«Ich rechne mit einem hitzigen Fight»

Nach über neunjähriger Unterbrechung liebt er wieder auf, der Handball-Klassiker der Neuen Bundesländer. Am Samstag, 30.11.2013 treffen in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle der ThSV Eisenach und der SC Magdeburg aufeinander (Anwurf: 14.30 Uhr).

Handballmannschaften aus Eisenach und Magdeburg trafen bereits zu Feldhandballzeiten aufeinander. Auch während der Erstbundesligazugehörigkeit der Wartburgstädter zwischen 1997 und 2004 lieferten sich beide Teams rassige Duelle. In der aktuellen Saison müssen die Magdeburger um die Ex-Eisenacher Stefan Kneer und Bert Hartfiel mit einer Vielzahl von Verletzten kämpfen; ähnlich wie der ThSV Eisenach.

Aus den letzten fünf Spielen sprang für die Elbestädter nur ein Sieg heraus. Gegen MT Melsungen setzte es gar eine deftige 19:29-Heimpleite. Mit 15:15 Punkten rangiert der SC Magdeburg derzeit auf Tabellenplatz 8. Aufsteiger ThSV Eisenach, zuletzt mit einem überaus starken Auftritt bei den Rhein-Neckar-Löwen (der Favorit zitterte sich zu einem 30:27-Sieg nach einer 15:10-Halbzeitführung der Thüringer) nimmt mit 7:23 Punkten Rang 16 ein.

Vor dem Anpfiff des Derbys sprachen wir mit Adalsteinn Eyjolfsson, dem Coach des ThSV Eisenach:

Nach der Begegnung bei den Rhein-Neckar-Löwen, insbesondere nach der glanzvollen ersten Halbzeit in der SAP Arena zu Mannheim, dürfte Ihre Mannschaft mit Rückenwind in die Partie gegen den SC Magdeburg gehen….?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Gemischte Gefühle machten sich bei uns nach den 60 Minuten breit. Hätte mir einer vor dem Anpfiff gesagt, wir verlieren bei den Rhein-Neckar-Löwen nur mit drei Toren, wäre ich höchst zufrieden gewesen. Am Ende waren wir schon ein Stück traurig, nicht doch Zählbares geholt zu haben. Nach dem Spielverlauf war was drin. Wir haben einer Top-Mannschaft in deren Halle erfolgreich Paroli geboten! Die Partie zeigte zugleich, wir sind für die eine oder andere Überraschung gut. Solch ein Auftritt in der SAP Arena hat uns keiner zugetraut, er hat unser Selbstvertrauen zweifellos gestärkt.

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Der Qualitätsgewinn im Angriff durch die Rückkehr von Girts Lilienfelds tut Ihrer Mannschaft merklich gut?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Wir wussten, wir haben mit Dener Jaanimaa und Girts Lilienfelds zwei starke und zugleich unterschiedliche Spieler für den rechten Rückraum. Endlich stehen beide zur Verfügung. Mit Girts Lilienfelds können wir zugleich auf eingespielte Strukturen zurückgreifen. Er sorgt für Ruhe und Ballsicherheit in Stresssituationen. Seine Stärke liegt nicht im Wurf aus dem 9-Meter-Bereich. Mit ihm gewinnt auch in Drucksituationen die spielerische Komponente. Er steht für Eins-Gegen-Eins-Situationen, Übersicht und schnelle Schlagwürfe. Das erhöht das Gesamtrepertoire unseres Teams.

Hatten Sie Zeit, sich ein wenig mit der langen Geschichte des Handball-Klassikers Eisenach – Magdeburg zu beschäftigen?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Natürlich hat man mir über die lange Geschichte der Duelle zwischen Eisenach und Magdeburg berichtet. Auch aus der Zeit, als Motor Eisenach und der SC Magdeburg um Erstligapunkte in der Jahnsporthalle aufeinander trafen. Wie 400 Zuschauer in die Jahnhalle passten, kann ich nicht nachvollziehen….
Auch während der Erstbundesligazeit von 1997 bis 2004 gab es ja heiße Duelle zwischen. beiden Mannschaften. Die Bilanz in der Werner-Aßmann-Halle mit vier Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen spricht für den ThSV Eisenach. Dieser Trend kann weitergehen!

Beim Sparkassencup im Sommer lieferten sich beide Mannschaften beim hauchdünnen 29:30 einen hitzigen Fight. Wie sehen Sie die Ausgangslage beider Teams für den Samstagabend?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Der Sparkassencup war ein Vorbereitungsturnier, ist nicht vergleichbar mit einem Ligaspiel! Jetzt geht es um wichtige Punkte in der DKB Handball-Bundesliga. Nach den Heimsiegen über Balingen/Weilstetten und Minden sowie dem sehr guten Auftritt bei den Rhein-Neckar-Löwen gehen wir mit gestärktem Selbstbewusstsein in die Partie.
Der SC Magdeburg musste in den letzten Wochen mit Andreas Rojewski, Bartosz Jurecki und Kjell Landsberg drei Spieler aus dem Stammaufgebot ersetzen. Uns erging es ähnlich, fehlten mit Girts Lilienfelds, Nicolai Hansen und Branimir Koloper auch drei wichtige Säulen. Wir wissen, wie schwer es ist, das auch nur annähernd zu kompensieren, geht doch auch Eingespieltheit und Routine verloren. Wir wissen noch nicht, wer bei den Elbestädtern heute seinen Wiedereinstand gibt. Auch wenn der große SC Magdeburg zuletzt im Ligaalltag enorme Schwierigkeiten hatte, der Verein mit seiner Tradition und Qualität im Kader ist trotz der Verletzungsausfälle der Favorit! Nach den letzten Ergebnissen, es ist in diversen Medien nachzulesen, lastet enormer Druck auf Mannschaft und Trainer des SC Magdeburg. Die Gäste werden versuchen, sich den Frust von der Seele zu spielen. Sie werden um jeden Zentimeter fighten. Wir werden aber – mit unseren tollen Zuschauern im Rücken – keinen Zentimeter preisgeben. Wir wollen beide Zähler in Eisenach behalten! Ich rechne daher mit einem hitzigen Fight.

Die kleine Verschnaufpause kam Ihrer Mannschaft bestimmt sehr recht. Zuletzt gab es neben Langzeitverletzten mehrere angeschlagene oder erkrankte Spieler. Wie ist die aktuelle Lage?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Das kurze Durchatmen kam recht. Zwei Spielen binnen weniger Tage waren für den gerade sein Comeback feiernden Girts Lilienfelds schon enorm. Hannes Jon Jonsson und Daniel Luther waren und sind noch angeschlagen. Alle kämpfen darum, beim Derby dabei zu sein. Jeder brennt auf diesen absoluten Klassiker! Branimir Koloper und Nick Heinemann werden wohl weiterhin fehlen.

Ein Blick auf die «bedrohte Zone» in der Tabelle: Das Kopf-an-Kopf-Rennen mehrerer Mannschaften geht weiter. Wie sehen Sie aktuell die Chancen Ihres Teams?
Adalsteinn Eyjolfsson:
Die letzten Ergebnis untermauern es: Es wird ein Wahnsinnskampf um den Klassenerhalt geben! Fünf Mannschaften machen unter sich die drei Absteiger aus. Schaffen wir es bis zur Winterpause, noch ein oder zwei Spiele zu gewinnen, sähe die Lage für den ThSV Eisenach sehr positiv aus. Angesichts des komplizierten Programms bis Ende Dezember wird das für uns allerdings eine ganz, ganz schwere Aufgabe. Doch wir werden mit Hilfe unserer Fans in den Heim- und Auswärtsspielen alles versuchen.

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