Nach Lähmung den Turbo gezündet

ThSV Eisenach bejubelt nach 10:13-Pausenrückstand einen 32:26-Derbyerfolg über den HSC 2000 Coburg und steht zum Ende der Hinrunde auf einem Aufstiegsplatz

Nach der Hinrunde der Saison 2022/2023 in der 2. Handballbundesliga der Männer steht der ThSV Eisenach auf einem Aufstiegsplatz. In der aktuellen sowie in der Auf- und Abstiegstabelle (ohne den als Gast am Punktspielbetrieb teilnehmen HC Motor Zaporoshje) belegen die Wartburgstädter Aufstiegsrang 2. Zum Abschluss der Hinrunde, zugleich der ersten Partie im neuen Kalenderjahr, bejubelte der ThSV Eisenach vor 2.190 Zuschauern einen 32:26 (10:13)-Erfolg im thüringisch-fränkischen Derby über den HSC 2000 Coburg. Nach einer Lähmung im ersten Abschnitt zündete das Team um Kapitän Peter Walz nach dem Seitenwechsel den Turbo, entschied die zweite Halbzeit mit 22:13 für sich.

Wir haben uns im ersten Abschnitt selbst viel Druck gemacht, wollten der großen stimmungsvollen Kulisse was zeigen, sind schwer in die Zweikämpfe gekommen, brachten freie Bälle nicht am Coburger Schlussmann vorbei. In der zweiten Halbzeit sind wir in der Abwehr noch kompakter gestanden, kamen nach vorn richtig auf Touren, ins Tempospiel. Wir steuerten mit ganz viel Druck und Konsequenz den Coburger Kasten an. Voran Janis Schneibel, der aus Rückraum Mitte gute Lösungen fand, bilanzierte Eisenachs Trainer Misha Kaufmann.

Sein Kollege Brian Ankersen hatte eine überragende erste Halbzeit für sein ersatzgeschwächtes Team gesehen. In dieser konnte er auf einen bärenstarken 41-jährigen Jan Kulhanek im Tor bauen.

Wir starten mit dem Treffer zur 14:10-Führung gut in die zweite Halbzeit, verlieren dann aber zu viele Zweikämpfe. Wir haben es dann mit einem 7 gegen 6 probiert, doch dabei zu viele Fehler gemacht. Am Ende stand ein verdienter Eisenacher Sieg,  konstatierte Brian Ankersen, dessen Team schon nach zwei Minuten Kreisspieler Viktor Glatthard verletzungsbedingt (wahrscheinlich Bänderdehnung) verlor.

Jan Gorr, der Geschäftsführer der Franken, strich die starke erste Halbzeit seines Teams heraus.

Wir haben bis zur 20. Minute nur 6 Gegentreffer zugelassen, trafen selbst mehrfach über den Kreis. In der zweiten Halbzeit hatten die Eisenacher die besseren Lösungen, sodass die Partie gekippt ist. Es hat richtig Spaß gemacht, in solch einem tollen Rahmen Handball zu spielen, unterstrich Jan Gorr.

Umstrittene Szenen
Im ersten Abschnitt erhitzten zwei Szenen die Gemüter auf Parkett und Rängen. In der 13. Spielminute landete ein Siebenmeter-Ball von Coburgs Steinn Runarsson im Gesicht von Eisenachs Keeper Johannes Jepsen. Zur Verwunderung aller entschieden die Unparteiischen auf einen zweiten Siebenmeter.

Ein Eisenacher Spieler ist deutlich zu früh in den Kreis gelaufen, erklärten die Referees Jan Lier und Manuel Lier nach der Partie.

Hitzig wurde es auch in der 28. Minute. Zwei Coburger kollidierten, gingen zu Boden. Die Schiedsrichter verhängten zum neuerlichen Erstaunen aller die zweite Zeitstrafe gegen Eisenachs Abwehrchef Philipp Meyer.

Die Coburger kollidierten nur durch einen Stoß des Eisenachers, argumentierten Jan Lier und Manuel Lier.

Die reklamierende Eisenacher Bank sah Gelb. Nur gut, dass diese beiden Szenen letztendlich keinen Einfluss auf den Ausgang der Partie hatten.

Endstation bei Coburgs Oldie Jan Kulhanek

Unsere Angriffseffektivität war in der ersten Halbzeit nicht gut. Wir scheiterten zu oft am Coburger Schlussmann, befand Eisenachs Rückraumspieler Jonas Ulshöfer.

Nach dem Treffer von Jannis Schneibel zum 2:1 (5.) stotterte der ThSV-Motor erheblich. Fynn Hangstein und Alexander Saul scheiterte frei am Coburger Oldie, der auch im Siebenmeterduell mit Fynn Hangstein Sieger blieb (14.). Eisenachs Angriffsreihe lief sich an der kompakten Abwehr auf der Gegenseite fest. Die Gäste bekamen Tempogegenstoßchancen, die sie zum 3:6 (Herzig, 11.) und 7:11 (Bartlomiej, 26.) nutzten. Aber auch im Positionsangriff, zuletzt das Sorgenkind des HSC Coburg, gelangen Torerfolge. Das Aufflackern auf Eisenacher Seite durch zwei Treffer von Peter Walz vom Kreis fand keine Fortsetzung. ThSV-Coach Misha Kaufmann versuchte mit personellen Wechseln einzuwirken. Frühzeitig war Marko Grgic im Rückraum und als Deckungsspitze gekommen, besetzte Malte Donker den rechten Rückraum. Maximilian Jaeger traf für die Gäste zum 8:12 (27.).

Neben unserer schlechten Torausbeute standen auch unnötige Zeitstrafen, befand Eisenachs Timothy Reichmuth. Nach dem Seitenwechsel haben wir dann richtig aufgedreht, spielten uns mit der Unterstützung unserer Fans in einen Flow, ergänzte der Schweizer.

Wartburgstädter überrollen Gäste in der Schlussviertelstunde
Nach Wiederanpfiff wurde es ein ganz anderes Spiel. Jannis Schneibel (8 Feldtore) und Fynn Hangstein kurbelten das Eisenacher Angriffsspiel an, ließen sich nicht bremsen.  Per Konter netzte Willy Weyhrauch zum 14:15-Anschlußtreffer ein (35.). Beim Stand von 15:16 wehrte ThSV-Keeper Johannes Jepsen per Fuß einen Runarsson- Siebenmeter ab (37.). Der Blondschopf im Eisenacher Kasten wurde nun ein Faktor. Jonas Ulshöfer tankte sich in der für ihn typischen Art zum 16:16 durch (38.).

Wir steuerten mit Vehemenz die Schnittstellen der Coburger Abwehr an, betonte der Hesse in Diensten der Thüringer.

Jannis Schneibel narrte die Gästeabwehr zum 17:16 (40.). Brian Ankersen drückte den erstmals in Eisenach eingesetzten Buzzer für eine Auszeit, stellte personell und taktisch um. Jan Jochens löste Jan Kulhanek im Tor ab. Beim 17:18 (43.) hofften die Franken, die Partie wieder an sich zu reißen.

Doch wir waren richtig auf Fahrt, trafen über die zweite Welle, vermerkte Jonas Ulshöfer. Wir verteidigten gut, verwarfen im Angriff nur noch wenige Bälle, so ThSV-Keeper Johannes Jepsen.

Wir verloren die wichtigsten Zweikämpfe, merkte Coburgs Florian Billek an.

Wichtige Akzente setzte Marko Grgic als Deckungsspitze.

Ich sollte die Passwege zustellen. Coburg bekam Probleme. Ich konnte zwei Bälle abfangen, erklärte ein gut gelaunter Marko Grgic.

Es ging Schlag auf Schlag. Nach Regelwidrigkeit an Jannis Schneibel versenkte Fynn Hangstein vom Strich zum 18:18 (43.). Ivan Snajder zirkelte das Leder aus der eigenen Hälfte zum 19:18 in den verwaisten Coburger Kasten (44.). Inzwischen bildeten Torben Hübke und Philipp Meyer den Eisenacher Deckungsinnenblock. Hinter ihnen stand Johannes Jepsen (insgesamt 12 Paraden) immer wieder richtig. Malte Donker konnte nur auf Kosten eines Strafwurfes gestoppt werden, den Fynn Hangstein zum 21:18 einnetzte (47.). Der Coburger Versuch, mittels einer Auszeit die drohende Niederlage abzuwenden, gelang nicht. Die Hausherren ließen keinen Anschlusstreffer mehr zu. Peter Walz legte zum 23:20 für Jannis Schneibel auf (52.). Unterstützt von ihren mitgereisten Fans mobilisierten die Franken alle Kräfte. Beim 25:23 (54.) war noch nichts entschieden. Doch auch der zusätzliche Feldspieler blieb ohne die erhoffte Wirkung. Alexander Saul und Peter Walz netzten zum 27:23 ein (55.). Eine Linkshänder-Doublette zwischen Akexander Saul und Willy Weyhrauch entsprang das 28:24 (57.). Die blau-weißen Fans feierten ihr Team bereits stehend. Das Team hatte noch tüchtig Torhunger, stillte diesen zum 32:26-Endstand. Die zweite Halbzeit endete mit einem 9-Tore-Plus für den ThSV Eisenach!

Statistik
ThSV Eisenach: Jepsen (1.-60./ 12 Paraden), Gorobtschuk; Reichmuth (2), Hübke, Hangstein (7/3), Ulshöfer (2), Walz (4), Grgic (1), Hideg, Tokic (1), Meyer, Donker, Schneibel (8), Snajder (2), Weyhrauch (4), Saul (1)
HSC Coburg: Kulhanek (7 Paraden), Jochens (ab 40./ 4 Paraden); Preller, Runarsson (4/2), Jaeger (6), Dettenthaler, Bis (4), Glatthard, Fuß, Ossowski (2/1), Billek (3), Herzig (4), Knauer (2), Schröder (1)
Zeitstrafen: ThSV Eisenach: 4 x 2 Min. (Meyer 2 x 2 Min., Hangstein u. Snajder je 2 Min.) – HSC Coburg: 2 x 2 Min. (Bis, Schröder)
Siebenmeter: ThSV Eisenach: 3/4 (Hangstein verwandelt 3 x gegen Jochens und scheitert 1 x an Kulhanek) – Coburg: 3/5 (Runarsson verwandelt 2 x und Ossowski 1 x gegen Jepsen, Runarsson scheitert 2 x an Jepsen)
Schiedsrichter: Lier/Lier
Zuschauer: 2.190
Beste Spieler: ThSV Eisenach: Schneibel, Walz, Hangstein – HSC Coburg: Bis, Jaeger

Spielfilm: 2:1 (5.), 2:4 (9.), 3:7 (13.), 6:8 (18.), 7:10 (24.), 7:11 (26.), 9:13 (28.), 10:13 – 11:14 (33.), 14:15 (35.), 16:16 (37.), 17:16 (39.), 17:18 (42.), 21:18 (48.), 24:21 (52.), 27:23 (55.), 29:24 (58.), 32:26.

Th. Levknecht

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