Kann der personell gebeutelte ThSV Eisenach seine Fans beschenken?

Wartburgstädter erwarten einen Tag vor Heiligabend den TuS Ferndorf

Der ThSV Eisenach ist mit einem schmalen Kader von 15 Spielern in die Saison gegangen. Rückraum-Mitte-Mann Kristian Volar hat noch kein einziges Spiel absolviert, befindet sich nach einem Kreuzbandriss noch immer in der Aufbauphase, nimmt in den letzten Spielen zur moralischen Unterstützung aber schon mal auf der Wechselbank mit Platz. Luka Kikanovic, einer für den linken Rückraum, hat den Verein vor drei Wochen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen. Kreisspieler Justin Mürköster zog sich kürzlich eine schwere Knieverletzung zu, die ihn viele Monate zwangspausieren lässt. Die Verantwortlichen reagierten und holten das im Sommer in die 3. Liga gewechselte Eigengewächs, Kreisspieler Hannes Iffert, zurück. Wenige Tage später zog sich Kreisspieler Kristian Beciri einen Bänderriss im Fuß zu. Der 22-jährige Hannes Iffert verblieb als einziger nomineller Kreisspieler. Im Derby gegen den Dessau-Roßlauer HV schied Jonas Ulshöfer mit einem Kreuzbandriss aus. Er wird 9 bis 12 Monate pausieren. Auf den 21-jährigen Martin Potisk ruht nun die gesamte Last der Spielregie. Für den rechten Rückraum steht ohnehin nur Kapitän Alexander Saul im Kader. Die personelle Situation ist arg angespannt. Der Verschleiß offensichtlich. „Wir müssen es endlich hinbekommen, dass nicht von Spiel zu Spiel neue Baustellen aufgemacht werden. Einmal gibt es Probleme auf einer bestimmten Position, dann im Spielfluss, ein anderes Mal in der Abwehr oder beim Torhüter“, erklärte Eisenachs Trainer Markus Murfuni am Dienstagvormittag stirnrunzelnd.  Das ständige Auf und Ab nervt den Coach. Für die drei bis zum Ende des Kalenderjahres anstehenden Punktspiele möchte er mit seinen Schützlingen 4 Punkte holen, um etwas ruhiger die Schwelle ins neue Jahr zu überschreiten. Die erste Gelegenheit bietet sich am Tag vor Heiligabend, Mittwoch, 23.12.2020, im Heimspiel gegen den TuS Ferndorf (Anwurf 19.30 Uhr).  Am zweiten Weihnachtsfeiertag, Samstag, 26.12.2020, kommt mit dem HSV Hamburg ein Aufstiegsanwärter in die Wartburgstadt, am 30. Dezember reist der ThSV Eisenach nach Dresden, zum HC Elbflorenz.  Alles Geisterspiele! Die riesige blau-weiße Fangemeinde wird mitfiebern, hofft, von ihren Lieblingen beschenkt zu werden.

Gastgeber wollen keine Wiederholung  

Das Heimspiel gegen den TuS Ferndorf ist das 3.ThSV-Zweitliga-Heimspiel vor leeren Rängen. Sicherlich wieder ein Vorteil für die Gäste. Aber selbst mit Zuschauern siegten die Kreuztaler um den ehemaligen Eisenacher Branimir Koloper nahezu exakt vor einem Jahr im Thüringer Handballtempel mit 30:26. Der TuS Ferndorf, gut in die Saison gestartet, kassierte zuletzt zwei Niederlagen. Gegen den HSV Hamburg hielt der TuS Ferndorf lange mit, führte zur Pause 14:11, unterlag am Ende 23:27. „Die Ferndorfer stehen nun wohl etwas unter Druck. Ähnlich wie wir! Das haben wir uns freilich selbst eingebrockt. Was zeichnet den TuS Ferndorf aus? In seinen Reihen stehen junge schnelle Spieler. Ein gut funktionierender Deckungs-Innenblock mit viel Erfahrung ist ein Markenzeichen. Mit Spielwitz und Freude wird der Angriff gestaltet. Eine hohe Identifikation der Spieler mit Verein und Region gehört zu einer Haupttugend! Wir haben vom letzten Jahr noch etwas gutzumachen, wollen uns in heimischer Umgebung nicht wieder so leicht bezwingen lassen wie in der Vorsaison“, erklärt Markus Murfuni mit Blick auf den Mittwochabend.

 

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Auch der TuS Ferndorf mit Personalsorgen

„Wir haben gegen jeden Gegner eine Chance. In dieser Liga kann nun mal jeder jeden schlagen“, ist sich Robert Andersson, der Trainer des TuS Ferndorf.  der Unberechenbarkeit dieser verrückten zweiten Liga bewusst. Bei der Aufgabe am späten Mittwochabend hofft der schwedische Coach auch wieder auf seinen langzeitverletzten Torhüter Lucas Puhl. Der Kapitän hat einige Trainingseinheiten mit dem Team absolviert, und brennt darauf, seinen Mannschaftskollegen wieder helfen zu können. Die verletzten Ruckraumspieler Jonas Faulenbach und Patrick Weber werden bis zum Jahresende nicht mehr auf dem Parkett eingreifen. Hier ruhen die Hoffnungen auf die Zeit nach der WM-Pause. „Ball laufen lassen und an die eigenen Stärken glauben“, so sieht Ferndorfer Coach die Aufgabe in Eisenach.  45 Minuten lang hatte sein Team am vergangenen Spieltag dem favorisierten HSV Hamburg einen tollen Fight geliefert, bevor die Spieler in der Schlussviertelstunde wohl Angst vor der eigenen Courage bekamen und noch unterlagen. „Ich komme mit dem TuS Ferndorf, um möglichst unsere beste Leistung abzuliefern. Ja, ich und wir alle im Team hoffen auf einen Sieg, eine Wiederholung des Vorjahrs. Wir werden auf uns, auf unsere Stärken schauen, Ob es reicht, werden wir zur Schluss-Sirene sehen“, ließ der Ex-Eisenacher Branimir Koloper wissen. Ein Schwenk zu seiner Eisenacher Zeit war dem inzwischen 35-jährigen Abwehrchef des TuS Ferndorf wichtig: „An die Werner-Aßmann-Halle habe ich ganz besondere Erinnerungen. Hier erlebte ich wunderschöne Jahre, mit tollen Fans, mit zweimaligen Aufstiegen in die 1. Handballbundesliga. Das waren faszinierende Jahre. Die Atmosphäre, die Stimmung auf den Rängen, ging mir immer unter die Haut. Überall in der Stadt wurde über Handball, wurde über uns gesprochen. Wir waren ein ganz wichtiger Bestandteil der Stadt Eisenach. Für mich ist es traurig, einen Tag vor Heiligabend, wenn wir zum Punktspiel gastieren, eine leere Werner-Aßmann-Halle zu sehen. Gern hätte ich wieder viele alte Freunde und Bekannte begrüßt.“

Unter sportdeutschland.tv wird das Spiel wie gewohnt übertragen. Die Fans aus beiden Lagern können mitfiebern.

Th. Levknecht

 

 

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