Keine Fortune im Schlussspurt

Dieses Mal war der so famose Schlussspurt des ThSV Eisenach nicht von Erfolg gekrönt. Im Spitzenspiel des 34. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer unterlag der ThSV Eisenach beim bereits als Aufsteiger in die 1. Handballbundesliga der Männer feststehenden Bergischen HC mit 25:28 (11:12). Ein Hoffnungsschimmer im Lager der Wartburgstädter: Der langzeitverletzte Tomas Sklenak kehrte zumindest schon einmal während der Erwärmungsphase auf das Parkett zurück. Das Comeback ist freilich noch nicht zu terminisieren.

Beide Teams präsentierten den 2000 Zuschauern in der Wuppertaler Unihalle einen hochklassigen und packenden Fight auf Augenhöhe. Die körperlich sehr präsenten Gastgeber schienen im Schlussgang die durchschlagskräftigeren Argumente zu haben, zogen vom 24:22 (53.) auf 26:22 (55.) davon. Österreichs Nationalspieler Victor Szilagyi ließ da seine ganze Klasse aufblitzen. Doch dann setzten die Eisenacher einmal mehr zu einem fulminanten Schlussspurt an, eroberten sich das Leder und schlossen konsequent durch Daniel Luther, Nicolai Hansen und wenig später sogar in Unterzahl durch Nick Heinemann zum Anschlusstreffer ab (26:25, 58.).

«Wir wussten um unsere Chance im Schlussspurt», betonte der im zweiten Abschnitt regelrecht explodierende Eisenacher Rückraumspieler Daniel Luther (insgesamt sieben Treffer). Doch der Schlussspurt, lautstark durch etwa 70 mitgereiste Fans unterstützt, blieb ohne Fortune. Den Tempogegenstoß zum möglichen Ausgleichstreffer stoppten die Referees Nils Blümel/Jörg Loppaschewski, zum großen Ärgernis der Eisenacher, für die Behandlung eines BHC-Spielers (58.).

Die Spielleiter hatten mit zwei roten Karten bereits im ersten Abschnitt für Unverständnis in beiden Lagern gesorgt, schickten sie mit Ex-Nationalspieler Michael Hegemann (BHC, 20.) und Eisenachs Abwehrspezialisten Branimir Koloper (28.) wichtige Akteure vorzeitig zum Duschen.

Der ThSV Eisenach versuchte im zweiten Anlauf den Ausgleichstreffer. Hannes Jon Jonsson löste die Ballstafette zum in den gegnerischen Kreis fliegenden Girts Lilienfelds aus, doch Torhüter Mario Huhnstock parierte das Leder (59.). Der Kempa-Versuch zum greifbaren Ausgleich und möglichen Punkt war nicht gelungen. Hannes Jon Jonsson, Eisenachs dirigierende, selbst torgefährliche und viel kommunizierende Schaltzentrale im Angriff, ärgerte sich mächtig. Zu gern hätte er seine Mannen zum Punktgewinn geführt. «Letztlich haben wir die big points nicht gesetzt. Der Bergische HC lieferte trotz der Aufstiegsfeierlichkeiten den Nachweis seiner spielerischen Klasse und steht zu Recht in der Tabelle ganz oben», erklärte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson.

Rückraum-As Victor Szilagyi klärte mit seinem Treffer zum 27:25 (60.) die Frage nach der Punktevergabe. In Alexander Oelze hatte der Bergische HC zudem einen sicherer Werfer von der Siebennmeterlinie: sieben Würfe, sieben Treffer. «Meine Mannschaft hat sich, obwohl wir aufgrund der Festlichkeiten viel improvisieren mussten, auf das Spiel focusiert. Das verdient ein dickes Lob. Das macht mich stolz», bilanzierte Sebastian Hinze, der junge Coach des Bergischen HC. Am gestrigen Sonntag stand dann die Aufstiegsfeier auf dem Wuppertaler Rathausvorplatz an.
Ähnliches hat der ThSV Eisenach im Auge. Vor zwei Jahren, nach der Qualifikation für die eingleisige 2. Handballbundesliga, wurde an der Seite vom ehemaligen Eisenacher Oberbürgermeister Matthias Doht hoch über den Dächern, auf der Kuppel des Stadtschlosses, schon einmal geprobt. «Wir haben alles selbst in der Hand. Wir sind in der Lage, das große Ziel auch zu erreichen», betonte Daniel Luther, gebürtiger Eisenacher, seit 1998 im Verein und hier zum Bundesligaspieler gereift. Der weiterhin auf Tabellenplatz 3 rangierenden ThSV Eisenach hat auf den hartnäckigsten Mitkonkurrenten um diesen so begehrten Platz, die am Wochenende spielfreie SG Bietigheim, nun ein Plus von drei Zählern, bei noch vier ausstehenden Punktspielen. Am Samstag, 18.05.2013 empfängt der ThSV Eisenach im vorletzten Heimspiel der Saison den im Aufwind befindlichen VfL Bad Schwartau (Anwurf um 19.30 Uhr). Der Ticketverkauf ist bereits in vollem Gange. Der ThSV Eisenach rechnet erneut mit einer großen Zuschauerkulisse und empfiehlt den Vorverkauf zu nutzen.

Beide Teams bis zur Halbzeitpause dezimiert
Die Eisenacher setzten auf ihre zuletzt erfolgreiche Formation, ihren Angriffs- und Deckungswechsel. Die Hausherren wucherten mit ihrer körperlichen Robustheit. Die Eisenacher versteckten sich nicht, setzten zunächst auf technische Feinheiten, wie einen Kempa-Treffer zum 2:2, als Hannes Jon Jonsson den in den Kreis fliegenden Daniel Luther bediente (3.). Allerdings unterliefen ihnen, so hatten es zumindest die Spielleiter gesehen, eine Vielzahl von Technik- und Regelfehlern. In der Auftaktviertelstunde ging es insgesamt sehr torreich zu, fünfzehn Treffer zum 8:7. BHC-Coach Sebastian Hinze schien unzufrieden, wechselte durch, brachte «König» Viktor Szilagyi, allerdings nur im Angriff. Diese initiierte Ballstafetten zum Kreis, die die Thüringer nur auf Kosten von Strafwürfen stoppen konnten. Alexander Oelze versenkte zum 9:7 (18.). «Ein Vorteil der Hausherren, sie waren von allen Positionen torgefährlich», führte Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson als einen Unterschied an.

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Der Bergische HC ließ sich trotz der Festivitäten nicht hängen. Der ThSV Eisenach fightete mit Herzblut. Eryk Kaluzinski löste den bis dahin glücklosen Daniel Luther ab. ThSV-Keeper Radek Musil kaufte gleich zwei Mal dem frei vor ihm auftauchenden Richard Wöss das Leder ab (18./20.). Dann zückten die Unparteiischen nach einer Hegemann-Attacke gegen Nick Heinemann für den inzwischen 36-jährigen ehemaligen Nationalspieler die rote Karte. Doch die Hausherren trafen auch in Unterzahl durch Jan Artmann vom Kreis zum 10:8 (22.). Der erneut in Abwehr und Angriff rackernde Nicolai Hansen und mit einem für ihn typischen Solo Hannes Jon Jonsson glichen zum 10:10 aus (23.). Einen Zweikampf zwischen Eisenachs Abwehrspezialisten Branimir Koloper und Arnor Gunnarsson stuften die Spielleiter als «Rot würdig». Für Branimir Koloper war die Partie beendet. Alexander Oelze versenkte den verhängten Siebenmeter gegen Radek Musil zum 12:11. Sekunden vor der Halbzeitsirene landete ein Luther-Ball am Holz, jagte Alexander Schiffner den Abpraller am langen Pfosten vorbei.

Die «Bergischen Löwen» wankten im eigenen «Löwenkäfig»
Im zweiten Abschnitt übernahm Routinier Eryk Kaluzinski die Abwehraufgaben vom in die Zuschauerrolle verbannten Branimir Koloper. Im Vorwärtsgang setzte Daniel Luther aus dem linken Rückraum die Akzente. «Unser Konzept, Eisenachs Hannes Jon Jonsson in Zweikämpfen aufreiben zu lassen, ging im zweiten Abschnitt besser auf», bilanzierte Sebastian Hinze, der Coach des Bergischen HC. Die Eisenacher ließen sich zu unvorbereiteten und erfolglosen Torwürfen hinreißen. Hannes Jon Jonsson hatte zudem bei einem am Holz landenden Siebenmeter nicht das Glück auf seiner Seite (37.). Alexander Oelze zeigte sich kurz darauf kaltblütiger, verwandelte gegen Eisenachs eingewechselten Keeper Stanislaw Gorobtschuk von der Siebenmeterlinie zum 17:13 (38.). Dann, nach Regelwidrigkeit an Eisenachs schnellen Girts Lilienfelds, erneut Strafwurf für die Thüringer, den Nick Heinemann sicher verwandelte (17:14, 39.). Das Signal für einen Zwischenspurt der Wartburgstädter. Nach Ballgewinnern ließ sich Daniel Luther die Chancen zum 18:18-Ausgleich nicht entgehen (44.). Dann misslang Eisenach ein Zuspielversuch zur Kreismitte, die Gastgeber nutzten die Konterchance zum 19:18 (45.). In der Besetzung mit Viktir Szilagyi auf der Regieposition, Kristian Nippes im rechten und Alexander Oelze im linken
Rückraum ging der künftige Erstbundesligist in die letzte Viertelstunde. Viktor Szilagyi fand mit seinen bekannten Schlagwürfen das Ziel (22:20, 50.). Doch die Eisenacher ließen sich nicht abschütteln. Hannes Jon Jonsson, Girts Lilienfelds und Duje Miljak hielten mit ihren Treffern ihre Farben auf Tuchfühlung (24:22, 52.). Victor Szilagyi initiierte die Angriffszüge zum 26:22 (55.), während die Eisenacher gute Chancen ausließen. Doch erneut zeigten die Thüringer, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Ein kraftvolles Luther-Solo, ein Hansen-Treffer im Fallen vom Kreis und ein urplötzlich von Rechtsaußen abziehender Nick Heinemann bedeuteten den Anschlusstreffer (26:25, 58.). Die «Bergischen Löwen» wankten im eigenen «Löwenkäfig». Zunächst kam ihnen ein Schiedsrichterpfiff zur Hilfe, dann führte ein Kempa-Versuch der Eisenacher nicht zum von ihnen erhofften krönenden Abschluss….

Statistik

Bergischer HC: Stochl, Huhnstock; Bohnert, Hoße, Vitek, Hegemann (1), Gunnarsson (1), Nippes (5), Oelze (10/7), Artmann (3), Wöss (2), Weiß (1), Szilagyi (3), Berggren (1)

ThSV Eisenach: Musil, Gorobtschuk; Trauvetter, Wöhler, Jonsson (8/2), Luther (7), Miljak (1) Kaluzinski, Hansen (4), Singwald, Schiffner (1), Heinemann (2(1), Lilienfelds (2), Koloper

Siebenmeter: Bergischer HC 7/7- ThSV Eisenach 4/3

Zeitstrafen: Bergischer HC 2 x 2 Min., Rot für Hegemann nach Foulspiel (20.) – ThSV Eisenach 3 x 2 Min,. Rot für Koloper nach Foulspiel (29.).

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