Im hohen Norden gab es für den ThSV Eisenach erwartungsgemäß nichts zu holen – doch die Art und Weise des Auftritts sorgt für Stirnrunzeln

Die Rollen waren bereits vor dem Anpfiff klar verteilt. Aufsteiger ThSV Eisenach reiste als krasser Außenseiter in den hohen Norden, zur SG Flensburg-Handewitt. Die Gastgeber präsentierten sich auch im Stil eines selbstbewusst auftrumpfenden Tabellenführers, ließen dem Underdog von der Wartburg nicht den Hauch einer Chance. Das Endresultat von 43:24 (24:11) spiegelt die Kräfteverhältnisse auf dem Parkett der FLENS-Arena wieder. Zwischen dem Tabellen-Ersten und dem Tabellen-Vorletzten lagen an diesem 2. Advent Handball-Welten.

Die SG Flensburg-Handewitt untermauerte mit diesem Kantersieg vor 5600 Zuschauern ihre Spitzenposition in der DKB Handball-Bundesliga. Beim ThSV Eisenach steht nach der höchsten Saisonniederlage, eine Woche nach der überaus deutlichen Heimniederlage im Ostklassiker gegen den SC Magdeburg, erheblicher Gesprächsbedarf ins Haus.

«Das war leider eine Fortsetzung des Magdeburg-Heimspieles. Wir ließen zu Beginn gute Torchancen aus, wurden von Minute zu Minute unsicherer, verzettelten uns in Einzelaktikonen und wurden ausgekontert. In der Deckung agierten wir zu brav. Unser Torhüter bekam von den Vorderleuten kaum Unterstützung, konnte dadurch im ersten Abschnitt nur einen Ball vor der Linie erwischen. Nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben, wurde umgesetzt», konstatierte ein enttäuschter Eisenacher Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.

Keiner habe erwartet, dass beim Tabellenführer gepunktet wird, doch die neuerliche Art und Weise gebe zu denken. «Wir müssen uns als Team zusammensetzen, um gemeinsam aus einem Loch zu kommen», betonte Adalsteinn Eyjolfsson mit Blick auf die noch im Kalenderjahr 2013 anstehenden drei Punktspiele. Neben der Niederlage schmerzte das verletzungsbedingte Ausscheiden von Girts Lilienfelds. «Hoffentlich ist es an der gerade geheilten Hand nichts Schlimmeres», betonte Adalsteinn Eyjolfsson. Die Eisenascher werden im gesamten Saisonverlauf von einer Langzeitverletztenmisere heimgesucht, konnten bisher nicht ein einziges Mal ihren kompletten Kader aufbieten.

Eisenach bricht frühzeitig aus dem Konzept aus – Flensburg trifft zur 10-Tore-Führung
«Gleich für klare Verhältnisse sorgen», hieß das Motto der SG Flensburg-Handewitt. Der seit Wochen sich in Galaform präsentierende Torhüter Matthias Andersson parierte gleich Bälle der Eisenacher Aivis Jurdzs und Tomas Sklenak. Bei den Gastgebern demonstrierten zunächst die Rückraum-Asse Drasko Nenadic und Holger Glandorf ihre Offensivqualitäten, netzten zum 6:1 (7.) ein. Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson, der auf seinen Rückraumstrategen Hannes Jon Jonsson verzichten musste, zückte bereits hier das erste Mal den grünen Karton. Girts Lilienfelds kam im rechten Rückraum, musste aber nach kurzer Zeit mit einer Verletzung an der Hand vom Parkett. Die Hausherren lochten weiter aus dem Fernwurfbereich ein, erhöhten auf 11:3 (14.). Die Wartburgstädter trafen sich erneut zur «Dienstbesprechung». Die Deckung wurde umgestellt, mögliche personelle Alternativen vollzogen. Per Tempogegenstoß gelang dem auf Linksaußen eingewechselten Adrian Wöhler der 6. Treffer für seine Farben (14:6, 18.). Daniel Luther fand in SG-Keeper Martin Andersson seinen Meister. Dessen Teamkollegen Holger Glandorf (aus dem rechten Rückraum) und Drasko Nenadic (per Gegenstoß) zeichneten sich für die erstmalige 10-Tore-Führung des haushohen Favoriten verantwortlich (17:7, 21.). Eisenacher Ballverluste luden die Gastgeber zu Tempogegenstößen ein, die diese zum 23:9 durch Jacob Heinl auf Vorlage von Thomas Mogensen nutzten (29.). Faruk Vrazalic und Dener Jaanimaa gelangen vor der Halbzeitsirene noch die Treffer Nr. 10 und 11 für den ThSV Eisenach.

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Angesichts des klaren Vorsprungs verfolgte Flensburgs Weltklassekeeper Matthias Andersson die zweite Halbzeit von der Bank. Der Däne Sören Rasmussen konnte nachweisen, dass auch er ein Top-Torhüter ist. Der Tabellenführer spulte souverän sein Pensum herunter. Holger Glandorf erhöhte im Doppelpack auf 32:17 (42.). Eisenachs Nicolai Hansen (43.) und Bjarki Elisson (44.) brachten hingegen das Leder aus Nahdistanz nicht an Schlussmann Sören Rasmussen vorbei. Gegen die Glandorf-Würfe hatten die Eisenacher kein Gegenmittel parat.

Der inzwischen 30-jährige deutsche Nationalspieler ließ gleich neun Bälle im Eisenacher Kasten zappeln, besorgte auch das 35:19 (48.). Nun fanden auch die Würfe von Eisenachs Dener Jaanimaa den Weg ins Gehäuse der Norddeutschen. Der Linkshänder war mit sieben Treffern bester Eisenacher Werfer. Der junge Jim Gottfridsson (21 Jahre) knackte für den Tabellenführer die 40-Tore-Grenze (40:23, 56.). Kurz darauf markierte Dener Jaanimaa den letzten Treffer der Thüringer (40:24, 57.), dem die Hausherren noch drei zum 43:24-Endstand folgen ließen.

Statistik

ThSV Eisenach: Villadsen, Gorobtschuk; Trautvetter, Elisson (1), Sklenak, Wöhler (1), Jurzs (4), Luther, Pucelj, Jaanimaa (7), Hansen (3), Vrazalic (7/3), Heinemann, Lilienfelds (1)

Zeitstrafen: SG Flensburg-Handewitt 5 x 2 Min., Rot für Heinl n. 3. ZS (51.)/ ThSV Eisenach 3 x 2 Min.

Siebenmeter: SG Flensburg-Handewitt 2/2 / ThSV Eisenach 4/3

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