Kein Vorbeikommen am Eisenacher Deckungs-Innenblock

„Diesen Sieg widmen wir Frank Seidenzahl“, erklärte Eisenachs Manager Karsten Wöhler. Der ehemalige Präsident des ThSV Eisenach war drei Tage vor der Partie im Alter von 59 Jahren verstorben. Der allseits geschätzte Architekt, auch Architekt des Eisenacher Erstliga-Aufstieges 1997 und des Umbaus der Werner-Aßmann-Halle in kürzester Zeit von 1.400 auf 3.100 Plätze, hätte seine helle Freude an diesem Tag gehabt. Die in Trauerflor aufgelaufenen Wartburgstädter feierten mit einem 26:21 (14:10) über die TSG Ludwigshafen-Friesenheim ihren 5. Sieg in Serie, kletterten auf Tabellenplatz 4. punktgleich mit dem Dritten TV Hüttenberg (beide 12:4 Zähler).. In einer emotional ergreifenden Schweigeminute gedachten alle auf dem Parkett und die knapp 1.900 auf den Rängen des verstorben vpon 1995 bis 2003 an der Spitze des Traditionsvereines stehenden Frank Seidenzahl.

Helden von einst angetan über ihre Nachfolger
Äußerst angetan vom Auftritt der Schützlinge des jungen Eisenacher Trainers Christoph Jauernik zeigten sich die mit ganz herzlichem Beifall begrüßten Frieder Singwald, Wolfgang Eisenhardt und Horst Ehrhardt. Sie gehörten zu jener Mannschaft von Motor Eisenach, die am 12. Oktober 1958 den Titel des Deutschen Meisters im Feldhandball der DDR mit einem 13:11-Erfolg im Endspiel über den HC Empor Rostock eroberte. „Als es im Schlussgang noch einmal eng wurde, hatten wir die richtigen Antworten parat“, so die Helden von einst über ihre Nachfolger an diesem Tag. Der ThSV Eisenach hatte sie 58 Jahre nach dem Paukenschlag eingeladen.

ThSV-Außen Tomas Urban: Wir behielten unsere Linie konsequent bei
„Unsere richtig gute Abwehrarbeit im Zusammenspiel mit dem Torhüter war das entscheidende Plus“, betonte ThSV-Rechtsaußen Tomas Urban und verwies auf nur 21 kassierte Treffer gegen ein Topteam der Liga. „Aus der Abwehrt heraus starteten wir zu erfolgreich abgeschlossenen Gegenstößen. Wir behielten die Ruhe, spielten geduldig weiter, als die Gäste, begünstigt durch einige unserer Fehler, bis auf zwei Treffer verkürzten“, spielte der Tscheche auf die Schlussphase an. Beim 19:17 (51.) wackelte der Eisenacher Sieg. Doch der energisch powernde ThSV-Kapitän Daniel Luther markierte in doppelter Unterzahl (!!) den 20. Treffer. Wenige Augenblicke später riss Pascal Durak Eisenqachs wie stets zweikampfstarken Marcel Schliedermann um und fand sich per Zeitstrafe auf der Bank wieder. Der offensiven Abwehrarbeit der Gäste setzten die Eisenacher Ballstafetten zu beiden Außenposition – von Duje Miljak iniuttiert – entgegen. Tomas Urban und Adrian Wöhler machten mit ihren Treffern „den Deckel drauf“. Matthias Gerlich zeichnete sich mit seinem 10.Treffer für den Endstand verantwortlich.

TSG-Coach Ben Matschke: Mit 15 technischen Fehlern ist kein Spiel zu gewinnen.
Es war das Aufeinandertreffen zwischen selbstbewusst auftrumpfenden Wartburgstädtern und geradezu ängstlichen Eulen. „Wer 15 technische Fehler produziert, 9 in der ersten, 6 in der zweiten Halbzeit, kann kein Zweiligaspiel gewinnen“, konstatierte Ben Matschke. Sein Eisenacher Kollege hatte nur 5 technische Fehler auf seinem Zettel. „Wir waren über 60 Minuten einfach nicht gut genug, um was Zählbares mitzunehmen. Uns fehlte die nötige Frische in der Abwehr“, gestand der Friesenheimer Coach. .Erstaunt hatte er dem Spielprotokoll entnommen, dass Eisenachs Duje Miljak und Nicolai Hansen gänzlich ohne Torerfolg geblieben waren. Beide hinterließen einen bärenstarken Eindruck, vor allem jedoch im Deckungsblock der Eisenacher Abwehr. Kein Vorbeikommen für die Eulen, die bis zur 50. Minute gerade einmal 15 Bälle eingenetzt hatten. Alexander Feld, vor dem die Eisenacher im Vorfeld „gehörig Dampf hatten“, machte dieser ihnen bereits als Youngster zu seinen Zeiten in Düsseldorf arge Probleme, blieb ganz blass, vermochte nicht das Angriffsspiel seines Teams zulenken. Seine individuellen Qualitäten blitzen nur ganz wenig auf. Ben Matschke wollte für die Rubrik „Beste Spieler“ nun seinen Torhüter Kevin Klier benennen, der nach seiner Einwechslung in der 27. Minute 9 Bälle abwehrte. Vorbildlich, der mitgereiste Anhang, der seine Mannschaft über 60 Minuten lautstark unterstützte. An die Klasse seiner Fans reichten die Aktiven dieses Mal nicht heran.

Matthias Gerlich stillte seinen Torhunger
Christoph Jauernik, der junge Trainer des ThSV Eisenach, hatte sein Team bestens eingestellt, variierte personell und taktisch. „Eine überaus interessante Partie für die Zuschauer, nutzten beide Tewams die Veränderungen im Regelwerk für den 7. Feldspieler“, so Christoph Jauernik. Gegen die in einer 6:0-Abwehrformation beginnenden Gäste stillte Matthias Gerlich zunächst seinen Torhunger (9:3, 16.). An Eisenachs kompromissloser Abwehr im Zusammenspiel mit dem wieder gut aufgelegten Keeper Jan-Steffen Redwitz bissen sich die Gäste im gesamten Spielverlauf die Zähne aus. „Dieser Rückstand war natürlich eine Hypothek“, resümierte Ben Matschke. Die Umstellung von einer 6:0 auf eine 5:1-Deckung sorgte in den Friesenheimer Reihen für mehr Stabilität. Doch im Angriff gelang es den Gästen weiterhin nur selten, sich richtig klare Torchancen zu erspielen, trotz wechselnder Besetzung auf der Regieposition.

Nur ein Schönheitsfleck: Nicolai Hansen misslingt Siebenmeter-Debüt
„Mit der Umstellung auf eine 5:1-Abwehr erschwerte uns Friesenheim schon das Leben“, gestand Christoph Jauernik. Würfe aus ungünstigen Positionen blieben erfolglos. Doch der 18-jährige Jonas Richardt schmetterte zum 17:12 ein (39.). Nach dem Matthias Gerlich und Tomas Urban von der Siebenmeterlinie erfolglos waren, schnappte sich Nicolai Hansen das Leder. Doch sein Strafwurf-Debüt endete mit einer erfolgreichen Parade von Friesenheims Keeper Kevin Klier (41.). Doch das blieb nur ein Schönheitsfleck auf der Visitenkarte des dänischen Routiniers, der durch den Einsatz von Marcel Niemeyer kurze Verschnaufpausen bekam. Nach einer längeren Verschnaufpause im zweiten Abschnitt kehrte Matthias Gerlich im Schlussgang zurück, markierte drei Treffer, zwei per Strafwurf. Trotz des 5-Tore-Rückstandes fighteten die Gäste, verkürzten und waren nach zwei verwandelten Strafwürfen von Denni Djzic auf zwei Treffer heran (19:17, 51.). Mehr ließen die Eisenacher nicht zu, befolgten geradezu stoisch ihre vom Trainergespann Jauernik/Kuehr verordnete Linie. Mit Erfolg!

Statistik

ThSV Eisenach:
Redwitz (1.-56./ 9 Paraden – 19 Gegentore), Gorobtschuk (bei einem Siebenmeter, 56.-60./ 2 Paraden – 2 Gegentore); Iffert (1), Wöhler (6), Luther (2), Gerlich (10/3), Miljak, Schliedermann (2), Hansen, Urban (4), Richardt (1), Heinemann, Niemeyer

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TSG Ludwigshafen-Friesenheim:
Peribonio (1.-27./ 6 Paraden – 13 Gegentore), Klier (27.-60./ 9 Paraden – 13 Gegentore); Grimm (4/3), Dietrich (3), Hess (1), Feld (3), Falk, Durak, Djozic (3/2), Kirchenbauer, Weber (3), Dippe (2), Staninka, Schmidt (2)

Siebenmeter:
ThSV Eisenach 6/3 (Gerlich verwandelt 1 x gegen Peribonio und 2 x gegen Klier, scheitert 1 x an Peribonio; Hansen scheitert 1 x an Klier; Urban scheitert 1 x an Klier)

TSG Lu.-Friesenheim: 7/5 (Grimm verwandelt 2 x gegen Redwitz u. 1 x gegen Gorobtschuk, scheitert 2 x an Redwitz), Djozic verwandelt 2 x gegen Redwitz)

Zeitstrafen:
ThSV Eisenach: 7 x 2 Min. (Miljak u. Hansen je 2 x 2 Min., Wöhler, Luther, Schliedermann
je 2 Min.)

TSG Lu.Friesenheim: 5 x 2 Min. (Grimm, Falk, Durak, Dippe, Staninka je 2 Min.)

Schiedsrichter: Arndt/ Kobilke

Zuschauer: 1.876

Spielfilm: 3:2 (10.), 9:3 (16.), 10:7 (20.), 14:10 (30.), 17:12 (39.), 18:15 (49.), 19:17 (51.), 22:20 (56.), 24:20 (58.), 26:21 (60.)

Beste Spieler:
ThSV Eisenach: Wöhler, Urban
TSG Lu.-Friesenheim: Klier

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