Mit Handball-Feuerwerk zum Sieg und auf Platz 8

2700 Zuschauer erlebten ein tempogeladenes, einsatzfreudiges und prickelndes Handballspiel. Die Eisenacher sprühten einmal mehr vor Spielwitz und Spielfreude, wucherten mit dem Pfund der mannschaftlichen Stärke und hatten mit Dragan Jerkovic ein klares Plus auf der Torhüterposition. Sein bekannter Gegenüber, Auswahltorhüter Chrischa Hannwald, zog zwar mit seinen kurzen Hosen im Tor die Aufmerksamkeit auf sich, die meisten Bälle zog jedoch Eisenachs Nummer 1 an sich. Mit diesem Doppelpunktgewinn und der gleichzeitigen Niederlage von GWD Minden kletterten die Wartburgstädter auf Tabellenplatz 8.

Bevor Handball gespielt wurde gedachten Aktive und Zuschauer der grausamen Ereignisse an einem Erfurter Gymnasium mit einer Schweigeminute. Zum Zeichen des Mitgefühls und der Trauer spielte der ThSV Eisenach mit einem schwarzen Trauerflor.

Die Eisenacher begannen mit Jonny Jensen für den grippegeschwächten Stephan Just am Kreis, ansonsten jedoch mit der Anfangsformation der letzten Wochen. Für Abwehraufgaben nahmen Till Bitterlich und Eric Amalou die Plätze von Martin Reuter und Preben Vildalen ein. Der Start war jedoch «holprig»: Stephane Joulin brachte vom 7-Meter-Punkt das Leder nicht an Essens Torhüter Chrischa Hannawald vorbei. Torjäger Oleg Velyky hatte für das 0:1 gesorgt und traf auch zum 1:2 (5.). Der zwischenzeitliche Ausgleich ging auf das Konto des besonders in den ersten 30 Minuten prächtig auftrumpfenden Sergio Casanova. Mit schnellem Kombinationsspiel manövrierten die Gastgeber in der Folge die 6:0 Deckung des Tabellenvierten aus. Stephan Just nahm nach 10 Minuten seine angestammte Position am Kreis ein, Jonny Jensen ging zunächst auf die Bank. Wie ein Schweizer Uhrwerk lief das ThSV-Angriffsspiel. Links rackerte Karsten Wöhler, war ein ständiger Unruheherd. Sergio Casanova brillierte mit Leichtfüßigkeit und Drang zum Tor im rechten Rückraum. Aus einem 2:2 (7.) wurde ein 8:3 (16.). Ein «Traum-Anspiel» von Preben Vildalen versenkte Stephan Just zum 6:3 (12.). Vildalen, über die gesamte Distanz auf der Regieposition, zeigte sich jedoch zu diskutierfreudig. Die Unparteiischen Andler/Andler aus Stuttgart, die jegliche Härte mit frühen und vielen Zeitstrafen unterbanden, schickten den Wikinger zum «Abkühlen» für zwei Minuten auf die Bank. Doch selbst mit nur 4 Akteuren auf dem Parkett traf Sergio Casaonva zum 7:3 (14.). Essens Goalgetter Oleg Velyky setzte zwei Strafwürfe ans Holz und wirkte fortan deutlich gehemmt. Das beidseitig hohe Tempo ging zu Lasten der Präzision. Mit einfachen Fehlern versäumten es die Schützlinge von Peter Rost den Vorsprung vorentscheidend auszubauen. Der mit allen Wassern gewaschene Essener Dimtri Torgowanow setzte sich am Eisenacher Kreis immer wieder in Szene. Die Eisenacher büßten den 5-Tore-Vorsprung, Karsten Wöhler hatte einen Tempogegenstoß erfolgreich zum 13:8 (27.) abgeschlossen, ein. Mit einem 13:10 ging es in die Halbzeitpause.

Mit noch mehr Power aus der Kabine
Mit einem wahren Feuerwerk startete der ThSV Eisenach in die 2. Halbzeit. Casanova, Joulin und Just lochten zum 16:11 (33.) ein. Die Essener Bank mit Trainer Juri Chevzov reagierte, denn eigentlich war ein Sieg in Eisenach eingeplant. Der defensive Deckungsriegel wurde in eine offensivere Variante mit zwei vorgezogenen Spielern verändert. Diese Maßnahme fruchtete aus Essener Sicht. Die Eisenacher Angriffe wurden frühzeitig gestoppt, das Kombinationsspiel unterbunden. Torgowanow traf zum 17:16 Anschlusstreffer (38.). Dramatik pur bis in die Schlussphase war nun angesagt, riss die 2700 auf den Traversen zu Begeisterungsstürmen hin. Die mit exzellenten Handballern gespickten Gäste trafen durch Sigurdsson zum 18:18 Ausgleichstreffer (42.). Per Strafwurf brachte Preben Vildalen sein Team wieder mit 19:18 in Vorhand (43.). Einsatz und Tempo bestimmten weiterhin das Geschehen. 2,14-Meter-Riese Mark Dragunski (Essen) musste nach der roten Karte auf den Zuschauerbänken Platz nehmen. Szilagy (Essen) und Vildalen (Eisenach) trafen vom Siebenmeterpunkt. Beim Stand von 20:19 meisterte Eisenachs Schlussmann Dragan Jerkovic einen Strafwurf vom österreichischen Auswahlspieler Victor Szilagy (45.). Tempohatz und mangelnde Präzision bestimmten auf beiden Seiten die nächsten Minuten. Eisenach legte einen Treffer vor, Essen egalisierte. Karsten Wöhler «vernaschte» Rune Skjaervold und traf zum 22:21 (51.). Im Gegenzug zog Oleg Velyky trocken ab, 22:22 (53.). Die Dramatik steigerte sich noch.

Ein Magier im ThSV-Kasten
Als Joulin und Casanova nicht trafen, nutzte dies Essen durch Rune Skjaervold zur Führung (23:24, 55.). Beide Vertretungen sind längst zum offenen Schlagabtausch übergegangen. Als Victor Szilagy den wuchtigen Preben Vildalen beim Wurfversuch umreißt, zücken die Schiedsrichter sofort die rote Karte (56.). Nervenstark hebt Stephan Just das Leder beim fälligen Strafwurf über Chrischa Hannawald ins Netz (24:24, 56.). Essen vertändelt den Ball. Sergio Casanova bleibt beim Konter cool (25:24, 57.). Teufelskerl Dragan Jerkovic zog wie in Magier die Bälle an sich, brachte mit unwahrscheinlichen Reflexen die Gäste schier zur Verzweiflung. Stephan Just powerte sich zum 26:24 durch (58.). Keinen hielt es mehr auf den Sitzen. Als Oleg Velyky den wurfbereiten Karsten Wöhler umriss, zeigen die beiden Schiedsrichter erneut auf den ominösen Punkt. Stephan Just schnappt sich das Leder und lässt Chrischa Hannwald keine Chance – 27:24 (59.). Die Aßmann-Halle wird zum «Tollhaus». Der ThSV Eisenach steht vor dem 14. Saisonsieg. Patrekur Johannesson lässt Essen nochmals leise hoffen (27:25, 59.). Im Alles oder Nichts geht TUSEM zur offenen Manndeckung über. Eisenach lässt sich nicht beirren. Stephan Just versenkt per Heber den Ball zum 28:25 (60.). Den Gästen gelingen zwar noch zwei Treffer – jedoch nur zur Ergebniskosmetik (28:27). Die Punkte bleiben in Eisenach!


Eisenach: Jerkovic, Lehmann (bei 1 Strafwurf); Romanesen (1), Wöhler (3), Joulin (2), Amalou, Vildalen (5/4), Reuter (1), Bitterlich (1), Jensen, Just (7/2), Casanova (8)
Essen: Hannawald, Sdunek (bei 1 Strafwurf); Velyky (4/1), Dragaunski (2), Johannesson (2), Michel (2), Lauritzen (2), Sigurdsson (4), Torgowanow (6), Szilagy (4/4), Krebietke, Skjaervold (1)

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Zeitstrafen: Eisenach 8 x 2 Min.; Essen 9 x 2 Min.(Rot Dragunski 45. nach 3. ZS, Szilagy 56. nach grobem Foul)

Siebenmeter: Eisenach 7/6; Essen 8/5

Schiedsrichter: Andler/Andler (Stuttgart)

Zuschauer: 2700

TRAINERSTIMMEN

Juri Chevzov (Essen):
Eisenach hat gut gespielt und gekämpft, damit verdient gewonnen. Ein erneuter Beweis für die phantastische Arbeit von Peter Rost war die heutige Leistung seiner Mannschaft. Wir waren in der 1. Halbzeit nicht clever genug, die sich uns bietenden Torchancen zu nutzen. Aus meiner Sicht war Karsten Wöhler der spielentscheidende Mann. Ihn konnten wir nie richtig stellen. Er sorgte für Entlastung und schuf Lücken für andere, wie für Casanova. Eine Deckungsumstellung brachte uns nach einem 5-Tore-Rückstand wieder zurück ins Spiel. Unser Saisonziel hieß nicht Meisterschaft sondern Europapokalplatz. Die nötigen Punkte werden wir noch holen.

Peter Rost (Eisenach):
Wir haben ein tolles Bundesligaspiel mit hervorragenden Spielzügen gesehen, kampfbetont, temporeich, dramatisch – nach dem Geschmack der Zuschauer. Wir begannen konzentriert und erreichten verdient eine 5-Tore-Führung. Wir versäumten es, diese auszubauen. Die Deckungsumstellung von Essen bereitete uns dann Probleme. Meine Mannschaft zeigte erneut eine tolle Moral. Dragan Jerkovic sicherte uns letztendlich den Sieg. Wir haben einem Favoriten beide Punkte abgenommen. Das stärkt unser Selbstvertrauen. Mit dieser Mannschaft werden wir auch in der nächsten Saison viel Freude haben.

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