Mit Derbysieg an die Tabellenspitze
ThSV Eisenach II bezwingt die HSG Werratal mit 31:28 (18:10) / Zwei schwere Verletzungen und verbale Scharmützel als unschöne Begleitumstände
Ein schönes Handballspiel war es nicht, dieses Derby vor über 400 Zuschauern zwischen dem ThSV Eisenach II und der HSG Werratal. Ein 31:28 (18:10) -Sieg lässt den ThSV Eisenach II die Tabellenführung übernehmen. „Wir haben von der ersten bis zur letzten Sekunde die Partie klar dominiert, sämtliche Ausfälle bestens kompensiert. Jeder hat auch für ihn neue Aufgaben ausgezeichnet erledigt“, bilanzierte Spielertrainer Qendrim Alaj. Für den verletzten, aber auf der Bank platznehmenden Christian Trabert, überzeugte Torhüter Aron Büchner mit 17 abgewehrten Bällen, was einer Gesamtfangquote von 38 Prozent entsprach. Der 21-jährige Keeper parierte auch beide den Gästen zuerkannte Siebenmeter. „Derbysiege sind natürlich was Besonderes. Besonders im ersten Abschnitt hat mich die Abwehr vor mir sehr gut unterstützt. Der Torhüter ist Teil der Mannschaft. Ich freue mich, meinen Teil zum Sieg beigetragen zu haben“, erklärte Aron Büchner. Einen ersten Kurzeinsatz im Männerbereich gab der gerade das 17. Lebensjahr vollendende Rückraumspieler Yann Schiertz. „Kompliment und Danke an unsere Fans, die uns lautstark unterstützt haben“, wollte Qendrim Alaj vermerkt wissen. Sein Vater, ThSV-Präsident Shpetim Alaj, hatte zur Eröffnung des ThSV-Store in Eisenachs Innenstadt (Karlstraße 1/Marktgasse) am Nachmittag einen finanziellen Zuschuss zu einem Mannschaftsessen bei einem Sieg über die HSG Werratal versprochen. Die Zusage wurde natürlich eingehalten.
Überschattet wurde die Partie von zwei schweren Verletzungen aus dem Lager der HSG Werratal. Torhüter Max Schmidt-Röh zog sich bei einer Parade in der 24. Minute eine schwere Knieverletzung zu. Auf der Krankenliege wurde er vom Parkett gefahren und ins nahe gelegene St. Georg-Klinikum eingeliefert. Nur wenig später stürzte Janko Pesic unglücklich (28.). Gestützt auf Tom Winner (HSG Werratal) und Conrad Ruppert (ThSV II) verließ er das Parkett. Auch er musste ins Klinikum. Der ThSV Eisenach übermittelt beiden verletzten Spielern beste Genesungswünsche! Nicht verschwiegen werden soll, weder für die Vorschau noch für ein Statement nach der Partie, war Werratal-Trainer Adrian Wendlandt für uns bereit.
„Wir haben nur einen kleinen Kader, wenn dann während eines Spiels noch drei Akteure ausfallen, ist solch eine Aufgabe kaum lösbar“, erklärte Werratals Linksaußen Sascha Kleint. Neben den beiden verletzungsbedingten Ausfällen war für Marko Oluic die Partie nach nicht einmal 27 Minuten beendet. Nach grobem Foulspiel (Gesichtstreffer) an Julius Brenner zeigten die Referees Marco Beyer und Stefan Scholz dem Regisseur der Gäste folgerichtig die rote Karte. Ein lautstark pöbelnder Fan aus dem eigenen Lager brachte Werratal-Trainer Adrian Wendlandt auf die Palme. Er schritt vor den Werrataler-Block und forderte diesen auf, die Halle zu verlassen. Begleitet von ThSV-Ordnern verließ der pöbelnde Gästefan die Sportstätte. Verbale Attacken auf der gut gefüllten Haupttribüne, manch unnötige Wortgefechte auf dem Parkett und auf den Trainerbanken, bildeten unschöne Begleitumstände. „Wir als Spieler haben uns auch zu viel mit anderen Dingen beschäftigt, zu wenig den Focus auf Handball gelegt“, übte Sascha Kleint Selbstkritik. Der 39-Jährige war vor einigen Jahren für den ThSV Eisenach II und sogar als dessen Kapitän am Ball. „Wir hatten mehr die Gegenspieler, die Schiedsrichter und das Geschehen auf Tribüne im Blick, als uns auf das gemeinsame Handballspielen zu konzentrieren“, erklärte auch Werratals Kapitän Tom Winner.
ThSV-Keeper Aron Büchner trifft gleich doppelt ins Gästegehäuse
Handball wurde auch gespielt. Ehe die Gäste aus dem Sportzentrum Breitungen wach waren, führte der ThSV Eisenach II, mit Ardit Ukaj auf Links- und Armend Alaj auf Rechtsaußen, Ole Gastrock-Mey, Qendrim Alaj und Julius Brenner im Rückraum, und Conrad Ruppert am Kreis beginnend, bereits 5:0 (6.). Zwei dieser fünf Treffer markierte ThSV-Torhüter Aron Büchner. Zwei abgewehrte Bälle zirkelte er aus dem eigenen Kreis ins verwaiste Gästegehäuse. Das Angriffsspiel der Gastgeber, von Qendrim Alaj dirigiert, lief hochtourig. Der Spielertrainer, eigentlich sicherer Siebenmeter-Werfer, brachte beide seinem Team zuerkannte Siebenmeter nicht an Lars Kremmer vorbei. Der Schlussmann gehörte zu den 5 Ex-Eisenachern im 13er Kader der HSG Werratal. Mit insgesamt 12 abgewehrten Bällen stand der mittlerweile 26-Jährige in der Statistik. Eisenachs Angriffsspiel lief hochtourig und präzise. Mannschaftsbetreuer Jan Gesell hatte im ersten Abschnitt nur drei Technik- und Regelfehler notiert. Ole Gastrock-Mey und Ardit Ukaj netzten zum 8:3 ein (15.). Auch mit einer offensiveren Deckung vermochten die Gäste nicht den Angriffsfluss der Hausherren zu stoppen. Armend Alaj (von Rechtsaußen) und Julius Brenner (per Gegenstoß) erhöhten auf 12:5 (19.). „Wir hielten uns nicht an unser Konzept, fanden keinen Spielfluss“, rekapitulierte Kreisläufer Tom Winner, mit 8 Treffern erfolgreichster Werfer des Abends. Er wurde immer wieder von Marko Oluic gesucht, solange dieser auf der Platte stand, Um das eigene Angriffsspiel zu schärfen betrauten die Gäste Tizian Reum mit der Aufgabe des Spielgestalters. Dem hochtalentierten Rückraumspieler stand vor einigen Jahren die Bundesligatür beim ThSV Eisenach offen, doch er durchschritt sie nicht. Mehr Struktur und Torgefährlichkeit brachten seine Einwechslung nicht. Der eingewechselte Mac Schlotzhauer verwertete ein Anspiel zum Kreis gleich zum 15:8 (26.). Nach den Unterbrechungen aufgrund der Verletzungen und der roten Karte versenkte Ardit Ukaj zum 17:10 (30.). Freiwurf in der eigenen Hälfte für den ThSV Eisenach II kurz vor der Halbzeitsirene: Leif Katzwinkel wird blitzschnell eingewechselt, wird per Steilpass von Qendrim Alaj in Szene gesetzt und hebt das Leder zum 18:10-Pausenstand in die Maschen. Der junge Außenspieler wird mit reichlich Beifall bedacht. „In der ersten Halbzeit boten wir eine ganz starke Leistung. In Angriff und Abwehr. Nur 10 Gegentore belegen das“, betonte Qendrim Alaj. Er wurde im ersten Abschnitt für Abwehraufgaben vom jungen Jannis Rehm abgelöst. Der 18-jährige Rückraumspieler übernahm im zweiten Abschnitt auch über weite Strecken die Angriffsregie.
Torhungrige Jugendbrigade
Neu sortiert, aber aufgrund der Vorpausenereignisse mit spärlich besetzter Wechselbank, startete die HSG Werratal in den zweiten Abschnitt. Ungeachtet der Nackenschläge spielten die Gäste couragiert auf, schlossen zunächst konsequent ab. Für frischen Wind und Torgefahr aus dem Fernwurfbereich sorgte der 20-jährige Lukas Scharfenberg. Die Gastgeber behaupteten ihr sattes Polster. Conrad Ruppert verwertete ein Zuspiel von Ole Gastrock-Mey zum 21:13 (36.). Unkonzentriertheiten begünstigten das Treffer-Aufstocken der Gäste (23:18, 40.). Fast mit der kompletten Jugendbrigade auf dem Parkett stehend, forcierten die Eisenacher das Tempo. Der junge Linkshänder Maarten Elwert zog immer wieder erfolgreich aus dem rechten Rückraum ab, versenkte zum 26:19 (45.). Mit einer Körperfinte verschaffte sich Jannis Rehm Platz und netzte zum 27:20 ein (46.). Maarten Elwert behauptete sich zum 28:20 (47.) und 30:24 (55.). Kurz zuvor sorgte ein plötzlich auf der Werrataler Bank aufgetauchte Fan der Gäste für eine neuerliche Unterbrechung. Nach einem Disput sahen beide Trainer Gelb. Die HSG Werratal betrieb noch kräftig Ergebniskosmetik. „Da unterliefen uns doch einige Abstimmungsprobleme, an denen es zu arbeiten gilt“, konstatierte Qendrim Alaj. Zehn Technik- und Regelfehler hatte Jahn Beim Stand von 31:28 ertönte die Sirene. Der ThSV Eisenach II tanzte ausgelassen auf dem Parkett der Werner-Aßmann-Halle. Die Streithähne aus beiden Lagern umarmten sich, das eine oder andere Kaltgetränk wurde gemeinsam geleert.
Auswärtsspiel in Altenburg
Für den ThSV Eisenach II sieht der Spielplan am kommenden Wochenende ein Auswärtsspiel vor. Der SV Aufbau Altenburg ist am Samstag, 30.11.2024 um 18.00 Uhr in der Sporthalle „Goldener Pflug“ Gastgeber. Das nächste Heimspiel ist für Sonntag, 15.12.2024 terminiert. Als Abschluss der Vereinsweihnachtsfeier trifft der ThSV Eisenach an diesem Tag auf den Mitkonkurrenten um den Titel, den VfB Mühlhausen.
Statistik
ThSV Eisenach II: Büchner, Trabert; Brenner (3), Rehm (2), Weiß, Urbach, Ruppert
(4), Schlotzhauer (1), Schiertz, Gastrock-Mey (3), Ukaj (3), A. Alaj (5), Katzwinkel (1),
Q. Alaj (1), Elwert (6)
HSG Werratal: Kremmer, Schmidt-Röh; Panasenko, Maslak (4), Kleint (4), Bilic,
Reum (2), Warlich, Winner (8), Selmeczi (1), Scharfenberg (6), Oluic (3), Pesic
Siebenmeter: ThSV II 0/2 – HSG Werratal 0/2
Zeitstrafen
ThSV Eisenach II 3 x 2 Min.
HSG Werratal 4 x 2 Min., Rot für Oluic nach grobem Foulspiel
Schiedsrichter: Beyer/Scholz
Zuschauer: 408
Th. Levknecht