„Ich bin stolz auf die Entwicklung unserer Torhüter.“
Nachgefragt bei Dragan Jerkovic, Torwarttrainer der Rhein-Neckar Löwen, vor 20 Jahren im Tor des ThSV Eisenach
Im Viertelfinale des DHB-Pokals gastiert der ThSV Eisenach am Donnerstag, 19.12.2024 bei den mit nationalen und internationalen Top-Spielern besetzten Rhein-Neckar Löwen. Die Partie wird um 19.00 Uhr in Heidelberg, SNP dome (Carl-Friedrich-Gauß-Ring 16) angepfiffen.
Wir sprachen im Vorfeld mit Dragan Jerkovic, dem Torwarttrainer der Rhein-Neckar Löwen. Während seiner aktiven Zeit, von 2001 bis 2005, gehörte er zum Torwartteam des ThSV Eisenach. Später spielte er u.a. für RK Zagreb, FC Porto, US Creteil HB und dem TVB Stuttgart. Als Torwarttrainer arbeitete er von 2019 bis 2022 bei den Kadetten Schaffhausen, hatte hier mit Kristian Pilipovic und Nacho Biosca das beste Schweizer Torhütergespann unter seinen Fittichen.
Die Zeit in Eisenach ist nahezu 20 Jahre her. Was ist da haften geblieben?
An die Zeit in der Wartburgstadt, mit den fantastischen Fans, habe ich ganz besondere Erinnerungen. An erster Stelle steht die Geburt meiner Tochter Lucija im Jahr 2002. Ich denke aber auch an die ganz besondere Stimmung in der Werner-Aßmann-Halle, die uns alle stets beflügelt hat. Sportlich hatten wir eine tolle Mannschaft zusammen, mit Jonny Jensen, Eric Amalou, Stephan Just, Karsten Wöhler und all den anderen. Wir haben gegen Magdeburg und gegen Kiel gewonnen. Die heiße Atmosphäre in unserer Halle verhalf uns zu manch unerwarteten Punkt. Das familiäre Klima war für uns alle ein wichtiger Standortfaktor.
Sie sind seit dem Jahr 2022 Torwarttrainer bei den Rhein-Neckar Löwen. Diese informierten kürzlich, dass Ihr Vertrag nicht verlängert wird…?
Ich war ehrlich gesagt ein wenig überrascht, ein bisschen enttäuscht. Aber so ist das halt manchmal im Sport. Ich glaube schon, zur positiven Entwicklung der Torhüter Mikael Appelgren, Joel Birlehm und David Späth mit beigetragen zu haben. In der Saison 2022/2023 erreichten diese drei die beste Fangquote, in der Saison 2023/2024 wurden diese drei Keeper mit den meisten Paraden in der Liga notiert. Über die Entwicklung von David Späth spricht die ganze Liga. Beim kürzlichen Sieg über die SG Flensburg-Handewitt war er der entscheidende Mann in der zweiten Halbzeit, vernagelte geradezu den Löwen-Kasten. Bei 13 von ihm absolvierten Punktspielen werden für ihn 134 Paraden notiert, was einer Fangquote von 32,52 Prozent entspricht. Damit liegt er im Torhüter-Ranking auf Platz 4. Das macht mich schon ein wenig stolz. Es war mir eine Ehre, in einem so großen Verein, wie den Rhein-Neckar Löwen,
arbeiten zu dürfen. Ich möchte mich besonders bei Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Cheftrainer Sebastian Hinze für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.
Wie sehen Sie die Rolle des Torwarttrainers?
Für mich ist es unverständlich, dass es in der Leistungssportebene immer noch Vereine gibt, die keinen Torwarttrainer haben. Heute haben wir drei Gruppen von Torwarttrainern. Erstens: Skype-Trainer, der einmal im Monat zum Training kommt. Zweitens: Ein Trainer, der zwei Mal pro Woche zum Training kommt. Drittens: Am besten wäre es, wenn der Torwarttrainer bei jedem Handballtraining dabei ist und auch während der Spiele mit auf der Bank sitzt. Das ist dann professionell.
Es geht nicht nur um spezifisches physisches Training, viele andere Faktoren und die Vorbereitung sind sehr wichtig. Ich denke da an taktische, technische und mentale Vorbereitung, ebenso an viele und intensive Videoanalysen. Eine gute Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Cheftrainer ist sehr wichtig, zugleich das Zusammenspiel zwischen Verteidigung und Torwart.
Ihr Ex-Team aus Thüringen feierte zuletzt drei Pflichtspielsiege über die namhaft besetzten Rhein-Neckar Löwen. Wie blicken Sie auf den Donnerstagabend?
Mal schauen, wie die Eisenacher ihre internen Querelen auf dem Spielfeld außen vorlassen können. Den ThSV Eisenach zeichnet das offensive Abwehrspiel in vielen Kreationen aus. Für das Team sprechen 14 Pluspunkte und Platz 11 in der Liga. Bei zwei unerwarteten Heimniederlagen, wie vergangenen Samstag gegen den TVB Stuttgart, wurden noch Punkte regelrecht verschenkt. Mit dem ThSV Eisenach kommt ein Team, das uns nicht liegt. Ich hoffe, dieses Mal gehen wir als Sieger vom Parkett und ziehen damit ins Finale ein. Dafür müssen wir freilich den die Eisenacher auszeichnenden Kampf annehmen. Ich weiß, viele Eisenacher kommen mit nach Heidelberg. Ich freue mich auf das Spiel und viele bekannte Gesichter aus meiner Zeit bei diesem Traditionsverein.
Th. Levknecht