Mit Effizienz im Angriff zum frühzeitigen Klassenerhalt

Bildquelle: Ch. Heilwagen – ThSV-Keeper Matija Spikic in Aktion

ThSV Eisenach stellt mit Marko Grgic erneut den Top-Torjäger der Liga

Bereits 8 Spieltage vor Saisonende war der Klassenerhalt perfekt. Kreativer Handball ließ die Wartburgstädter mit 27 Pluszählern und einem Torverhältnis von 1047:1050 auf dem 11. Tabellenplatz in der 18er Liga die Ziellinie überqueren. „Dieses Torverhältnis zeigt, wir hatten nahezu in jedem Spiel die Chance es zu gewinnen“, betont Trainer Misha Kaufmann. Er setzte viel auf Emotionen. „Emotionen sind wie Benzin für das Auto“, argumentiert der Schweizer, der zugleich auf Demut plädierte, für den Kampf, Wille, Focus und Bewusstsein ganz entscheidende Tugenden waren. „Wir haben mehr als ein Stück Geschichte geschrieben, wir haben Menschen animiert, an das Unmögliche zu glauben“, so der auf die Trainerbank des TVB Stuttgart wechselnde Misha Kaufmann. Die Eisenacher ließen keine langen Durststrecken bis zum Tag des Klassenerhaltes zu, punkten fleißig, holten zwischen dem 28.10. und 28.11.2024 beispielsweise 8:2 Punkte. Spektakulär, der 32:21-Sieg über die MT Melsungen, der 36:32-Auswärtserfolg bei den Rhein-Neckar Löwen und der Punktgewinn beim 39:39 in Flensburg. Der erneute Derbysieg in Leipzig (36:31) schmeckte besonders lecker. Und die hauchdünnen 1-Tore-Niederlagen bei den Topteams in Magdeburg (32:33), Melsungen (25:26) und Kiel (35:36) sprechen auch für sich. Aus dem Rahmen fallen die Heimniederlagen gegen die SG Bietigheim (32:35) und den TVB Stuttgart (25:29). 

sportfotoseisenach – Trainer Misha Kaufmann

Wunsch von Manuel Zehnder blieb unerfüllt

Manuel Zehnder, der Bundesliga-Toptorjäger der Vorsaison, vom HC Erlangen ausgeliehen, wollte in Eisenach bleiben, nicht nach Erlangen zurückkehren. Er kündigte seinen bis 2026 laufenden Arbeitsvertrag. Seine Kündigung bei den Franken beschäftigte Arbeitsgerichte über zwei Instanzen. Der Antrag von Manuel Zehnder wurde abgewiesen. Nach Zahlung einer hohen Ablösesumme wechselte Manuel Zehnder dann vom HC Erlangen zum SC Magdeburg, bei dem er einen Zweijahres-Vertrag unterzeichnete. 

F. Frömberg – Peter Walz, der Kapitän des ThSV Eisenach, beim Torwurf

Besonderes Fluidum im Thüringer Handballtempel

Die aus Sicherheitsgründen auf eine Kapazität von 2.800 Zuschauern reduzierte Werner-Aßmann-Halle war zu nahezu allen Spielen ausverkauft. „Wir bestreiten 16 Auswärtsspiele, doch das 17. ist was Besonderes“, verwies Christian Prokop, der Coach des TSV Hannover-Burgdorf, auf die ganz besondere Atmosphäre im Thüringer Handballtempel. „Für keine Mannschaft ist es leicht, in unserer Halle zu spielen. Die Nähe der Fans, die Nähe der Emotionen und die Lautstärke sind eine der Garanten unserer Erfolge“, reflektiert Maik Nowak auf die Heimspielstätte.  „Wir werden von unseren Fans regelrecht getragen“, betont Peter Walz. Die reisefreudigen Fans des Thüringer Kultklubs sind auch bei den Auswärtsspielen lautstark zu hören. 

sportfotoseisenach – Marko Grgic, mit 301 Treffern der Top-Torjäger der 1. Handballbundesliga Männer

Kometenhafter Aufstieg von Marko Grgic 

Zu den Markenzeichen des ThSV Eisenach gehörte erneut eine kreativ betriebene offensive Abwehr, ungewohnt und unbequem. Dieser gelangen allerdings nicht die Ballgewinne und die daraus resultierenden Gegenstoßtreffer der Vorsaison. Die Eisenacher kassierten mehr Gegentore als Absteiger Potsdam, landeten auf dem 15. Platz der Gegentore-Tabelle. „Für uns sprach unsere Effizienz im Angriffsbereich, ähnlich der des SC Magdeburg. Wir initiierten das Spiel in die Tiefe, um aus sicheren Positionen zum Abschluss zu kommen“, analysierte Maik Nowak. Die Eisenacher bevorzugten einen 4-Mann-Rückraum. Dieser heizte mit Marko Grgic, Simone Mengon, Filip Vistorop und Peter Walz oder Malte Donker den gegnerischen Abwehrreihen ein. „Filip Vistorop war das entscheidende Puzzle im Angriff“, lobt Misha Kaufmann den im Sommer von der HBW Balingen-Weilstetten gekommenen Kroaten. Simone Mengon, der erste Italiener beim ThSV Eisenach, nahm eine rasante Entwicklung, steuerte immer wieder die Nahtstellen der gegnerischen Abwehr an. Marko Grgic kam entgegen, dass Manuel Zehnder, der Top-Torjäger der Bundesliga-Saison 2023/2024, nicht mehr im Kader stand. „Dadurch war Marko die Möglichkeit gegeben, sein Potential voll auszuschöpfen, das zum kometenhaften Aufstieg führte“, erklärte Maik Nowak. Als zweiter Bundesligaspieler überhaupt knackte Marko Grgic die 300-Tore-Marke. Er wurde als Nachwuchsspieler der Saison 2024/2025 und mit 301 Treffern als der Torschützenkönig der DAIKIN-Handballbundesliga ausgezeichnet. „Wichtig für Marko Grgic – neben seiner handballerischen Entwicklung – im Bereich der Persönlichkeit in die richtige Richtung zu wachsen. Handball-Deutschland wird dann noch viel Freude an ihm haben“, fügt Maik Nowak hinzu.

sportfotoseisenach – Zuletzt auf Rechtsaußen regelrecht aufgeblüht: Gian Attenhofer

Wichtige Rolle für Silvio Heinevetter

„Im Großteil der Saison hat Silvio Heinevetter seinem Torwartkollegen Matija Spikic jene Sicherheit gegeben, um sich entwickeln zu können. Matija Spikic hat überwiegend eine gute Saison gespielt. Silvio Heinevetter hat insbesondere am Ende der Saison gezeigt, wozu er als so erfahrener Torwart in der Lage ist“, beschreibt Maik Nowak die Situation auf der Torhüterposition. Die guten Leistungen von Matija Spikic wurden mit dessen Nominierung für die Nationalmannschaft seiner Heimat belohnt. Der vergangene Saison per Zweitspielrecht beim Stralsunder HV in der 3. Liga zum Einsatz gekommenen Bastian Freitag, nun zurück beim ThSV Eisenach, soll sich, so Maik Nowak, im Trainingskollektiv weiterentwickeln. 

sportfotoseisenach – Rene Witte, Geschäftsführer des ThSV Eisenach
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Im Interview: Rene Witte (Geschäftsführer des ThSV Eisenach)

Hielt die wirtschaftliche mit der sportlichen Entwicklung Schritt?

Wir haben im zweiten Jahr in Folge die Lizenz ohne Auflagen erhalten. Angesichts unserer Geschichte in diesem Punkt muss das dick unterstrichen werden.  Die Kosten sind, wie in der freien Wirtschaft, enorm gestiegen. Die Anforderungen sind ebenso gewachsen. Dazu gehören vermehrt Übernachtungsreisen. Ein großer Dank geht an unseren Hauptsponsor „MANTOS“ und viele Sponsoren, die uns seit Jahren die Treue halten, aber ebenso den neuen Sponsoren und Partnern. 

Wie beurteilen Sie die abgelaufene Saison?

Wir spielten eine überragende Saison. Der Dank gilt der Mannschaft mit Trainerteam und dem Staff. Der Dank geht ebenso an unsere Ärzte, Physios und unser Busunternehmen, auf das wir uns jederzeit verlassen konnten.  Für den ThSV Eisenach wahrlich was Besonderes, der Klassenerhalt 8 Spieltage vor Saisonende. Und das in einer so ausgeglichenen Liga auf höchstem Niveau! 

Es gab aber auch Störfeuer…?

Ja, richtig Sturm. Wir werden uns als Klub aber nicht öffentlich dazu äußern. Wir haben das reflektiert, daraus gelernt, damit sich derartiges nicht wiederholt.  

Die Zuschaueranfragen übersteigen bei weitem die Kapazität der Werner-Aßmann-Halle (2.800).  Wie gehen Sie damit um? 

Unsere Halle war über die Saison zu 98 Prozent ausgelastet. Wir hatten zu jedem Spiel zwischen 500 und 2.000 zusätzliche Anfragen. Es tut uns leid, diese Ticketwünsche nicht erfüllen zu können. Unsere Fanlandschaft ist enorm gewachsen. Wir haben etliche Fans, die fahren zu den Auswärtsspielen, um „ihre Mannschaft“ live erleben zu können. Wir hoffen innigst auf unsere neue Arena. Bund, Land, Kreis und Stadt arbeiten eng zusammen. Der Baustart im Industriedenkmal des ehemaligen Automobilwerkes steht unmittelbar bevor. 

Th. Levknecht 

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