Nachtrag: ThSV Eisenach mit 5. Auswärtspunkt

Bisher war der ThSV Eisenach in den Bundesligahallen ein gern gesehener Gast. Nahezu in schöner Regelmäßigkeit lieferten die Wartburgstädter nämlich die Punkte ab. Stand einem Verein «das Wasser bis zum Halse», auf den ThSV Eisenach war Verlass. Die Eisenacher verhalfen meistens den Gastgebern zu neuem Mut.
Doch damit scheint es vorbei zu sein! Der ThSV Eisenach holte durch ein 27:27-Unentschieden beim TV Großwallstadt am 10.Spieltag bereits den 5. Auswärtspunkt. Die gleiche Anzahl von Auswärtszählern wiesen die Männer aus der Werner-Aßmann-Halle nach den gesamten 38 Spieltagen der Vorsaison auf. «Wir werden endlich auswärts stabiler», freut sich Eisenachs Coach Peter Rost. In Schwerin und Minden verließen seine Schützlinge sogar als Sieger das Parkett. Der Olympiasieger von 1980 weiß jedoch auch, dass seine neuformierte junge Mannschaft auch mit Rückschlägen rechnen muss (siehe 22:32 Niederlage in Willstätt). Aber dererlei «Einbrüche» hat sogar auch der amtierende Deutsche Meister SC Magdeburg, wie bei der deftigen Klatsche in Nordhorn. Mit diesem Punktgewinn konnten sich die Thüringer im Mittelfeld der Tabelle der 1. Handballbundesliga (Platz 10) festsetzen.

Erneut 6-Tore-Rückstand egalisiert
Vor 1900 Zuschauern in der Unterfrankenhalle Aschaffenburg, darunter eine kleine und dennoch stimmgewaltige Anhängerschar aus dem Eisenacher Raum, ließ sich der ThSV Eisenach weder von einem 6-Tore-Rückstand (10:16, 26.Min.) noch durch die rote Karte für seinen Regisseur Jonny Jensen (47.) beirren. Dank einer enormen Steigerung im Deckungsbereich in der 2. Halbzeit, woran der ab der 15. Minute eingewechselte Torhüter Karsten Lehmann einen erheblichen Anteil hatte, erreichten die Gäste sogar ein Übergewicht. Der leichtfüßige und zugleich dynamische Sergio Casanova war nicht zu stellen, Stephan Just rackerte unermüdlich am Kreis, verwandelte zudem 4 Strafwürfe. Eisenachs Kapitän Martin Reuter hatte sogar den Siegtreffer auf der Hand, doch sein «Knaller» 60 Sekunden vor Ultimo klatschte ans Holz

Abwehr zuerst inaktiv
Der ThSV Eisenach hatte große Probleme im Abwehrverband. «Wir standen zu inaktiv», schätzte Peter Rost ein. 17 Gegentreffer in 30 Minuten sind wahrlich kein Ruhmesblatt. Großwallstadts Henning Siemens traf locker aus der 2. Reihe (5 Treffer in der 1. Halbzeit, Null nach dem Wechsel). Die Eisenacher hingegen vermochten zunächst nur selten, den Deckungsriegel der Hausherren zu knacken. Im Gegenteil, mit leichten Fehlern luden sie den TV Großwallstadt zu Tempogegenstößen und somit «leichten Toren» ein. Preben Vildalen und Elmar Romanesen erwischten im Eisenacher Rückraum nicht ihren besten Tag. Über Aktionen zur Kreismitte (Just) suchten die Wartburgstädter den Torerfolg. Mehrfach unterbanden dies die Hausherren nur regelwidrig. Stephan Just versenkte die fälligen Siebenmeter wie zum 4:6 (11.nach Foul an Jensen), 6:7 (13., nach Foul an Romanesen). Eine Kette eigener Fehler ließ den TV Großwallstadt auf 6:10 (16.) und gar 10:16 (26.) davon ziehen. Peter Rost versuchte mit personellen Wechseln im Rückraum dem Angriffsspiel seiner Mannschaft mehr Druck zu verleihen. Jonny Jensen rückte in den rechten und Martin Reuter in den linken Rückraum. Sergio Casanova übernahm die mittlere Aufbauposition. Binnen 4 Minuten kam der ThSV Dank seiner leichtfüßigen Abwehrarbeit (Amalou) zu mehreren Ballgewinnen, und schaffte bis zur Pausensirene mit dem 15:17 durch Sergio Casanova wieder Tuchfühlung.

Rot für Jonny Jensen kein Knackpunkt
Eisenachs elastisches Abwehrbollwerk stand auch nach Wiederanpfiff der insgesamt guten Schiedsrichter Matthias Dang/Thorsten Zacharias aus Mainz. Ein Doppelschlag von Eric Amalou (33./34.Min.) brachte den ThSV Eisenach erstmals in Führung (18:17). Karsten Lehmann steigerte sich von Minute zu Minute. In Unterzahl präsentierte sich der ThSV Eisenach top, in eigener Überzahl allerdings als Flop. «Wir konnten aus unseren Überzahlsituationen kein Kapital schlagen», legte Peter Rost dann auch die kritische Elle an. Jonny Jensen musste nach einer Rangelei mit Bernd Roos vorzeitig zum Duschen (47.). Der Bruch im Eisenacher Spiel blieb dennoch aus. Sergio Casaonva übernahm das Spielzepter und schwang sich «nebenbei» auch noch zum 6 fachen Torschützen auf. Als Stephan Just beim Stand von 22:23 für Großwallstadt vom Siebenmeterpunkt das Leder ans Holz setzte und wenig später wegen seiner «Diskutierfreudigkeit» für zwei Minuten zum «Abkühlen» auf die Bank musste, sich dort auf einen (unnötigen) Disput mit Zuschauern einließ, zeigte sich Sergio Casanova nervenstark. Als Preben Vildalen unsanft gestoppt wurde, die Unparteiischen auf den ominösen Punkt zeigten, schnappte sich der junge Spanier das Leder und versenkte es zum 23:23 (51.). Sergio Casanova war nun nicht mehr zu bremsen. Er sprühte vor Tatendrang. Die Hausherren bekamen das «große Flattern». Selbst der 34-jährige Nationalmannschaftsaußen Bernd Roos wurde angesteckt, jagte einen Strafwurf über den Eisenacher Kasten (52.).

Sergio Casanova zu schnell für Großwallstadt
Der Ex-Magdeburger Michael Jahns, nun für die Einheimischen dabei, wuchtete aus der 2. Etage zum 26:24 (55.) ein. Kein Grund für hektische Aktionen beim ThSV Eisenach. Besonnenheit und Abgeklärtheit war angesagt. Kapitän Martin Reuter hämmerte ansatzlos zum 25:26 Anschlusstreffer ein (55.). ThSV-Keeper Karsten Lehmann blieb gegen Bernd Roos Sieger. Stephan Just verwandelte per Heber auf Vildalen-Vorlage zum 26:26 Ausgleich (56.). Großwallstadts Tonci Valcic traf zum 27:26 (57.) und musste wenige Augenblicke später vorzeitig zum Duschen. Eine Zeitstrafe kommentierte er ausgiebig. Die Schiedsrichter verhängten als «Zugabe» eine weitere 2-Minuten-Strafe, die gleichzeitig die dritte war und damit Rot nach sich zog. Kurz zuvor hatte Sergio Casanova zum 27:27 Ausgleich getroffen. Karsten Lehmann machte das Eisenacher Gehäuse dicht. Fast hätte Martin Reuter zum 3. Auswärtssieg noch getroffen, doch es blieb bei der letztendlich für beide Seiten gerechten Punkteteilung.

Neu: Gastgeber über Punkt gegen Eisenach erfreut
Peter Meisinger, der Coach des TV Großwallstadt, sprach von Höhen und Tiefen seiner Schützlinge im Verlauf der 60 Minuten, bemängelte blackouts seiner Leistungsträger und war nach eigenem Bekunden froh über diesen einen Punkt. Wie sich die Zeiten halt ändern. Sonst war der ThSV Eisenach bei Reisen ein Punktelieferant. Jetzt ist der Trainer der Heimmannschaft über ein Unentschieden gegen die Schützlinge von Peter Rost froh!

Statistik:
Großwallstadt: Beck, Lichtlein; Burkhart, Mierzwa (4), Roos (3/2), Valcic (3), Jahns (2), Siemens (5), Grimm (4/1), Ericsson (3), Bedzikowski (2), Wolf (1)
Eisenach: Jerkovic, Lehmann; Romanesen (2), Amalou (3), Vildalen (1/1), Reuter (3), Bitterlich, Jensen (1), Just (7/4), Casanova (6/1), Göhl (3)
Zeitstrafen: Großwallstadt 6 x 2 Min. (Rot Valcic 59. nach 3. Zeitstrafe); Eisenach 5 x 2 Min. (Rot Jensen 47.)
Siebenmeter: Großwallstadt 4/3; Eisenach 7/6
Schiedsrichter: Dang/Zacharias (Mainz)
Zuschauer: 1900

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