Keine Selbstzufriedenheit! Auf uns wartet eine knallharte Rückrunde!

Auszeit mit Rene Witte, Geschäftsführer und Manager des ThSV Eisenach

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, am Donnerstag, 26.12.2019 treffen um 18.00 Uhr in der Werner-Aßmann-Halle mit dem ThSV Eisenach und dem HC Elbflorenz zwei der Enttäuschten des letzten Spieltages der Hinrunde aufeinander. Die Wartburgstädter unterlagen am Samstag vor nahezu 2.200 Zuschauern im Thüringer Handballtempel dem TuS Ferndorf mit 26:30 (12:16), der HC Elbflorenz zog im Kellerduell bei der HSG Konstanz mit 24:29 den Kürzeren. Beide Teams wollen sich am Donnerstagabend mit einem positiven Resultat in die Punktspielpause bis Anfang Februar verabschieden.

Bereits vor den Spielen am vergangenen Wochenende sprachen wir mit Rene Witte, Geschäftsführer und Manager des ThSV Eisenach:
Das Kalenderjahr 2019 neigt sich dem Ende. Wie fällt Ihre Bilanz als Geschäftsführer und Manager des ThSV Eisenach aus?
Der Abstieg in die 3. Liga nach der Saison 2018/2019 stürzte den ThSV Eisenach in eine Krise. Doch wir erholten uns, rappelten uns auf, wurden in der 3. Liga souveräner Staffelsieger und schafften in der anschließenden Aufstiegsrunde im ersten Anlauf gegen die HSG Konstanz in souveräner Manier den Wiederaufstieg in die 2. Handballbundesliga. Das war ein Meilenstein, sportlich und wirtschaftlich, damit unser Verein überlebt. Mit der ersten Halbserie in der 2. Handballbundesliga bin ich insgesamt sehr zufrieden. Mit unseren Neuzugängen haben wir im Sommer eine frische Mannschaft formiert, jung und mit unbekannten Gesichtern. Es ist uns gelungen, wieder eine Heimmacht zu werden. Wir haben dafür gesorgt, dass über unseren Verein nicht nur in unserer Stadt und unserer Region, sondern in ganz Thüringen und darüber hinaus positiv gesprochen und berichtet wurde. Die Zuschauerzahlen zu unseren Heimspielen sind ein Beleg dafür.

Welche Projekte wurden angeschoben, welche haben Sie im neuen Jahr im Visier?
Wir haben den ThSV Eisenach als Marke aufgefrischt, gar neu entdeckt. Mit Kampagnen und Slogan („Wir sind der blauste Club der Welt“), mit einem neuen Logo, das im Grund dem alten ähnelt, aber wichtige Details heraushebt, wie den Stadtnamen Eisenach. Wir haben für unsere Fans und Anhänger das Angebot im Fanshop deutlich erhöht. Auf diesem Sektor herrschte zuvor Stillstand, es gab überwiegend nur zwei oder drei Jahre alte Fanartikel. Heute bieten wir weit über 60 Fanartikel an. Da ist für jeden mit blau-weißem Herzen was dabei. Wir freuen uns, dass der online-Shop und der Fanartikelverkauf so gut angenommen wird. Ähnlich verhält es sich mit den Spielertrikots, wobei wir ein großes Risiko gegangen sind. Mit dem SC Magdeburg und der HSG Wetzlar sind wir der einzige Verein aus den beiden Bundesligen, der zu jedem Spiel ein neues Trikot präsentiert, im Anschluss die Trikots von den Fans erworben werden können. Hierzu ist es uns gelungen, für diesen Weg jeweils einen „Sponsor oft he Day“ zu gewinnen, sowie Fans für den Kauf dieser Trikots zu begeistern. Es gibt sogar Wartelisten.
Im neuen Jahr wollen wir den „Schools Day“ ausbauen und zu einer besonderen Marke entwickeln. Wir sprechen damit über 120 Schulen in der ganzen Region an, auch im benachbarten Hessen. Wir werben für unsere schöne Sportart, erschließen zudem neue Publikumskreise.
Nicht zu vergessen, der ThSV Eisenach, 1990 aus der Sektion Handball der BSG Motor Eisenach hervorgegangen, feiert im nächsten Jahr sein 30. Gründungsjubiläum. Mit einer „Blau-Weißen Nacht“ Anfang Juni (der exakte Termin wird gerade abgestimmt) wollen wir dieses geschichtsträchtige Datum feiern. Dafür sind jede Menge Organisation und Anstrengungen erforderlich. Das wird ein Kraftakt.
Ein Punkt auf der Agenda für das Jahr 2020, die Intensivierung vorhandener Sponsoren und die Erweiterung unseres Sponsoren- und Partnerpools, um die wirtschaftlichen Gegebenheiten stemmen zu können.

Was empfanden Sie als gelungen, woran muss noch gefeilt werden?
Wir unternehmen alle Anstrengungen, um den Service rund um unsere Heimspiele voran zu bringen, um unsere Fans und alle Besucher zufrieden zu stellen. Wir wissen, das gelingt uns nicht immer in allen Bereichen. Steigenden Zuspruch erfreut sich der online-Ticketverkauf. Die Vorzüge haben sich herumgesprochen. Unsere ehrenamtlichen Helfer leisten unfassbar vieles. Ohne sie ist ein Heimspieltag organisatorisch nicht abzusichern. Ihnen gebührt unser großer Dank. Wir hatten sie gerade als kleines Dankeschön zu einer stimmungsvollen Weihnachtsfeier eingeladen. Wir müssen versuchen, uns im Jahr 2020 breiter aufzustellen. Die Aufgaben werden nicht weniger, sondern mehr.

Wie sehen Sie die Entwicklung des im Sommer neuformierten Teams?
Wir vollzogen im Sommer einen größeren Umbruch. Sieben externe Zugänge galt es zu integrieren. Aus wirtschaftlichen Gegebenheiten waren keine großen Namen dabei. Ziel war es, eine junge zukunftsträchtige Mannschaft aufzubauen, die alles für unseren Verein tut. Das ist uns gelungen. Mit dem Erreichten können wir als Aufsteiger mehr als zufrieden sein. Selbstzufriedenheit darf jedoch nicht einziehen! Vor uns steht eine lange sehr schwere Rückrunde. Ich erwarte, dass wir unsere Heimstärke fortführen und ausbauen, aber auch an der Behebung unserer Auswärtsschwäche arbeiten, geschlossener und mit unbedingtem Siegeswillen auch in fremden Hallen auftreten. Das dürfen wir von unseren Spielern erwarten.
Wir haben mit Markus Krauthoff-Murfuni als Co-Trainer und Nachwuchskoordinator eine wichtige Position besetzt. Er nimmt unseren Cheftrainer Sead Hasanefendic viel Arbeit ab, hat zugleich neuen Schwung in unsern Jugendbereich gebracht. Im Nachwuchssektor haben wir in den letzten Jahren Federn gelassen. Die engagierten Vorstandsmitglieder Roberto Trautmann, Alexander Nöthe, Dorothee Schwertfeger, Till Bitterlich und Enrico Bock sorgen dafür, dass wir uns in Sachen Nachwuchs und Talente wieder auf einem guten Weg befinden. Alle arbeiten gut zusammen. Einiges wurde schon erreicht. Ob es schon reicht, um das beantragte Jugendzertifikat der HBL zu erhalten, werden wir sehen. Ich hoffe es für uns alle.

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Leistungshandball ist nicht ohne das entsprechende wirtschaftliche Fundament möglich. Wie sieht es da beim ThSV Eisenach aus?
Jeder weiß, wir sind nicht auf Rosen gebettet, nicht im Jahr 2019 und sicher auch im Jahr 2020 nicht. Wir haben nach dem Abstieg aus der Saison 2018/2019 einen mittleren sechsstelligen Minusbetrag übernommen, den wir unter größten Kraftanstrengungen unter Mithilfe vieler Sponsoren sowie mit dem Einsatz unseres Präsidenten Shpetim Alaj und unseres Vizepräsidenten Peter Krauß abbauen konnten. Im Jahr 2020 sind gewaltige Kraftanstrengungen erforderlich, um in der 2. Handballbundesliga wirtschaftlich mithalten zu können. Investitionen in den Kader oder in die Infrastruktur, das werden wir mehr als einmal überlegen. Schnellschüsse wird es nicht geben.

Was die sportliche Bilanz nach 16 Spieltagen betrifft, da dürften Sie doch zufrieden sein?
Wie bereits erwähnt, mit der Punkteausbeute und der Platzierung nach 16 Spieltagen können wir sehr zufrieden sein. Mit der gleichen Konzentration müssen wir die Rückrunde bestreiten. Ziel muss es sein, die Auswärtsschwäche abzulegen. Mit dem heutigen Spiel gegen den HC Elbflorenz haben wir in der Rückrunde nur 7 Heimspiele, demzufolge 10 Auswärtsspiele. Auf uns wartet eine knallharte Rückrunde.

Gegen den HC Elbflorenz am 2. Weihnachtsfeiertag hat der ThSV Eisenach noch eine Rechnung offen…?
Am 1. Spieltag haben wir in Dresden nach einer 13:11-Halbzeitführung 26:28 verloren. Ein oder gar zwei Pluspunkte waren durchaus möglich. Eine riesige Fanschar hatte uns begleitet, das Team fantastisch unterstützt. Auch für diese ist Wiedergutmachung angesagt. Ein Sieg wäre für uns alle, Mannschaft, Fans, Sponsoren und Partner ein schöner Jahresausklang

Welche Endplatzierung schwebt Ihnen vor?
Unser vorrangigstes Ziel, den Klassenerhalt, werden wir erreichen. Ich weiß, unsere Mannschaft wird alles dafür tun, so lange wie möglich im ersten Drittel der Tabelle zu bleiben. Das wäre für uns als Aufsteiger unfassbar gut.

Und da wäre natürlich noch die Frage nach der neuen Spielstätte, um konkurrenzfähig zu bleiben?
Das Land Thüringen hat vor über 5 Jahren eine Fördersumme in Höhe von 9,4 Millionen Euro bereitgestellt, diese noch einmal um ein Jahr verlängert. Im Förderbescheid steht klipp und klar, dass es sich um eine Förderung für eine erstbundesligataugliche Handball-Arena in Eisenach handelt. Das noch einmal zur Klarstellung. Ich kann nur an alle Verantwortungsträger und Abgeordnete auf kommunaler Ebene appellieren, jetzt endlich eine gemeinsame Lösung zu finden, damit diese Arena in Eisenach so schnell wie möglich entsteht, Baubeginn am liebsten 2021. Uns helfen keine Sonntagsreden! Wir als ThSV Eisenach werden im neuen Jahr keine Ruhe geben, Info-Veranstaltungen organisieren, Mitstreiter mit ins Boot nehmen. Ja auch, um den öffentlichen Druck zu erhöhen. Für das wirtschaftliche Überleben brauchen wir die Arena. Schnell! Es ist eigentlich schon viel zu viel Zeit verstrichen…!

Th. Levknecht

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