Knisternde Spannung vor Wiederbelebung eines alten Derbys

Der ThSV Eisenach hatte bereits im Vorfeld der Saison seine Freude auf die Wiederbelebung alter Derbys in der neuen eingleisigen 2. Handballbundesliga kundgetan. Am Samstag, 22.10.2010 feiert in der traditionsreichen Leipziger Ernst-Grube-Halle (Universitätsgelände, Jahnallee 59) ein solches Derby sein Comeback, wenn der SC DHFK Leipzig auf den ThSV Eisenach trifft (Anwurf: 19.00 Uhr).
Letztmalig trafen die Eisenacher Handballer in der Saison 1974/75 um Punkte auf den SC DHfK Leipzig, Unter dem Namen Motor Eisenach (u. a. mit dem damals 25-jährigen Rainer Osmann und Linkshänder Lutz Sinke) siegten sie im Punktspiel der 1. Liga der DDR in der ganz kleinen heimischen Jahnsporthalle mit 19:16. Obwohl der SC DHfK Leipzig im Jahr 1966 mit einem 16:14-Finalerfolg über Honved Budapest den Europapokal der Landesmeister in die sächsische Metropole holte, beschloss die DDR-Sportführung Mitte der 70er Jahre das Aus für den Leistungshandball beim SC DHfK Leipzig. Alle (staatliche) Handballkraft in der Messestadt wurde auf den SC Leipzig vereinigt.
In den letzten Jahren hauchten Handballenthusiasten dem Spiel mit dem kleinen runden Leder beim SC DHfK Leipzig neues Leben ein. Zuletzt ging es ganz rasant nach oben, in Einjahres-Scheiben von der Oberliga bis in die 2. Bundesliga. Prominente Unterstützer (Stefan Kretzschmar) und potentielle Geldgeber konnten gewonnen werden. Das finanzielle Aus vom benachbarten Zweitbundesligisten Concordia Delitzsch ließ den SC DHfK Leipzig zum «Auffangbecken» für dessen Spieler werden. Mit Uwe Jungandreas hat inzwischen auch jener Mann auf der DHfK-Trainerbank Platz genommen, der durch eine atemberaubende Rückrunde Concordia Delitzsch in der Saison 2009/2010 bis auf Tabellenplatz 5 der 2.Liga Süd führte. Ein Großteil dieses Kaders trägt nun das Trikot des SC DHfK Leipzig. Auch der Ex-Eisenacher Till Riehn, nach dem Aus in Delitzsch mit einjährigem Intermezzo bei Regionalligist TG Münden, gehört dazu. Mit Philipp Seitle, bekannt und gefürchtet mit seinen Schlagwürfen, steht ein weiterer ehemaliger Eisenacher (und Ex-Delitzscher) im Aufgebot der Sachsen.

Viel Respekt voreinander
«Ein qualitativ und quantitativ bestens besetzter Kader», erklärte Eisenachs Marketing-Geschäftsführer Karsten Wöhler mit Blick auf den sonnabendlichen Kontrahenten. Eisenachs Trainer unterlegte das mit Namen. «Der Leipziger Rückraum mit Philipp Seitle und Till Riehn im Wechsel auf der Regieposition sowie Eric Jacobs und Steve Baumgärtel im linken und rechten Rückraum verfügt über enorme Torgefährlichkeit. Im Konzept der Leipziger spielen beide Außen zudem eine große Rolle», erklärte Adalsteinn Eyjolfsson. Der Torjäger der Liga ist mit Rene Boese (55 Treffer) der Rechtsaußen des SC DHfK Leipzig! Die Linksaußenposition ist durch Ulrich Streitenberger, die Kreismitteposition durch Thomas Oehlrich ebenfalls mit zweitbundesligaerfahrenen Akteuren besetzt. «Aus einer sehr variablen bissigen Abwehr startet Leipzig insbesondere über die rechte Seite zu blitzschnellen Tempogegenstößen», weiß ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfsson. «Wir müssen unsere Angriffe mit platzierten Würfen abschließen. Wichtig wird unser Rückzugsverhalten sein», betont der Eisenacher Trainer. Er wird vermutlich sein stärkstes Aufgebot zur Stelle haben. Auf welches Abwehrsystem der Isländer setzt, darauf wollte er (verständlicherweise) vorab nicht eingehen.

Wie Uwe Jungandreas, der Coach des SC DHfK Leipzig, mitteilte, steht hinter den Einsätzen von Ulrich Streitenberger (Aduktorenverletzung) und Thomas Oehlrich (erkrankt ) noch ein Fragezeichen. Der erfahrene und erfolgreiche Handball-Lehrer, am vergangenen Wochenende Augenzeuge beim Eisenacher Heimspiel gegen Korschenbroich, spricht mit großem Respekt von den Wartburgstädtern. «Durch die Verpflichtung der Kroaten Duje Miljal und Baranimir Koloper hat die Mannschaft an Substanz und körperlicher Präsenz gewonnen. Beide Außen präsentieren sich in blendender Verfassung, sodass der ThSV Eisenach ganz schwer ausrechenbar ist», betonte Uwe Jungandreas. Mit Blick auf die Liga führt er an, «langsam haben sich alle mit der neuen Spielklasse angefreundet. Es ist enorm wichtig, seine Heimspiele zu gewinnen. Unser Ziel deshalb klar, ein Doppelpunktgewinn am Samstag».
Der SC DHfK Leipzig verzeichnete zuletzt zwei Niederlagen, ein überaus klare in heimischer Halle gegen GWD Minden und eine hauchdünne (30:31) bei Post Schwerin .Der ThSV Eisenach verbuchte zuletzt zwei Siege, auswärts in Nordhorn (30:26) und zuhause über den TV Korschenbroich (30:27). Die Wartburgstädter kletterten mit 6:6-Punkten auf Tabellenplatz 9. Sie können am Samstag in der 1900 Zuschauer fassenden Leipziger Ernst-Grube-Halle auf die Unterstützung vieler mitreisender Eisenachs Fans bauen. Ein vollbesetzter Fanbus rollt um 15.00 Uhr vom Parkplatz Katzenaue. Für individuell anreisende ThSV-Anhänger liegen 150 reservierte Tickets an der Tageskasse der 1900 Zuschauer fassenden Ernst-Grube-Halle. Eine rechtzeitige Anreise wird dringendst empfohlen.