treffer von Jannis Schneibel war folglich regulär. Alle Proteste der Eisenacher, verständlich sehr heftig, nutzten nichts. Die Partie geht (zumindest vorläufig) mit 30:29 (17:14) für die Mittelhessen in die Wertung ein. Nicht zum ersten Mal wurde in dieser Liga die hohe Bedeutung der Arbeit von Zeitnehmer und Sekretär insbesondere bei knappen Spielausgängen deutlich.

Zu wenig parierte Bälle, zu viele ausgelassene Torchancen

Die überaus emotionalen 60 Minuten waren geprägt von einem Auf und Ab. Es spricht für unsere Mentalität, dass wir uns im zweiten Abschnitt zurückgekämpft haben. Wie bei der jüngsten Niederlage in Essen, unsere Hypothek mit zu wenig parierten Bällen und zu vielen ausgelassen Torchancen war in der Summe zu groß, fasste Eisenachs Coach Misha Kaufmann die Partie zusammen, ohne explizit die heißen Schlusssekunden zu erwähnen, die ihm sichtlich im Magen lagen.

Der ThSV Eisenach schließt die englische Woche mit einem Sieg und zwei Niederlagen ab.

Die Jungs haben alles rausgehauen, kämpferisch alles gegeben, davon konnten sich unsere vielen mitgereisten Fans überzeugen. Unser Dank geht an sie für die stimmgewaltige Unterstützung, erklärte Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte.

Der Gästeblock war pickepacke voll, die angrenzenden Traversen mit blau-weißen Fans übersät. Die Gastgeber durften sich auch dadurch über 1.160 Zuschauer freuen.

Schweizer Torhüter im Tor der Hessen meistert Bälle von den Außenpositionen

Wir boten die beste erste Halbzeit der Saison. Uns unterliefen wenige Fehler. Unsere 6:0-Abwehr hat im Zusammenspiel mit Torhüter Leonard Grazioli gut verteidigt, resümierte Stefan Kneer.

Der ehemalige Eisenacher und Ex-Nationalspieler fungiert seit dem Sommer als Co-Trainer des TV Hüttenberg. Der Schweizer Leonard Grazilo, beim HSC Suhr Arrau vor noch nicht langer Zeit unter Eisenachs aktuellem Trainer Misha Kaufmann am Ball, kaufte vor allem beiden Eisenacher Außen im ersten Abschnitt immer wieder das Leder ab.

Unsere schlechte Chancenverwertung und eine vielfach nicht funktionierende Abwehr führten nahezu folgerichtig zum 14:17-Pausenrückstand, merkte Rene Witte an. Ja, wir haben uns in den ersten 30 Minuten schwergetan, dennoch gute Torchancen erarbeitet, doch extrem viele Bälle verworfen, konstatierte Eisenachs Spielgestalter Jannis Schneibel.

Sein Rückraumkollege Fynn Hangstein (10 Treffer aus 12 Versuchen), am Vortag das 23. Lebensjahr vollendend,  und er selbst (4 Treffer aus 4 Versuchen) hatten das richtige Zielwasser dabei.

In der Abwehr kassierte wir relativ viele dumme Zeitstrafen, infolgedessen Gegentreffer in Unterzahl, fügte Jannis Schneibel hinzu.

In Fynn Schneider und Ian Weber hatte der TV Hüttenberg seine herausragenden Kräfte. Der knapp 35-jährige Timm Schneider nutzte immer wieder seine Routine, um erfolgreich abzuziehen oder seine Teamkollegen in günstige Wurfpositionen zu bringen.

Knappe Führungen konnten nicht behauptet werden

In der zweiten Halbzeit kamen wir schnell zurück, die Zuschauer sahen ein völlig ausgeglichenes Spiel, so Rene Witte.

Linksaußen Timmothy Reichmuth glich zum 17:17 aus (35.) Beim 17:18 (36.) und 18:19 (38.), jeweils durch Jannis Schneibel, sowie beim 20:21 (40.) durch Fynn Hangstein lagen die Wartburgstädter knapp vorn.

Wie zu erahnen war, wurde es im zweiten Abschnitt eng; doch wir sind ruhig geblieben, merkte Stefan Kneer an. Wir fighteten. Viele positive Emotionen von der Bank befruchteten unser Spiel. ThSV-Keeper Johannes Jepsen bekam nun auch einige Male die Hand ans Leder. Die Abwehr stand sehr gut. Wir kamen ins Tempospiel, vermochten aber nicht die Führung zu behaupten, beschrieb Jannis Schneibel die zweite Halbzeit. Mir sind zwei dumme Fehler unterlaufen, räumte der 22-jährige Eisenacher Spielgestalter ein.

Aber auch anderen seines Teams passierte das.

Hoher Emotionalität, Aggressivität und Kampfbereitschaft, attestierte auch Hüttenbergs Trainer Johannes Wohlrab seinen Schützlingen, die beim 25:23 (46.) mit zwei Treffern vorn lagen.

Beim 27:27 (54., Schneibel), 28:28 (56.,) und 29:29 (58.), jeweils durch Alexander Saul, leuchteten Gleichstände auf der Anzeigetafel. Dann kulminierte das Geschehen.

Leider hatten wir keinen Einfluss mehr darauf, runzelte Jannis Schneibel die Stirn.

Stefan Kneer, beschrieb die Schlussphase, ohne ins Detail zu gehen, mit den Worten, „da war das Quäntchen Glück auf unserer Seite“.

Am Freitag Heimspiel gegen den HC Motor Zaporoshje

Das Heimspiel gegen den HC Motor Zaporoshje wollen wir zum Einspielen nutzen, blickt Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte auf die nächste Aufgabe.

Der als Gast am Punktspielbetrieb teilnehmende ukrainische Meister ist am Freitag, 31.03.2023 um 19.30 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle zu Gast

Statistik
TV Hüttenberg: Grazioli (9 Paraden), Plaue (bei 1 Siebenmeter/0 Paraden); Stankewitz, Schwarz (6), Kirschner (2), Theiß (2), Fujits, Weber (6/3), Zörb (2), Reichl (2), Schneider (6), Kompenhans (1), Jockel, Kuntscher (3)
ThSV Eisenach: Jepsen (7 Parden), Gorobtschuk (12.-20./ 1 Parade); Reichmuth (2), Hübke, Hangstein (10/3), Ulshöfer, Walz (1), Hideg, Tokic (3), Sousa, Meyer, Donker (1), Schneibel (4), Snajder (3), Weyhrauch (1), Saul (4)
Zeitstrafen: TV Hüttenberg: 7 x 2 Min., Rot Schneider n. 3.ZS (60.) – ThSV Eisenach: 7 x 2 Min.
Siebenmeter: TV Hüttenberg:  3/4 – ThSV Eisenach:  3/3
Schiedsrichter: Cesnik/Konrad
Zuschauer: 1.160

Th. Levknecht