Nachwuchsarbeit stand im Mittelpunkt

«Die sportliche Linie von der 1. Mannschaft bis zur kleinsten Nachwuchsvertretung muss im gemeinsamen Trainingskonzept erkennbar sein. Ein wichtiger und richtiger Schritt war daher die Gründung eines Trainerrates mit Peter Rost, Andreas Schwabe, Stefan Albrecht und Matthias Allonge», formulierte Präsident Frank Seidenzahl in seinem Rechenschaftsbericht anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung des ThSV Eisenach. Stand in den vergangenen Jahren mehrfach das Erstbundesligateam im Mittelpunkt der Diskussionen, auch weil der Tabellenstand zum jeweiligen Zeitpunkt dafür Anlass gab, so drehte sich in diesem Jahr nahezu alles um den Nachwuchssektor. Die fast komplett anwesende Bundesligamannschaft sorgte im vergangenen Spieljahr für bundesweit positive Schlagzeilen, rangiert auch derzeit im gesicherten Mittelfeld des Handballoberhauses.

Intensivierung im Nachwuchsprojekt
Als Ziel der Arbeit im Nachwuchsbereich bezeichnete Frank Seidenzahl die Gewinnung von Spielern durch Sichtung an den Grundschulen; Gewinnung von Spielern für das Talenteprojekt durch individuelle Auswahl und persönliche Ansprachen; sportfachliche, handballspezifische Ausbildung durch qualifizierte Übungsleiter, entsprechend der Altersstufen und möglichen Belastungen; Herausbildung und Entwicklung von Spielern, die in Thüringen die Leistungsspitze darstellen, den ThSV Eisenach in den Nachwuchsmannschaften Deutschlands vertreten, Leistungsträger für die 2. Mannschaft und möglichst Anschlusskader für das Bundesligateam werden.
Doch eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht im Nachwuchssektor des ThSV Eisenach. Stefan Albrecht, für den sportlichen Bereich im Nachwuchs verantwortlich, sprach gar vom Scheidepunkt für das Nachwuchsprojekt. Er forderte vor allem ein Umdenken beim Übergang vom Nachwuchs- in den Männerbereich. Nach sechs Trainingseinheiten in der Woche folgen im Männerbereich nur noch vier. Dies sei alles andere als leistungsfördernd. Matthias Allonge sprach in diesem Zusammenhang Trainingsbedingungen an. «Nur durch erhöhten Trainingsumfang sind erhöhte Leistungen möglich», formulierte der gerade 40 Lenze gewordene Co-Trainer der Eisenacher.
Gerhard Schneider, Oberbürgermeister und Vereinsmitglied, stellte eine wohlwollende Prüfung in Aussicht. Er unterstrich, «wenn der ThSV spielt, spielt er für Eisenach» und sprach damit den Werbeträger an. «Der Bekanntheitsgrad des ThSV Eisenach übersteigt ja sogar den der Wartburg», ließ er sich gar zu Superlativen hinreißen.

Ehemalige als Übungsleiter gewinnen
Stefan Albrecht, dessen eigene sportliche Zukunft beim ThSV Eisenach noch ungewiss ist, die betreffende Stelle wurde inzwischen bundesweit ausgeschrieben, formulierte drei Ziele. Jährlich soll ein DHB-Kader aus den Reihen des ThSV Eisenach kommen. Die A- oder B- Jugend soll über den Landes- und Regionalmeistertitel um die deutsche Meisterschaft mitspielen. Jährlich soll mindestens ein Talent den Anschluss an das Erstbundesligateam finden. Dazu sei aber eine weitere Erhöhung der Anstrengungen, auch im finanziellen Bereich, nötig. Sponsorengespräche für den Nachwuchs seien mehrfach mit Hinhaltetaktiken verbunden. Lehrstellen im Einklang mit Trainingseinheiten forderte er ebenso wie die Gewinnung von engagierten Sportlehrern für den Handballsport.
Andreas Hennig, seit dem Sommer Koordinator im Bereich Leistungssport, wünscht sich ein wesentlich stärkeres Engagement ehemaliger Spieler im Übungsleiterbereich. Gerade da lägen noch viele Reserven.
In der lebhaften Diskussion wurde aber zugleich herausgestellt, dass bei den Talenten eigener Wille und Durchbeißen gefragt sei. Gerade beim Übergang vom «umsorgten» Nachwuchsbereich zu den Männern sei dies nötig. Mit Willenskraft könne manche Klippe gemeistert werden, um im Handball hohe sportliche Ziele zu erreichen.

Stephan Just Thüringer Anwärter für Olympia
Wolfgang Birth, Präsident des Thüringer Handballverbandes, würdigte ausdrücklich die hervorragende Arbeit des ThSV Eisenach. Er konnte dem 23-jährigen Bundesligaspieler Stephan Just die Berufung in den Kreis Thüringer Athleten für Olympia in Athen überbringen. 45 Thüringer Sportler erhielten diese Berufung. Dem 17-jährigen Christoph Baumgärtel wurde eine Individualförderung von Landesebene zuteil. Seitens des ThSV Eisenach wurden für gute sportliche Leistungen Florian Richardt (B-Jugend, DHB-Kader) und Christian Henkens (A-Jugend) geehrt.

Finanziell gesund trotz leicht rückläufiger Mitgliederzahl
Trotz der schwierigen Situation der Gesamtwirtschaft, unter der die Förderung des Sports leide, konnte ThSV-Schatzmeister Horst Ehrhardt von einem finanziell gesunden Verein ThSV Eisenach berichten. (Die ThSV-Marketing GmbH existiert wirtschaftlich selbständig.) Im Berichtszeitraum vom 01.07.2001 bis zum 30.06.2002 stehen 201000 Euro Einnahmen 196200 Euro Ausgaben gegenüber, wobei noch einige kleinere Zahlungsverbindlichkeiten offen seien. Die leicht rückgängige Mitgliederentwicklung, von 366 auf 342 bedeute auch einen Einnahmeverlust von ca. 1000 Euro Mitgliedsbeiträgen. Horst Ehrhardt konstatierte selbstkritisch, «für eine passive Mitgliederschaft gibt es weiterhin keinerlei Anreize». Eine Mitgliederwerbekampagne fruchtete nicht.
Bei zwei Enthaltungen wurde der Vorstand für das abgelaufene Geschäftsjahr entlastet. Vorstandswahlen standen satzungsgemäß nicht auf der Tagesordnung. Lediglich die Kassenprüfer wurden neu gewählt.

Ehrenamtliche gewürdigt
ThSV-Pressesprecher Thomas Levknecht würdigte das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer und führte die HSG D/M Wetzlar als Beispiel an, dass trotz Kommerz das Familiäre erhalten werden müsse. «Ein Schicki-Micki-Verein wie HSV Hamburg wollen wir nicht werden», führte er aus und rief alle zur weiteren aktiven Mitarbeit auf.
Stellvertretend für die vielen fleißigen Helfer hinter den Kulissen wurden geehrt, für ihr Engagement in der Mannschaftsbetreuung, im Bereich Versorgung, Auf- und Abbau Werbeträger und Ordner: Sabine Schattenberg, Silke Lämmerhirt, Gerhard Mende und Georg Haun.
Für langjährige Vereinsmitgliedschaft und selbstlose Mitarbeit im Jugend- und Seniorenbereich wurden mit der Ehrennadel in Bronze ausgezeichnet: Uwe Hensch, Marita Just, Rüdiger Just sowie Bernd Wagner, einstiges Vorstandsmitglied und bewährter Sprecher bei den Heimspielen der Oberligamannschaft.

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