Jannis Schneibel macht den Deckel drauf

Wartburgstädter bezwingen durch 5 Treffer des 22-jährigen Spielgestalters in der Schlussphase den VfL Eintracht Hagen mit 31:29 (15:11) • Kapitän Peter Walz bereits vor der Halbzeitpause mit einer
Knieverletzung ausgeschieden

Ich glaube, es steigt jene Mannschaft auf, die sich gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten keine Ausrutscher leistet, auch diese Spiele gewinnt, erklärte vor Wochenfrist, Michel Abt, der Trainer der Eulen Ludwigshafen.

Der ThSV Eisenach bezwang einen solch vermeintlich schwächeren Kontrahenten, den VfL Eintracht Hagen, mit 31:29 (15:11). Er musste allerdings nahezu bis zur letzten Sekunde bangen. Zur gleichen Zeit kassierte der bis dato punktgleiche TuS Nettelstedt- Lübbecke eine unerwartete 30:32-Heimniederlage gegen den TV Großwallstadt. Die Wartburgstädter rangieren mit nun zwei Zählern mehr als das Team aus Ostwestfalen auf dem 2. Tabellenplatz, einem Aufstiegsplatz, drei Punkte hinter Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten. Wermutstropfen, Kapitän Peter Walz schied nach 28 Minuten mit einer Knieverletzung aus. Ein MRT in der Sportklinik Erfurt, dem Partner des ThSV Eisenach, soll am Donnerstag Auskunft über die Schwere der Verletzung geben.

Es war ein hartes Stück Arbeit, bevor der fest eingeplante Doppelpunktgewinn gegen den VfL Eintracht Hagen feststand. Eine solide erste Halbzeit, mit einer 15:11-Führung, ließ einen lockeren Sieg gegen den Tabellen-Sechzehnten vermuten. Im zweiten Abschnitt wackelte dieser doch bedenklich.

Beim 22:17 lassen wir zu viele freie Wurfchancen ungenutzt, stellte ThSV-Coach Misha Kaufmann fest. Wir hätten die Partie früher entscheiden müssen. Statt rechtzeitig den Deckel drauf zu machen, kassierten wir mit Nachlässigkeiten leichte Gegentore, befand auch Eisenachs Rechtsaußen Willy Weyhrauch. Weil wir vorn viel zu viel verwarfen, kamen wir nicht mehr ins Verteidigen, gestand Rückraumspieler Malte Donker.

Genau das kreidete Misha Kaufmann seinem Team an.

Wir bekamen Probleme im Rückzug, hatten keine Struktur, kein System mehr, ärgerte sich der Eisenacher Coach.

Sein Hagener Kollege freute sich stattdessen über ein Aufblühen seiner Mannschaft im zweiten Abschnitt. Dessen nach dem Seitenwechsel mehr und mehr zur Hochform auflaufender Torhüter Maurice Paske machte den Eisenachern das Leben schwer. Der übergroße Teil seiner 17 Paraden entfiel auf die zweiten 30 Minuten. Eisenachs komfortabler 5-Tore-Vorsprung (Willy Weyhrauch hatte zum 22:17 eingenetzt, 43.) schmolz und schmolz.

Eisenachs Sieg wackelte
Beim 22:20 (49.) durch den im Sommer vom TV Emsdetten gekommenen Kreisspieler Frederic Stübner war das Team aus dem südlichen Westfalen bis auf zwei Treffer heran. Es wurde eine Wackelpartie für den ThSV Eisenach. Die Gäste beantworteten jeden Treffer der Hausherren blitzschnell. Dass die Punkte unter der Wartburg blieben, hatte der ThSV Eisenach in der Schlussphase seinem 22-jährigen Spielgestalter Jannis Schneibel zu verdanken. „Ein Leader sollte in solch einer Phase Verantwortung übernehmen“, reflektierte Misha Kaufmann auf die letzten 6 Minuten.

Ich habe diese Verantwortung übernommen. Der Trainer hat das von mir auf der Bank gefordert, ich habe es umgesetzt, lachte der junge Mittelmann, bevor er unter die Dusche verschwand.

Seine 5 Treffer in den letzten 6 Minuten sicherten den Thüringern beide Punkte. Die Gäste kamen bedenklich auf, riskierten mit 7 gegen 6 viel, verkürzten vom 30:26 (58.) zum 30:29 (60.). Da waren noch 22 Sekunden zu spielen. Mit einer offensiven Deckung versuchte Eintracht Hagen das Leder zu ergattern. Jannis Schneibel nutzte seine Qualität, marschierte resolut in Richtung Gäste-Kasten und sorgt mit seinem insgesamt 7. Treffer für die endgültige Entscheidung. Daniel Hideg, in der zweiten Halbzeit zunächst im Deckungs-Innenblock und dann auch im Angriff gekommen, ärgerte auch diese unnötige Spannung im Finish.

Wir haben es uns selbst zuzuschreiben, mit dem Auslassen vieler guter Torchancen, so der 26-jährige Rückraumspieler.

Eisenachs Geschäftsführer Rene Witte sprach hernach von einem „Arbeitssieg über viel Qualität im Kader habende Gäste“. Michael Stock, der Sportdirektor des VfL Eintracht Hagen, hätte „gern was mitgenommen“.

Hinten raus unterlief uns ein Fehler zu viel. Wir schafften nicht den Gleichstand. Doch die Partie war ein Beleg dafür, dass wir uns Stück für Stück entwickeln. Auf diese Leistung können wir im anstehenden wichtigen Spiel um den Ligaverbleib gegen die HSG Konstanz aufbauen, erklärte Michael Stock.

Für den ThSV Eisenach geht es zum Ende der englischen Woche gen Norden, er gastiert am Samstag, 25.02.2023 beim VfL Lübeck-Schwartau. Ein schwerer Brocken für die Männer aus der
Werner-Aßmann-Halle.

ThSV Eisenach mit zwischenzeitlicher 6-Tore-Führung
Der ThSV Eisenach startete in der erwarteten Formation mit einer 3:0-Führung (6.). In Unterzahl gelang den Gästen der Anschlusstreffer. Ein Gleichstand leuchtete bis zur Schluss-Sirene kein einziges Mal auf der Anzeigetafel. Philipp Meyer, Timothy Reichmuth und Malte Donker kamen für Abwehraufgaben. Fynn Hangstein agierte als Spitze der 5:1-Abwehr. Ante Tokic hob das Leder zum 7:4 ins lange Eck (15.). Eine „hausbackene Phase“ der Gäste mit etlichen Ballverlusten nutzte der ThSV Eisenach mit konsequenten Abschlüssen zum 11:5 (21.). Marko Grigic hatte wenig Mühe in das verwaiste Gästegehäuse zu treffen. Die Gäste vermochten zunächst nicht an die Leistung vom 28:25-Sieg über den Dessau-Roßlauer HV anzuknüpfen. Dem jungen Josip Jukic, einer der Besten beim VfL Eintracht Hagen, gelangen zwei Treffer (11:7, 22.). Nach Regelwidrigkeit an Peter Walz verwandelte Fynn Hangstein vom Strich zum 13:8 (26.). Wenig später war für den Eisenacher Kapitän verletzungsbedingt die Partie beendet. Alexander Saul legte zu Ante Tokic, der von Rechtsaußen zum 14:9 versenkte (27.). Fynn Hangstein brachte einen Siebenmeter nicht an Gäste-Schlussmann Maurice Paske vorbei, Tim Stefan markierte praktisch mit der Sirene den 11. Hagener Treffer.

Sehr ärgerlich, dieser Gegentreffer noch, konstatierte Malte Donker.

Abwehrchef Philipp Meyer als Kreisspieler
Für den verletzt ausgeschiedenen Peter Walz übernahmen Torben Hübke und Philipp Meyer dessen Rolle am gegnerischen Kreis. ThSV-Keeper Johannes Jepsen parierte gegen den freien Josip Jukic (32.). Ivan Snajder von Links- und Willy Weyhrauch von Rechtsaußen netzten für die Gastgeber zum 19:14 ein (37.). Die Gäste vermochten Eisenachs Angriffsspiel immer wieder nur regelwidrig zu stoppen. Die sicher amtierenden Unparteiischen Sophia Janz und Rosana Sug verhängten gegen den VfL Eintracht Hagen 9 Strafwürfe. Fynn Hangstein verwandelte vom Strich gegen Mats Grzesinski zum 21:17 (41.), scheiterte kurz darauf von gleicher Stelle an Maurice Paske (42.). Ein Ballgewinn von Timmothy Reichmuth geht dem 22:17 durch Willy Weyhrauch voraus (42.). Kurz darauf kaufte ThSV-Keeper Johannes Jepsen dem routinierten Alexander Becker das Leder ab (44.). Unerwartet wurde es noch einmal spannend. Ein um das andere Mal scheiterten die Gastgeber an Keeper Maurice Paske, kassierten kurz darauf Gegentreffer. Die Gastgeber verloren ihre Souveränität, bei den Gästen stieg das Selbstbewusstsein. Mit personellen Wechseln versuchte ThSV-Coach Misha Kaufmann Einfluss zu nehmen. Daniel Hideg, Jannis Schneibel und Alexander Saul besetzten den Rückraum, Philipp Meyer die Kreismitte-Position. Nach Foulspiel an Philipp Meyer verwandelte Ivan Snajder den verhängten Siebenmeter zum 24:21 (51.). Die Gäste antworteten mit einem Kempa-Treffer von Pierre Busch (53.). Alexander Saul zog resolut zum 25:22 ab (53.). Die Gäste trafen selbst schier nach Belieben, versuchten mit einer Manndeckung durch Jan-Lars Gaubatz gegen Jannis Schneibel Eisenachs Spiel aus dem Rhythmus zu bringen. Das misslang. Jannis Schneibel gelangen die Bigpoints zum in die Auf- und Abstiegstabelle einfließenden 14. Eisenacher Saisonsieg.

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (11 Paraden), Gorobtschuk; Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (7/6), Ulshöfer, Walz, Grgic (1), Hideg, Tokic (3), Meyer (1), Donker (1), Schneibel (7), Snajder (3/1), Weyhrauch (2), Saul (5)
VfL Eintracht Hagen: Mahnke (bei 1 Siebenmeter/ 0 Paraden), Grzesinski (bei 2 Siebenmetern/ 0 Paraden), Paske (17 Paraden); Buergin, Becker (1), Norouzinezhad (3), Pröhl (1), Schmidt (3/1), Schneider, Voss-Fels (2), Spohn (2), Gaubatz (4), Stüber (2), Stefan (4), Jukic (5), Busch (2)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 7/9 (Hangstein verwandelt 3x gegen Paske, 2 x gegen Grzesinski u. 1 x gegen Mahncke, Hangstein scheitert 2 x an Paske), Snajder verwandelt 1 x gegen Paske  – VfL Eintracht Hagen: 1/2 (Schmidt verwandelt 1 x gegen Jepsen, Busch scheitert 1 x an Jepsen)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 4 x 2 Min. (Donker 2 x 2 Min., Meyer u. Weyhrauch je 2 Min.) – VfL Eintracht Hagen: 2 x 2 Min. (Becker und Busch je 2 Min.)
Schiedsrichter: Sophia Janz/ Rosana Sug
Zuschauer: 1.351
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Schneibel, Donker, Meyer – VfL Eintracht Hagen: Paske, Jukic

Th. Levknecht

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